Beiträge von Cattledogfan

    @flying-paws, was ich Dich immer schon mal fragen wollte wegen Sheila - wenn Du darauf antworten magst:

    Was hältst Du für angeboren und was für hausgemacht von ihrer Nervosität? ich habe ja die Eltern kurz kennengelernt, und die Schilderungen von Junes Verhalten (= die Mutter) erinnern mich doch an die Tochter...

    Und würdest Du sie für eine Vollerwerbsschäferei mit richtig, richtig vielen Schafen für geeignet halten? Das, was Du von ihr zeigst, finde ich schon beeindruckend, sie ist für meine Laienaugen an den Schafen absolut ernsthaft bei der Sache und tut das, wofür sie gezüchtet wurde. Aber würde sie auch Warterei, andere Hunde vorlassen, halt den Trubel auf einem richtig großen Betrieb mit wechselnden Menschen aushalten?

    Ich grübele nämlich schon seit geraumer Zeit darüber, was bei unserem Schwarzi-Border Genetik ist und was auf Notbeschäftigung als vermeintlicher Ersatz fürs Hüten zurückzuführen ist.

    Sie hat in dem ersten Jahr bei der vorherigen Besitzerin nie ein Feld, eine Wiese usw. gesehen und hatte keinen Auslauf (außer als sie am Fahrrad mitrennen musste).

    Das verstehe ich nicht ganz, HundeDori. Am Fahrrad rennen ist zwar nicht die ideale Form von Hundeauslauf, aber rausgekommen ist der Hund offensichtlich schon. Meinst Du, dass er nie frei laufen durfte? Dass er nicht sehr umweltsicher ist? Dass er nicht oft ans Rad kam?

    Ich habe manchmal das Gefühl, dass man heutzutage bei all den Hundeflüsterern und der Flut an hundepsychologischen Erkenntnissen suggeriert bekommt, man brauche nur die richtige Methode und das bzw. die richtigen Hilfsmittel und müsse nur genug trainieren, dann bekommt man jedem Hund alles beigebogen, und dann bekommt man natürlich das Gefühl, versagt zu haben, wenn man den Hund doch nicht tiefenentspannt bekommt.

    Du scheinst doch dem Hund in den letzten zwei Jahren einiges von der Welt gezeigt zu haben und auch seine Baustellen gut zu kennen. Mein Weg wäre, den Hund da, wo Du ihn nicht zu 99,9 % unter Kontrolle hast, einfach nur zuverlässig zu sichern und ihm mit der Einstellung zu begegnen, sei froh, dass Du bei mir bist, hier ist das Leben abwechslungsreicher und regelmäßiger.

    Meist entspannt sich dann das Miteinander automatisch, weil der Hund eine feste Struktur hat - z. b. generell kein Kontakt zu Besuch - und man selber nicht unter dem Erwartungsdruck steht, dass man immer noch nicht weiter ist.

    Und manchmal fällt einem auch die Lösung eines lange mitgeschleppten Problems ganz nebenbei zu.

    Caterina

    Ich sehe da ehrlich ein ganz anderes Problem, nämlich dass Du einen Hund von der Leine lässt, von dem Du nicht sicher sein kannst, dass er zurückkommt, "nur" weil ein Mensch in weiter Ferne auftaucht. Was je nach Umfeld gefährlich werden kann, entweder für den Hund (Straße) oder für den anvisierten Menschen; mir würde zumindest im ersten Moment mulmig, wenn ein gut mittelgroßer Hund auf mich zugeschossen kommt.

    Das weckt bei mir den Verdacht, dass da evtl. noch mehr nicht unter Kontrolle ist.

    Ist aber, wie gesagt, nur eine Vermutung.

    Ich würde entweder den Hund konsequent an der Leine lassen, dann hast Du ja auch die Anspringerei unter Kontrolle, oder wirklich nur ableinen, wenn Du so gut wie sicher sein kannst, dass der Hund bei Kommando auch kommt, ansonsten hat er immer und immer wieder Gelegenheit, das unerwünschte Verhalten zu festigen.

    Und in der Enge der Wohnung würde ich ihn schlicht wegsperren, das wäre mir in der Gewichtskategorie zu stressig. Wer sich so wenig benehmen kann, hat bei Besuch nichts verloren.

    Caterina

    Das Problem ist in meinen Augen, dass viele Hundehalter nicht für 5 Pfennig über den eigenen Hund hinaus denken können. Der ist automatisch das Maß aller Dinge.

    Ist der freundlich/ängstlich/aggressiv oder was auch immer, werden automatisch beinahe alle anderen Hunde und ihre Halter in eine Schablone gepresst, die zum eigenen Hund passt.

    Hier in der Nähe wohnt z. B. eine ältere Dame, die früher eine Golden Retriever-Hündin hatte - die natürlich ungefragt zu anderen Hunden hin durfte, klar... Meine damaligen Hündinnen fanden die absolut überflüssig und lästig.

    Mittlerweile hat die Frau einen kleinen Auslandsmix unbekannter Herkunft und unbekannten Alters, der nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" auf Artgenossen reagiert, und jetzt weicht sie mir und meinen beiden - deutlich größeren - freilaufenden Rüden natürlich großflächig aus.

    Ich kann mich der Meinung der anderen nur anschließen: Wenn es Deiner Hündin hilft - und, ganz wichtig, kein anderer dadurch belästigt wird -, dann auf den Arm mit ihr.

    Würde ich ganz genauso machen und könnte mir wahrscheinlich eine Bemerkung à la "Und da kann wohl einer nicht über den eigenen Tellerrand schauen" nicht verkneifen JJ

    In diesem Sinne: dickeres Fell.

    Caterina

    Also den Cattle Dog sehe ich da nicht unbedingt. Bei der Rasse muss man mit Wehrhaftigkeit und Wachtrieb rechnen, und normalerweise haben die Hunde nicht nur Artgenossen gegenüber eine relativ hohe Individualdistanz.

    Wir haben neben unserer jetzt knapp 16monatigen Cattle-Kröte noch einen Border Collie und einen Australian Koolie für die Arbeit an Rindern, und die Kröte ist nicht nur ein toller Rinderhund, der jetzt Geschmack am vorsichtigen Leiten von Gallowaykälbern gefunden hat (Milchkühe holen und beim Melken helfen kann sie schon, richtig ran an die Galloways traut sie sich noch nicht), sondern auch ein 1a Wachhund vor dem Herrn. Beim Vieh hat sie sich viel von den Großen abgeguckt, die aber keine Wachhunde sind, ganz im Gegenteil.

    (Das sollen sie auch vom rassetypischen Verwendungszweck her gar nicht sein.)

    Spricht sie jemand freundlich an, würden sie ihn sofort ins Haus lassen.

    Die Kröte nicht, die hat schon ihren ersten Paketboten gestellt, der meinte, ihr Bellen hinter dem Zaun ignorieren zu können, und das Tor öffnete. Das ist ihr angeboren. Sie liebt das Bewachen genauso wie das tägliche Umtreiben der Kühe im Stall zum Melken, und sie darf und soll es und wird dafür gelobt.

    Auch andere Hunde findet sie langsam doof. Solange sie Abstand halten, ist sie ganz ruhig, aber alle "Ey, wissu mit mir spiäln"-Typen, von denen hier einige herumstreunern, werden sofort gemaßregelt.

    Für ein Leben in der Stadt und als Bürohund würde ich mir eine freundlichere, aufgeschlossenere und weniger triebstarke Rasse suchen, denn das genetische Rüstzeug des Hundes sucht sich in einem Umfeld, in dem es nicht gebraucht wird, trotzdem irgendein Ventil. Dann werden eben Kollegen und/oder Artgenossen geheelt - nur mal so als Beispiel. Wegerziehen kann man Angeborenes nicht, nur kanalisieren und lenken.

    Natürlich gibt es Ausnahmen, z. B. die bezaubernde Magic von @Cattlefan (schmacht...!), aber rechnen sollte man nicht damit.

    Caterina

    Blöde Frage: Wann und wo leinst Du ab? Ich würde mir den Gedanken an "Rennen und nach Herzenslust schnüffeln" erst mal aus dem Kopf schlagen, bis sich der Hund besser eingewöhnt hat und Du ihn vor allen Dingen zuverlässig einschätzen kannst, auf welche Reize er reagiert.

    Ich habe bei meinen erwachsenen Neuzugängen das leinenlose Laufen immer so geübt, dass ich zunächst an Stellen und bei Gelegenheiten abgeleint habe, wo der Hund entweder sowieso ein festes Ziel hatte (z. B. die letzten Meter vor Zuhause oder eine bekannte Person bzw. ein Hundefreund) oder wo die Umgebung für den jeweiligen Hund besonders reizarm ist.

    Ideal finde ich immer Wohngebiete am frühen Sonntagmorgen, da ist so gut wie niemand auf der Straße und kaum Verkehr, so dass man relativ gefahrlos das Heranrufen ohne erneutes Anleinen oder eventuell auch, wie bereits vorgeschlagen, das Absitzen oder Ablegen auf Entfernung üben kann.

    Mein Ziel war es immer, sozusagen eine unsichtbare Leine zwischen dem Hund und mir wachsen zu lassen, an der ich ihn zuverlässig heranholen kann, wenn ich es für nötig halte, und die wächst nur mit Zeit, Geduld und gegenseitigem Vertrauen und nicht, ohne dass man als Mensch einen Blick für das entwickelt, was für den jeweiligen Hund besonders spannend ist und ihn folglich zum Ignorieren des Rückrufs verleitet.

    Caterina

    Noch ein Klugschiss zum Tragen:

    Wenn es so weit ist, dass ein Hund aus Alters- und/oder Krankheitsgründen Hilfe beim Treppensteigen benötigt, sollte man ihn auch für das Tier möglichst schonend und schmerzfrei heben oder stützen können und nicht nur einfach hochwuchten. Das mag ein junger Hund, der z. B. eine verletzte Pfote und keinen kaputten Rücken oder keine schmerzenden Hüftgelenke hat, ja noch hinnehmen für ein paar Tage, aber ein dauerhaft in seinem Wohlbefinden eingeschränkter älterer tut das nicht so ohne weiteres.

    Labrador finde ich als Rasse im Prinzip schon passend, nur den 1. Stock halt nicht, vor allem, weil es die schnelle Trennung von Hund und Kindern erschwert, gerade, wenn es ein Welpe sein soll. Erdgeschoss mit hundesicherem Garten ist Gold wert bei Welpen und alten Hunden!

    Und zum Waschen von Pudeln: Ich weiß nicht, wie viele Bäder Ihr habt, aber ich möchte mit drei Kindern nicht jeden Tag evtl. mehrmals erst den Hund und dann das Bad sauber machen. Das würde ich auch bedenken. Von den Rasseeigenschaften aber auch passend für eine Familie, würde ich sagen.

    Viel Spaß bei der Hundesuche!

    Caterina

    Cool, dass es jetzt diese Rubrik gibt!

    Dann fange ich mal an, denn mich interessieren die Hinterwälder von @Chris2406 brennend. Die Kuh aus dem anderen Thread, die den Kangal herausfordert, ist ein echtes Prachttier. Kann man Hinterwälder eigentlich auch melken (ich meine, mal was von "Doppelnutzer" gelesen zu haben, sehe sie aber nur in extensiver Haltung), oder ist das eine reine Mutterkuhrasse wie Angus? Wie groß/schwer werden Kühe, Bullen und Ochsen so? Habt Ihr einen Bullen in der Herde, oder wird besamt? Wie winterfest sind sie?

    Ach ja, und was ich von @Antoni schon immer wissen wollte: Wie leicht kalben die mit WBB besamten Schwarzbunten? Habt Ihr da keine Probleme mit Schwergeburten, der Crux bei WBB? In welchem Alter gehen sie vom Hof? Belegt? Oder direkt zum Schlachter? Oder habt Ihr Abnehmer für Weitermast oder Zucht? Bauer überlegt nämlich auch, verstärkt Mastkreuzungen zu verkaufen.

    Caterina

    Frage in die Runde:

    Bestünde auch bei anderen Interesse, diese Rubrik um andere Hütetiere, z. B. Ziegen und Rinder, zu erweitern?

    Mir ging diese Idee schon öfter durch den Kopf, denn gehütet werden ja hier nicht nur Schafe.

    Würde - nur mal so als Beispiel - gerne mehr über Mutterkuhhaltung erfahren, hier auf dem Betrieb leider nur ein stiefmütterlicher Zweig.

    Caterina

    Ich würde deswegen kein Einzelhundekind nehmen, weil Hunde normalerweile größere Würfe haben und ich die Befürchtung hätte, dass da irgendwas gesundheitlich im Argen ist. Vitalität ist für mich ein absolut wichtiges Kriterium, und ich habe z. B. bei Rindern die - natürlich völlig unwissenschaftliche - Erfahrung gemacht, dass die Natur schon weiß, was sie tut.

    Oder man denke an Eisbär Knut, der auch irgendwann einfach tot umfiel. Die Eisbärenmutter wusste wahrscheinlich, warum sie ihr Junges nicht aufziehen wollte.

    Oder wenn eine Hündin nur durch Besamung und nicht durch Natursprung trächtig wird. Aus diesem Wurf wollte ich auch keinen Welpen.

    Ist aber, wie gesagt, ein völlig subjektives Bild, genauso, wie ich mir z. B. keinen Berner anschaffen würde, weil ich die Rasse als multimorbide erlebt habe. Obwohl ich den typischen Berner-Charakter toll finde.

    Caterina