Ich glaube wir entfernen uns mit der Diskussion weit(er) von der Ausgangsfrage - die Hundesteuer macht einen so geringen Anteil an der H4-Debatte aus. Ich denke, dass H4 niemand haben möchte und auch, dass es einer Katastrophe gleichkommen kann, wenn plötzlich das Haus, das Auto, die Kredite und alles, was man bisher hatte, nicht mehr bezahlt werden können. Das ist schrecklich!
Auf der anderen Seite kann der Staat ab einem gewissen Punkt (denn es gibt idR ja nicht direkt H4) auch nur einen gewissen Satz zahlen. Und der deckt die Lebenserhaltung ab, die Gesunderhaltung und schlussendlich keinen Luxus. So zumindest würde ich das Grundprinzip interpretieren.
Nun weiß ich, dass man von H4 gut leben kann - wohlbemerkt nicht luxuriös und bereit durchaus oft und viele Zahlen zu vergleichen (und kenne den sozialen Drtuck, der mit Abstand das Schlimmste ist) - und kenne (durch Mitarbeiter im JC/H4) Bespiele, da schlackert man mit den Ohren, was da vom Staat übernommen wird (Zahnsanierung, komplette Wohnungseinrichtung, Umzug, ...). Und ich kenne Beisiele, da sind Familien daran zerbrochen. (Überhaupt ist es einfach ein großer Unterschied ob Familie mit drinhängt oder man alleine für sich verantwortlich ist.)
Denn was es auf der Tafel gibt, ist alles MHD-abgelaufen
Und? Die Sachen sind nicht schlecht. Das MHD ist ein Hinweis (ganz davon abgesehen, dass es abgeschafft werden sollte), keine Deadline. Wer wirft denn den Joghurt weg, der ab jetzt vielleicht schlecht sein könnte, der aber noch vollkommen gut vor einem steht? Im übrigen gibt es nicht nur MHD-abgelaufene Ware (z.t. nehmen Tafeln diese gar nicht erst an), denn das wird oft nicht gekauft, die Ware wird dann an Mitarbeiter verschenkt, die sich freuen, weil sie sonst nämlich nicht dran kommen (Lidl, Aldi & Co müssen wegwerfen und dürfen das nicht ausgeben, auch wenn Mitarbeiter es gerne hätten).
Und selbst wenn .... mangels Öffi sind die Fahrtkosten plus die s. g. "Einkaufskosten" (pauschal drei Euro, Aussuchen ist nicht, jeder kriegt was reingepackt - nach dem Gleichheitsprinzip, egal ob er/sie es essen darf/mag) deutlich zu hoch.
Dann lieber frisch geholt, auf Angebote geachtet.
Drei € sind zuviel? Für eine ganze Tüte voll Lebensmitteln? Die bekomme ich auch bei Angeboten nicht voll. Und frisch sind die Waren bei der Tafel durchaus, wie gesagt, ich weiß was da bei uns mitgenommen wurde (habe als Student bei verschiedenen Märkten gepackt), das waren ganze Paletten an Joghurt und Co, aber nur die "guten", keine angerissene Cornfalkespackung, kein zerrissenes Orangennetz (die Früchte natürlich heil). Das Bahnticket wird hier z.b. deutlich günstiger abgegeben, sodass das ganze (große) Stadtgebiet den ganzen Monat lang genutzt werden kann.
Ich meine - wir sprechen hier immer noch von freiwillig gegebenen Vergünstigungen. Niemand sonst darf zur Tafel (Studenten übrigens auch nicht, egal wie wenig sie zum Leben haben ... sie sind ja in erster Linie nicht erwerbsfähig sondern ihr Hauptjob ist zu lernen) oder bekommt eine Auswahl an Lebensmitteln für n' Appel und n' Ei.
Uebrigens, wenn ihr H4 bekommt und euer Kuehlschrank geht kaputt, euer PC (den ihr ja laut JC braucht) eure Waschmaschine oder ihr muesst eure Dusche reparieren lassen, dann wird nicht uebernommen.
Dinge, wie Hygiene, saubere Sachen und gesundes, unverschimmeltes Essen sind laut JC nicht essientiell zum Leben.
Meines Wissens nach werden Geräte und Möbel vom Amt gestellt und von diesen ersetzt - zumindest die Kosten werden übernommen. Dann aber nur für bestimmte Geräte bzw. Preise.
Dass das JC schrecklich besetzt ist (die Mitarbeiter oft ungeschult und selbst total überlastet! Die andere Seite ist nämlich auch echt mies), ist wahr. Und auch, dass das Stigma H4 schlimm ist. Aber grundsätzlich ist es möglich hier zu leben und "rundum" versorgt zu sein, ohne zu arbeiten. Klar ist das nicht so toll, wie der super Job mit 35Std/3000€ netto, solls auch gar nicht sein. Das darf man auch nicht ganz aus den Augen lassen. H4 soll kein Anreiz darstellen, aber es soll verhindern, dass die Menschen ihre Grundsicherung verlieren (meiner Interpretation nach).
Puh, während ich das schreibe fühle ich mich unwohl, weil ich weiß, dass H4 nicht schön ist, aber auch, dass es nicht unmöglich ist davon vernünftig zu leben. Es gibt einfach so viele unterschiedliche Schicksale, die es wert sind differenziert betrachtet zu werden, dass das unheimlich schwer ist dies in dieser Diskussion zu bewerten. Es gelingt ja nicht einmal dem Amt, welches dafür verantwortlich ist. Worunter auch die Mitarbeiter dort ganz schön leiden. :| Gut ausgebildete Arbeitssuchende, denen Steine noch und nöcher in den Weg gelegt werden und schlecht ausgebildete, hilflose Arbeitssuchende ebenso wie ganze Familien, die wissen, wie sie H4 und Schwarzarbeit sehr lukrativ miteinander verbinden können. Da kommt einfach alles zusammen.
Bogen zurück:
Manchen würde ich die Hundesteuer, diesen kleinen Satz über den wir hier reden, liebend gerne ersparen. Das und vieles mehr!
Anderen will ich vor den Kopf stoßen und sie wach rütteln, damit sie merken, was sie da tun. Und ihnen mag ich die Hundesteuer auch nicht ersparen.
In diesem Sinne glaube ich, dass die Dikussion kaum einen wirklichen gemeinsamen Nenner finden kann - ich zumindest kann es ja nicht einmal für mich selber. (Und werde hier trotzdem die unterschiedlichen Erfahrungen mitlesen, die ja schon offenbaren wie groß die Diskrepanzen sind ...)