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hallo liebes forum,
ich denke, ich werde eine lawine lostreten, da das ein umstrittenes thema ist, aber ich frage trotzdem.
vorweg: meine kleine ist vier monate, kann eine menge, ist ein sonnenschein UND sie weiß was NEIN heißt. natürlich gibt es aber dinge, bei denen ein NEIN von frauchen nicht reicht. sie beißt gerne in die leine und spielt mit ihr. manchmal hilft ein NEIN, oft nicht. ich benutze dann eine wasserpistole. dann hört sie auf, ist aber sauer und bellt mich einmal wütend an oder schnappt nach mir. klar, dass ich schnappen nicht durchgehen lassen möchte. in einer huschu bekam ich den tipp sie LEICHT zu zwicken. tue ich das schnappt sie natürlich nach hinten.
mein problem ist: ich weiß einfach nicht wirklich wie ich in solchen situationen richtig mit ihr umgehe. das ist jetzt nur ein beispiel. da gibt es einiges, was sie natürlich noch lernen muss und einiges bei dem sie austestet.
jetzt hört und liest man so viel. gewalt kommt für mich nicht in frage. ich sperre sie mal aus (wie heute, als sie penetrant um aufmerksamkeit gebellt hat), ich habe auch schon einen schnauzgriff angewandt und sie unterworfen. damit tue ich schon mehr, als viele gutheißen. meine kleine ist ein selbstsicherer hund und ich denke, ich kann sagen, dass sie eine gute bindung zu mir hat. nur langsam bin ich überfordert. die einen meinen, man muss bei bestimmten dingen noch mehr durchgreifen, die anderen meinen BLOSS nicht.
sie ist mein erster hund. ich habe superviel gelesen. ich bin in einem hundeverein und in einer hundeschule. und jeder sagt etwas anderes. und ich kann nicht auf erfahrungen zurückgreifen, die mir sagen: so läuft es gut!
also bitte ich euch um eure erfahrungen. wie straft ihr? oder gar nicht? was macht ihr, wenn euer hund richtig mist macht? nach euch schnappt oder (auch ein tolles hobbie) euch in den beinen hängt, weil hosenbeine so toll zum spielen sind? wenn er in die leine beißt? oder anderes...
danke!!!
steffi
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Hallo Steffi,
vielleicht versuchst Du die ganze Sache mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dein Hund ist noch ein Welpe. Es gibt unzählige Sachen, die er in der Zeit noch nicht gelernt haben kann, und daher weiß er einfach grundlegende Regeln, die es gibt, eben noch gar nicht. Manchmal setzen wir das einfach voraus.
Wir denken nicht daran, dass Hunde verdammt schlecht im Assoziieren sind. Wenn sie "Sitz" im Wohnzimmer beherrschen, heißt das noch lange nicht, dass sie wissen, dass "Sitz" im Flur, auf der Strasse, im Garten oder auf der Hundewiese das gleiche bedeutet.... "Nein" ist noch viel komplexer, wenn Du mal drüber nach denkst. "Sitz" ist höchstens zwei verschiedene Bewegungen (aus dem Stehen hinsetzen, aus dem Liegen aufsetzten - und da das verschiedene Sachen sind, wird schon hier bei vielen Hunden schnell klar, dass sie das nicht generalisieren!!). "Nein" kann heißen: Lass fallen, was Du im Maul hast / Spring mich nicht an / Beiss nicht in die Leine / Beiss nicht in meine Finger / wälz Dich nicht im Kuhfladen / friss nicht den Kaninchenköttel / Lass die Blume im Beet / Grab die Maus nicht aus.........
Das ist ganz schön viel, was wir da voraussetzen, oder?
Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich finde, Du bestrafst schnell Sachen, von denen Du meinst, dass er dass schon können solltest. Aber er kann alles definitiv noch nicht leisten, mit vier Monaten.
Du hast einige konkrete Beispiele, bei denen sie ein Verhalten zeigt, dass Dir nicht gefällt - ich wette, dass zeigt sie nicht die ganze Zeit über.
Beispiel das in die Leine beißen. In die Leine beißen ist ein toller Spaß, denn dann bekommt sie Deine Aufmerksamkeit. Ich würde hier folgendermassen reagieren: Stehenbleiben, vom Hund wegdrehen und so lange zur Salzsäule erstarren, bis Hundi vor Langeweile die Leine aus dem Mund fällt - und das sofort belohnen. Lobe+belohne sie sehr, sehr, sehr oft dafür, dass sie das Verhalten "in die Leine beißen" nicht zeigt und ignoriere sie komplett, wenn sie es zeigt. Damit verschiebst Du die Wahrscheinlichkeit des Auftreten des "in-die-Leine-beiß"-Verhalten in Richtung Null-Linie.
Achte grundsätzlich mehr darauf, was Dein Hund schon alles richtig macht und belohne sie dafür. Wenn Du meinst, dass der Zwerg von all den Leckerchen auseinander gehen könnte wie ein Hefeteig: Es steht nirgendwo in Stein gehauen, dass Hunde aus dem Napf gefüttert werden müssen - meiner hat sich anfangs fast 2/3 seines Fressens "on the road" erarbeiten müssen.
Wie Du selber sehr schön beschreibst, kommst Du mit Deinen (auch von einer HuSchu empfohlenen) Bestrafungsaktionen schnell voran, nur leider in die komplett falsche Richtung - der Hund wehrt sich dagegen, wofür er wiederum bestraft wird, wogegen er sich noch mehr wehrt, was wieder bestraft gehört.... Ein Teufelskreis! Aus dem kommst Du nur raus, wenn Du einen Plan aufstells: Überlege Dir für jedes unerwünschte Verhalten, dass Deine Welpette zeigt, ein Alternativverhalten - das nämlich, dass Du eigentlich sehen möchtest, oder zumindest eins, dass das unerwünschte Verhalten unterbricht.
Für das in die Leine beißen fällt mir spontan etwas ein: Ich kenne eine Trainerin, deren Aussie-Hündin die Leine von der Erde aufhebt, wenn die Trainerin sie fallen gelassen hat, das Kommando dazu heißt: "Gib mir die Leine" - mit ein bißchen üben könntest Du
1. aus dem unerwünschten in die Leine beißen einen tollen, beeindruckenden Trick formen.
2. hättest Du einen Weg gefunden, ein Verhalten, dass Dein Hund anbietet ohne Bestrafung für Dich nutzbar zu machen.
3. Du und Dein Hund hätten Erfolgserlebnisse zusammen
4. Ihr hätte gemeinsamen Weg aus einem Teufelskreis gefunden.
Bitte tu Dir und deinem Hundebaby einen Gefallen und kauf Dir ein Clickerbuch - in den meißten sind die vier Grundsatzregel, wie Hunde lernen genau erklärt - es werden viele Probleme erläutert, die durch verwendung von Bestrafung im Training entstehen können.
Aber nicht nur dass: es wird nicht nur erläutert, was man NICHT tun sollte (und warum), sondern auch alternative Wege aufgezeigt.
Aus den meißten unerwünschten Verhaltensweisen, die ein Hund so zeigt, kann man mit etwas Geschick einen netten Hundetrick herauskitzeln. Andere bleiben einfach in ihrer Entwicklung stecken, wenn sie einfach keinen "Erfolg" mehr bringen. Dabei solltest Du beachten, dass ein Hund andere Ansichten darüber hat, was "Erfolg" ist, und was nicht...
Kleines Beispiel: Es ist 20:00 Uhr und Mensch setzt sich vor den Fernseher um den Abend mit Nachrichten und dem Freitagabenkrimi ausklingen zu lassen. Der Welpette ist etwas langweilig und kaut auf ihrem Kauspielzeug rum - aber es ist eben langweilig, also geht sie ein wenig auf entdeckungstour, findet den neuen, extrem teuren Pumps von Prade-Gucci-Armani-Wasauchimmer, trägt ihn auf den Wohnzimmerteppich und schlägt mit genuß ihre Piranha-Milch-Zähnchen ins empfindliche Leder - ein Aufschrei - Frauchen springt auf, rennt auf den begeisterten Hund zu und selbiger jagt über Sofas und Sessel, um Stühle und unter Tischen hindurch quer durch die ganze Wohnung - endlich Spass und Spiel mit Frauchen!
Was lernt Welpette? Kauen am Spielzeug ist doof und langweilig, Beißen in Frauchens Schuhe bring Instant-Jagd-Rennspiele mit Frauchen. Welches Verhalten wird in Zukunft häufiger gezeigt?