So,
derzeitig beschäftige ich mich mit der Frage: Wie lernt ein Hund und wie wird lernen für den Hund und den Halter effektiver?
Muss man dazu wissen wie das Gehirn funktioniert?
Grundlegendes zur Lerntheorie finde ich nicht verkehrt. Z.B. dass es viele Wiederholungen braucht, um z.B. ein Kommando fest abzuspeichern. Je stabiler die entsprechende Neuronenverbindung im Gehirn ist (durch viele Wiederholungen), umso schneller und sicherer kann ein Verhalten abgerufen werden. Oder dass es sowohl Neuronen gibt, die ein Verhalten hemmen, als auch solche, die es fördern. Schön zu sehen, wenn der Hund gerne Wild hinterher jagen möchte, aber weiß, er bekommt Ärger: der Zwiespalt. Oder das neue Orte und Ablenkungen auch neue Übungssituationen schaffen (generalisieren).
Dann Dinge wie: Ein Hund lernt immer, nicht nur in Trainingsstunden. Ein Welpe muss Umweltreize positiv/neutral verknüpfen (abspeichern), um zukünftig gelassen darauf zu reagieren. Das Gehirn reagiert auf Neues, versucht es einzuordnen auf der Basis von ähnlichen Erfahrungen. In dem Zusammenhang: je mehr Erfahrungen der Hund gemacht hat, umso einfacher lernt er neue ähnliche Dinge
Emotionen spielen eine wichtige Rolle dabei, wie effektiv ein Erlebnis abgespeichert wird. Z.B. Angst in Verbindung mit einem bestimmten Umweltreiz (Beispiel: Stromschlag von einem Zaun, in dem Moment geht ein Kind vorbei). Aber auch, dass das Lernen neuer Kommandos bei Angst oder Stress oder Schmerz sehr viel schwerer ist, da das Gehirn sich eben auf wichtigeres konzentriert.
Oder dass Hunde durch bestimmte Dinge in Erwartungshaltung versetzt werden. Sie lernen, dass auf bestimmte Reize bestimmte Dinge folgen. So dann auch gut als Motivation nutzbar, in anderen Fällen eher unerwünscht. Z.B. Hund hetzt gerne --> man spielt Ball mit ihm --> Hund sieht in Zukunft den Ball und noch bevor man diesen wirft, ist der Hund in Erregungszustand. Genauso bei unangenehmen Dingen, die irgendwann gar nichts "schlimmes" mehr tun müssen, der Anblick reicht. Dazu dann eben das Wissen, wie man Desensibilisiert (Gewöhnung, Reiz wird unwichtig), umlenkt, löscht.
Oder: der Hund kann nur die Verhaltensmuster zeigen, die er zu Verfügung hat. Bsp: Hat er bislang andere Hunde an der Leine immer angepöbelt, wird man dies durch ein simples "Nein" nicht ändern können. Da ist dann kein Alternativverhalten, dass der Hund abrufen könnte.
Neben der ganzen Theorie: was ist dem Hund angeboren? Welche Instinkte hat er, worauf reagiert er? Z.B. die Aussage: „mein Hund bellt grundlos, ich sehe da nichts.“ Der Hund hört oder riecht aber vielleicht etwas. Bzw. er hat einen Grund, er meldet potentielle Gefahr. Oder eben Jagdtrieb, Kontaktbedürfnis, aber auch Körpersprache (Stress, Müdigkeit, Aufmerksamkeit, drohen etc.) einordnen können, um als Trainer angemessen reagieren zu können. Auch: wie kann man die Eigenmotivation des Hundes nutzen? Welche Verhaltensweisen zeigt er gerne von sich aus, die man ins Training als Motivation einbauen kann.
Dann natürlich etwas Wissen zu den verschiedenen Möglichkeiten, dem Hund etwas beizubringen. Positive/negative Bestärkung/Strafe. Einfach auch, um ein paar Argumente zu haben, wie man Übungen auch alternativ aufbauen kann, dass es immer viele Wege gibt, um ans Ziel zu kommen.
Wie lernt man effektiv?
Wie bringt ihr euren Hunden was bei? Worauf setzt ihr da?
Kommt drauf an, was gelernt werden soll. Soll ein Hund ein Verhalten nie wieder zeigen, mag ein starker Strafreiz am besten helfen + Belohnung eines Alternativverhaltens. Ich persönlich würde da den längeren Weg ohne starken Strafreiz wählen ;)).
Mein Vorgehen: Hund möglichst viel mitdenken lassen, klare Kommunikation, hohe Motivation, mit mir zusammen zu arbeiten. Anfangs möglichst wenig Ablenkung und so kleinschrittig wie nötig aufbauen. Was ich auch sehr schätze: möglichst ohne Kommandos auskommen. Z.B. ein Reh/Jogger o.ä. kommt ins Sicht: ich sage nichts, sondern meine Hunde haben gelernt, auf Grund dieses Reizes zu mir kommen. So kann ich menschliche Fehlleistung (ich sehe das „Problem“ zu spät) ausschließen.
Konsequenz, Verlässlichkeit, Vertrauen, die Erfahrung, es ist eine tolle Sache, mit mir zusammen zu arbeiten.
Und was macht den Lernerfolg aus?
Der Hund wendet stressfrei im Alltag die erlernten Dinge an. Sie sind so fest verknüpft, dass sie verlässlich abrufbar sind, auch ohne, dass ich noch irgendwie einwirken muss.
Ich versuche zu verstehen, warum mein Hund ein bestimmtes, von mir nicht gewünschtes Verhalten zeigt. Bellt er z.B. etwas an, so kann es sein, dass es ihm nicht geheuer ist. Ich kann dann versuchen, dass Objekt positiv zu verknüpfen oder meinem Hund zeigen, dass er sich darauf verlassen kann, dass ich es für ihn regele, so dass er sich entspannt.
Wenn ihr Hilfsmittel benutzt, wie setzt ihr sie ein und was "bezweckt" ihr damit? (Also wofür genau setzt ihr sie ein und was meint ihr "verändert" sich beim Hund bzw. bringt es da?)
jagen (ein Spielzeug, Dummy suchen, Fährte folgen) ist Belohnung, in die man gut drum herum Grundgehorsam packen kann. Bringen tut es außerdem Auslastung und generell bessere Kontrollierbarkeit (Impulskontrolle z.B.).
Generell ein Feedback: das ist nicht das erwünschte Verhalten, das dagegen ist das gewünschte Verhalten.
Einwirkungen körperlicher Art versuche ich möglichst zu vermeiden (also z.B. Hund ins Sitz drücken). Ich denke, ein Hund lernt effektiver, wenn er mitdenkt, selbst drauf kommt und so auch aktiv den Entschluss fasst, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. In Position locken finde ich daher auch nicht unbedingt effektiv. Zumal das Gehirn einiger Hunde (Lucys z.B.) dann nur noch Futter (!!!) denkt, ohne wirklich zu registrieren, was sie da tut. An Hilfsmitteln wäre so meiner Meinung nach der Clicker effektiv. Als Belohnung, was auch immer der Hund als Belohnung ansieht, aber so, dass er sich immer noch auf die Aufgabe konzentrieren kann.
Wie meint ihr, denkt ein Hund?
Da könnte man jetzt eine Doktorarbeit zur Hirnforschung + zu Hundeverhalten zu schreiben :P.
Was muss dazu ein Hundetrainer können und Wissen?
Je mehr er weiß, umso besser. Auch für den Menschen gilt: er kann nur das Alternativverhalten zeigen, dass er abgespeichert hat. Da Hunde unterschiedliche Vorgeschichten haben und unterschiedliche Motivationen, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen oder nicht zu zeigen, ist es immer gut, ein großes Repertoire zu haben. Wobei das möglichst auch praktischer Natur und nicht nur angelesen sein sollte.
Ganz wichtig: ein Hundetrainer sollte auch Menschen motivieren können.
Muss er wissen wie Hunde lernen?
Ja
Muss er wissen wie Menschen lernen?
Ja
Muss er wissen wie man den Unterricht gestalten kann damit er effektiver wird - eben weil er WEIß wie man Unterrichtet bzw. wie mensch und Hund lernen?
Ja