Beiträge von dagmarjung

    Alles, was Hunde lernen, vom Rückruf über das Laufen an der Leine bis zum Alleinebleiben, lernen sie kontextbezogen.

    Das heißt, sie können es mit dem Menschen und in der Umgebung, in der sie es gelernt haben.

    Ein Hund, der im alten Zuhause top gehorsam war und gut alleine bleiben konnte, muß das alles im neuen Zuhause und mit dem neuen Menschen wieder neu lernen. Meistens geht das sehr viel schneller als beim ersten Mal, aber es muß trotzdem von leicht nach schwer neu aufgebaut werden.

    Deshalb wird so dringend angeraten, einen neu angeschafften Hund erst dann von der Leine zu lassen, wenn er den Rückruf auch beim neuen Besitzer wieder verläßlich beherrscht. Und deshalb kann ein Hund, der zuhause gut alleine bleibt, das noch lange nicht im fremden Hotelzimmer. Oder beim neuen Besitzer in dessen Wohnung. Und deshalb bekommen Blindenhunde nach ihrer Ausbildung erst mal eine längere gemeinsame Trainingszeit mit dem neuen Besitzer, in der der Sehbehinderte und der Hund miteinander umgehen lernen, mit Hilfe des Ausbilders.

    Das sind tatsächlich Basics der Hundehaltung.

    Hunde sind keine Elektrogeräte, die man einmal einstellt und die dann laufen, egal wer sie bedient.

    Wenn ein Vorbesitzer sagt, der Hund kann mehrere Stunden alleinebleiben, dann kann der Hund das in der gewohnten Umgebung. Da er es einmal gelernt hat, kann man davon ausgehen, daß er es in einer neuen Umgebung auch wieder lernen kann. Aber nicht, daß er es dort von Anfang an kann.

    Mir ist gestern nach bisschen Abstand was aufgefallen.

    Ich finde es prima, daß du Lui und sein Verhalten jetzt mit mehr Ruhe beobachtest und analysierst. Tiere erzählen einem so viel über sich selbst, wenn man zuhört.

    Texas hat sich die ersten Tage nach dem alleine bleiben auch unfassbar gefreut und ist kaum runter gekommen. Lui hat alleine diese Anfangsfreude von Texas x10.

    Es ist im Grunde immer ein Alarmzeichen, wenn ein Hund sich bei der Wiederkehr seines Menschen unfassbar freut. In dieser Aufregung zeigt sich nämlich der ganze Stress der vorherigen Trennung. Das Ausmaß der "freudigen" Erregung ist der direkte Gradmesser für den Leidensdruck vorher.

    (Es gibt Ausnahmen von dieser Regel, weil manche Menschen sich selber allzu begeistert über soviel "Liebe" freuen und das aufgeregte Begrüßungsverhalten dadurch fördern. Davon lassen sich Hunde natürlich gerne anstecken.)

    Mir war es immer am liebsten, wenn Cara mich freundlich, aber quasi nebenbei zur Kenntnis genommen hat und bei der Begrüßung erstmal gegähnt und sich gestreckt hat. Daraus sah ich, daß sie bis zum Geräusch des Wohnungsschlüssels entspannt geschlafen hatte.

    Wenn ich sie ausnahmsweise mal zu ugewöhnlichen Zeiten alleine gelassen habve, zB abend wegen Kino, dann wurde ich "freudiger" - also aufgeregter - begrüßt als normalerweise.

    Den Bereich kann ich leider nichts ins Wohnzimmer stellen da ich dort einen alten Dielenboden habe.

    Wenn du einen Bereich im Wohnzimmer für Lui abgrenzen willst, leg doch was wasserdichtes drunter. ZB PVC Boden aus dem Baumarkt, sowas gibt es auch billig als Restposten.

    Er markiert aber auch draußen und bei anderen Menschen im Haushalt die keine Tiere haben, daher für mich kein Grund, das es an den Katzen liegt.

    Er kann ja verschiedene Gründe nebeneinander für Markieren haben. Katzen sind dann nur einer davon, aber aben auch ein Grund unter mehreren.

    Lui ist nicht gestresst wieso Check das hier keiner 😅 wir haben einen Mega ruhigen Alltag.

    Für ausnahmslos jeden Hund ist ein Besitzerwechsel eine starke Belastung, die nicht mal eben in ein paar Tagen oder wenigen Wochen erledigt ist. Bis ein Hund sich mit neuen Menschen, neuen tierischen Mitbewohnern und in einer neuen Umgebung wirklich sicher, vertraut und zuhause fühlt, das dauert länger. Und diese Zeit der Eingewöhnung kann man nicht abkürzen.

    Lui ist ein Hund. Deshalb trifft es auch auf ihn zu, egal wie ruhig euer Leben ist.

    Ich gebe mal ein Beispiel:

    Wegen eines längeren Krankenhausaufenthalts mit anschließender ReHa mußte ich meine Pudelhündin Cara zu Freunden in Pflege geben. Insgesamt waren das mehr als 8 Wochen.

    Cara kannte meine Freunde gut und mochte sie auch sehr gern. Wir waren dort regelmäßig zu Besuch und sie kannte sich im Haus gut aus.

    Sie fügte sich bei meinen Freunden auch problemlos ein und alles verlief gut.

    Als ich wieder zurückgekehrt war, erzählte meine Freundin ganz nebenbei, daß Cara sich, anders als ihre eigenen Hunde, bei Spaziergängen netterweise immer gleich leerpinkelte und nie markierte und ich so: "Was? Reden wir vom selben Hund???" - weil Cara bei mir immer allergrößten Wert auf Pinkelstellenkontrollen und Markieren legte, fast wie ein Rüde.

    An diesem Anzeichen wurde mir deutlich, daß Cara sich bei meinen Freunden eben nicht zuhause gefühlt hatte. Auch nach 8 Wochen noch nicht! Sie verhielt sich still und vorsichtig und vermied es nach Möglichkeit, ihren Geruch im Viertel zu verteilen. Lieber kleine Brötchen backen im fremden Revier, war ihr Motto.

    Mit mir zusammen dagegen fühlte sie sich als Teil einer starken Gemeinschaft, war entsprechend selbstbewußter, und konnte es sich dann wieder leisten zu markieren.

    (Anders als Lui und viele andere Hunde, besonders Rüden, benutzte sie Markierverhalten nicht als Krücke zum Egoaufbau, da sind Hunde auch individuell unterschiedlich.)

    Ich bin sicher, wäre Cara dauerhaft bei meinen Freunden geblieben, wäre sie nach und nach aufgetaut und hätte dann auch wieder angefangen zu markieren. Irgendwann wäre sie dann innerlich angekommen im neuen Leben. Aber eben nicht schon nach 8 Wochen.

    Das würde dazu passen, daß Lui nach deinem Bericht besonders bei den Junghunden in der Hundeschule aufgeritten ist. Freilauf mit mehreren unbekannten Hunden ist an sich schon eine sehr aufregende Situation, dazu sind es noch noch wuselige Junghunde.

    Außerdem erfassen Hunde meist schon ganz gut, bei wem sich sich was leisten können und bei wem sie dafür auf die Mütze kriegen.

    Ja okay. Autositz, Laufstall, Kühlmatte habe ich zB für Klein-Cara nicht gebraucht.

    Und beim Welpen greift man sinnvollerweise bei Bett und Halsband/Geschirr oder Regenmantel erst mal auf billige Sachen zurück, weil der Welpe aus den Sachen so schnell rauswächst oder sie zerlegt. Für einen erwachsenen Hund wie Lui schaft man sich dagegen gleich was Besseres an.

    Ich finde es sehr gut, daß du nun doch eine Einzelstunde mit einer Trainerin bei dir zuhause gebucht hast, und was du von ihr erzählst, hört sich auch gut an.

    Zudem meinte sie auch das es nicht normal ist wenn ein Hund 2 Wochen bei einem ist und er immer noch alle voll markiert.

    Niemand hier hat jemals behauptet, daß das normal sei!

    Generell kann ich dazu noch sagen das ich trotz aller aussagen dabei bleibe das es eher imponier und sexuelles markieren ist.

    Übersteigertes Sexualverhalten wie Markieren, Aufreiten usw ist bei Hunden sehr oft ein Fluchtweg aus Stress und Konflikten, um sich selbst ein besseres Gefühl zu verschaffen.

    Es gibt auch Hunde, die sich in Jagdverhalten flüchten, aus demselben Grund, denn auch dabei werden Wohlfühlhormone ausgeschüttet.

    Es ist also kein Wiederspruch zu der Annahme, daß der Hund sich wegen der Umwälzung seiner Lebensverhältnisse nicht sicher fühlt und das sein unerwünschtes Verhalten damit zu tun hat.

    Daß sich dieses Verhalten vermutlich schon lange etabliert hat und auch ein verschwiegener Abgabegrund sein dürfte, wurde ja auch schon mehrfach gesagt.

    Es hat hier auch niemand gesagt, daß eine Kastration auf keinen Fall helfen könnte. Es ging lediglich darum, die Kastration nicht als erste und vermeintlich schnellste Problemlösung zu wählen, weil sie auch unerwünschte Nebenwirkungen haben kann.

    Der Chip hat den Vorteil, daß die Entscheidung rückgängig gemacht werden kann, aber der Hormonaufruhr im Hund ist trotzdem ganz erheblich. Und das bei einem Hund, der schon reichlich mit der Eingewöhnung in ein neues Leben zu tun hat. Daher auch hier nicht der volle Beifall des Forums, das jetzt schon zu versuchen.

    Ein Wort noch zu den Finanzen: Prima, daß du auf den Ausflug verzichtest zugunsten einer Einzelstunde! :applaus:

    Ich frage mich allerdings schon die ganze Zeit, wie man auf 500 Euro für die Erstaustattung für einen Chihuahua kommt. Zumal er das wirklich Notwendige wie Leine, Halsband und Näpfe, vielleicht auch sein Hundebett, vom Vorbesitzer noch mitbekommen haben sollte. Aber selbst wenn nicht, kommt da nach meinem Empfinden nicht soviel zusamen. Du brauchst das nicht zu beantworten, aber ich finde es immer sinnvoll, anfangs sparsam für ein neues Tier einzukaufen und dafür lieber Geld für unerwartete Bedürfnisse zurückzuhalten.

    Ich sehe beim Schäferhund echt Probleme, keine Frage, aber HD gehört nicht dazu. Waren halt mit die Ersten die konsequent geröntgt haben

    Ich habe damals die Diskussionen recht intensiv verfolgt, als das Thema HD neu aufkam. Alle Zuchtvereine waren geschockt, aber der SV war keineswegs unter den ersten, die Maßnahmen ergriffen haben. Gerade dort wurde sich heftig gewehrt, "doch nicht unser Deutscher Schäferhund, die Krone der Kynologie!!!" usw.

    Der Wiederstand war erheblich, es stand ja auch viel Geld und Prestige auf dem Spiel.

    Andere Zuchtvereine waren da deutlich aufgeschlossener und schneller, ich denke da zB an den Zuchtverein für Hovawarte.

    Aber letztens hab ich unabhängig voneinander drei junge, fast noch welpige, Schäferhunde in unserer und einer Stadt in der Nähe gesehen, bei denen ich mich echt erschrocken hab. Die liefen komplett wabbelig, so als würden sie gleich zu einer Seite umkippen, oder könnten hinten ihr Gewicht nicht halten.

    Ja, solche schwankeligen Schäferhundwelpen und Junghunde habe ich hier auch schon öfters gesehen. Wobei hier in großstädtischer Umgebung der reinrassige Deutsche Schäferhund eine eher seltene Rasse ist.

    Wenn ich solche bewegungseingeschränkten Junghunde mit Jungpudel Cara im selben Alter vergleiche, tun sie mir doppelt leid. Ich stelle mir immer vor, es reicht ein Fingerschnippen gegen die Hüfte um sie umzuwerfen.

    Wenn solche Schäferhunde dann größer werden und mehr Muskeln aufbauen, dann bessert sich das Bild zwar. Aber ich denke immer, wenn die mal alt werden und allgemein nicht mehr so fit sind, dann wird das Problem sie wieder einholen.