Beiträge von dagmarjung

    Du erwartest von deinem Hundekind sehr zuviel auf einmal, nämlich eine ganze Kette von verschiedenen aufeinanderfolgenden Verhaltensweisen. Du hast ein bestimmtes Bild davon im Kopf, er aber nicht.

    Ja, es gibt Naturtalente, die den ganzen Ablauf von sich aus anbieten, oder zunindest sehr viele Teile davon. Meist muß man aber, damit der Hund zuverlässig bringt, doch sauber nachtrainieren. Meine Cara zB suchte und brachte schon als Welpe Dinge zu mir, ließ sie aber dann vor mir fallen. Das saubere Halten und Ausgeben in die Hand war später dann doch Fleissarbeit.

    Ich bin davon überzeugt, ein Hund, der sich für Gegenstände interessiert und Beuteersatz gerne ins Maul nimmt, lässt sich auch fürs Apportieren begeistern. Lass dir und deinem Junghund einfach Zeit und geh ruhig auf seine Spielangebote ein. Echtes Spiel zeichnet sich dadurch aus, daß beide Spielpartner gleichberechtigt die Regeln bestimmen, nicht nur einer.

    Wenn ihr beide Spaß mit Beutespielzeug habt, euch gegenseitig das Ding abjagt, zergelt usw, völlig ohne Druck und Kommandos, dann zeigst du deinem Hund schon, daß solche Gegenstände interessant sind und daß der Umgang mit ihnen Spaß macht und euch verbindet. Das ist eine prima Grundlage fürs spätere Apportieren. Aber mach es dir nicht kaputt, indem du das freie Spiel in eine Schullektion nach deinen Bedingungen verwandelst!

    Das eigentliche Apportieren baut man später kleinschrittig auf und zwar mit anderen Gegenständen (zB Dummy). Das ist dann etwas anders als das freie Spiel. Wie oben schon gesagt, baut man es von hinten her auf: Apportel nehmen, halten tragen, ausgeben. Geworfen wird da noch lange nicht!

    Wenn die ganze Wohnung sehr offen ist, dann ist das Wegschicken aus einem bestimmten Bereich vielleicht etwas schwerer zu vermitteln, weil keine "natürliche" Grenze existiert. Ich habe halt eine altmodische Wohnung mit einzelnen Zimmern und Türen. Die zwar immer offen stehen, aber in der Küche versus vor der Küche ist leicht zu begreifen.

    Deshalb könnte in einer offenen Wohnung ein Gitter helfen, diese Grenze - sogar mit einem offenen Durchgang - zu markieren.

    Wenn ich in der Küche mit heißen Sachen gewerkelt habe und Cara nicht zwischen den Füßen haben wollte, dann habe ich sie solange rausgeschickt. Einfach nur vor die stes offene Küchentür. Körpersprachlich ist das leicht verständlich zu vermitteln und auch durchzusetzen.

    Aber ich habe ihr nie vorgeschrieben, wo genau sie sich dann aufhalten oder ob sie dabei sitzen, stehen oder liegen sollte. Das ist einfach ein großer Unterschied an Entscheidungsfreiheit und damit Lebensqualität im eigenen Zuhause für den Hund. "Du darfst jetzt nicht in diesen begrenzten Bereich, überall sonsthin aber schon" oder "du bist jetzt an diesem Punkt festgenagelt".

    Vielleicht könnt ihr ja den Küchenbereich mittels Kindergitter o.Ä. abtrennen, wenn bei euch alles so offen ist?

    Mein eigener Hund hat in dem Alter vielleicht 16 Stunden am Tag geruht. Also rumgelegen, rumgeguckt, mal kurz gedöst, zwischenrein den Liegeplatz gewechselt usw. Wirklich tief geschlafen hat der tagsüber nie. Und die Ruhephasen waren immer wieder von "mal gucken gehen, was Frauchen tut", "in der Küche um Futter betteln", "Socken aus dem Kleiderschrank reißen und durch die Bude werfen" usw. durchbrochen.

    Genau das ! Ruhen ist nicht nur Schlafen, sondern auch rumliegen und dösen. Und es ist typisch für Hunde, sofort wieder präsent zu sein, wenn was los ist.

    Bei Freilandforschungen an verwilderten Haushunden kamen die Forscher übrigens bei Jung- und Althunden auch auf diese etwa 16+ Stunden Ruhezeit (Schlaf und leichtes Dösen) und nicht mehr.

    Deckentraining, so wie ihr es versucht, ist mentaler Leistungssport und führt schon deshalb nicht zur Entspannung.

    Meine Pudelhündin Cara gehörte als Kleinpudel einer durchaus temperamentvollen Rasse an. Ich habe zuhause mit ihr niemals Decken- oder Ruhetraining gemacht. Sie durfte einfach ruhen oder schlafen, wann, wieviel und wo sie wollte und ich hatte einen ausgeglichenen Hund.

    Die einzigen Ruheübungen fanden draußen statt, in Bus oder Straßenbahn, Restaurant oder Cafe, da sollte sie sich zu meinen Füßen hinlegen. Also da, wo man es wirklich braucht.

    Wenn der Tagesrhytmus stimmt mit genug Ruhe und Aktivität im Wechsel - nach den Bedürfnissen des wachsenden Hundes muß man das immer wieder neu anpassen - dann sollte der Hund von alleine zur Ruhe finden, wenn gerade nichts los ist. Dann darf er sich auch hinlegen, wo er will, aufstehen und den Platz wecheln, wenn er will, sich selbstständig mit einam Spielzeug oder Kauteil beschäftigen usw.

    Wenn ein junger Hund von alleine nicht zur Ruhe findet, sollte man den Tagesablauf kritisch überprüfen. Oft liegt da die Ursache, im zuviel oder zuwenig oder in falscher Auslastung, zB zuviel geistig anstrengendes Training, zuwenig entspannte Schnüffelzeit. Ein überreizter Junghund findet schwer zur Ruhe, einer, dessen Bewegungs- und Spielbedürfnis nicht erfüllt wird ebensowenig.

    Es geistern aber auch absurde Zeiten im Internet herum, wie lange ein junger Hund angeblich schlafen sollte. Wie flying-paws schrieb, 20 Stunden oder mehr Schlaf ist völlig überzogen.

    Ja, seltsam. Wieso warum sollte jemand diesen Traumhund denn so dringend zurückbringen wollen, daß man schon in der Verkaufsanzeige derart ruppig werden muß?

    Hat man vielleicht schon einschlägige Erfahrungen gesammelt? Stubenreinheit? Demnächst anfallende Tierarztkosten? Beschwerden der Nachbarn?

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