Beiträge von RuDako

    Ob ich Dakota wieder nehmen würde?

    Ja. Sie ist sicherlich nicht der Traumhund, den ich mir gebacken hätte, aber wir passen so ziemlich wie n' Arsch auf nen Eimer zusammen. Zwei grobmotorische Trampel, die im Glashaus sitzen. |) Ihre Baustellen, sind meistens auch meine Baustellen. Mit meinem Wissen von heute, wären wir jetzt sicher auch auf einem anderen Stand und das, was uns das Leben manchmal schwer macht, wäre vielleicht nie so ausgeufert. Aber sie hat alles verziehen, macht alles mit, beginnt jeden Tag aufs Neue. Sie ist schon ein ziemlich perfekter, kleiner Trampel. (Und aus dem Glashaus Stadt wollen wir doch eh wegziehen ... xD )

    Bei Hamlet sieht es etwas anders aus - obwohl?

    Ich weiß es nicht. Dieser kleine Hund war krank und seine Krankheit hat uns unendlich viel Anstrengung und Tränen gekostet, hat ihn und uns unglücklich gemacht. Andererseits haben wir auch sehr, sehr viel durch ihn gelernt und er hat uns in einer extrem schwierigen Zeit begleitet, während wir für ihn das Beste getan haben, was wir konnten. Schlussendlich kann ich seine Geschichte von unserer Geschichte nicht trennen. Ich würde ihn heute vielleicht nicht noch einmal nehmen, würde mich aber in derselben Situation wie damals auch wieder für ihn entscheiden.

    Oh jeh, einiges davn haben wir auch. Aber unverzichtbar ist eigentlich nur weniges ...

    - dazu gehört aber definitiv auch das ganze Arsenal für Pfotenverletzungen. Selbsthaftende, wasserweisende Verbände, Kinesiotape (!), Polsterwatte, normale Verbände, antibakterielle Salbe, Scheren, Desinfektionsmittel, Pinzetten ...

    - sowie Fettlederleine und Halsband xD Wir haben einige andere Leinen und Halsbänder, aber seitdem wir von der Fettlederleine und den Halsbändern überzeugt wurden, kommt nichts anderes mehr mit.

    - und die Markenhalter von Hunter.

    - aber auch die Kuddenachmache von Zooplus, hält und hält und hält ...

    Ansonsten?

    - unverzichtbarer Vorrat an Rinderohren, Rinderlunge und anderem Nagekram

    - eine Faltbox für Reisen (Gitterbox ginge auch, ist aber umständlicher)

    - jede Menge Hundehandtücher (das Mikrofaserhandtuch schaue ich mir auch mal an |) )

    - der Clicker, den man sich über den Finger schieben kann - mega praktisch

    - Dummies, Reißseile aus Baumwolle und Beißwürste sowie die Wurfbällchen im 3er Pack von Zooplus, den irgendeins bleibt immer im Baum hängen

    und

    ... Frühstücksbeutel! xD Die ultimativen Kottütchen.

    Hab bestimmt noch irgendwas vergessen, liegt aber wohl an der ganzen Kommode voller Hundekram. :pfeif:

    Ansprechen beginnt bei mir immer mit dem Namen. Das Aussprechen des Namens heißt erstmal einfach nur: ich möchte deine Aufmerksamkeit und zwar per Blickkontakt. Etwaige Kommandos kann ich danach geben.

    Er weiß, was ich will. Nur ist das dann in dem Moment untergeordnet. Gibt ja Wichtigeres in einem Hundeleben. Er kommt aus der Situation nicht raus ohne Aufmerksamkeit zu mir und Blickkontakt zu mir. Und hat sich zu beruhigen. Je nachdem wie gut das läuft fällt die Belohnung aus.

    Ganz genauso läuft es hier auch.

    Auf dem HuPla hat meine Trainerin mich schon für verrückt erklärt, weil ich meinen Hund ständig anrede, ehe es ein Kommando gebe. Ihr Name fällt bestimmt tausend Mal - aber es ist bei uns einfach auch das Signal "Hey du - ich rede jetzt mit dir!". Klar nutzt sich der Name irgendwie ab - obwohl? Nein. Sie kommt auf Zuruf, sie reagiert nach wie vor auf den Namen, wenn man sie anspricht. Und dann, wenn es nicht mehr klappt, dann reagiert sie gar nicht mehr.

    Das sind so Situationen, in denen sie so sehr ins Starren verfällt, dass sie sich ganz ausklinkt. Die Laterne war so eine Situation. ( @Kristallsalz :winken: ) Auf dem HuPla hatten wir das auch schon (wenn auch nicht so schlimm, wie zur Junghundezeit). man könnte sie am Halsband hoch heben, richtig bedrängen, versuchen sie zum Augenkontakt zu zwingen - egal. Sie verdreht im Notfall die Augen so weit es geht, um weiter zu starren. Am besten hilft noch immer: Ansprechen, Anstupsen oder locker zurück drängen, bis sie den Kontakt wieder sucht, also bewusst guckt.

    So wenig sie Reize auch filtern kann, wenn sie etwas hat, das ihre Aufmerksamkeit erreicht, dann glotzt sie sich fest. (Was i.d.R. natüüüürlich zu weiterem Stress führt ... :muede: )

    Auch hier geht es im Zweifel erst weiter, wenn sie sich mir zuwendet. Manchmal ist das eben auch erst dann, wenn der Reiz aus dem Sichtfeld ist. Hunde sind so ein schwieriges Thema.

    Hibbelhunde aber, die schlecht filtern können und für sich selber nicht merken, was wichtig ist, die brauchen Anleitung. Die müssen wissen dürfen: hier spielt die Musik. Nichts auf dieser Welt ist für Dich belohnender, wegweisender, sicherer und konsequenter als der Mensch, der Dich da an der Leine führt. Nichts ist so entspannend und kann Dir Anweisung und Struktur geben wie Dein Mensch. Er ist es, der auf jede Frage eine Antwort, für jedes Problem eine Lösung hat.

    :bindafür:

    ... und gleichzeitig ist das manchmal soooo unendlich schwer umzusetzen.

    Dakota orientiert sich inzwischen viel, viel mehr bewusst an mir. Am Anfang konnte ich sie (ungelogen!) an einer Laterne anbinden und weg gehen. Hat sie nicht bemerkt. :ugly:

    Ich muss mich allerdings daran erinnern immer wieder Futter mitzunehmen oder Spielzeug oder eine Leine, die als Belohnung dienen kann (zergeln), damit ich ihre Konzentration auf mich belohnen kann. (Luxusproblem, denn wann immer wir irgendetwas machen, dann ja sowieso mit Belohnung.)

    Dakota achtet im Freilauf besser auf mich. Unangeleint sieht sie sich regelmäßig um und holt sich Bestätigung ab (aber auch nur, wenn ich das regelmäßig meinerseits bestätige - sie muss das bewusst machen und das fordert Konzentration von ihr). An der Leine ... naja, an der Leine gibt es ja die Leine, die ihr im Zweifel zeigt wo ich bin, das ich bin. :muede: Nicht nur manchmal denke ich, dass dieser Hund mit der Leine seinen Halter-Radar an der Tür abgibt.

    Frauchen wird schon darauf achten, dass ich nicht gegen eine Laterne renne, weil ich glotze.
    Frauchen wird schon darauf achten, dass ich in die richtige Richtung laufe, wenn ich glotze.
    Frauchen wird schon darauf achten, dass ich nicht gegen das Auto latsche, weil ich - Achtung! - glotze.

    Alles schon passiert. Und der Hund ist dann verdutzt. Schaut uns an, schüttelt sich und achtet zehn Meter mehr auf mich, dann gibt es etwas anderes zum glotzen.

    Gut, okay, inzwischen ist es alles halb so wild. Sie schnuppert und entspannt sich, reagiert darauf, wenn ich sie anspreche oder stehen bleibe.

    Uns zugute kam auch immer, dass sie nie den Horizont nach Reizen abgesucht hat. Grundsätzlich hat sie eigentlich nie bewusst Reize gesucht - sie haben Dakota nur iiiirgendwie immer gefunden. xD Alles was zu weit weg ist, registriert sie nicht. Dafür ist die kleine Welt, um sie herum viel zu übervoll mit Reizen.

    Nachdem wir gerade eben draußen waren - die üblichem Route, aber (oh jeh!) später als sonst - habe ich mal eine Frage an euch Hibbelhund-Halter. (H³ xD )

    Beziehen eure Hunde Reize und Aktionen aus der Umgebung auch sehr häufig / ständig auf sich?

    Dakota macht das. Irgendwo reden zwei Menschen, sie fühlt sich angesprochen. Irgendwo bellt ein Hund, sie fühlt sich angesprochen. Irgendwo geht ein Mann lang, sie fühlt sich angesprochen. Jemand lacht, sie will hin. Jemand telefoniert, sie will hin.

    Dazu müssen die Menschen oder Hunde nicht einmal wirklich Kontakt mit ihr suchen (und sie muss sie nicht kennen), es reicht ihre Anwesenheit. Und wehe, sie gucken! Hunde kann sie, wenn sie eindeutig desinteressiert sind, durchaus "ignorieren". Menschen kaum. Es geht, wir arbeiten ja daran und wir können sie über Gehorsam zu einem erwünschten Verhalten bringen, aber die Grundtendenz ist immer da.

    "Das ist für mich! Da gehe ich mal dran!"

    Ich bezeichne sie deswegen immer mal wieder als echten Kontakter und belustige mich darüber, empfinde es aber als wirklich störend (nun, in der Ruhe liegt die Kraft, man gewöhnt sich an alles und stellt sich darauf ein, sie bekommt also keinen auf den Deckel ... aber wenn ich ehrlich bin: Schrecklich).

    Zumal, wie zuvor erwähnt, sie mit der eigentlichen Aufmerksamkeit (sowohl von Menschen als auch von Hunden) nicht umgehen kann. Es folgt Nervosität, Aufregung, Stress und schließlich Frust. Beim Menschen endloses Gefiddle, bei Hunden genau die gegenteilige Marschroute.

    In so Situationen wie von Julia beschrieben macht Abwarten es bei uns auch nur schlimmer. Ich hab es daher aufgegeben, zu versuchen da hartnäckiger zu sein, das produziert immer mehr Frust bis zu einem wirklich ungesunden Punkt.

    Wir waren auch an diesem Punkt, das jedes Stillstehen (jedes!) zu einem Konzert, sinnlosem Gewusel bei vollem Ausschöpfen der Leinenlänge, Zerstörungswut gegenüber Stöcken oder Steinen in Reichweite und so weiter führte.

    Tatsächlich haben wir irgendwann jedes Mal ein Buch eingesteckt und wenn Frau Hund wieder hohl drehte, haben wir uns hingesetzt und gelesen. Wenn möglich haben wir dabei die Leine angebunden, damit eben die Hand nicht irgendwann weh tut.

    Das hat am Anfang irre lang gedauert - 30 Minuten, 45 Minuten (da kann einem echt öde werden) und manchmal hatte ich das Gefühl es wird gar nichts.

    Aber sobald sie (und sei es aus Müdigkeit) ruhiger wurde, konnten wir aufstehen und zurück gehen. Bis wir soweit waren, dass wir mal weiter gehen konnten, ist viel Zeit vergangen. Klappt übrigens auf unbekannten Strecken auch heute nicht oft. Aber das Hibbeln hat auch da eine andere Intensität, nicht schön, aber annehmbar (meistens).

    Auf bekannten Strecken geht es inzwischen wirklich gut. Leinenführigkeit ist da super. :) Und wenn die Prinzessin sich doch mal wieder aufregt (links, rechts, höher, schneller, weiter - jetzt!), dann bleiben wir stehen. So lange, bis sie sich einsortiert, sie guckt und ein bisschen ruhiger wird.

    Im Zweifel gab es dann eben einen Standspaziergang. xD In der Kälte jetzt sind wir allerdings etwas nachsichtiger, weil sie schnell friert, wenn sie lange stehen muss - also gehen wir nur mit Mantel raus, dann hat Madame keine "Ausrede". |)

    Das Schwerste war und ist für mich, mich von dem Gedanken zu lösen, dass Frau Hund eine Stunde tollen Spaziergang kriegen "muss". Muss sie nicht. Darf sie aber haben. Wenn es so läuft, wie es soll. (Was es heute idR tut.)

    Ihr habt so viele interessante Sachen geschrieben, das ist ein echt toller Thread! :)
    In vielen Dingen habe ich Dakota wieder erkannt und musste oder konnte wehleidig nicken. xD

    Dakota kam mit 8 Wochen zu uns, als eines der zwei kleineren Mädchen, das vor allem etwas zurückhaltend bis unsicher war. Am Anfang hat sie alles überfordert, sie war von allem gestresst und hat sich durch jeden Reiz gepusht. Manchmal ist sie vollkommen erstarrt, weil es ihr unmöglich war die (scheinbare) Reizflut zu bewältigen. Auf Stress hat sie mit extremer körperlicher Anspannung reagiert, sie musste rennen, rennen, rennen, hat auf Spaziergängen gejammert, sobald wie langsam gingen, konnte und wollte dauerhafte Beschäftigung und war vollkommen vernarrt in jeden bewegten Reiz.

    Läufigkeiten waren eine Qual, sie kam nicht rein, sie kam nicht raus. Gebärmutterentzündungen, wochenlanges Hin und Her und mit zweieinhalb Jahren dann eine veränderte Gebärmutter und eine Notkastration. (Organisch war anfänglich alles unauffällig.)

    Pilzinfektionen haben wir mitgenommen und alle Pfotenverletzungen, die durch schmerzfreies und rücksichtsloses Rennen zustande kommen können. In ihrem Wahn hat sie sich überschlagen und ist weiter gerannt, hat sich den Rücken mehrfach gezerrt und konnte manchmal nicht mehr stehen, weil die Muskeln einfach zitternd aufgegeben haben.

    Blindwütiges Stockfressen - kauen war langweilig. Ausrasten bei Hundesichtung. Ausrasten bei Blickkontakt (auch von Unbekannten, auch beiläufig). Zuhause ruhen war Schwerstarbeit. Körperkontakt draußen unmöglich, drinnen nur selten. Ständig Durchfall (nicht auf das Futter zurück zu führen).

    Das alles klingt ausgeschrieben und rückblickend furchtbar (und ist symptomatisch auffällig), aber in der damaligen Situation und auch heute, haben wir es nie als so schrecklich erlebt. Nach unserem ersten Hund, der auf einem anderen Level verhaltensauffällig war, war und ist Dakota ein relativ normaler, sehr aktiver und eben stressanfälliger Hund.

    Nachdem wir bei Hamlet bereits alles mögliche ausprobiert und viel gelernt haben, durfte Dakota bereits früh in den Genuss hilfreicher Rituale und Regeln kommen. Sie hat lange in einer Box geschlafen, immer mit demselben Ritual (Räucherstäbchen, Entspannungsmusik) und wurde lange in ihrem Bewegungsraum begrenzt, das half ihr zur Ruhe zu kommen. Spielzeug lag nie rum, heute geht das manchmal (und nur, wenn wir alleine sind). Wenn sie entspannen sollte gab es Kaukram, den haben wir im Zweifel festgehalten, damit sie entspannter fressen konnte.

    Da Dakota draußen (im Gegensatz zu Hamlet) sehr aktiv war, habe ich im ersten Jahr kontinuierlich zu viel mit ihr gemacht. Sie wollte, sie durfte und sie tat zu viel. Mit knapp einem Jahr waren wir dann soweit, das der Hund draußen nicht mehr an einem Grashalm schnuppern wollte. Was heißt nicht mehr? Das hat sie vorher auch nicht getan. :tropf: Frustrationstoleranz bei Spielzeug lag ihr, Gehorsam generell, aber Entspannung nicht.

    In den folgenden Monaten haben wir das umgesetzt, was wir drinnen sowieso schon begonnen hatten und draußen nicht dauerhaft einsetzten. Also haben wir uns auf Bänke gesetzt und nichts getan, Leinenrunden gedreht, den Freilauf eingeschränkt (der sowieso nur an der Schleppleine stattfand) oder ganz ausgelassen. Wissentlich und willentlich das Programm auf ein sehr niedriges Niveau reduziert.

    Inzwischen haben wir in der Wohnung einen sehr entspannten Hund, der gerne mit Körperkontakt liegt und auch mal gekrault werden will (Bauchi reiben! :cuinlove: ). Spielzeug liegt noch immer nur in Ausnahmefällen herum. Räucherstäbchen und Musik läuft auch noch, ebenso ist der Kaukram zum Alleine bleiben geblieben. Wir drehen keine riesigen Runden mehr, stattdessen gibt es moderate, vorhersehbare Spaziergänge auf denselben Wegen. Hauptsächlich an der Leine.

    Wir üben noch immer RO, sind mit dem Dummy unterwegs und trauen uns aktuell auch in dem Bereich mehr auszuprobieren, aber das beschränkt sich auf wenige und kurze Einheiten innerhalb einer Woche. 10 oder 15 Minuten vielleicht.

    Dakota zeigt deutlich, das sie neue Gegenden (oder solche, in denen wir nicht täglich sind) nicht genießen kann. Sie kann auch zuviel Aufmerksamkeit fremder Menschen nicht genießen und die Anwesenheit anderer Hunde überfordert sie. :tropf: Wir haben richtig gute Tage und wir haben blöde Tage. An blöden Tagen gehen wir dann eben nur kurz raus, weil alles andere für alle Beteiligten unschön ist. Macht nichts, dann liegt sie eben glücklich vor der Heizung.

    Geholfen haben auch die Spaziergänge um 5.30 Uhr am morgen, denn da ist es ruhig und leer. Auch da gehen wir immer dieselbe Runde. Vorhersehbarkeit gefällt meinem Hund einfach ... |)

    Nun könnte man sagen - die ist einfach erwachsen geworden. Stimmt auch. Das Alter hat viel geholfen, aber jede Abweichung von unserem Renterdasein (das nicht wirklich eines ist, uns aber so vor kommt), bringt uns in Windeseile zurück auf den Status Hibbelhund. :muede:

    Oh jeh ... sorry, es ist ein Roman geworden. |)

    Bevor ich mal von unserem Hibbelhund erzähle, wollte ich auf zwei, drei Dinge eingehen, die ich hier gelesen habe. :) Ein super toller Thread!

    Gibt es hier im Hibbelthread überhaupt Hunde, die älter als 5 oder 6 sind?

    Hier! Dakota ist ziemlich genau fünf Jahre alt. Und natürlich hat sich ihr Verhälten in der Zwischenzeit stark geändert. Sie kam mit 8 Wochen zu uns.

    Ps: ich liebe es ja, morgens im Dunkeln durch den Ort zu gehen. Balou gibt die Dunkelheit viel Sicherheit, er ist da deutlich entspannter.

    Wir gehen die erste Runde ebenfalls um 5.30 Uhr am Morgen, da ist es aktuell nicht nur dunkel, sondern auch leer. Dieser Mangel an Reizen (für einen Stadthund) führt dazu, dass Dakota die Ruhe hat zu Schnuppern und zu Trödeln. Was außerdem hilft ist, dass es immer dieselbe Runde ist und ich am Morgen auch noch müde und ungesprächig bin. ;)

    Von daher fand ich @Dackelbennys Hinweis, dass Hunde bei älteren Menschen oft ruhiger sind für mich persönlich absolut nachvollziehbar. Würde Bolero bei dem netten älteren Herrn in der Nachbarschaft leben, würde er sein Leben lang an der Flexi neben ihm her laufen, würde bellen und janken, wenn er irgendwo warten müsste, aber das wäre halt so und würde niemanden stören. (Gut, er würde wahrscheinlich aufgrund krasser Unterforderung andere Macken entwickeln, aber auch das würde wahrscheinlich einfach so akzeptiert).

    Ich denke, dass hier (wenigstens) zwei Punkte in die Beobachtung herein spielen:

    1. Sorglosere (ggf. ältere) Menschen planen ihren Alltag nicht rund um den Hund und haben ggf. nicht so viel Zeit für den Hund, sodass dieser automatisch einen geringeren Aktionismus mitbringen kann. Er macht weniger, wird zwangsläufig zu viel Ruhe verdonnert.

    2. Dieselben sorgloseren (ggf. älteren) Menschen, nehmen viele Auffälligkeiten gar nicht wahr - beschweren sich also auch nicht oder suchen Rat. Ein Balljunkie fällt nicht jedem Besitzer auf. Bellen, Kreischen, Kreiseln, Ruhelosigkeit, Zerstörungswut oder oder oder werden nur bedingt als unnormal erkannt.

    Beides zusammen ergibt dann einen ausgelasteten, glücklichen und ganz normalen Hund in den Augen der Besitzer und in ihren Erzählungen, weil die Besitzer sich keinen Kopf machen. Im Positiven und im Negativem.

    Noch eine Frage: man hört so oft, der Stress braucht mehrere Tage, bis er abgebaut ist. Aber was genau? Ich weiß, dass es mehrere Tage braucht, das Beweisstück liegt neben mir auf dem Sofa, aber was ist das im Körper und kann man das beschleunigen mit dem Stressabbau?

    Der Hund schüttet Cortisol aus bei Stress. Das hat eine Halbwertszeit von 90 Minuten, Halbwertszeit wie gesagt. Gleichzeitig wird dadurch die Tryptophanaufnahme gemindert und es kann ein Serotoninmangel entstehen. Zum einen sollte der Hund nach Aufregung also eine mehrstündige Ruhephase bekommen, zum anderen sollen akut wohl schnell verfügbare KH helfen. Also Bananenchips zB. Adrenalin baut sich durch Bewegung ab, allerdings macht es nur bedingt Sinn den Hund losknattern zu lassen. Klar baut er dabei auch Adrenalin auf, er schüttet aber auch neues aus.

    Ohne Mediziner zu sein:
    Neben Cortisol (das länger braucht um abgebaut zu werden und die Ausschüttung von "Glückshormonen" hemmt) und Adrenalin (das eine sofortige Reaktion auslöst, u.a. den Blutzuckerspiegel erhöht), spielt vor allem die Erwartungshaltung d.h. die emotionale Belastung eine Rolle. Emotionaler Stress löst die körperliche Reaktion aus. D.h. wir haben Angst und unser Körper reagiert mit der Ausschüttung von Stresshormonen, woraufhin sich körperliche Stresssymptome zeigen. Diese schwinden, wenn die Stressreaktion nachlässt und die lässt nach, wenn der Stressor verschwindet oder wenn der Stressor seinen Reiz verliert.

    Das Stresssystem im Körper führt bei dauerhaftem Stress u.a. zu Organschäden, der Sexualtrieb leidet und es kann zur Unfruchtbarkeit kommen (Geschlechtshormone werden gehemmt), außerdem wird das Immunsystem gehemmt (Cortisol hat eine immunsupressive Wirkung).
    Einfach und leicht erklärt kann man ein bisschen hier beim Spektrum Verlag nachlesen.

    Gegen den mentalen Stress helfen beim Menschen autogenes Training und progressive Muskelentspannung - auch dabei wird der Stressor "bekämpft" bzw. ihm wird der Reiz genommen (wenn es klappt). Ist der Stress einmal da und die Stressreaktion ausgelöst, dann ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Die Ausschütung von Hormonen kann dann medikamentös behandelt werden (bei Menschen z.b. bei Depressionen), aber dabei wird im Grunde schon die Reaktion bekämpft, nicht der Stress wird bearbeitet, sondern die Reaktion auf einen Stressor. Hormone sind nicht die Ursache für Stress, sondern die Reaktion auf Stressoren.

    Lang anhaltender Stress kommt (soweit ich weiß) daher, dass der Stressor nicht verschwindet (tatsächlich oder eingebildet) oder sich beständig ein neuer findet (mangelhaftes Arbeitsklima z.B.). Ansonsten lässt die Stressreaktion relativ schnell nach und kurzer Stress ist sogar gesund, bei sportlicher Belastung zum Beispiel.