Beiträge von Cattledogfan

    Ein Hund lebt im Hier und Jetzt, und dieser junge Hund leidet offensichtlich, daher würde ich als Besitzer die Lösung wählen, die möglichst schnell hilft, und nicht erst lange rumprobieren.

    Und ab einer gewissen Hunde- bzw. Hündinnendichte im eigenen Wohnumfeld kann es schwierig bis unmöglich sein, Hündinnenspuren aus dem Weg zu gehen, und "ins Niemandsland", wie so schön vorgeschlagen, rauszufahren, um dem Hund eine Erholungspause zu gönnen, kann auch nicht jeder, u. a. aus Zeitgründen, und außerdem ist nicht garantiert, dass irgendwo draußen in Feld & Wald nicht auch läufige Hündinnen unterwegs sind.

    Zudem stellt sich so im eigenen Wohnumfeld nie "Alltag" ein.

    Und nicht zuletzt setzt das "erzieherische Einwirken", wenn es denn nicht in simples Herumgezerre ausarten soll, voraus, dass der Hund überhaupt ansprechbar ist. Was er wiederum nur in reizarmer Umgebung sein kann...

    Außerdem finde ich, die wahre Hundeverstümmelung heutzutage heißt nicht Kastration, sondern sieht so aus, dass Hunde in Lebensentwürfe gepresst werden, in die für ihre Grundbedürfnisse nach Bewegung und sozialem Miteinander weder Zeit noch Platz vorhanden ist.

    Nathy: Was sagt eigentlich Deine Trainerin - Sandra Zilch? - zu der Tatsache, dass der Hund ohne Schaferfahrung aufgewachsen ist? Wie alt ist er eigentlich? Wenn Sierra jetzt 12 ist, dann wohl mindestens 4?

    Man korrigiere mich, aber meiner Erfahrung nach ist das selbst bei einem gut veranlagten Hund nur schwer nachzuholen, dieses Hereinwachsen, das tägliche Lernen, sich zu beherrschen, das Lesen der Tiere, das Antizipieren von Abläufen; das beste Beispiel dafür ist für mich Antonis Phelan.

    Wir sehen auch hier den Unterschied zwischen den Hunden. Am sichersten und auch am kreativsten im Umgang mit den Tieren ist eindeutig die Kröte - was jetzt NICHT heißt, dass sie am meisten kann! Sie macht halt nur das, was sie kann... bzw. meint zu können... Sie traut sich z. B. nicht alleine an größere Gruppen.

    (Ddie Kühe hängen hier auf den einzelnen Stücken des Koppelflickenteppichs oft in relativ geschlossenen Freundinnengruppen ab, vor allem die jüngeren, die schon als Färsen zusammen in einer Bucht und auf einer Weide waren und sich dann nach dem Abkalben wieder in der Milchkuhherde treffen.)

    Also macht sie es wie im Stall und bringt zuerst die Tiere einzeln heran, die sich am stärksten beeindrucken lassen, und für den Rest hilft dann meist Schwarzi-Border. Da musste der Bauer das Warten lernen JJ

    Der wiederum darf erst von der Leine, wenn er richtig positioniert ist, damit er mit Tunnelblick gerade nach vorne wegschieben kann. Er ist am selektivsten einsetzbar, und wir lassen ihn auch nur das machen, was er von sich aus anbietet, und das ist nun mal meistens dampflokartig nach vorne wegschieben oder Durchgänge gegen Vieh von vorne absichern, obwohl er auch schon Ansätze zum Sammeln zeigt.

    Wir leben aber gut damit und freuen uns über alles, was uns die Hunde anbieten, und Küheholen ist das Highlight des Tages für alle drei. Hinterher wird noch einmal ausgiebig durch die Modder getobt, nachdem alle ein dickes Lob kassiert haben, und die Kröte schwebt mit Herrchen ab in den Melkstand.

    Will sagen: Ich glaube, ich würde Orcas überbordende Freude wirklich für das nutzen, was Du vorhast, nämlich Alltagsaufgaben etwas aufblähen. Das ist doch großartig, was Du mit dem Hund - der, das darf man nicht vergessen, ja nur einer von mehreren ist - in nur einem Jahr erreicht hast! Er musste sich erst bei Zilchs und dann bei Dir im Rudel zurechtfinden, hatte sein Frühlingserwachen an Schafen und scheint ja schon richtig was zu können! Dagegen sind unsere Waisenknaben.

    Caterina

    Nathy: Ich glaube, ich würde rein aus dem Bauch heraus gar nicht mehr selber mit Orca trainieren, sondern nur unter Anleitung, und ihn bei mir zu Hause nur noch Dinge machen lassen, die er kann bzw. wo die Erfolgsaussichten gut sind, dass es klappt. Gut veranlagt scheint er ja zu sein.

    Ich würde eher auf Quantität setzen, d. h. ihn möglichst täglich zu den Schafen mitnehmen und irgendeine Kleinigkeit machen lassen, und wenn es nur ein einziges Schaf von A nach B bringen oder Krippe beim Füttern sichern ist - nur mal so als Beispiel. Antoni hat schon Recht, der tägliche Viehkontakt macht unheimlich viel aus, selbst wenn gar nichts Spektakuläres passiert. Dabei lernen sie, die Tiere zu lesen, und gucken sich auch Arbeitsabläufe ab.

    Ich nehme an, er ist nicht mit Schafhaltung aufgewachsen, sondern hat sie erst bei Zilchs und dann bei Dir kennengelernt?

    Caterina

    Bei uns ist inzwischen offensichtlich, dass die Kröte das Bindeglied zwischen den beiden Rüden ist. Border & Koolie schieben z. B. nicht so toll nebeneinander auf dem letzten Stück, ist aber die Kröte in der Mitte, geht es quasi wie von selbst.

    Ich fand es interessant, Eure Berichte zu lesen, weil es wirklich so etwas wie Chemie zwischen den Hunden gibt.

    Nathy: eine ergreifende Geschichte; schade, dass Sierra erst so spät zu Dir kam - aber schön, dass Ihr Euch doch noch gefunden habt!

    Caterina

    @Brizo: Das hast Du völlig in den falschen Hals bekommen; ich sehe wirklich keinen Unterschied, und wenn ich z. B. nicht wüsste, dass Phelan ein Border Collie ist, würde ich spontan von den Videosequenzen her und wegen der Tatsache, dass er Rinder treibt, "Aussie" sagen.

    Unser Schwarzi-Border treibt z. B. viel geduckter. Aber er macht auch lange nicht so viel wie Phelan.

    Antoni: Genial, was der Hund inzwischen alles kann! Der ersetzt mindestens einen Mann, nicht wahr? Du holst mit Hund die Tiere, und Dein Freund oder jemand anderes steht am Fangwagen, soweit ich gesehen habe?

    Davon, die Hunde ernsthaft ans Jungvieh zu lassen, sind wir noch meilenweit entfernt, die finden Spockie und Kröte eher witzig, lediglich vor dem Border-Schnappkrokodil haben diejenigen Manschetten, die er schon mal zurückgetrieben hat.

    Denn wenn Herrchen mit dem Trecker auf irgendeine Jungviehkoppel muss - was bedeutet, dass das Tor erst mal aufbleiben muss, bis er durch ist -, kommt inzwischen Schwarzi mit, er sichert mittlerweile automatisch, indem er sich ablegt und glotzt.

    Und halt abschnappt, wenn die Tiere meinen, doch durchzuwollen.

    Das ist übrigens die einzige Situation, in der die Rinder wichtiger sind als das Fahrzeug; er ist ansonsten ja Hardcore-Autojäger... seufz... soviel zum Thema, man schaffe sich einen Hund aus arbeitenden Eltern für eine "anspruchsvolle Arbeit" - in diesem Fall Therapiehelfer eines Physiotherapeuten - an... die Genetik sucht sich dann halt ihren Weg.

    Und dass wir irgendwann soweit sind, einen oder mehrere Hunde alleine zum Küheholen auf die Hauskoppel zu schicken: Nein, das sehe ich nicht, dafür ist die Koppel zu unübersichtlich und zu hügelig, und wenn bei schönerem Wetter Kühe in Senken liegen, kommt es durchaus vor, dass die Hunde sie übersehen. Außerdem ist die Einflugschneise in den Stall nicht gerade, und auf der Seite zur Straße hin muss man gerade bei den frisch abgekalbten Färsen, die das Procedere noch nicht kennen, den jeweiligen Hund bremsen, damit die Tiere nicht aus Versehen doch durch den Draht gehen.

    Caterina

    PS: Bitte Daumen drücken, Tierärztin ist gerade da, Notkaiserschnitt, Zwillinge bei einer Färse, hoffentlich geht es gut...

    @Brizo: Holla, Du Experte! Ich muss gestehen, ich kann auf den ersten Blick Aussie & Border nicht unterscheiden, auch nicht an den kurzen Videosequenzen, darum habe ich ja gefragt.

    Wir saufen übrigens jetzt endgültig ab.

    Aber die Kühe wollen trotzdem raus.

    Heute vor Melkzeit standen vielleicht 20, 25 Tiere gemütlich wiederkäuend etwas erhöht im Windschatten der in die Hauskoppel hineinragenden Maschinenhalle, der Regen kam quer, dazu peitschender Wind, aber sie waren auf ihrer Anhöhe relativ geschützt.

    Nachdem ich mich von der anderen Seite der Koppel, wohin ich immer mit dem Rad fahre, bis zur Maschinenhalle vorgekämpft hatte - Kühe waren auf Spocks und meiner Seite keine mehr, aber die Einflugschneise zum Stall war noch offen, so dass Bauer, Border & Kröte noch irgendwo sein mussten -, bekam ich gerade noch mit, wie Schwarzi-Border durch die Senke auf die Tiere zuschwamm, die Kröte vorsichtig am Draht entlang balancierte, um sie von hinten zu jagen, und der Bauer die Koppel verließ, um direkt zum Stall zu gehen, weil er ohnehin nichts hätte ausrichten können, es sei denn mit Fischerstiefeln.

    Spock und ich blieben an der Stelle stehen, wo sie zum Stall hin abbiegen mussten.

    (Leine brauche ich für ihn übrigens keine mehr, er schiebt inzwischen kurz vor dem Stall auch mit rein.)

    Es war zwar etwas ungeordnet, aber alle Kühe liefen schnurstracks rein.

    Ein Hoch auf die Hunde!

    Caterina

    Unsere beiden "Großen" sind ja nun nicht sooo megaerfahren an den Kühen, sondern lernen selber jeden Tag dazu. Nichtsdestotrotz haben sie der Kröte gegenüber einen Erfahrungsvorsprung, und es ist ganz offensichtlich, dass sie deutlich weiter ist als ihre Vorgängerin im selben Alter, obwohl Madame Cattle Dog selig jünger auf den Hof kam und mit einem Jahr schon ihre 2. Weidesaison erlebte.

    Aber da war halt nur Herrchen, hinter dem sie sich zur Not verstecken konnte.

    Wir haben festgestellt, dass sich die Kröte in ihr unheimlichen Situationen erst vergewissert, wo die anderen beiden sind, und dann entscheidet, ob sie sich z. B. frontal einer Kuh mit gesenktem Kopf entgegen stellt.

    Meistens tut sie es inzwischen.

    Und Wasserschisser Spockie guckt sich nach den anderen um, wenn ihm eine Kuh eine lange Nase macht und in einer Modderkuhle stehen bleibt. Solange es nicht zu tief ist, holt die Kröte das Tier raus, ansonsten schwimmt Schwarzi-Border los.

    (Hatte ich schon erwähnt, dass der Sommer in diesem Jahr ausfiel?)

    Am Samstag blieb Herrchen mit einem Stiefel in der Modder vor dem Stall stecken, und da liefen die Hunde zu Höchstform auf, denn alle drei schlichen halbkreisförmig um die Kühe wie die Wölfe und schoben sie immer weiter rein. So habe ich sie noch nie erlebt, denn ich hätte auch nicht helfen können, weil ich ansonsten bis über die Knie versunken wäre.

    Nathy, warum wurde Sierra eigentlich so oft weitergereicht? Sie scheint ja ein toller Hund mit viel Schafsverstand zu sein; ich erinnere mich noch, dass Du schriebst, dass sie Dich vor einem angreifenden Bock gerettet hat.

    Caterina

    Wir haben ja ein Trio aus unterschiedlichen Rassen, die Jüngste ist die ACD-Kröte mit guten 11 Monaten, der Koolie wird im November 3 und kam antrainiert vor einem guten Jahr zu uns, und seit er da ist, verwandelte sich unser Schwarzi-Border, jetzt 6 und seit knapp dreieinhalb Jahren bei uns, plötzlich in einen passablen Kuhschiebehund.

    Die Kröte geht seit Februar, d. h. schon als Welpe, jeden Tag mit Herrchen mit zum Melken, die anderen beiden nur zum Küheholen auf die Hauskoppel. Beim Jungvieh auf den Außenkoppeln und beim Verladen sind sie im Moment eigentlich nur zum Gucken dabei, evtl. ein bisschen Nachtreiben bei den Färsen, mehr nicht. An die Galloways, die keinen Stall kennen, lassen wir sie im Moment noch gar nicht.

    Die Hauskoppel ist ein zusammengestoppeltes Konglomerat aus ehemaligen Koppeln früherer Höfe, das wir von verschiedenen Seiten betreten, einer mit zwei, der andere mit einem Hund, und wir Menschen sehen uns erst kurz vor dem Stall.

    Jetzt fiel uns vor einigen Tagen beiden auf, dass die Hunde anfangen zusammenzuarbeiten, d. h. sie stoppen von sich aus, wenn einer der anderen z. B. gerade problemlos von seiner Seite aus die Tiere aus dem eigenen Stück mit seinem Pulk "mitnimmt", und wenden sich den Trödlern zu. Und wenn aufmüpfige frisch abgekalbte Färsen meinen, einen der Hunde, meist die Kröte, wegkicken zu wollen, ist sofort einer der Rüden da, und sogar Spockie-Koolie treibt die Tiere dann nach vorne weg, obwohl er das eigentlich gar nicht gerne macht.

    Das ist genial für den jungen Hund, weil sie zwar im ersten Moment ausweicht oder sogar ein Stück wegrennt, aber dann sofort im Kielwasser der Großen wieder an den Tieren dran ist (wenn auch mit deutlichem Abstand) und meist zwar nur die Klappe aufreißt, aber immerhin nicht ins Meiden kommt.

    Mit Schwarzi-Border schiebt sie, mit Spockie-Koolie bringt sie. Ein absoluter Glücksgriff, überlegt, vorsichtig und blitzschnell lernend - jaaa, es gibt sie noch, die rindertauglichen Cattle Dogs!

    Mich würden jetzt die Erfahrungen anderer mit mehreren Hunden interessieren, wenn Ihr - ich denke an flying-paws (Arbeiten außer Nian auch andere Deiner Hunde mit weiteren?), nathy (Du hast Aussies und Border?) oder nocte (würde gerne mal Deine Aussies an Mutterkühen sehen) - was schreiben mögt.

    Caterina

    Ich sehe das alles ziemlich kritisch. Einfach, weil ein Hund normalerweise 1-3mal pro Woche für vielleicht 20-30min auf dem Platz "gearbeitet" wird.
    Und der Rest der Zeit? Erstmal muss man mit dem Hund an sich klar kommen und mit ihm seinen Alltag gestalten können!

    Das finde ich mal wieder eine der klugen Aussagen dieses Forums!

    Schade, dass man dafür nur einmal "Daumen hoch" vergeben kann...

    Caterina