Ich könnte mir vorstellen, dass es zum einen daran liegt, dass Katzen sehr klein sind und weniger Schaden anrichten können. Es gibt ja auch wesentlich weniger Menschen, die Angst vor Katzen haben, als Menschen, die Angst vor Hunden haben. Kleine Hunde dürfen sich in der Regel ja auch viel "auffälliger" verhalten als große Hunde. Ich meine es so: der "Selbsterhaltungstrieb" des Menschen stuft Katzen als ungefährlicher ein:
- sie sind klein
- sie greifen (i.d.R.) nicht an, wenn man sie nicht beachtet
- sie laufen (i.d.R.) draußen nicht einfach auf einen zu und begrüßen oder was auch immer. Und wenn sie dies tun, tun sie es zumindest nicht so stürmisch wie ein Hund
So werden Katzen im Kopf der Menschen zumindest als "nicht lebensbedrohend" abgespeichert, Hunde dagegen häufig als "potentiell lebensbedrohend". Stell dir die Situation vor: du gehst spazieren und a) eine Katze nähert sich dir, b) ein kleiner Hund rennt auf dich zu, c) ein großer Hund rennt auf dich zu. Was ist die erste Empfindung? Im Fall der Katze wird im ersten Moment vermutlich neutral bis positiv reagiert, selbst beim kleinen Hund schwingt dagegen eine gewisse Vorsicht mit: was will der? Körpersprache? Es gibt ja auch keine Berichte, 2 Katzen hetzten Kleinkind zu Tode oder ähnliches. Und wenn dann doch mal eine Katze kratzt, es ist nicht toll, aber es ist "nur" der Schmerz, keine "Lebensbedrohung". Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll: es ist meiner Meinung nach noch nichtmal, was wirklich passiert, sondern eben, was in den Köpfen der Menschen passiert, was an Emotionen beteiligt ist.
Was Kloppereien zwischen Katzen angeht ist es ja ähnlich. Es gibt dann mal einen Kratzer und gut ist. Bei Hunden schwebt da aber immer das "was könnte sein" mit. Tod, Leinenunverträglichkeit, Ängste, an denen man arbeiten muss etc.
Um Hunde muss man sich viel mehr kümmern, zumindest hier und jetzt in Deutschland. Früher mit frei laufenden Hofhunden, die relativ selbständig waren, haben Beißereien vermutlich auch wesentlich weniger Menschen interessiert.
Was mich zu dem Punkt führt: Bei Katzen erwartet jeder, dass sie eigenständig sind und tun, was sie wollen. Hunde dagegen sollen hören, erkennbar unter Kontrolle ihrer Besitzer stehen. Ist sicherlich in der Historie begründet (unterschiedliche "Nutzung" von Hund und Katze), liegt aber denke ich auch an meinem erstgenannten Punkt: der unterschiedlichen "Gefahr", die von den Tieren ausgeht.