Hallo Clegane,
Es sind, wie Liv schon sagt, mehrere Herausforderungen, die Du hier gerade anzugehen versuchst und das macht die Sache natürlich nicht gerade leichter:
a) Ist Dein Hund in der Pubertät
b) Musst Du ihn erst auf den Clicker konditionieren, d.h. sein Hirn muss die neue Trainingsform überhaupt erst einmal verstehen, bevor er damit wirklich irgendwelche neuen Inhalte lernen kann. Vielleicht denkst Du kurz an Deine Schulzeit (zurück?): bevor Du eine neue Lernmethode (MindMap, Karteikärtchen, etc.) effizient nutzen konntest, musstest Du zuerst mühsam erlernen, wie die Methode für Dich am besten funktioniert.
c) Du möchtest dagegen arbeiten, dass Dein Hund an der Leine zieht.
Clickertraining kann anfangs wirklich irreführend sein, weil man davon wegkommt, den Hund für sein Verhalten zu bestrafen und ihn stattdessen für erwünschte Verhaltensweisen belohnt. Diese erwünschten Verhaltensweisen darf man aber durchaus einfordern und darauf bestehen - das ist der Punkt, den viele Missverstehen: Clickertraining hat nichts mit 'den Hund verhätscheln', 'Laissez-faire' oder 'Leckerchen werfen' zu tun. Ich suche die Fehlerquelle bei falschem Verhalten nur nicht mehr beim Hund, sondern bei mir selber - und zu diesem selbstkritischen Ansatz sind eben nicht alle bereit, denn 'der Hund hat sich doch falsch verhalten, nicht ich!'
Wie Du selbst schon gemerkt hast, ist beim Clickertraining schnelle Reaktionsfähigkeit essentiell. Der Click muss in genau dem Moment kommen, in dem der Hund schon nur den Ansatz eines richtigen Verhaltens zeigt. In meinen Clickerkursen für Anfänger besteht die erste Übung immer darin, zuerst einen Menschen zu clicken. Das Feedback, das man von der geclickten Person bekommt und das Gefühl, das man selber als 'Geclickter' erhält, ist durch nichts zu ersetzen. Gibt es jemanden in Deinem Umfeld, der sich als Dein Clicker-'Opfer' zur Verfügung stellen würde? Wichtig dabei: es wir, sobald die Übungssession los geht, KEIN EINZIGES WORT MEHR GESPROCHEN (erfahrungsgemäss wird jeder, Geclickter und Clickender, im Verlauf der ersten Übungseinheiten mehr oder weniger verzweifelt zu sprechen beginnen... Da gilt es dann knallhart zu bleiben.) Ich überlege mir also zuerst eine Übung, die mein 'Menschenhund' absolvieren soll. Achtung: oft sind Anfänger dabei viel zu ehrgeizig und wählen Verhaltensweisen aus, die viel zu komplex sind. Merke: nur weil der Geclickte physisch in der Lage ist, eine Verhaltensweise (z.B. einen Purzelbaum) auszuführen, heisst es nicht, dass der wortlose Weg dahin ebenso einfach ist. Verhalten wie 'den linken Arm heben', 'sich um die eigene Achse drehen', 'sich hinsetzen', sind schon mehr als komplex genug. Wichtig dabei ist es schon die kleinsten Schritte zu belohnen, weil der Gegenüber sonst frustiert wird. Das ist vollständig von Mensch zu Hund übertragbar. Beim Menschen kommen noch Schamgefühl dazu, das wiederum hat der Hund nicht - aber eine niedrigere Frustrationstoleranz und eine generelle Unklarheit darüber, wohin der Weg gehen soll, weshalb ich finde, das gleicht sich wieder aus. Gibt mein 'Menschenhund' also auf, seufzt, findet das Spiel plötzlich doof, wird frustriert oder will abbrechen, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich nicht oft genug belohnt habe.
Um im Clickertraining auf einen grünen Zweig zu kommen, und den Hund ohne Strafe zu formen gibt es deshalb zwei Möglichkeiten: richtiges Verhalten zu trainieren und/oder den Hund in seiner Umwelt so zu managen, dass er kein Fehlverhalten zeigen kann.
Zieht mein Hund also an der Leine, bedeutet das, dass es mehrere Wege nach Rom gibt. Ich halte allerdings, wie Liv, Leinenziehen nicht als geeignete Erstübung für einen Hund, der erst neu geclickt wird, weil es tatsächlich eine der schwierigeren Übungen ist, sich über Wochen hinzieht und nicht nur ein einziger Tipp helfen kann. Ich persönlich habe es noch nie geschafft, einen Hund nur anhand einer einzigen Massnahme (z.B. jedes Mal stehen bleiben, wenn der Hund zieht) Leinenführigkeit beizubringen: dazu ist immer eine Kombination von verschiedenen Übungen nötig und welche das sind, hängt immer vom individuellen Hund ab. Hier findest Du eine Liste von verschiedenen Übungen, die, richtig eingesetzt, schliesslich zum Ziel führen werden: Click mich! Es hilft übrigens auch sehr, sich Videos von Leuten anzuschauen, die wissen, was sie tun. Youtube ist dafür eine unglaublich reiche Quelle.
A) Jetzt ist aber irreführend: Wird immer direkt nach dem Click gefüttert? Oder ist der Click die Belohnung, weil der Hund ja darauf konditioniert ist. Sprich: Bei Blickkontakt NUR clicken oder auch gleiche füttern? Das gäbe dann doch gar keinen Sinn, weil man dann auch direkt nur füttern bräuchte oder?
B) Und die zweite Frage: Wie oft führt man die Konditionierung aus. Einmal eine Session? Das sind drei mal fünf Click-Einheiten mit Füttern. Oder macht man das täglich? Nutzt sich der Clicker-Effekt vielleicht ansonsten wieder ab?
Wie zu A) ja bereits erklärt wurde, verspricht der Click eine Belohnung. Das kann ausser Futter auch ein Spiel mit dem Lieblingsspielzeug sein, der Zugang zu einer interessanten Schnüffelstelle, etc. Futter ist einfach fast immer und bei fast allen Hunden ein grossartiger Motivator, und deswegen so einfach einzusetzen. Am Anfang ist es sehr wichtig, dass der Hund sofort gefüttert wird, d.h. dass innerhalb von einer, allerhöchstens zwei Sekunden das Futter im Hund ist. Später können zwischen Click und Belohnung durchaus mehrere Sekunden liegen. In der aktuellsten Sendung 'Drei Engel für Tiere' wurde diese Woche von Ann Castro sehr toll aufgezeigt, was der Vorteil am Clicker ist und wie man ihn auf Distanz einsetzen kann: Click mich! Am Anfang mag das nicht so aussehen, als ob der Clicker ein Gewinn wäre (eine Aussage, die ich sehr oft höre: 'Da kann ich ja auch gleich füttern oder eben einfach 'ja!' rufen!'). Am Anfang vielleicht, aber später wird man feststellen, dass man mit Sprache niemals gleich schnell sein kann und man wird auch nicht dieselben Resultate erzielen. Ich selber 'weiss es immer mal wieder besser' und versuche es ohne Clicker - und werde dann eines Besseren belehrt: mit Clicker sind die Resultate einfach 'knackiger', klarer, schneller und zuverlässiger. Die Idee ist ja auch, den Clicker, wenn die Übung dann solide aufgebaut ist, wieder wegzulassen. Das vergessen viele Haustierhalter leider und rennen dann für den Rest ihres Lebens (oder das ihrer Hunde) mit dem Clicker durch die Gegend.
B) Die Konditionierung führe ich nur anfangs durch. Ich finde die 3-3-3 Regel sehr für die Konditionierung sehr nützlich: dreimal am Tag für etwa drei Minuten lang C&B für etwa drei Tage sollten reichen um dem Hund begreiflich zu machen, dass er nach jedem Click eine Belohnung erwarten darf. Ja, man wird anfangs viel füttern - aber alle meine Hunde sind mit dem Clicker trainiert und ich lege Wert auf eine (sehr) gute Linie. Meine Hunde erarbeiten sich zu einem Teil ihr Futter übers Clickern, da landet dann halt einfach ein kleinerer Teil im Napf - oder je nachdem eben auch einfach gar nichts.