Hier tun sich trotz unserer Unerfahrenheit im Einsatz von Arbeitshunden gewaltige Dinge - die auf dem Mist der Hunde, nicht auf unserem gewachsen sind.
Spockie wurde letzte Woche zweimal von übermütigen Jungkühen angegriffen, einmal von einer einzelnen, die plötzlich aus einem Pulk von 10, 12 Tieren, die sich bei Sichtung des Hundes brav in die richtige Richtung in Bewegung gesetzt hatten, ausscherte und mit Bocksprüngen und gesenktem Kopf auf den Hund losging.
Beim zweiten Mal kegelten 4, 5 Tiere in einer Senke einen Leckeimer umher, den sie aus der Verankerung gerissen hatten, und wollten sich bei ihrem Gezanke nicht stören lassen und gingen gleich zu zweit auf den Hund los.
Beide Male verwandelte sich Spockie-Sensibelchen in eine Furie und trieb die Tiere mit Gekreisch und Flotzmaulbissen zurück. Ganz prima fand ich, dass er sich auch wieder stoppen ließ und speziell die Randalierer fest im Auge behielt. Ich ließ ihn auch ruhig in die Fersen nachfassen.
Nur: Den Tag nach dem zweiten Angriff guckte ihn eine Kuh einfach nur an, als sie aufhörte zu grasen, und er schoss genauso vehement auf sie zu wie auf die Randalierer... und hetzte sie völlig sinnlos in die falsche Richtung... ich konnte ihn nur mit viel Gebrüll überhaupt stoppen. Einfach schrecklich!
Ich habe ihn dann an die Leine genommen, die ich immer dabei habe, weil ich ihn das letzte Stück vor dem Stall ohnehin anleine, denn er würde mir die Kühe, die stehen bleiben und sich noch einmal umsehen, wieder rauspellen aus dem Pulk.... und zurückbringen...
Auch wenn es aus Sicht des Hundes absolut verständlich war - denn er hätte durchaus den Kürzeren ziehen können -, geht das nicht, vor allem, weil bei diesem Scheißwetter, das wir hatten, wieder Mortellaro grassiert, und hinkende Kühe sollen gehen, nicht rennen, Punkt!
Am nächsten Tag dachte ich, probier's mal ohne Leine, weil der Hund auf der Seite der Koppel, von der aus wir die Kühe wegholen, nicht viel hätte machen müssen, da dort nur ganz wenige Tiere grasten, die sich auch sofort von alleine in die richtige Richtung in Bewegung setzten.
Spockie hätte einfach nur neben mir bleiben und den Durchgang zum rückwärtigen Koppelteil sichern müssen, sonst nix. Die 5, 6 Kühe, die auf dem vor uns liegenden Teil waren, zogen in 10 - 20 Metern ganz ruhig vorbei Richtung Stall.
Wieder dasselbe Spiel, Kuh guckt, Hund hetzt, wenn auch diesmal in die richtige Richtung ... grauenvoll!
Zwei Tage war er nur an der Leine mit auf der Koppel, und ich ging ganz langsam mit ihm an die Stellen, wo ich die Druckpunkte vermutete (meistens liege ich inzwischen sogar richtig), und die Kühe gingen ganz ruhig.
Und heute ging es wieder komplett ohne Leine bis auf das letzte Stück vor dem Stall, da darf nur Schwarzi-Border ohne Leine bleiben, weil er die Tiere die letzten Meter bis in den Stall schiebt. Einmal musste ich Spock in eine Ecke schicken ("hol sie"), weil ein Tier weitergrasen wollte, und als es erschreckt aufsprang, weil es nicht mit dem Hund gerechnet hatte, befolgte er auch brav mein "Stopp".
Und Schwarzi-Border packt jeden Tag mehr aus. Inzwischen geht er auch mit dem Praktikanten ohne Leine, der ihn praktisch nur mit "Platz" und "weiter" dirigiert. Er liegt nach dem Fressen wie festgetackert vor der Tür, durch die es immer für ihn zur Koppel geht. Der Junge hat allerdings noch nicht so das richtige Gespür dafür, wann man den Hund ablegen muss, so dass er vor zwei Tagen vor eine Kuh schoss - und sie drehte und zurückbrachte!
Wenn mir das einer gesagt hätte, dass dieser Hund mal Kühe treibt und sogar Gefühl dafür entwickelt, die Tiere zusammenzuhalten, ich hätte es nicht geglaubt.
Die Hunde, auch die Kröte, haben sichtlich Spaß an der Arbeit, und bis auf meine beiden Horrortage, an denen zum Glück kein Tier zu Schaden gekommen ist, geht das Küheholen mit jedem Tag ein bisschen ruhiger und besser, denn über 100 Kühe von dieser hügeligen, verwinkelten und z. T. uneinsichtigen Koppel zu sammeln, dauerte in der Zeit, als Madame Cattle Dog selig nicht mehr mit auf die Weide wollte, duchaus mal eine Dreivieltelstunde oder länger, wenn die Kühe vor dem Stall immer wieder abhauten. Und war verbunden mit viel Stockgefuchtel und Geschrei.
Aber im Gegensatz zu all den Erfahrenen hier fühle ich mich manchmal, als würde ich mit dem Abakus hantieren, während Eure Scannerkasse gleich den Bestand im Lager korrigiert und die Nachbestellung in die Wege leitet.
Caterina