Ich kenne den Welpenblues nur aus dem Forum. Bei keinem meiner Hunde, auch nicht bei dem wirklich kranken, verhaltensauffälligen Welpen Hamlet, hab ich je einen solchen dramatisch beschriebenen Zustand der Selbstauflösung erlebt.
Auch wenn ich Zweifel und Hadern in gewissen Grenzen vollkommen natürlich finde, gibt mir spätestens die Schuldverschiebung wirklich zu denken.
Da ist das Internet Schuld. Die endlosen Informationen. Die zu geringen Informationen. Der dubiose Züchter. Die falsche Tiervermittlung. Die neugierige Gesellschaft. Die kritischen Gesetze. Die Anderen, die gucken. Die Anderen, die hören. Die Anderen, die ...
Hauptsache nicht die eigene Person und Persönlichkeit, die da ganz offenbar nicht mit Verantwortung und der Beschneidung der eigenen Selbstverwirklichung zugunsten eines anderen Lebewesens klar kommt. Aus welchen Gründen auch immer.
Damit will ich auf keinen (!) Fall die Existenz von Depressionen, Burn Out und anderen psychischen Erkrankungen weg- oder klein reden. Gerade nicht im Bezug zum Thema Hund, wie es für einige (die dies geschrieben haben) hier bittere Realität ist. Diese Fälle gibt es, unumstritten.
Ich bin nur fest davon überzeugt, dass in der absoluten Mehrzahl der Fälle von "Welpenblues" die oben genannte Schuldverschiebung als Strategie genutzt wird, um die eigene Unfähigkeit und / oder den eigenen Unwillen jemand oder etwas anderem in die Schuhe zu schieben. Das ist leichter, als an der eigenen Person zu arbeiten (arbeiten zu müssen, weil man selbst und niemand und nichts sonst Schuld hat).
Selektive (und unreflektierte) Wahrnehmung bei der Informationsbeschaffung und Auswertung der Informationen, eigene Selbstdarstellung bei der Planung und Inszenierung sowie keine ausreichende Selbstreflexion bei der Beurteilung eigener Möglichkeiten, Fähigkeiten und Wünsche, sind hier Stichworte, die mir dann immer durch den Kopf schießen. Und natürlich ein erhebliches Maß an fehlender Frustrationstoleranz und Kompromissbereitschaft.
Um meine Gedanken dazu einmal in sehr klare Worte zu fassen. Ich kann nämlich bei vielen Niederschriften auch nur fassungslos den Kopf schütteln, auch wenn ich weiß dass das eigene Leidempfinden an einem ganz persönlichem und nicht an irgendeinem generellen Richtwert bemessen wird.