Beiträge von Cattledogfan

    Zu diesem Thema muss ich auch noch ein paar Klugschisse loswerden.


    Zunächst zum Beißen nur auf Kommando: jein...


    Beim Bewegen von kleinen Gruppen, wo man als Mensch wirklich auch Tiere und Hund gut im Auge hat, oder bei empfindlichen Tieren: geht wirklich nur auf Kommando.


    Aber alles, was man selber nicht im Blick hat, wo man selber gefährdet ist, Tiere, die Menschen nicht oder kaum gewöhnt sind, da kann man es m. E. durchaus dem Hund überlassen, wie und wann er beißt - immer vorausgesetzt, der Hund ist gut veranlagt, mit der Arbeit vertraut und "kann" sie - und, ganz wichtig, lässt sich im Ernstfall auch stoppen.


    Als der Hofdrachen hier noch am Vieh arbeitete und ich mit ihr im Stall war, wenn ich Zeit hatte, gab es immer Situationen, wo ich (und auch Herrchen) den Hund machen ließ(en) und wo sich die Kühe auch blutige Nasen und Haxen holten, wenn sie nicht so gingen, wie der Hund wollte.


    Beispiel: Junge Mutter hört ihr Kalb und brüllt, will hin, Richtung Melkstand geht es aber in die andere Richtung. Selbst erstkalbende Färsen, die den Hund noch nicht kannten, brauchten genau eine solche Begegnung, um zu kapieren, dass sie an dem Hund nicht vorbei kamen... allerdings ließ sie sich auch stoppen, so dass sie z. B. keine Tiere zu Fall brachte oder in die Liegeboxengitter jagte.


    Seit Madame Cattle Dog nicht mehr mit im Stall ist, hatte Herrchen schon mehrere brenzlige Situationen mit jungen Müttern.


    Oder morgens unter Zeitdruck wegen Feldarbeit: Herrchen melkt noch, sein Vater füttert schon. Das war nur dann zeitsparend, wenn der Hund und ich mit im Stall waren, weil wir die Kühe, die noch zum Melkstand sollten - das konnten durchaus 30 - 50 sein -, trotzdem im Wartegang hielten. Ohne Hund wären die umgekehrt und hätten mich im Zweifelsfall umgerannt, um zum Futter zu kommen. Wer meinte, umkehren zu müssen, hatte durchaus mal den Hund in der Nase. Danach war aber bei allen Ruhe im Karton, und wer von den Kühen einmal gebissen worden war, versuchte meist nicht mehr, am Hund vorbeizukommen.


    Ohne Hund hätte dies bedeutet, dass man die Kühe mit dem Stock einzeln vom Fressgitter wegkloppen muss.


    Oder wenn Herrchen wegen guter Kühe, die durch Besamung nicht trächtig wurden und die er nicht schlachten lassen wollte, noch einen Deckbullen zwischen den Kühen hatte: Der Hund hielt ihn beim Treiben zum Melkstand zuverlässig fern von den Kühen und vom jeweiligen Treiber; wie, war ihm überlassen.


    Oder Bullenverladen: Um die Tiere aus der Bucht die Rampe hoch auf den Hänger zu treiben, konnte sie immer beißen, wie sie wollte - solange kein Tier fiel.


    Die Bullen sind ja das Verladen nicht gewöhnt wie z. B. weibliches Jungvieh und Kühe, die es durch die Transporte zu den Weiden kennen, d. h. es ist viel schwieriger, sie die Rampe hinaufzubekommen.


    Ich stand manchmal geschützt in einer leeren Bucht und musste nur "Aus!!" brüllen, damit sie auf der Rampe abließ, während Herrchen das Gitter zumachte, damit nicht noch ein Bulle aushaute und Herrchen das Gitter in die Visage schlug.


    M. E. ist ein effizient beißender Hund - d. h. er verschafft sich in den richtigen Augenblicken Respekt - das viehschonendste Mittel zur Erzeugung einer Herdendynamik, weil die Tiere wissen, wenn der Mensch mit Hund kommt, müssen sie weichen. Dann gehen nach und nach die Köpfe hoch, und sie setzen sich gemächlich in Bewegung, ohne dass Menschen brüllen, rennen oder auf Tiere draufkloppen müssen.


    Es war immer ein schöner Anblick, hier über die hügelige Hauskoppel zu schauen, wenn der rote Punkt in weitem Bogen Herrchen voraustrabte und mit hochgereckter Rute auf einem Buckel stehen blieb und kläffte. Die Kühe strömten los wie Kirchgänger beim Läuten der Glocken, und der Hund hatte genau im Blick, wer sich dieser Dynamik nicht anschloss. Die Tiere wurden dann gezielt hochgejagt, und da musste man dann schon aufpassen, dass sie nicht zu doll biss, bzw. sie in die richtige Richtung schicken. (Was ich mangels Erfahrung nicht konnte, und das nutzte der Hund natürlich aus, so dass ich nie alleine mit Hund Kühe von der Weide geholt habe.)


    Zur Zucht wurden ja schon einige kluge Dinge geschrieben. Man muss einfach wissen, woher eine Rasse kommt, sie bei ihrem ursprünglichen Verwendungszweck erlebt haben (und den Einsatz auch verstanden haben), um zu wissen, was für Eigenschaften die Hunde mitbringen KÖNNEN (nicht zwangsweisen MÜSSEN, wenn man nicht mehr auf Arbeitsleistung selektiert).


    Und dann sollte man soviel Verstand besitzen, sich vorstellen zu können, was passiert, wenn einige der rassetypischen (Arbeits)Eigenschaften in der heutigen Familien- und Sporthundezucht fehlen; meiner Erfahrung nach gehen oft zuallererst Gelassenheit, Frust- und Stresstoleranz und Kaltblütigkeit verloren. D. h. es bleiben zum Beispiel blitzschnelle Reaktionsfähigkeit und hartes, kompromissloses Durchgreifen übrig...


    So ein löchriges Charaktereigenschaftspaket in Kombination mit einem für die jeweilige Rasse ungünstigen Lebensumfeld und einem evtl. unerfahrenen oder für diese Rasse nicht genügend einfühlsamen Halter bringen dann durchaus hochexplosive Mischungen hervor.


    Caterina

    "Allianz der Tempelhunde"... aha...


    Ich habe mal auf deren Internetseite geschaut und festgestellt, dass die Rassen unterschieden werden nach "Wiederisthöhe" - ich glaube, die meinen "Wiedehopf"? :lol:


    Mal im Ernst: Wer noch nicht einmal in der Lage ist, in korrektem und vor allem verständlichen Deutsch ein Zuchtziel zu formulieren - auch hier ein Zitat aus http://ath-ev.ibk.me/zuchtbuchortnung.html:


    "Die Zuchtordnung ist kynologisch durchdacht und erforderlich. Unsere Zuchtordnung ist auf das Mindeste beschränkt.
    Wenn hier nun doch so manches "gefordert" werden muss, so fördert dies nicht der Zuchtverband, sondern einfach die Erhaltung der Rassen / Neuzuchten.
    Nur eine zielbewusste Zucht, insbesondere die richtige Auswahl der Zuchtpartner, Verwendung nur hochwertiger Zuchttiere, führen zum Ziel. Für kynologisch denkende Zuchtfreunde ist unsere Zuchtordnung die Auswahl unserer Auslese des Zuchtmaterials auf Zuchtschauen und Zuchttauglichkeitsprüfungen selbstverständlich."


    ist meiner bescheidenen Meinung nach nicht so ganz für voll zu nehmen. Auch die Rubrik "Infos zu unseren Rasseprojekten" (http://ath-ev.ibk.me/6.html) ist nicht gerade aussagekräftig. Ich lese nichts von strengeren Gesundheitskriterien, Auswahl auf Wesensfestigkeit oder irgend etwas, was gezielt "besser" als VDH wäre.


    Caterina

    Ich würde einfach eine ganz normale Runde wählen, die der Hund kennt und wo man gut fahren kann. Sofern Du nicht wie verrückt in die Pedale trittst und der Hund vollkommen überdreht und lostrast, kann doch gar nix passieren!


    Ich habe immer darauf geachtet, dass die Hunde das Rad nicht mit Rasen assoziieren, sprich, am Rad wird nur getrabt. Eine Runde, die ich mit mittelgroßen, kniehohen Hunden zu Fuß in einer Stunde schaffe, dauert - nach der Gewöhnung des Hundes ans Radfahren - mit dem Rad vielleicht 45 Minuten, weil der Hund genau wie sonst auch schnüffelt, nur halt die Laufstrecken in etwas flotterem Trab zurücklegt.


    Und im Wolfstrab können Hunde mit normaler, körperlicher Verfassung einiges an Strecke zurücklegen, ohne hinterher vollkommen platt zu sein.


    Wenn man also zunächst die üblichen Runden fährt, die man sonst gelaufen ist, und diese nach und nach ausweitet, ist meiner Erfahrung nach alles im grünen Bereich.


    Caterina

    Ich möchte noch mal den Beratungsgedanken aufgreifen und mit den (Rasse)Beschreibungen verknüpfen.


    Gerade bei Menschen, die sich ausschließlich auf angelesenes Wissen stützen können, wenn es darum geht, den richtigen Hund auszusuchen, kann jemand mit mehr Erfahrung (ob nun Trainer oder nicht) insofern als nützlicher Berater fungieren, als dass er "übersetzen" kann, wie bestimmte Aussagen zum Hund zu verstehen sind, sei es eine Rassebeschreibung oder Aussagen über Tierschutzhunde.


    Dazu muss ein Rütter & Co. noch nicht einmal profunder Kenner einer bestimmten Rasse sein. Die Aufgabe einer Beratung vor der Hundeanschaffung sehe ich darin zu verhindern, dass der Hundeinteressent wichtige Dinge mangels eigener Erfahrung überhört oder übersieht (z. B. die Möglichkeit, dass in einem osteuropäischen Tierschutzhund ein gerüttelt Maß an Herdenschützer mit drinstecken KÖNNTE - wenn dann der Interessent in einem 30-Parteien-Mietshaus wohnt...), und nicht unbedingt darin zu sagen, DER Hund ist richtig, nimm mal schön DEN da...


    Ich habe z. B. einen solchen Fehlgriff hier sitzen, ein Bordertier aus hütenden Eltern, der Therapiehund bei einem Physiotherapeuten werden und z. B. Schlaganfallpatienten zur Bewegung motivieren sollte... dumm nur, dass das Bordertier auf alles, was sich schnell & hektisch bewegt, abgeht wie Schmidts Katze... auch das Krabbelkind der Vorbesitzer wurde nicht abgeschnappt, weil der Hund ein Alphatier ist, sondern weil es sich unkoordiniert bewegt.


    Dieser Hund wurde mit sehr viel Liebe erzogen, und es wurde viel an Aufwand in ihn investiert, und das merkt man auch. Er hat keine schlimmen Erfahrungen mit Menschen gemacht, ist offen, vertrauensvoll - und vor allem: ein absoluter Clown, lustig und ansteckend lebensfroh.


    Er kann viel, dumm ist er ja nicht, ich bekam eine ganze Batterie an Zubehör und viele Auskünfte über ihn mit, quasi ein Paket voller Liebe, mit dem dieser Hund abgegeben wurde. Aaaber: So eine wichtige Auskunft wie die, dass er Hardcore-Autojäger ist, gab es erst einige Monate später, als ich wegen eines gesundheitlichen Problems Rücksprache hielt, und ich es außerdem schon selber gemerkt hatte.


    Ich mag solche Threads wie diesen hier, wo auch ein bisschen Philosophisches über das Zusammenleben mit Hund(en) zur Sprache kommt.


    Caterina

    Was hier noch nicht geschrieben wurde:


    Die Flut an Hundewissen, zu der heute beinahe jede(r) Zugang hat, verführt zu der Annahme, man könne einen Hund programmieren wie einen Computer, wenn man nur die richtige Methode hat; ich denke da an so Begriffe wie "runterfahren", "Alleinbleibtraining", "Boxentraining", etc.


    Und wenn man dann "die" Methode schlechthin gefunden hat, kann man natürlich jeden Hund so verbiegen, dass er in Lebensentwürfe passt, in denen eigentlich kaum Platz für so ein hochsoziales Tier ist - einfach weil zu wenig Zeit da ist, in der man einfach BEIM Hund ist... ohne ihn irgendwie zu bespaßen oder "auszulasten".


    In meinen Augen kommt vielfach die BEziehung zum Hund zu kurz, es wird viel zu viel Wert auf ERziehungssachen gelegt.


    Caterina

    Ich kann auch nur bestätigen, dass das Bordertier abends müde ist... und nur nervt, wenn er nicht auf den Schlafplatz kommt, den er haben will.


    Wenn er nass geworden ist wie heute, ist das unter dem Küchentisch, und zwar dem ganzen, d. h. alle Stühle vorziehen.


    Dabei ist die Küche groß genug, er könnte sich überall auf die Fußbodenheizung legen - aber nein, es muss unter dem Tisch sein.


    Als es noch wärmer war, waren es die Fliesen in meinem Büro und unter dem Schreibtisch, d. h. auch hier Stuhl vorziehen, sobald der Computer aus ist.


    Caterina

    Flying-paws: Danke für die Anmerkung, die ich sehr ernst nehme. Wie kommst Du darauf, dass der Hund - übermäßigen - Stress hat? Wegen des Zerkauens? Er tötet halt gerne Spielzeug, wenn er gut drauf ist.


    Und magst Du etwas mehr schreiben, weswegen Glotzspiele Border krank machen können? Oder hast Du irgendwelche Links? Mir fehlt ja bisher komplett die Erfahrung mit dieser Rasse.


    Ich halte diesen Hund eigentlich nicht für überdreht, selbst wenn er Autos jagen würde, wenn man nicht sofort eingreift und ihn ablegt. Mit einem geordneten und für ihn berechenbaren Tagesablauf ist er sehr gut zu haben. So hat sich die Zieherei am Rad weitgehend gelegt, weil halt JEDEN Tag in etwa dasselbe Pensum gefahren wird und weil er durchaus bestimmen kann, wo er hin will.


    Ich kam auf diese "Arbeit", weil ich aus dem Gefühl heraus immer gucke, was bietet der Hund an, und kann man es zusammen machen, und wie kann man es ausbauen, so dass der Hund gefordert wird und seinen Grips anstrengen muss.


    Ich wäre Dir für etwas mehr Input dankbar. Eilt aber nicht, wenn Du mal Zeit und Lust hast.


    Caterina

    Das mit den multiplen Allergien gegen alle möglichen Gräser, Schimmelpilze & Milben dürfte stimmen... leider! Ausführliche Gespräche mit den Vorbesitzern ergaben, dass er schon immer zu Fell-, Haut- und Durchfallproblemen neigte, was mal besser und mal schlimmer (Gräser!) war. Er war ja mit einer Hündin zusammen, die nie irgendwelche Probleme hatte.


    Die Vorbesitzer haben sich redlich Mühe gegeben und mit allen möglichen Futterzusätzen, Futterumstellungen, Nahrungsergänzungen, Globuli, etc. herumexperimentiert, aber zu einem Durchbruch kam es nie so recht, auch durchs BARFEN nicht.


    Aber damit ging es halbwegs, und so bin ich notgedrungen auch wieder darauf zurückgekommen, selbst wenn ich es nicht konsequent durchziehen kann, weil er ja ab und an durch die halbe Republik mit zu M-U-T-T-I (dazu gleich mehr) kommt, wenn ich dort Termine habe. Da meine Mutter A) keine Kühltruhe hat und ich B) nicht mit gewolftem Rohfleisch in ihrer Küche hantieren kann, wenn ich auch weiterhin gern gesehener Gast sein will, scheitert es an der Logistik.


    Einige Dosenfuttermarken sind für ein paar Tage auch ok.


    Er zeigt genau dann Symptome, wenn es die menschlichen Allergiker hier - darunter ich auf bestimmte Schimmelpilze im Getreide - auch tun, und als Stroh gefahren und Gülle aufgerührt und dann ausgebracht wurde, hat er sich wirklich offene Stellen in den ziemlich dünn gewordenen Pelz geknabbert.


    Ich muss gestehen, ich habe wegen der hohen Allergendichte hier ernsthaft über eine Abgabe nachgedacht, doch Hausstaub- und Futtermilben (d. h. Trockenfutter ist tabu) sind nirgendwo auszuschließen. Ich warte erst mal ab, was die Hyposensibilisierung ab Herbst (= keine Gräser mehr) bringt; das Serum liegt bereits beim Tierarzt.


    (Uiui, da hatte ich aber richtig Ärger mit Herrchen... ;) )


    Ich denke, ich werde demnächst einen Beitrag in der medizinischen Rubrik eröffnen, denn mir sind einige Dinge noch nicht so klar.


    Erwin ist aber nicht nur wegen der Tierarztkosten ein ziemlich teurer Hund. Gestern hat er Aquakong Nr. 5 zerlegt. Auf Nr. 1 bis 4 hat er so lange herumgeknautscht, bis das Schaumstoffinnenleben so zerdrückt war, dass es nicht mehr genug Auftrieb produzierte, so dass Nr. 1 bis 4 vor seinen traurigen Kinderaugen langsam ertranken und nicht wieder auftauchten.


    Nr. 5 hat er es so richtig heftig gegeben, denn diesmal hat er den Kopf abgebissen, so dass das mit einem Metallring im Schaumstoffkern verankerte Seil herauskam. Das Schaumstoffinnenleben schwimmt übrigens im Moor, wenn es nicht inzwischen untergegangen ist.


    Dabei bekommt er sein "Arbeitsgerät" nur draußen und nur für die "Arbeit". Und vor Aquakong Nr. 1 bis 5 gab es schon diverse andere Schleuderteile... Nachdem er eines mal in einer Modderlache in der Koppel unter sich in den Schlamm getrampelt hatte und nicht mehr fand, nehme ich nur noch schwimmfähige.


    Denn Herr Hund möchte bitte jeden Tag nach dem Essen zur Arbeit.


    Die sieht so aus, dass wir zu einer Wiese an einem Moortümpel (bzw. vor der Weidesaison auf eine 35 ha große Koppel von Herrchen) radeln, er ein neonfarbenes Schleuderteil gezeigt bekommt, einen - mittlerweile richtig geilen - Outrun läuft, auch außer Sichtweite, und entweder von alleine auf 12 Uhr stehen bleibt und sich ablegt oder von mir mit Armbewegungen herangewinkt, gestoppt, weiter nach rechts/links gewinkt und abgelegt wird.


    Dann fliegt das Teil in seine Sichtrichtung, er schießt los, nimmt es auf und rennt dann noch diverse Kreise, bis er damit zu mir kommt, und manchmal trabt er dann noch eine Volte wie ein Pferd im Dressurviereck, bevor ich das vollgesabberte Teil so hingehalten bekomme, dass ich das Schleuderseil greifen kann.


    Auf der Wiese lasse ich ihn unterschiedlich große Kreise in unterschiedlichem Tempo laufen, winke ihn zwischen Bäumen oder zwischen Baum und immer wieder anders platziertem Rad durch, manchmal mit gesprochenen Kommandos, manchmal nur durch Körpersprache.


    Wenn ich ihn so vor mir sehe, sehe ich nichts anderes als auf einem x-beliebigen Hütebild: einen hochkonzentrierten, sich langsam anpirschenden Hund mit groß aufgerissenen Augen und aufmerksam gestellten Ohren.


    Als es noch wärmer war, warf er sich mit dem Gummiball zwischendurch immer wieder ins Wasser und kaute darauf herum. Auch Schwimmen beherrscht er mittlerweile gut, zu Anfang ging er unter, wenn er mit Karacho ins Wasser sprang, um den Kong zu holen.


    Er liebt seine Arbeit und hört und sieht nix dabei, andere Hunde sind ihm völlig schnuppe. Er will nix suchen, nirgendwo drüberspringen oder balancieren, nein, er will glotzen, sich anschleichen und Kreise rennen. Mein "weiter!" für einen noch größeren Kreis nutze ich inzwischen bei Wild. Bisher hat es funktioniert, d. h. er lief tatsächlich weiter - aber dann muss auch zielgenau der Belohnungs-Kong fliegen...


    Erst nach getaner Arbeit können wir ganz normal durch den Wald zurückradeln, dann ist er im Spaziergehmodus, den Hinweg legen wir im Tempo eines Trabers vor dem Sulky zurück.


    Er versteht es übrigens sehr geschickt, andere Menschen zu Wurfmaschinen zu erziehen, so auch M-U-T-T-I, der er, als sie hier zu Besuch war, immer wieder ein Quietscheei aus einem der Gelege, die die Hündin überall in Haus und Garten angelegt hat (und die Erwin mit geradezu diebischer Freude plündert, wenn er im jeweiligen Hausteil ist, obwohl er die Dinger draußen beim Spazierengehen nicht mit dem Allerwertesten anguckt), vor die Füße warf.


    Erwin ist übrigens ein Grobmotoriker sondergleichen, wir haben alle schon Scharten, Schrammen und blaue Flecken durch ihn davongetragen. Einen Agility-Parcours würde er wahrscheinlich spätestens beim 2. Durchlauf in Schutt und Asche legen.


    Wenn er gestreichelt werden will, steht er einem grundsätzlich auf den Füßen, wenn er zu einem auf die Couch springt und sich vor Wonne (oder wegen des allergisch bedingten Juckreizes) wälzt, zieht er einem spätestens nach 2 Minuten die Krallen der Hinterpfoten durchs Gesicht.


    Mein 1. Termin mit Erwin bei M-U-T-T-I bescherte mir und ihr Schmisse im Gesicht, denn nachdem ich ihn morgens gefüttert hatte, lag er hechelnd auf dem Küchenboden. Dann kam meine Mutter vom Einkaufen herein, Erwin springt freudig auf - und rammt ihr sein weit aufgerissenes Maul ins Gesicht... Ergebnis: Bluterguss an der Stirn von einem Eckzahn und Lippe aufgeratscht von einem weiteren...


    (Wenn ich sage, kommst Du mit zum Autofahren, wir fahren zu MUTTI, ist der Hund im Auto, kaum dass irgendeine Luke auf ist, und bleibt liegen wie Blei.)


    Ich mache mich danach fertig zum Kundenbesuch, der Hund war mit meiner Mutter im Garten, kommt wieder rein, sieht, dass ich mir Schuhe anziehe ("Jippi, der nächste Spaziergang!"), will mich vor Freude küssen - und verpasst mir ein 1A Veilchen... ich war etwas in Erklärungsnot beim Kunden... :hust:


    Es gäbe noch 1000 lustige Kleinigkeiten mehr zu erzählen.


    Gestern hatte Erwin übrigens seinen 1. Herrenabend mit Herrchens Billardfreunden, die so gar nix mit Hunden am Hut haben. Während die Hündin und ich ins Bett gingen, genoß Erwin ganz offensichtlich die Gesellschaft von 4 schwadronierenden, großzügig Essen abgebenden Herren in den sog. "besten Jahren"... heute morgen war er richtig schläfrig, genau wie Herrchen.


    Neben der Allergie ist der einzige Wermutstropfen Herrchens Vater, auf den der Hund losgehen würde, wenn er die Gelegenheit bekäme, denn der alte Herr mit seiner ruppigen, polternden Art kennt nur, Hund anschreien, wenn er stört oder Blödsinn macht, und wenn das nicht wirkt, draufkloppen. Das Terriertier (die alten Herrschaften haben einen Jack Russell) guckt dann blöd aus der Wäsche, wenn Herrchen brüllt, und dann verzieht er sich, Platz genug hat er ja.


    Den alten Herrn ändert man nicht mehr. Wessen Eltern selber schon älter sind, weiß vielleicht, dass die alten Herrschaften dann, wenn sie etwas wollen, es bitte sofort und gleich wollen und dass das, was sie wollen, für einen selber bitte auch das Wichtigste zu sein hat und man bitte jetzt, sofort, subito, pronto zu springen hat... :D


    Selbst wenn sich der alte Herr bemüht, nett zu dem Hund zu sein, ist er Erwin trotzdem nicht geheuer, er ist einfach zu poltrig.


    Caterina

    Leider gibt es nicht so schöne Nachrichten vom größten Spielzeug-Zerleger vor dem Herrn und tollpatschigsten aller Grobmotorik-Spieler:


    Er ist hochgradig allergisch gegen Schimmelpilze, Milben und diverse Gräser, das ergab zumindest ein erstes Screening einer Blutprobe. Jetzt lassen wir das Ganze noch einmal genauer aufschlüsseln, um dann wahrscheinlich zur Desensibilierung zu schreiten, denn für Dauer-Cortisongabe ist mir der Hund einfach noch zu jung.


    Aber passieren muss was, das Geschabe und Gebeiße wird immer schlimmer.


    Caterina

    Der Datencrash hat anscheinend meinen Beitrag hierzu gefressen, also noch einmal:


    Erwin macht einfach nur Spaß. Inzwischen habe ich ihn kastrieren lassen, weil ich die Chipkastration der Vorbesitzer nicht fortführen wollte und hier durchaus auch mal läufige Hündinnen streunen.


    Er hat das gut weggesteckt, und in seinem Body war er das Gespött der Kälber hinter dem Haus, isch schwör... :D Die rotteten sich am Zaun zusammen, machten Hälse wie die Giraffen und beglotzten ihn grinsend.


    Er hat schon viel gelernt und übt fleißig, vor allem "Nein, Du kriegst nix" mit Herrchen. Dann schrumpft er in Nullkommanichts auf die Größe eines verhungernden Zwergpudels zusammen, legt ihm die Schnauze aufs Knie und seufzt zum Steinerweichen. Das Ergebnis dürfte klar sein... :pfeif: :pfeif:


    Kurzum: wieder einmal ein Glücksgriff unter den Second-Hand-Hunden.


    Caterina