Ich kenne viele Berichte und einige Bücher über Wölfe in Menschenhand. Immer wieder gab es Menschen, die fasziniert vom Wolf waren und sich einen zulegten, darunter auch sehr erfahrene Hundehalter oder Verhaltensforscher, die den Versuch wagten, einen Wolf aufzuziehen und zu halten wie einen Hund. Mit Einfühlungsvermögen und mit gewissen Einschränkungen ging das oft auch eine Weile gut, solange der Wolf jung war.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Hund und Wolf ist aber, daß Hunde sich lebenslang vom Menschen führen lassen, ähnlich wie junge Wölfe von ihren Eltern. Deshalb können sie uns in unserem Leben, in unserem Haus und bei unseren Unternehmungen begleiten.
Wölfe bleiben aber nicht lebenslang bei ihrer Ursprungsfamilie, sondern machen sich irgendwann selbstständig, um eine eigene zu gründen. Das heißt, wenn der zahme Wolf geistig erwachsen wird, mit anderthalb bis drei Jahren, nimmt er keinerlei Weisungen vom Menschen mehr entgegen, sondern handelt ausschließlich nach eigenem Gutdünken. Versuche, ihn von unerwünschtem Tun abzuhalten, sind zum Scheitern verurteilt. Auf Druck und Einschränkung reagiert er dann massiv. In den zahlreichen mißlungenen Versuchen der Hauswolfhaltung kam es zu diesem Zeitpunkt regelmäßig zu Angriffen auf den Besitzer und anschließend zur Tötung des Wolfes.
In den gelungeneren dieser Wolfsaufzuchtexperimente bezieht der Wolf nach dem Erwachsenwerden ein weitläufiges Gehege und lebt dann wie ein Zootier neben dem Menschen, nicht mehr wie ein Hund mit ihm zusammen.
Eberhard Trumler, der große Kenner von Hunden und Wildcaniden, sagte sinngemäß, das typische Wesen des scheuen Wildtieres Wolf würde man beim Hund als wesensschwachen Angstbeißer beschreiben, also als denkbar größten Wesensmangel.
Das ist auch der Grund, warum alle bisherigen Versuche, aus Schäferhunden und Wölfen mutige, scharfe Supergebrauchshunde für Militär und Polizei zu züchten, gescheitert sind.
Dagmar & Cara