Wir wohnen ja nun auch -mitten- in der Stadt und führen unseren Hund hauptsächlich an der Leine. Trotzdem finden wir immer wieder gute Möglichkeiten sie rennen zu lassen und sie auszulasten. Entweder in Parks, auf entsprechenden Wiesen, oder wir fahren (auch mit den Öffentlichen! Ich fahre kein Auto) zu entsprechenden Auslaufgebieten. Wenn das Menschenaufkommen im Park zu hoch wird, dann geht sie an der Schlepp oder, wenn es wirklich schlimm ist, weil sämtliche Kinder des Stadtviertels durch die Gegend kurven, sie bleibt an der 2,5 m Leine - mit Geschirr hat sie etwa 3m Radius. Klar, das wäre nicht schön, wenn es dazu keine Abwechslung gäbe, gibt es aber. Nicht jeden Tag, aber dann muss ich eben selbst mehr laufen, damit der Leinenspaziergang auch etwas Befriedigendes hat. Zum Ausgleich gibt's an den Tagen eben mehr Tricks & Denksportaufgaben für den Hund.
Ich habe bisher auch noch nicht einen wirklich guten Grund gelesen, weshalb es sich lohnt Hunde an befahrenen Straßen (regelmäßig und einigermaßen häufig befahren) und in Fußgängerzonen oder auf vollen Bürgersteigen nicht an der Leine zu führen. (Oder alternativ an einer losen xMeter Flexi, da stürzen Fahrradfahrer dann auch noch schneller drüber!)
Ich finde entspannte Hund-Halter-Teams, die den Lärm der Großstadt ausblenden können, super. Erlebe ich immer mal wieder am HBF und hier in der Stadt. Ich finde es aber noch sehr viel cooler, wenn der Hund trotz Lärm, Aufregung und Ablenkung eine bewundernswert gelassene Leinenführigkeit an den Tag legt.
Meistens erlebe ich es nämlich, dass die total entspannten Mitläufer, an der Leine dann plötzlich einfach nur nervig sind, weil sie von links nach rechts wechseln, plötzlich stehen bleiben oder anfangen zu ziehen, wenn sie irgendwo schnuppern möchten. Da kann ich natürlich verstehen, dass Freilauf angenehmer ist, aber da wurde dann eben nur an der falschen Stelle geübt.
Übrigens ist das Pöbeln und die größere Aggressionsbereitschaft (aber auch die generell stärkeren Reaktionen) von Hunden in wenig bevölkerten Landstrichen nur natürlich. Viele, starke Reize auf einmal können Hunde besser ausblenden, da sie sich nicht zwanghaft auf einen konzentrieren müssen / können. Ein einzelner, auch noch plötzlich auftauchender Reiz, nach einer ganzen Weile der "Ruhe" und Reizlosigkeit, hat ein viel höheres Potential eine Reaktion auszulösen. Das hat erst einmal nichts mit Erziehung und Gelassenheit zu tun, es ist zunächst einmal eine völlig andere Ausgangslage. :)
Ich finde den Freilauf auch entspannt, total. Aber ich empfinde ihn nur als entspannt, wenn ich nicht wie ein Schießhund aufpassen muss. An der Straße, mit fließendem Verkehr direkt neben mir, bei entgegenkommenden Menschen und solchen die uns überholen, drängeln, lauten oder rennenden Kindern, Kinderwägen, Fahrrädern und dem ganz normalen städtischen Menschentreiben, da gäbe es für mich keine Entspannung, da müsste ich meinen Hund sicherheitshalber im Auge behalten, selbst wenn sie noch so ein Schaf wäre. An der Leine weiß ich zumindest, dass uns nur alles im Radius X interessiert und nicht potentiell alles in Sicht- & Hörweite.
Abgesehen davon wäre meine Risikobereitschaft einfach nicht hoch genug. Der zu gewinnende Preis zu klein, um den zu zahlenden auszugleichen. Da hat mein Hund dann 5 Jahre schlendernd an jeder Straßenecke geschnuppert, ohne dass ich stehen bleiben musste, leider hat er dafür mit 6 weiteren möglichen Lebensjahren bezahlt, weil er von einem Fahrrad angefahren, sich erschreckt und unter ein einparkendes Auto gekommen ist. Innereien zerquetscht und die junge Mutter im Wagen hat den Schock ihres Lebens, die Kids hinten drin auch.
In der Fußgängerzone hätte ich schon keinen Bock drauf, das irgendwer meinen Hund antatscht, ihr was zusteckt oder sie weglockt. Auch da gibt's bekloppte Kinderwägen, Fahrradfahrer, idiotische Kinder und Erwachsene mit Ramboallüren ... nein, muss nicht sein. So wie mein Hund keinen belästigen darf, hindere ich andere gleich mit daran, mich und meinen Hund zu belästigen. Hat sie eben ruhig an der kurzen Leine zu laufen, da kann sie sich auch entspannen, denn sie weiß, dass nichts anderes geschieht, außer schnödes, ruhiges Laufen.
Wo sind denn hier die ernsthaften Gegenargumente für Leinenlosigkeit in der Stadt?
Hände frei?
Wurde schon wiederlegt, denn jede normale 2m Leine kann man problemlos umschnallen und der Hund bleibt an der eigenen Seite, obwohl man beide Hände frei hat.
:)
Bin neugierig, was hier noch so genannt wird, vielleicht sehe ich es ja auch zu eng. Jetzt gibt's erst einmal Kaffee.