Den Hund zu "trainieren" bzw. zu verbiegen, bis er resigniert aufgibt und alle Umweltreize stumpf erträgt, ist keine hundegerechte Lösung.
charlesmarquez: Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Die Generation der mit Internet aufgewachsenen Hundehalter neigt dazu, angelesene Erkenntnisse über Hunde überzubewerten, noch dazu als Ersthundehalter. Ich empfinde die heutige Hundehaltung sowieso als viel zu methodenlastig, denn alle paar Jahre wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben, und es grassieren andere Schlagwörter in Hundeforen, die die Lösung fast aller Probleme versprechen.
[Wer spricht im Moment z. B. überhaupt noch von Tellington Touch? Davon habe ich schon lange nichts mehr gelesen.]
Das, was Du über das angebliche Führungsproblem - "mangelnde Führung" und "positive Verstärkung" sind dagegen derzeit geläufig - in Deinem Eingangspost schreibst, liest sich erst mal logisch - aber Du merkst ja selber, dass Du mit Deiner schönen Theorie nicht weiterkommst und dass der Alltag mit diesem - und nicht zu vergessen: für diesen - Hund offensichtlich stressig ist, wobei m. E. noch hinzukommt, dass Dir auch das Gefährdungspotenzial durch den Hund offensichtlich nicht bewusst ist.
Da fehlt einfach die praktische Erfahrung mit einem Hundetyp, der zum Kontrollieren von Lebewesen selektiert wurde und noch dazu wachen und schützen soll.
Dann sollte wenigstens die Bereitschaft da sein, in diese Richtung zu denken, nämlich, dass man mit Methoden nicht gegen Genetik ankommt, sondern sie nur à la César Millán deckeln und, wie im klugen Zitat von naijra auf den Punkt gebracht, den Hund verbiegen kann.
Und sie sucht sich ihren Weg, die Genetik, ansonsten wäre die Gebrauchshundezucht überflüssig, sei es mein Auto jagender Border Collie, der beim Vorbesitzer sogar einmal unter ein Auto geriet, oder die junge Aussiehündin, die plötzlich anfing, die anderen Bürohunde anzustänkern, oder der junge Rottweiler in Wien, der, wie der rottweilererfahrene Halter schrieb, laut Vorschriften allein schon wegen der Rasse maulkorb- und leinenpflichtig ist und der ein ähnliches Verhalten wie Dein Hund an den Tag legt.
Oder der ebenfalls noch junge Große Schweizer Sennenhund, der jede Parkbank bewacht, auf die sich sein Frauchen setzt...
Diese jungen Hunde haben m. E. wenig Chancen, in einem unpassenden Umfeld auch mental heranzureifen, weil sie immer wieder durch diverse Reize getriggert werden und auch keine Gelegenheit zur selbständigen Problemlösung bekommen, eben weil gerade in einem städtischen Umfeld enge Führung ein Muss ist, um andere Menschen und Hunde nicht zu gefährden.
Interessant wäre ja, wie sich Euer Hund verhält, wenn Ihr z. B. 2 - 3 Wochen in einem ländlich gelegenen Ferienhaus mit eingezäuntem Grundstück Urlaub macht.
Caterina