Ich persönlich unterscheide Ausbildung(Hundeplatz) und Erziehung (Alltag) ganz extrem.
Im Training versuche ich einen möglichst Stressfreien Aufbau der Übungen, erst wenn der Hund eine Übung in ihren Grundlagen gut und sicher beherrscht wird die Schwierigkeit gesteigert, und da muss der Hund auch mal Frust oder Stress in einem gewissen Level aushalten. In der Regel bekommt man die Hunde da aber schnell drüber weg, wenn eben die Grundlagen gut sitzen. Ist das nicht der Fall, muss ich halt ein ganzes Stück zurück gehen. Unter Stress lernen bringt in meinen Augen weniger Erfolg und ist weniger sicher abrufbar. Ich vergleiche nicht oft Mensch und Hund, aber hier würde es passen, Menschen die unter hohem Stress/Energielevel lernen sollen, nehmen Dinge nicht so gut auf, wie Menschen die dies in ihrem Tempo und ihrem Gusto tun können. Ist ja auch logisch, wenn man beachtet, was IM Körper passiert wenn man diesen unter Stress setzt, da werden eine Vielzahl von Hormonen ausgeschüttet, die ganz automatisch "die Herrschaft" übernehmen.
Im Alltag baue ich die Erziehung auch positiv auf, aber verlange sehr viel früher, dass das Erlente umgesetzt wird (z.B. einen mangelhaften Rückruf kann und will ich nicht über Monate hinweg tolerieren, auch die Grundregeln im Haus müssen sitzen). Und hier gehe ich über Stress und Frust auch mal eher drüber, aus meiner Sicht ist es bei vielen Hundebesitzern inzwischen völlig verpönnt, dass ein Hund auch mal Stress hat - "der arme Hund", aber für mich gehört Stress und Frust zum Leben dazu. Das fängt ja schon bei Kindern an, und zieht sich durch unser ganzes Leben. Warum wird gerade der Hund so dermaßen übertrieben auf Händen getragen wie kein anderes Haustier?
Kurz gesagt, im Alltag möchte ich, dass der Hund wenn ich ihn rufe sofort kommt, ob er das Blitzschnell macht, oder eher langsam, freudig oder meidig ist mir in dem Moment egal.
In der Ausbildung möchte ich, dass der Hund blitzschnell und freudig kommt, und das Gefühl hat ER ist derjenige der jetzt kommen möchte
Ich persönlich finde, es ist wichtig, dass Hunde Stress und Frust auch mal aushalten, wenn man immer alles "negative" von ihnen fern hält, sie immer mehr in Watte packt, haben wir in der Zukunft immer mehr Hunde die aufgrund von Wesensschwächen nicht mehr Alltagstauglich sind. Die Überprüfung auf Stress/Frustempflindlichkeit und den Umgang damit gehört für mich zu einer Zuchtüberprüfung dazu. Bei vielen Rassen haben wir ja inzwischen Hunde, wo es hier ganz massiv fehlt..