Beiträge von Cattledogfan

    @Biras: Was sie machen soll? Sich von der Vorstellung verabschieden, dass es eine zuverlässig funktionierende Methode gibt, den Hund vom Schnappen abzuhalten, und anfangen, den Hund lesen zu lernen, sich einen Plan zu machen, welchen Platz der Hund im Familienleben haben soll (und sich auch schon mal langsam überlegen, wie sie mit dem zu erwartenden Wachtrieb umgehen will), und ihm strukturierte, altersgerechte Beschäftigungs- und Lernmöglichkeiten zu bieten.

    Ein Beispiel: Der Hund hat ein Huhn gejagt? Suboptimal, aber eine gute Gelegenheit, ihm beizubringen, dass die Hühner ihn nicht zu interessieren haben, es ist immerhin keine Jagdhundrasse. Wie reagiert er auf die Hühner im Käfig? Auf welche Entfernung davon bleibt er ruhig? Ist es evtl. möglich, dass einer den Hund an der Leine hat, der andere die Hühner - sofern sie es kennen - in den Garten lässt?

    "Es ist jemand bei ihm draußen" heißt ja nicht zwingend, dass irgendwas für den Hund Sinnvolles passiert.

    Bei einem Hund dieser Größenordnung ist es ja nicht verkehrt, ihn tagsüber zeitweise von den Menschen zu separieren (z. B. Kinderbesuch, bei Handwerkern, o. ä.) - aber das Tier muss es als Teil seiner Normalität kennen und akzeptieren lernen.

    Ich persönlich wollte mit einem zweijährigen Kind in der Familie z. B. keinen Hund, den ich nicht mit einer Hand problemlos an der Leine halten könnte, wenn ich die andere für das Kind brauche, das nur nebenbei bemerkt.

    Caterina

    curly87: Tja, mit Hundebüchern und -trainern ist es genau wie mit Elternratgebern:

    Grau ist alle Theorie...

    Hunde funktionieren nun mal nicht nach Anleitung, und während einem die Natur für den eigenen Nachwuchs normalerweise über den Arterhaltungstrieb ein gerüttelt Maß an Intuition mitgegeben hat, ist es bei einer artfremden Spezies nun mal nicht selbstverständlich, dass man erspürt, wie der Hund so drauf ist, was für Bedürfnisse er gerade hat.

    Ich vermute ganz stark, dass es bei Dir daran krankt. Für mich braucht der Hund keine Chefs, sondern jemanden, der ihn in dem Leben, das er führen soll, vernünftig aufgleist, und das funktioniert, ähnlich wie bei Kindern, nach dem Prinzip Fordern und Fördern: Hey, Du kaust mir nicht die Kinder an, dafür spiele ich mit Dir.

    Für mich gehören Sennenhunde zu den Rassen, bei denen man auch meinen sollte, was man sagt.

    Da niemand hier eine Glaskugel hat und Deinen Umgang mit dem Hund sieht, eine Frage (bzw. zwei): Wie kopfgesteuert und theorielastig ist Dein Umgang mit dem Hund? Hast Du das Gefühl, Du verstehst ihn?

    [Ich hatte mal ein Aha-Erlebnis mit dem vorigen Cattledog, als ich noch nicht hier auf dem Bauernhof bei meinem Freund wohnte, sondern immer nur zu Besuch kam. Ich schob mit dem Mistschieber - muss man sich ähnlich wie einen Schneeschieber vorstellen, also groß und mit Stahlblech vorne dran - Spalten ab und trieb dabei mit Hund die Kühe weiter zum Melkstand. Aus irgendeinem Grund hatte Miss Haifischlächeln eine Kuh auf dem Kieker, die etwas lahmte, warum, weiß ich nicht mehr. Sie legte sich zwischendurch immer wieder im Stroh ab, und ich musste den Hund immer wieder abrufen, weil das Aas der Kuh genau beim Aufstehen in die Hacken wollte. Die Kuh ging aber voran, also war eigentlich kein Grund für dieses ständige Scheuchen, was der Hund auch wusste.

    Irgendwann reichte es mir, und ich dachte, versuch's noch einmal, und ich hau Dir mit dem Mistschieber vor die Glocke.

    Die kleine Natter schlich sich auch geduckt an, und ich nahm den Schieber einfach nur hoch, hielt ihn noch nicht mal in ihre Richtung, und blieb still stehen. Ich sagte kein Wort, sondern sah sie nur an. In einem Comic hätte ich eine Gedankenblase mit Gewitterwolken und geballten Fäusten über dem Kopf gehabt.

    Plötzlich dreht der Hund ab, richtet sich auf, klappt die Ohren ein und wedelt, so nach dem Motto, na, die habe ich gut im Griff, nicht wahr?]

    Du schreibst, Ihr habt einen strukturierten Tagesablauf, der Hund aber nicht. Warum?

    Wenn er bei Euch leben soll, muss er in Euren strukturierten Tagesablauf mit eingebunden werden. Sich wiederholende Abläufe geben Sicherheit und machen Euch für den Hund berechenbarer.

    Meine Trainerin empfahl mir sogar, nicht immer alles zur gleichen Zeit zu machen, um keine Erwartungshaltung im Hund hervor zu rufen.

    Das da ist für mich, mit Verlaub gesagt, ein Stück gequirlte Kacke der modernen Hundehaltung. Warum sollte ein Hund, der mit einem in der Familie lebt, keine Erwartungen haben dürfen? Sich auf schöne Dinge im Tagesablauf freuen dürfen? M. E. erzeugt man mit dieser Nebelwerfermethode das genaue Gegenteil, nämlich eine permanente Erwartungshaltung.

    Caterina

    curly87: Was erwartest Du vom Forum? Weitere Methodenvorschläge? Handlungsanweisungen?

    Damit seid Ihr so, wie sich Deine Beiträge für mich lesen, ja bisher gescheitert.

    [Eines vorneweg: Das Folgende ist nicht abwertend gemeint, sondern völlig wertfrei.]

    Ich finde Hundehaltung heutzutage bisweilen erschreckend methodenlastig und, wie in diesem Fall die Maulkorbempfehlung für einen im Zahnwechsel und im Wachstum steckenden Welpen/Junghund tierschutzrelevant. In diesem Beitrag liest sich das für mich so, als fehlt es von Eurer Seite schlicht und ergreifend an Einfühlungsvermögen für den Hund (ist, wie gesagt, nicht wertend), und mit den vorgeschlagenen Methoden hattet Ihr bisher keinen Erfolg.

    Ich frage mich daher, was es bringen würde, die nächste Methode auszuprobieren, wo Ihr jetzt schon den knapp halbjährigen Hund in gewissen Momenten zu zweit niederringen müsst.

    Ihr habt Euch sicherlich über die Eigenschaften der Rasse schlau gemacht und wisst, was kommen kann, wenn die erwachsen sind. Spaßig ist es meist, wenn sie so langsam ernsthafter werden und ausprobieren, wozu sie in der Lage sind.

    Mir drängt sich die Frage auf, ob der Hund nicht schon jetzt buchstäblich "eine Nummer zu groß" für Euch ist, vor allem wegen der 4 Kinder. Ihr könnt ihn offensichtlich schon jetzt schwer einschätzen und schon jetzt nicht so kontrollieren, wie Ihr das wollt, wie soll das werden, wenn er älter wird? Wie wollt Ihr ihn auf dem Grundstück so zuverlässig kontrollieren, dass niemand zu Schaden kommt?

    Habt Ihr - auch die Kinder - überhaupt das Gefühl, dass Ihr einen Draht zu dem Hund habt?

    Caterina

    lexa8102: Du würdest ernsthaft einem 5 Monate alten Welpen einer spätreifen Rasse einen Maulkorb aufziehen? Und eine Schleppleine dranhängen?

    Das ist für mich genauso eine ... ja, Vergewaltigung wie das Einknasten in die Box. Der ist in einem Alter, wo das Kauen und Schrotten von Sachen noch normal ist, wo es ebenso normal ist, dass er völlig ausflippt und wie irre tobt. Ihn dazu in den Garten zu schmeißen, ist doch nicht verkehrt, vor allem, weil die Schweizer ja eigentlich (Bauern)Hofhunde sind.

    So, wie sich für mich die Beiträge lesen, fehlt es hier an Struktur und Kenntnissen zum Management dieser überbordenden Energie, da offensichtlich keine vernünftige Beißhemmung vorhanden ist. In dem Alter, d. h. an der Grenze zum Junghund, werden sie doch erst richtig interessant, wenn man sie nach und nach an die Sachen heranführen kann, die der adulte Hund können und kennen soll.

    Die Frage ist halt, ob überhaupt - noch? - Bereitschaft, Zeit und Lust dazu vorhanden sind, sich dezidiert zu überlegen, was man jeden Tag mit dem Hund in Angriff nehmen will, z. B. eine Runde etwas vergrößern, etwas bisher Gruseliges aus sicherer Entfernung beobachten, Freilauf auf einem Streckenabschnitt, wo er bisher an der Leine war, etc. pp.

    Caterina

    M. E. werden Hunde oft dann als "stur" bezeichnet, wenn sie eine angezüchtete Beharrlichkeit in Situationen an den Tag legen, in denen es nicht erwünscht oder sogar gefährlich ist.

    Klassisches Beispiel: Der Beagle, der beim ersten aufspringenden Karnickel oder Hasen losspurtet und den Rüssel beharrlich auf der Spur lässt, sobald das Tier außer Sicht ist.

    Klar, dass der die Ohren auf Durchzug stellt, denn dafür wurde er gezüchtet: "stur" seine Spur zu verfolgen, bis er das Tier dahinter gefunden und ggf. erlegt hat.

    Oder der Setter, der sich aus der Wiese nicht mehr abrufen lässt, wo er munter einen Fasan nach dem anderen "hochmacht" - klar, ist ja meist kein Jäger da, der den ersten auffliegenden Vogel schießt, so dass der Hund sich merkt, wo er runtergeht, um dann hinzuspurten und ihn zu apportieren.

    Die wissen ganz genau, wie weit so ein Federvieh fliegt, bevor es wieder landet, um es dann sofort wieder hochzujagen.

    Das Problem ist halt, dass viele dieser Eigenschaften bei normalen Haushunden nicht mehr gebraucht werden, so z. B. der stoisch wachende Molosser, der sich nicht vom Fleck rührt, bevor ein unerwünschter Fremdling sich vom Acker gemacht hat.

    Caterina

    Ganz ehrlich?

    Ich würde mir den Hundewunsch zum jetzigen Zeitpunkt verkneifen.

    Kein Mensch weiß, wie es mit Corona weitergeht. Was ist, wenn es eine 2. Infektionswelle gibt und die Ausgangsbeschränkungen verschärft werden? Ihr habt nur eine Wohnung, keinen Garten. Was macht Ihr, wenn Ihr einen noch nicht stubenreinen Welpen habt, das Kind nicht in die Schule kann und es Ausgangsbeschränkungen wie in Frankreich gibt?

    Ansonsten klingen Eure Voraussetzungen nicht schlecht, das stimmt schon.

    Caterina

    FatiG: Wie lebt der Hund denn jetzt? Wie lange ist er schon in Deutschland? Was macht Deine Mitbewohnerin, wenn er im Büro doch aus irgendwelchen Gründen nicht erwünscht ist? Wenn er, da jung, viel zu lebhaft ist, um den Arbeitstag über Ruhe zu halten?

    Selbst wenn es ein total netter, unkomplizierter Hund ist, kann es trotzdem sein, dass er aus Unsicherheit, Aufregung, Übermut oder was auch immer kläfft, Deine Hündin oder Bürokollegen mit permanenten Spielaufforderungen nervt, vor lauter Aufregung über das neue Umfeld nicht einhalten kann, etc. pp.

    Wie kam sie überhaupt auf diesen Hund? Der Markt an erwachsenen Second-Hand-Hunden ist riesig, da kann man sich wahrlich Tiere suchen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit bestimmten Voraussetzungen klar kommen, höher ist.

    Nicht zu vergessen: Wir leben mittlerweile in Zeiten von Social Distancing, und m. E. sollte man, auch mit Hundewunsch, auf die Art seiner zwischenmenschlichen Kontakte - z. B. zu dieser Tierschutzorganisation - achten.

    Caterina

    Danke, @pinkelpinscher, genau das meinte ich! M. E. ist anhand dieses Threads ganz gut nachvollziehbar, welchen Einfluss die Wohnverhältnisse auf das Verhalten von Hunden haben, besonders räumliche Enge, denn auch im Büro sollte sich ein Hund im Idealfall nicht mehr bewegen, als sich ein paar Male um die eigene Achse zu drehen und sich wieder abzulegen, um es überspitzt zu formulieren.

    Ich finde durchaus, dass sich die Threaderstellerin auch mit den Haltungsbedingungen des potenziellen Neuzugangs auseinandersetzen muss, um eine Entscheidung zu treffen, denn sie ist als Hauptmieterin immerhin für die Wohnung und die von ihr ausgehenden Belästigungen - z. B. durch Hundegebell - verantwortlich.

    Und ich finde auch, dass man vor jeder Hundeanschaffung auch Worst-Case-Szenarien durchspielen sollte, und wenn man keine Ideen hat, wie man darauf reagieren sollte (bzw. keine Erfahrung im Management solcher Situationen hat), sollte man sich die Anschaffung evtl. noch einmal überlegen.

    Caterina

    Ich bin da ganz bei Ludmilla: Die Beschreibungen lesen sich ziemlich 08/15, alles Friede, Freude, Eierkuchen.

    Gab es nicht mal vor einigen Wochen einen Thread von jemandem, die als Hundeneuling eine junge Hündin aus Bosnien in eine WG geholt hatte (allerdings ohne andere Hunde)? Ich finde ihn gerade nicht mehr, kann mich auch nicht mehr an den Usernamen erinnern.

    Egal, worauf ich hinaus will, ist, dass der potenzielle Neuzugang, der mit einem Jahr zudem noch in der Entwicklung ist, eigentlich von Anfang an ziemlich gut "funktionieren" muss: WG, in der ihm Extremfall nur ein Zimmer zur Verfügung steht, möglichst den vorhandenen Hund mögen, Arbeitstage im Büro, d. h. ein Leben in räumlicher Enge und mit begrenztem Zeitbudget.

    Das gepaart mit mangelnder Hundeerfahrung finde ich keine gute Kombi.

    Caterina

    Nach dem, was Du schreibst, stellen sich mir einige Fragen:

    Hast Du Erfahrung damit, wie sich Deine Hündin mit anderen Hunden im gleichen Haus verhält? Müsstest Du trennen oder begrenzen? Weißt Du, wie bzw. wann Du eingreifen musst? Würde sie Ruhe halten, wenn z. B. der Neuzugang im Zimmer seines Frauchens anfangen würde zu bellen?

    Was mich zur nächsten Frage führt:

    Kann man überhaupt sagen, inwieweit der Rüde für ein Leben in einer WG mit anderen Hunden geeignet wäre? "1 Jahr aus Rumänien" kann auch bedeuten, "kennt nix, kann nix, hat nicht die besten Erfahrungen mit Menschen gemacht, keine Ahnung, wie er vorher gelebt hat".

    Und wie seriös ist die "Quelle", aus der der Hund stammt?

    Und wie viel Ahnung von Hunden hat Deine Mitbewohnerin? Wie stellt sie sich die Haltung überhaupt vor? Muss sie zu festen Zeiten aus dem Haus? Was passiert, wenn der Hund nicht alleine bleibt, nicht stubenrein ist (bzw. vor lauter Stress anfängt, wieder reinzumachen)? Kläfft/heult?

    Wie stellt Ihr Euch das mit den Gemeinschaftsräumen vor? Seid Ihr dazu bereit, dass jede von Euch den eigenen Hund erst mal aufs eigene Zimmer beschränkt?

    Und wie wollt Ihr ohne Scharmützel in der Wohnung aneinander vorbeikommen, wenn die Hunde nicht begeistert voneinander sind und aufeinander losgehen wollen? Was sagt Mitbewohnerin Nr. 3 dazu?

    Caterina