Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Bindung und Abhängigkeit, und allzu enges Kleben ist eher ein Zeichen von Unsicherheit als von einer sicheren Beziehung. Soweit bin ich bei dir.
Allerdings würde ich die beiden geschilderten Situationen nicht unbedingt so negativ bewerten wie du.
Junge Hunde suchen den Kontakt und und das Spiel mit anderen Hunden, mit dem Erwachsenwerden läßt das aber nach. Meine jetzt siebenjährige Hündin hat kein Interesse mehr daran, mit fremden Hunden zu spielen, und schon gar nicht mit einer Bande Jungspunde. Ich bin dagegen als Spiel- und Aktionspartner nach wie vor sehr attraktiv für Cara und gerade auf dem Hundeplatz, den sie mit gemeinsamer Arbeit verbindet, würde sie mich auch 'anhimmeln': "mach endlich was mit mir!".
Meiner Meinung nach ist das nicht der Beweis und die Definition von Bindung, so wie dein es Trainer möglicherweise empfindet, aber es hat schon damit zu tun.
Gemeinsames Tun, das beide als schön empfinden, wo man sich intensiv miteinander beschäftigt, fördert die Bindung und kann ein wichtiger Teil davon sein, neben grundsätzlicheren Dingen wie Verläßlichkeit usw, was andere hier schon angesprochen haben.
Egal ob Obedience, Frisbee, Mantrailing oder was auch immer man mit dem Hund gemeinsam tut und positiv aufbaut, alle gemeinsamen Beschäftigungen fördern die gegenseitige Bindung. Jede Autorin eines Trainingsbuch über Agility, Nasenarbeit, Longieren usw betont, wie sehr gerade ihre Sportart die Bindung fördert - stimmt ja auch, nur tut es jede andere gemeinsame Beschäftigung natürlich genauso.
Zu den beiden jungen Hunden hinter dem Drahtzaun: Würde ich weder so rum noch andersrum als unsichere oder gute Bindung bezeichnen. Ein junger Hund zeigt eine Bindung zu seinem Menschen, wenn er in beunruhigenden Situationen bei ihm Schutz sucht. Allein hinter dem Zaun zu sein, hat die kleine Hündin offenbar als beängstigend empfunden, auch wenn wir Menschen das anders sehen. Sobald ihr Mensch da war und ihr Sicherheit gab, konnte sie sich wieder dem Spiel mit dem anderen Welpen widmen. Dein Hund dagegen hat wohl die ganze Situation von Anfang an als in Ordnung empfunden und blieb daher entspannt. Also ich sehe den Unterschied der beiden Hunde nicht in der Qualität der Bindung, sondern darin, wie sie die Situation bewertet haben.
Dagmar & Cara