Ich habe jetzt lange überlegt, ob ich etwas über die Setter zusammengeschustert bekomme. Meine eigene Setterin ist in vielen Aspekten eher untypisch, in anderen aber sehr typisch. Darum eher mein allgemeiner Blick auf diese Hunde und keine Beschreibung meiner gefleckten Begleiterin.
Der Setter bringt als Jagdhund das mit, was so vielen Jagdhunden eigen ist: Einen An- und Ausschalter der irgendwie mit der Haustür gekoppelt ist. Draußen sind sie Granaten, im Haus dagegen eine wunderbare Deko für jedes Wohnzimmer.
Ich glaube, die sicherste Art einen Setter zu brechen ist, ihn an der Leine leben zu lassen. So wichtig die geistige Arbeit für jeden Hund sein mag, ohne das körperliche Auslastungspendant geht ein Setter zugrunde. Er mag dann mit etwas Glück zwar ein einfacher und braver Hund sein - aber wirklich lachen sieht man ihn nur dann, wenn er mit dem Wind um die Wette läuft. Und wer diese Freudenfunken nur ein Mal hat sprühen sehen, der weiß, dass dieser Hund sich bewegen muss.
Setter sind freundlich und verträglich. So verträglich, dass man vier Hand voll Setter, die sich nicht kennen, auf einen Platz schmeißen könnte ohne sich Gedanken zu machen. Das ist natürlich keine 100% Regel - Querschläger gibt es überall. Aber generell neigen sie absolut nicht dazu, Streit vom Zaun zu brechen.
Ein bisschen Rassistisch sind sie übrigens aber auch - Hunde anderer Rassen werden gern mal ignoriert. Es gibt zwar totale Spielkekse, die andere Hunde lieben, aber auch viele absolute möchtegern-Aristokraten, die mit Fremden nichts zu tun haben wollen. Dabei ist es sehr angenehm, dass die neutrale bis defensive kalte Schulter das Mittel der Wahl ist.
Ein Setter ist höflich. Dass ein Setter, selbst im ausgelassensten Spiel, in jemanden hineinkracht ist äußerst selten. Springt dagegen der Klischee-Labbi aus dem Busch und dem Setter unvermittelt und ohne höflichen Gruß vor lauter Freude fast auf den Kopf, ist er direkt unten durch - und das nachhaltig. Ohne gute Hundemanier macht man sich den Setter nicht zum Freund.
Dieser Kühle zum trotz gelten Setter vor allem in den englischsprachigen Ländern auch als "Clowns". Sie können ganz schön albern sein, vor allem wenn sie ihre fünf Minuten haben, aber ich persönlich finde, dass ihre größte Komik ganz einfach aus ihrem Gehabe à la Möchtegern-Elite resultiert. Setter sind häufig unfreiwillig komisch - der bornierte Blick wenn sie 'bei Tische sitzen' und gucken wie Graf Rotz ist zum schießen. Ebenso das fast schon affektierte sich-zurechtrücken auf erhöhtem Schlafplatz, bevor sie dann kurz darauf in einem Moment der Unachtsamkeit sehr unelegant davon abstürzen.
Oft hört man von "sensiblen Setter". Er verträgt in der Tat keine unnötige Härte - aber ein gut gezogener Setter ist auch nicht so brüchig, wie viele gern glauben. Wenn er sich daneben benimmt, darf man ihn auch zur Ordnung rufen. Ganz ohne dass er zusammenbricht.
Sensibel ist er vor allem in Bezug auf seine Reizempfänglichkeit. Ein Setter kriegt alles mit - und manch einer von ihnen muss erst lernen zu sortieren was wichtig ist und was nicht.
A propos wichtig: Dreitausend Wiederholungen des selben, blöden Kommandos sind ganz und gar unwichtig. Zumindest wenn es nach seiner Meinung geht. Die kalte Schulter Technik wendet der Setter darum auch ganz gern mal auf seinen Menschen an, wenn der mal wieder völlig unnötige, unsinnige Dinge von ihm wünscht.
Fuß zu gehen ist die Hassübung der meisten Setter und konstruierte Trainingssituationen verlieren schnell ihren Reiz. Natürlich gibt es Setter, die Obi machen oder mit fliegenden Fahnen ihre BH bestehen - aber das sind vor allem Setter, die ihren Menschen lieben.
Seine kalte Schulter begräbt der Setter sofort, wenn Menschen oder Hundefreunde um die Ecke kommen, die er liebt - dann verwandelt sich auch der edelmütigste Herr Landadel zum Freudenflummi.
Übrigens sind Setter absolute Schoßhunde - und das bis ins hohe Alter.