Zitat
Was meinst ihr? Warum sucht man sich einen Hund aus, der so nullkommanull zu einem passt? Nur das Aussehen? (...)
Habt ihr selbst schon mal so einen "Fehler" gemacht? Oder kennt ihr Beispiele? Ich meine jetzt auch nicht Hunde vom Tierschutz, da weiß man das ja nicht vorher, sondern ganz bewusst nur den Hund nach Optik aber nicht Eigenschaften ausgesucht.
Meines Erachtens gibt es ein paar Gründe, die häufig zutreffen, wenn sich eine Person einen offensichtlich falschen Hund zulegt:
(1) Der Hund passt optisch zum Interieur, optisch zur Person und zum Image.
Gerade das Image ist wichtig:
Will ich sportlich sein, halte ich mir einen sportlichen Hund, unabhängig davon, ob ich wirklich sportlich bin. Ich will eben als sportlicher Typ wahrgenommen werden. Bin ich ein kerniger, selbstbewusster Typ, dann hole ich mir eine angeblich schwierige, kernige Rasse, vollkommen unabhängig davon, ob ich wirklich ein solcher Typ bin oder nur möchte, dass ich als solcher wahrgenommen werde. Das Selbstbild der allermeisten Menschen gleicht weniger einem Spiegelbild denn einem utopischen Traumselbst, das bestenfalls in einem Roman Platz gefunden hätte. Da halten sich Personen für unglaublich individuell und einzigartig, für einfallsreich und selbstbewusst, für erfahren und durchsetzungsfähig usw. usf. und schaffen es nicht für ein paar Cent ehrlich mit sich selbst zu sein, um festzustellen, dass sie dieselben Wünsche, Anforderungen und Fähigkeiten (vor allem im Bezug auf das Thema Hund) besitzen, wie die absolute Mehrheit der restlichen Hundehalter auch. Und je individueller ich bin, desto individueller muss eben auch die Hundewahl sein.
(2) Tierschutz-Muttis
Der herzerweichende Blick eines Hundekindes, Hundeopis, Hundeteens auf einem Internetbild, dazu das traurige Gesabbel von einer schrecklichen Vergangenheit und als Optimum die Gewissheit etwas gutes getan zu haben - fertig ist die Adoption eines Hundes, der fernab der eigenen Bedürfnisse ist. Schlich und ergreifend aus falsch verstandener Liebe. Noch besser: Der Hund hat seine Probleme aufgrund seiner Vergangenheit, dafür kann niemand was und das muss auch nur bedingt erzogen werden. Die Schuld liegt bei dem bösen Land, aus dem der Hund stammt. Oder dem bösen Vorbesitzer.
(3) Belesen und Geblendet
Die meisten Rassebeschreibungen sind durchweg positiv, dadurch ist es einfach unglaublich schwer sich tatsächlich zu informieren. Und es ist so wunderbar leicht das Paket Hund durchweg toll zu reden, auch wenn Wach-, Schutz- oder Jagdtrieb eigentlich überhaupt nichts für einen sind. Wie das eben bei 90% aller Hundehalter so ist. Dann erkundigt man sich gleich noch im Internet und hört: Hund ist super, wenn man die richtige Person ist. Und, s. (1), klar! Man ist natürlich die richtige Person. Für andere Leute ist der Hund natürlich total schwierig, aber ich komme damit super klar. Bin halt voll individuell.
Dass aber vielleicht der Hund nur so easy ist, weil derjenige, der ihn für easy hält, in der hinterletzten Pampa wohnt und nur 2 Hunde oder Menschen in der Woche auf den Spaziergängen trifft, kein Wild hat das gejagt werden kann oder es keinen interessiert, sich am Dauergekläffe nicht stört oder sowieso keinen Besuch empfängt - shit happens. Das klappt sicher auch mitten in Berlin. Ist ja alles eines Sache der inneren, individuellen Einstellung.
Und so schließt sich der Kreis. Spätestens mit Clicker, Boxentraining, Schleppleine und Auslastung am Fahrrad ist der Hund auch in Bochum, Hamburg oder mitten in München irre glücklich. Und das Aussehen? Na, das habe ich mir nie angesehen ... zufällig entspricht der Hund meinem Schönheitsideal, meinem Bild von einem hübschen Mädchen, das einen Hund hält oder einem echten Naturburschen? Nun ja. Zufall. Ist ja immer individuell. 
Niemand, wirklich niemand, sucht sich einen potthässlichen Hund aus. Die einzige Ausnahme diesbezüglich sind die Rettungssyndrom-Hunde, blind, taub, 2 1/2 Beine und hässlich wie die Nacht - aber das gibt gleich 100 Gummipunkte für die unsterbliche Seele. Da muss der Hund nicht schön sein, denn der ist richtig arm dran. 
Und ehrlich?
Wer sagt denn dann, dass der Hund falsch ist? Derjenige, der mitten in der Stadt einen BC hält, der ihn überall hin mit begleitet? Sicher nicht. Der Hund ist eben genau das, was er oder sie wollte. Der Hund hat mein Image aufpoliert. Es ist also genau der richtige Hund für mich.
Leider bin ich der falsche Mensch für den Hund. Aber der wurde nicht gefragt, ob er mich auch für so sportlich hält, wie ich mich selbst.
PS:
Was die ganzen negativen Beispiel angeht - da ich niemanden 24/7 beobachten kann und nicht weiß, wann und wie oft der Hund rausgeht, finde ich negative Aussagen bezüglich der Hundehaltung immer sehr schwierig. Selbst bei meinen direkten Nachbarn bekomme ich nicht mit, wann und wie oft sie rausgehen oder was sie mit ihren Hunden in der Wohnung treiben. Sie von mir aber auch nicht. Heißt das jetzt, dass mein Hund nur 10min zur nächsten Wiese kommt und ausschließlich an der Retrieverleine läuft, weil sie mich nur hin und wieder so sehen?
Vorsicht mit Unterstellungen.