Beiträge von AnnetteV

    Und wie schaut es aus wenn die Hunde auf die Pflegestelle kommen? Was war die kürzeste Zeit auf einer Pflegestelle bei euch und was die Längste?


    Ich gehe mal davon aus dass wenn ich der Orga sage was ich füttere (Josera) dass sie nicht verlangen für einen Pflegehund extra Futter zu nehmen? Es sei denn eine Erkrankung würde dies notwendig machen...
    Und was passiert wenn ein Hund mit Giardien oder Parvo ankommt und ja alles im Haushalt mitbehandelt werden muss?
    Oder wenn ich zum Beispiel zu meiner Mutter fahren möchte die in Frankreich wohnt (Kontrolliert würde ich bisher nie)?


    Sorry die Fragen aber will nicht ganz jungfräulich an die Sache heran gehen.

    All diese Fragen müsstest Du Deiner Organisation stellen.


    Selbstverständlich wird bei uns verlangt, dass dem Hund das Futter gegeben wird, das wir mitgeben. Falls der Pfleger aus irgendeinem Grund anders füttern will, kann er das, solange es dem Hund nicht schadet und dieser es verträgt, gerne tun. Übernommen wird das aber nicht.


    Eine seriöse Organisation wird alles dafür tun, keinen ansteckenden, kranken Hund in einen Haushalt mit anderen Tieren zur Pflege zu geben. Als Pflegestelle würde ich, wenn ich andere Tiere habe, so einen Fall ablehnen, bzw. mich wundern, dass mir so ein Tier überhaupt gebracht werden soll. Das liesse mein Vertrauen in diese Organisation gewaltig schrumpfen. Ich würde mich wundern, wenn Du den Hund mit ins Ausland nehmen dürftest.

    Auch wenn Schafe grundsätzlich freundlich sind und weichen, gibt es durchaus sehr wehrhafte Exemplare. In Grossbritannien ist es keine Seltenheit, einen jungen, unerfahrenen Hund wegen eines (oder mehrerer) Schafe, die sich zur Wehr setzen, zu verlieren.


    Gerade die Tiere, die den grössten Teil des Jahres halbwild in den Mooren leben und wenig Farmleben kennen gelernt haben, wissen sich im Notfall schon zu verteidigen. Setzt ein (meist unerfahrener) Hund da in einem Moment unverhältnismässig viel Druck auf oder lässt dem Schaf keinen Ausweg mehr, kann es dazu kommen, dass die Schafe in Notwehr auf den Hund losgehen.


    Einem einzelnen (meist zurecht) rebellierenden Schaf kann ein erfahrener Hund vielleicht noch Herr werden - einer ganzen Gruppe, die sich zur Attacke entschliesst, kaum. Ein Hund, der noch nie eine derartige Erfahrung gemacht hat, wird davon in der Regel völlig überrumpelt und zieht dann den Kürzeren.

    Unsere Organisation übernimmt sämtliche Kosten, die der Pflegestelle anfallen. Wir stellen Spielzeug, Leinen, Geschirre, Halsbänder, Näpfe, Futter und Betten zur Verfügung und übernehmen selbstverständlich auch jegliche anfallenden Tierarztkosten. Wäre ja noch schöner, wenn der freiwillige Helfer sich neben der Zeit, die er opfert, auch noch in Unkosten stürzen müsste. Die Pflegestelle ist über den Verein auch gegen sämtliche Schäden versichert, welche der Hund anrichtet.


    Mir wäre es im Traum nie eingefallen, Pflegestelle für eine Organisation zu werden, die mir auch noch irgendwelche Kosten aufs Auge drücken will oder mich während meines Einsatzes nicht vernünftig gegen Schäden versichert. Das empfinde ich als pure Ausnutzung.

    Hunde(rassen) sind Kulturgüter. Aus diesem Grund eignen sie sich auch so gut, um ein bestimmtes Statement abzugeben, ein Image zu kreieren. Ob wir es wollen oder nicht, kulturell sagt es viel darüber aus, welche Hunde wir halten.


    Die heutige Rassevielfalt in den USA und Westeuropa ist auch ein Spiegel der Globalisierung, die sowieso sehr eng mit den Anfängen der Hundezucht in Grossbritannien des neunzehnten Jahrhunderts verknüpft ist. Seit dem Zeitalter der Aufklärung hatten Wissenschaftler begonnen, die Welt zu systematisieren, zu ordnen. Menschen wie Humboldt und Darwin bereisten die Welt nun nicht einfach mehr wie damals Kolumbus und Magellan um sie zu entdecken, Handel aufzutreiben oder sie zu beherrschen und zu kolonialisieren, sondern um sie zu erforschen. Man begann Genealogien zu erstellen, Pflanzen und Tiere zu sammeln und zu kategorisieren. Nun hatte nicht nur der Adel Anrecht auf einen Stammbaum, sondern plötzlich jedes Lebewesen. So ist es kein Wunder, dass auch Hunde systematisiert wurden und zum Teil romantische Märchen von irgendwelchen Ur-Tibetdoggen Eingang in die klugen Bücher fanden, die durch die Römer(!) über die Alpen gekommen sein sollten.


    Hunde sind ein reines Menschenprodukt und daher seit jeher enger Identifikationsgegenstand. Heute haben wir die Möglichkeit, uns mit einem 'Ridgeback' ein Stück (zivilisiertes, salonfähiges) Afrika oder mit einem Husky die Wildnis der arktischen Regionen ins Wohnzimmer zu holen und unseren Abenteuergeist auszudrücken.


    In England, wo die ganze Rassenhundezüchterei im heutigen Sinne begann, ist das Statussymbol 'Hund' noch viel stärker spürbar. In einem Land, das sich als ganz besonders hundeliebend versteht (obwohl es seit Kurzem mittlerweile auch da mehr Katzen als Hunde gibt), gehört ein Vierbeiner einer bestimmten Rasse noch viel stärker zum Selbstverständnis als hierzulande. Die klassische Mittelschicht, die auch von aussen als solche verstanden werden will, holt sich nach wie vor einen Labrador. Möchte man sich vom Fokus des Adels und der 'Rasse' lieber abwenden, holt man sich als Statement um sein alternatives Gedankengut auszudrücken eben einen Mischling. Als sozialer und weltoffener Mensch wird es dann einer aus einem als kulturell weniger weit entwickelt empfundenen Land.


    So ist es kein Wunder, dass z.B. Filme oder die Literatur, genau wie der Hund ebenfalls Kulturgüter, gewisse Modewellen auslösen können. Interessant ist in diesem Hinblick auch die plötzliche Rückbesinnung auf die 'ursprüngliche' Aufgaben einer bestimmten Hundrasse in einer Zeit und einer Welt (ich spreche nach wie vor nur vom Westen), in der kaum ein Hund eine andere Funktion als die eines Sport- und Familienhundes hat. Egal wie sehr der Schäferhundhalter auf seinen 'Gebrauchshund' pochen mag - solange er ihn nicht im Alltag für seine tägliche Arbeit einsetzen muss und für den Hundesport seine Freizeit opfert, verrät das Wort 'Sport' ja schon, dass es sich hier um eine reine Freizeitaktivität handelt. Sport wurde, so wie wir ihn heute betreiben, - man höre und staune - nämlich ebenfalls im neunzehnten Jahrhundert entwickelt.

    Hallo Sue,

    Aber ich hoffe hier in diesem Forum auch Leute zu finden die den Sinn der klassischen Konditionierung bei Tieren noch verstehen und ich nicht die einzige bin.

    Die wirst Du in der Tat hier finden. Aber zumindest diejenigen, die tatsächlich etwas von klassischer Konditionierung verstanden haben, werden Deine Aktion kaum bejubeln. Deine Reaktion ist insofern verständlich, als dass sie aus einem sehr menschlichen Impuls und einem Ärger entstanden ist. Mit Erziehung hat das aber überhaupt nichts zu tun, denn der Hund hat in diesem Moment nur gelernt: 'Wenn Du aus der Tür entwischst, stell sicher, dass Du Dich vor Deiner Besitzerin in Sicherheit bringst. Wenn sie Dich einfängt, tut sie Dir nämlich weh.'


    Man sagt, als Trainer habe man etwa 2 Sekunden Zeit um ein Verhalten zu belohnen oder zu bestrafen, damit der Hund es mit seiner Aktion noch verknüpfen kann. Manche finden sogar diese Zeit zu lang und sprechen von einer Sekunde. Belohnung oder Strafe sollten also unmittelbar auf das Verhalten des Tieres folgen, nicht erst nach mehreren Sekunden.


    Sie springt dann über die Hecke und begrüsst die vorbeilaufenden Menschen. Einmal erwischte sie ein Kind das vor Schreck weinte.

    Ja Moment: will der Hund denn jetzt begrüssen oder geht er die Menschen an? Was meinst Du mit 'erwischt'?


    Es ist leider unmöglich unseren Garten mit einem Haag zu sichern. Wir haben eine Schleppleine und binden sie immer an wenn sie im Garten ist.

    Man kann einem Hund beibringen, sich stets in der unmittelbaren Nähe des Menschen aufzuhalten und zu stoppen oder zum Mensch zurück zu kehren, wenn dieser das möchte. Ansonsten kann man, wie ihr das ja bereits tut, den Hund an einer Leine sichern.


    Aber es gibt auch die Momente, wenn mein Sohn z.B die Haustür aufmacht und sie plötzlich einen vorbeilaufenden Hund sieht, dann nützt alles rufen nichts mehr - dann brennt bei ihr kurz eine Sicherung durch.

    Das hier hat mit den beiden oben genannten Problemen, die ihr mit dem Hund habt, keinerlei Verbindung. Ausser vielleicht, dass der Hund nicht so erzogen wurde, dass er wirklich verstanden hat, was er tun soll und was lieber nicht. Disziplin an der Tür lässt sich dem Hund absolut problemlos auch ohne Gewalt beibringen. Ein Trainingsbeispiel ist das 'Tür auf' - 'Tür zu' - Spiel, in dem der Hund lernt, dass er ohne das Kommando des Menschen keine Chance hat, durch die Tür zu gelangen. Du öffnest die Tür (zunächst nur einen Spalt). Kommt der Hund angerast, schliesst Du die Tür, bevor der Hund diese überhaupt erreicht hat. Du tust ihm nicht weh, Du klemmst ihn nicht ein, Du sagst auch nichts. Belästigt Dich der Hund oder versucht er die Tür aufzukratzen, entfernst Du Dich. Hat der Hund sich wieder beruhigt und lässt Dich in Ruhe, geht es erneut los. Das spielst Du so lange und öffnest die Tür immer ein bisschen weiter - aber natürlich ohne dass der Hund jemals die Gelegenheit erhielt, nach draussen zu rasen, bis der Hund gelernt hat, dass er erst durch die offene Tür gehen darf, wenn er a) seine Leine angelegt bekommen hat und b) Du das 'ok' dafür gegeben hast.


    Eine weitere Möglichkeit wäre es, dem Hund beizubringen, dass er sich sofort auf seinen Platz begibt und nicht mehr bewegt, bis ihr ihn freigebt, wenn jemand zur Tür geht, diese öffnet, oder es klingelt.


    Wenn sich der Hund dann auch nicht mehr zurückrufen lässt, sitzt auch der Rückruf offensichtlich nicht. Das wäre also eine weitere Baustelle, der ihr Euch widmen könnt.


    Jetzt hat das die Frau mit dem Hund gesehen und war entsetzt. Das war halt so eine Dame die ihren Hunden eigene Halsbänder strickt und ihre Tiere halt sehr vermenschlicht. Jetzt weiss ich nicht ob sie mich sogar gleich anzeigen will...ihr seht ich habe etwas Angst und bin auch langsam von diesen übertriebenen Hundeversteher verunsichert und genervt.

    Die 'Frau mit dem Hund' hat ganz Recht - egal, ob sie ihren eigenen Vierbeiner vermenschlicht und ihm Halsbänder strickt. Immerhin scheint sie ihm damit - im Gegensatz zu Deinem Verhalten - keine Schmerzen zuzufügen. Es wäre sicher sinnvoll, wenn Du trotz - oder vielleicht gerade - wegen Deiner bisherigen Hundeerfahrung den Umgang mit Deinem Hund überdenken würdest. Das ist schlicht nicht nötig. Gewalt brauchen nur die, die weniger Intellekt haben, als ihr Gegenüber. Und ich bin mir sicher, dass Du Deinem Hund geistig überlegen bist.

    Den Border Collie gibt es so nicht. Und wenn ich richtig verstanden habe, wird eh nach einem Hund aus der Showlinie gesucht. Diese sind mit den Arbeitsbordern oft nicht wirklich zu vergleichen. Deswegen sind sie nicht besser oder schlechter, sondern ganz einfach für einen anderen Markt gezüchtet.


    Einen Border aus Showlinie kann ich mir mit passendem Charakter und bei entsprechender Selektion und Aufzucht gut im Klassenzimmer vorstellen - ganz besonders, wenn schon Erfahrung mit diesem Typ Hund besteht. Von einem Hund, der für die ursprüngliche Arbeit gezüchtet wurde, (nicht zu verwechseln mit einer 'Arbeitslinie,' in der jeder Elternteil für die Körung einmal zehn Minuten lang ein paar Schafe im Roundpen jagen durfte) würde ich hier abraten.

    Wie ja bereits erwähnt wurde, kommt es sehr darauf an, wie man Unverträglichkeit definiert. Die allermeisten 'unverträglichen' Hunde können wunderbar mit anderen Hunden im gleichen Haushalt leben. Viele Hunde haben aber ein Problem damit, fremden Artgenossen zu begegnen. Können sie sich dann noch nicht frei bewegen und sich in ihrem eigenen Tempo nähern oder ausweichen, ist das häufig der erste Schritt zur 'Unverträglichkeit' und der Leinanaggression. Diese beiden Dinge gehen aus diesem Grund fast immer Hand in Hand.


    Eines der Kernprobleme bei dieser Thematik sind die Besitzer: zu oft kann man das wilde Gewusel, das gerade Welpen vor Überforderung zeigen, nicht zuordnen und denkt, dass das Tier sich freut, andere Hunde zu sehen. Wird der Hund dann älter, wird er auch ernster und toleriert solche (auf beiden Seiten erzwungenen) Grenzüberschreitungen dann nicht mehr zu liebenswürdig. Vielen später 'unverträglichen' Hunden wird nicht von klein auf gezeigt, dass mit anderen Hunden nicht grundsätzlich interagiert werden muss und dass sie ausweichen können und dürfen.


    Und hier kommt die Erziehung ins Spiel: denn selbstverständlich hat Unverträglichkeit mit Erziehung zu tun. Wir können unseren Hunden vielleicht nicht beibringen, jeden anderen Hund zu lieben, aber wir können ihnen lehren, dass sie fremde Hunde zumindest bis zu einem gewissen Grad in ihrer Nähe zu dulden haben.


    Gerade hatte ich wieder so einen Fall in der Hand: ein dreijähriger Bordermix, der als anderen Hunden gegenüber als aggressiv galt. Der arme Kerl hatte aber einfach nie gelernt, dass es a) auch einen anderen Weg als die direkte Konfrontation mit anderen Hunden gab, b)er nicht hin musste, wenn er nicht wollte und die Menschen seine entsprechenden Signale ab sofort ernst nehmen würden und c) er mit seinem eigenen Verhalten dasjenige der anderen Hunde beeinflussen konnte.


    Der Hund hatte als viermonatiger Welpe schon ein Riesenproblem mit anderen Hunden (schrie wie am Spiess, war kaum mehr ansprechbar und verbiss sich hysterisch in die Leine), nur wurde das damals noch nicht erkannt und als 'Freude' und 'Frust, dass er nicht hinkann' abgetan. Damals dachten die Besitzer, sie täten dem Hund etwas Gutes, wenn sie ihn jetzt 'gut sozialisierten' und liessen jeden anderen Hund auf ihn los, den sie finden konnten. Begegnungen ohne Leine waren damals 'noch kein Problem' (obwohl es sich damals schon abzeichnete, dass der Hund ihnen mit zunehmendem Alter die Quittung dafür geben würde).


    Vielfach durchlaufen gerade unkastrierte Rüden zwischen ihrem ersten und dritten Lebensjahr eine 'unverträgliche' Phase, die sich mit zunehmender Lebenserfahrung und klaren Regel der Besitzer wieder deutlich bessern. Dennoch gibt es natürlich Hundetypen, die auf ganz besondere Verträglichkeit gezüchtet wurden (Meutehunde wie Beagles, zum Beispiel) und andere, bei denen ausgesprochene Unverträglichkeit sogar erwünscht war (Hunde, die das Hab und Gut verteidigen sollten oder die Tiere, die man im Kampf aufeinander gehetzt hat).

    Hallo Theobroma!


    Ich finde, Du handelst ganz richtig und überlegst zurecht, ob eine Kastration überhaupt nötig ist. Ich kenne die Situation in Grossbritannien ja zur Genüge. Kastrierte Hunde sind hier einfach Standard und es wird auch gar nicht lange darüber nachgedacht. Wie auch schon erwähnt, organisieren wir uns privat, sind so nicht auf professionelle dogwalker angewiesen und können so auch gut mit unseren unkastrierten Hunden leben, obwohl es auf dem Kontinent sicher einfacher wäre.


    Gibt es denn Gassibekanntschaften, Nachbarn, Jugendliche oder vielleicht gar der Züchter, die Du fragen könntest? Manchmal findet man auf ganz seltsamen Wegen tolle und vertrauenswürdige Leute, denen man den Hund anvertrauen kann. Mangelnde Hundeerfahrung alleine ist bei mir übrigens noch kein Kriterium: diese Leute halten sich nämlich oft sogar strikter an die vorgegebenen Regeln als selbsterklärte Profis. Vielleicht fragst Du auch mal die Hundeschulen, Hundezüchter und privaten Hundetrainer in der Umgebung an und schilderst Dein Problem.


    Zum Thema Pöbeln: ist die Pöbelei nicht explizit sexuell motiviert, ist es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Kastration tatsächlich Abhilfe schafft. Viele intakte Rüden haben zwischen zwei und vier Jahren eine Phase der 'Unverträglichkeit,' in der sie besonders andere Rüden kaum in ihrem Dunstkreis tolerieren. Lässt man die Sache dann nicht einfach auf sich beruhen, sondern arbeitet aktiv daran, dass das Tier andere Hunde in seiner Umgebung zwar zu tolerieren hat, sich mit ihnen aber nicht abgeben muss, beruhigt sich die Situation häufig wieder.

    Also ich muss schon sagen, dass ich es immer wieder faszinierend finde, mit welcher Selbstverständlichkeit einige davon ausgehen, dass sie bei solchen pädagogischen Fragen mitreden könnten... Ich meine das nicht böse, aber erklärt ihr eurem Arzt auch, wie er euch genau zu behandeln hat? Schreibt ihr eurem Maler vor, wie er im Detail euer Wohnzimmer zu streichen hat.

    Falls Du das auf mich beziehen solltest - und davon gehe ich aus, denn mein Zitat steht als alleiniges in Deinem Post - könnte es ja, wie @Lockenwolf schon festgestellt hat, durchaus sein, dass Du nicht die einzige hier Anwesende bist, die in diesem Metier unterwegs bist. Gerüchten nach soll es sogar Leute geben, die nicht nur selber unterrichten, sondern Lehrer gleich auch noch ausbilden. Oder gar diejenigen Leute, die dann wiederum ihrerseits Lehrer ausbilden...


    Was den Arzt betrifft: ja, es kommt durchaus vor, dass ich meinem Arzt auf die Sprünge helfe und ihm sage, was ich brauche. Da ich einen guten Arzt habe, nimmt er mich als Patientin ernst und geht darauf ein. Ich sage ihm ja schon, was ich brauchen könnte, indem ich ihm überhaupt erzähle, wo es gerade klemmt. Ich erwarte nicht, dass er mit seinen hellseherischen Fähigkeiten und seinem Röntgenblick sofort feststellt, was mir fehlt, wenn ich durch die Tür trete.


    Und zum Maler: auch ihm sage ich durchaus, wie ich mein Wohnzimmer gerne hätte. Es wäre mit Sicherheit sein letzter Job, wenn er mir die Wand rot anstatt blau streichen würde.


    Ich fände es gut, wenn man es nun einfach mal hinnehmen könnte, dass ich es aus bestimmten Gründen eben so und so und nicht anders machen werde. Ich mache das nicht seit gestern und kenne die Gegebenheiten an unserer Schule... Ich mag mich nicht mehr laufend erklären müssen und das ist auch eigentlich gar nicht Thema des Threads.

    Vor langer, langer Zeit habe ich mal gelernt, dass didaktische Sachanalysen und pädagogische Überlegungen im Unterricht so ungeheuer wichtig seien, weil der Lehrer dann begründen kann, weshalb er etwas tut. Zu hinterfragen und hinterfragt zu werden, zu erklären und erklärt zu bekommen schien damals ein wesentlicher Dauerprozess. Bisher war ich der Auffassung, das hätte sich nicht verändert. Du belehrst mich aber eines Besseren. Wenn Du es 'so und nicht anders' machen möchtest, dann tu das. Ich verstehe nur nicht ganz, weshalb Du dann fragst.


    Mit meiner Antwort wollte ich ehrlich helfen und kann nicht wirklich nachvollziehen, weshalb Du glaubst, deswegen in eine ziemlich vehemente Verteidigungshaltung fallen zu müssen.


    [Vorschlag von mir]



    würde bei den uns vorliegenden Gegebenheiten ziemlich sicher in einer Katastrophe enden.
    Wir haben einen sehr großen Einzugsbereich. Manche Schüler haben einen Anfahrtsweg von zwei Stunden, einfache Strecke. So treffen bei uns behütete Schüler von einzügigen Realschulen, die sehr eng geführt wurden und bei denen die Mama morgens noch die Klamotten rauslegt auf Schüler von Realschulen in der Stadt, die bereits voll geschminkt sind, im sexy Outfit zum ersten Schultag aufkreuzen und ihren ersten Alkoholexzess bereits vor drei Jahren hinter sich gebracht haben. Die Schüler kennen sich untereinander kaum oder gar nicht und wissen auch nicht so recht, was sie denn mit den "Landeiern" bzw. "Stadtgören" anfangen sollen... Und eine solche große, in allen Bereichen heterogene, Gruppe soll ich dann am ersten Schultag komplett sich selbst überlassen? Bzw. eigenständig eine Gruppeneinteilung vornehmen lassen? Dazu ist die Schule neu, die Lehrer neu, die Stadt neu... Die Schüler schwimmen bei uns in den ersten drei, vier, fünf, sechs Wochen so schon komplett frei und dann komme ich noch als Lehrkraft, als einzige Person, die irgendwelche Strukturen vorgeben könnte und sage: "Ne, also macht mal schön selber."

    Ich verstehe Dein Argument, dass Du den SchülerInnen nicht gleich die volle Freiheit geben willst und finde das auch sehr vernünftig. Inwiefern die freie Identifikation mit einigen Hunderassen allerdings 'in einer Katastrophe' enden sollte, sehe ich nicht ein. Auch nicht, ehrlich gesagt, was diese harmlose, selbstbestimmte Aktivität mit einem Anfahrtsweg von zwei Stunden, einem behüteten Elternhaus oder früheren Alkoholexzessen zu tun hat.


    Dass Du mit Deiner Reaktion übertreibst wird sichtbar an Deinem hyperbolischen Aussagen wie 'am ersten Schultag komplett sich selbst überlassen?' und 'Ne, also macht mal schön selber.' Davon hat niemand gesprochen. Ich am allerwenigsten, was Du feststellen wirst, wenn Du meinen Post nochmal in Ruhe durchliest und Dich zuvor davon befreist, dass Dir jeder gleich ans Lebendige will.

    Hallo RafiLe1985,


    Ich verstehe sehr gut, dass Du die Gruppen selber einteilen willst, bzw. den 'Zufall' oder eben die 'Persönlichkeit' die Auswahl treffen lassen willst. Das finde ich auch sehr sinnvoll.


    Allerdings sind ja 16-jährige SchülerInnen durchaus in der Lage, selbstständig einen Identifikationspunkt zu bestimmen. Anstatt dass Du alles vorgibst, würde ich die Gruppe doch gleich selbst bestimmen lassen, mit welcher Hunderasse sie sich identifizieren. Das bietet ihnen gleich Gelegenheit, sich miteinander auseinander zu setzen, zu diskutieren und eine Entscheidung selbst zu fällen.


    Gerade in diesem Alter ist Selbstbestimmung doch sehr wichtig, zumal Du ja im Prinzip schon sehr viel Rahmen vorgibst (Einteilung in Gruppen, Identifikation mit Hunderassen). Das kleine bisschen Freiheit, dass den SchülerInnen da zugestanden wird, wird sicher gern angenommen. Darf man sich selbst einteilen, fühlt man sich ernst genommen. Wird man hingegen eingeteilt, wird das schnell als Bevormundung verstanden.


    Selbstständige Einteilungen werden Dir auch gleich zeigen, was bereits an Hundewissen vorhanden ist. Den Labrador kannst Du ja trotzdem streichen (und das würde ich aus den bereits genannten Gründen auch machen). Ebenso verhält es sich z.B. mit dem Mops. Die 'Möpse' öffnen dämlichen sexistischen Kommentaren Tür und Tor.