Sie hat(te) eine harte Zeit mit ihm. Anfangs war es vor allem die Geschichte, wegen der sie ihn genommen hat. Sie dachte, gerade so ein Hund braucht Liebe und hat noch eine Chance verdient. Sie ist allerdings sehr naiv daran gegangen. Sie dachte auch, mit genug Liebe, wird er dann auch ein ganz normaler Hund. Sie hat ihn jetzt schon fast zwei Jahre und immerhin gibt es nun ein paar mehr Menschen, denen er vertraut und er orientiert sich mittlerweile in vielen Situationen an ihr. Ein "normaler" Hund wird er aber wohl nie mehr werden...
Beiträge von Lucy_Lou
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Wenn dieser Hund super und aufs erste Wort hören würde und das sogar ohne Leine, dann müsste er wohl kaum mit Maulkorb laufen, oder?
schlaubi
Hm, ich dachte mir schon, dass die Nachfrage kommt... Es war mehr zur Verdeutlichung meiner Aussage gedacht, dass ich diesen Hund anführe.
Trotzdem etwas zu ihm, da nun gefragt wurde: er wurde die ersten Jahre seines Lebens abgeschottet als Wachhund gehalten, es wurde versucht ihn scharf zu machen, erzogen wurde er mittels Gewalt. In meinem Ort gibt es noch einen Hund fast gleicher Vorgeschichte, der allerdings stärker war und es in den richtigen Händen letztlich geschafft hat, trotzdem annähernd normal leben zu können... Dieser Hovawart dagegen scheint weniger Glück zu haben. Sein Besitzer hat ihn letztlich wegen "Nervenschwäche" abgegeben, eigentlich zum einschläfern. Gelandet ist er bei einer Bekannten meiner Mutter. Bei diesem Hund ist es so: man sagt Platz und eine Millisekunde später liegt er, man sagt Fuß und sofort ist er an der Seite. Das auch ohne Leine und wenn andere Hunde oder Menschen oder Autos oder was auch immer auftauchen. Man will garnicht wissen, wie es ihm eingeprügelt wurde... Wenn allerdings Menschen oder Hunde direkten Kontakt aufnehmen würden, würde er zubeissen. Seine Besitzerin nimmt den Maulkorb als Absicherung, damit nichts passieren kann, falls ein fremder Hund (oder gar ein Mensch) dann doch mal nicht abgehalten werden kann. Es braucht ja nur mal im falschen Moment jemand aus einer Einfahrt zu kommen oder mit dem Fahrrad plötzlich von hinten aufzutauchen... Es ist unbegreiflich, was einige Menschen Hunden antun können...
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Ich finde es ein bisschen komisch. Du kaufst Dir einen Hund, dem das Bewachen (nicht bloß Kläffen :wink:) in den Genen liegt. Auch, dass er es eigenständig tut und erwartest, dass er es nicht tut?
Mmh. Find ich seltsam.
Meine Erfahrung ist, dass Wachtrieb häufig unterschätzt wird. Vor allem bei Rassen, die nicht zu den klassischen Wachhunden gehören. Es kommt häufiger mal vor, dass ich auf Spaziergängen auf Grisu angesprochen werde, wenn die Leute sich für Aussies interessieren. Im Gespräch stellt sich dann raus, dass für die meisten Menschen denken, der Aussie unterscheidet sich hauptsächlich dadurch vom z.B. Golden Retriever, dass er mehr Bewegung braucht :/ . Spreche ich z.B. Wachtrieb an, werde ich eher erstaunt angesehen und es wird mit einem "ach, ist doch nur gut, wenn er auch ein bisschen aufpasst" abgetan... Ich kann mir vorstellen, beim Wäller ist es ähnlich. Eigentlich kann man da auch den unbedarften Besitzern oder Interessenten nicht großartig einen Vorwurf machen. In Medien und auch von vielen Möchtegern-Züchtern wird gerade auf diesen Punkt kaum eingegangen oder nur die positiven Seiten dargestellt...
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Ich finde, guter Gehorsam ist nicht das wichtigste. Ich finde es eher schade, wenn sehr guter Gehorsam von Nöten ist, damit der Alltag funktioniert. Ein Beispiel, um zu verdeutlichen, was ich meine: im Nachbarort wohnt eine Frau mit einem Hovawart. Dieser ist extrem unsicher/aufbrausend, kann nur in absolut ruhiger Gegend einigermaßen stressfrei spazieren gehen. Wenn er dürfte, würde er Menschen und Hunde attackieren (läuft auch nur mit Maulkorb). Dieser Hund hört super und aufs erste Wort, auch ohne Leine. Anders wäre er auch nicht zu führen...
Ich finde, Gehorsam wird fast unnötig, wenn der Hund sich in schwierigen Situationen automatisch am Halter orientiert, umweltsicher ist und die vom HH aufgestellten Grundregeln (z.B. nicht jagen, keine Menschen/Hunde ohne Erlaubnis belästigen, nicht an der Leine ziehen etc.) beherzigt. Das wäre für mich dann auch der perfekt erzogene Hund, auch wenn er weder Sitz, noch Platz, noch Fuß oder ähnliches beherrscht.
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Wenn ich sein Verhalten mitbekomme (er ist schon auch mal alleine im Garten, da bekomme ich es nicht immer mit), dann steckt er nach kurzem Melden schon zurück, bzw. ich schicke ihn weg, aber meine Tochter zB kann bei ihm gar nichts ausrichten.
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Wenn Du dabei bist schützt Du den Garten - es ist Deiner.
Dein Hund braucht sich da um nix zu kümmern.Der Punkt scheint ja funktionieren?! Dein Hund orientiert sich an dir, wenn du dabei bist, oder?
Ich habe einen Aussie, der auch gerne wacht. Bei ihm achte ich sehr darauf, dass er sich an mir und meiner Einschätzung der Situation orientiert. Da fließt sicher vieles rein. Es geht um eine Art "Grundvertrauen" in die Fähigkeit des Menschen, die Dinge im Griff zu haben. Trotzdem meldet er mit Inbrunst vermeindliche Gefahr. Er meldet dem Rudel, da ist was. Das Problem bei einem Hund, der alleine im Garten ist, ist dass er keine Rückmeldung bekommt. Er meldet, aber niemand kommt und sagt, was eine angemessene Reaktion ist und ob es sich wirklich um eine Gefahr handelt. Der Hund ist also gezwungen, selbst zu agieren und zu entscheiden. Und je öfter er in diese Situation kommt, umso mehr festigt sich seine Einsicht, dass nur er zuständig ist und selbst handeln und entscheiden muss. Grisu übernimmt die Aufgabe des Wachens sehr engagiert, er würde auch weitergehende Aktionen übernehmen, wenn er dächte, es ist seine Aufgabe und dient dem Rudel.
Da ich mit Schutztrieb/Wachtrieb gerechnet habe, habe ich ihn als Junghund nie alleine gelassen in Situationen in denen er meldet. Ich finde auch erschrecken/rügen eher kontraproduktiv. Der Hund meldet, dass dort Gefahr sein könnte. Die meisten Hunde sind froh, dann ein Feedback, eine Einschätzung oder Rückendeckung zu bekommen. Stell dir vor, du bist ein Kind und bemerkst etwas, was dir Angst macht. Du rufst zu deiner Mutter: "schau mal, da ist was, das könnte gefährlich sein". Deine Mutter ignoriert dich --> du musst dir selbst Strategien überlegen. Deine Mutter schimpft mit dir --> du hast keine Ahnung warum... Und bei einem Hund mit Wachtrieb kommt hinzu, dass er mit zunehmendem Alter nicht mehr ängstlich meldet, sondern an Selbstvertrauen gewinnt und die Situation durchaus gerne selbst löst.
Das Ziel sollte sein, dass du deinen Hund ernst nimmst, ihm vermittelst, du hast alles im Griff, kümmerst dich und kannst alle Situationen richtig einschätzen. Dann wird dein Hund mit etwas Glück beim melden bleiben, sofern du dabei bist.ZitatBei uns geht das Bellen ja nicht den Fremden direkt gegenüber, er bellt auhc in der Wohnung wenn unten an der Straße jemand vorbei läuft. Also wo soll er es mit den Menschen verknüpfen wenn ich genau dann die Discs werfe wenn er Bellt?
Er bellt, weil er etwas hört. Er hat durchaus eine Vorstellung davon, worum es sich handeln könnte. Sein ganzes Denken, seine ganze Konzentration ist auf diese Situation und das Geräusch gerichtet. Und da genau dies sein Denken beherrscht, wird er den Schreckreiz auch mit ziemlicher Sicherheit damit verbinden. Er denkt ja nicht, ich belle gerade...
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Es ist ja nicht nur der Gehorsam der plötzlich nicht mehr so klappt, sondern der Hund zeigt plötzlich Verhaltensweisen, die er vorher noch nie gezeigt hat.. Da muß man ihm schon mal ordentlich Grenzen setzen.. Und noch mal deutlich zeigen, was man will und was nicht duldbar ist...
Ja, nur beim lesen hier im Forum habe ich manchmal den Eindruck, für die meisten ist Pubertät = Hund will mich nur noch ärgern (auch wenn manche Eltern mit Teenagern das wohl so bestätigen würden
). Die Pubertät bedeutet doch vor allem auch sich abnabeln, eigenständiger werden, seinen Platz in der Gesellschaft finden, sich unäbhängig von den Eltern definieren können. Das Hormonchaos tut dann sein übrigens. Ich finde, es ist auch beim Hund eine spannende Zeit und man muss es nicht rein negativ sehen.
Noch etwas zum Gehorsam: der Hund tut Dinge, die sich für ihn lohnen und lässt solche, die sich negativ für ihn anfühlen. Wenn der Hund nicht hört und tatsächlich weiß, was von ihm verlangt wird, muss das rein garnichts mit austesten, Dominanz oder ähnlichem zu tun haben. Dass ein Hund testet, was sich für ihn lohnt und welches Vorgehen für ihn welche Konsequenzen hat, ist völlig natürlich und gehört dazu, wenn er sich in seiner Umwelt zurecht finden will. Ich will jetzt hier auch nicht die Lerntheorie wiederholen, sondern mir geht es darum, dass der Hund einen Grund braucht, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Nur weil Mensch das so will, ist für die meisten Hunde kein guter Grund...
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Wenn das Vertrauensverhältnis, das Timing und auch die Vorwarnung stimmt, wird kein Hund eine gerechtfertige Maßregelung mißverstehen, egal wie sie ausfällt..
Ja, wenn das alles stimmt... In der Realität erlebe ich es oft anders. Der Hund macht etwas, was Besitzer nicht passt, Besitzer ist grad guter Dinge oder mit anderem beschäftigt und lässt es mal durchgehen. Dann stört es doch, Besitzer fängt an zu mosern. Hund nimmt wahr, Besitzer ist grad angespannt, je nach Naturell versucht er vielleicht heraus zu finden warum oder beschwichtigt oder guckt zwar mal kurz, macht dann aber weiter mit was auch immer er beschäftigt war. Irgendwann platzt Besitzer der Kragen und scheißt den Hund zusammen ("der weiß doch genau...!!!"). Ja, was weiß Hund denn?
Ich möchte auch anmerken, dass Hunde keine Maschinen sind, die dazu geboren wurden, dem Mensch zu gehorchen. Der Hund tut, was ihm in dem Moment am sinnvollsten erscheint. Hat der Hund z.B. einen guten Grund, nicht aus der Wassertonne zu trinken? Ich glaube, für einen durstigen Hund ist das Blödsinn in Tüten. Oder zu kommen, wenn Mensch ruft, obwohl da ebenfalls gerade der viel spannendere Spielpartner ruft...
Natürlich müssen gewisse Dinge klappen. Aber mein Eindruck ist, es hapert meist nicht an Hormonen oder austesten wollen, sondern Mensch handelt für den Hund nicht nachvollziehbar genug, schafft nicht genug Anreize und erwartet Dinge, die aus Hundesicht der größte Humbug sind, die Mensch aber als gegeben voraus setzt, weil er ist ja "Führer" und guter Hund hat sich automatisch zu fügen... -
Wie oft geht ihr denn in der Stadt spazieren?
Ich wohne sehr ländlich und mein Grisu hatte, was Innenstädte angeht, auch ein ähnliches Verhalten. Man muss sich vorstellen, es ist eine ungeheure Flut von Eindrucken, die da auf den Hund einprasseln. Die vielen Gerüche, Geräusche, Menschen, seltsam aussehende Objekte etc.... Einige Hunde stecken das so weg, für andere ist es erschlagend und auch Stress. Dann ist es nur normal, dass der Hund nicht entspannt und auf dich konzentriert sein kann.
Ich würde dir raten, das öfter zu üben. Und dann auch weniger Strecke zurück legen, sondern eher gezielt abschalten, Pause machen, beobachten, wenn der Hund ansprechbar ist, ein paar kleine Übungen machen. -
Ich hab auch noch ein paar kleine Spiele.
Nur ein Denkspiel für zwischendurch: Man hält dem Hund beide Fäuste hin, in der einen Faust ist Futter, in der anderen nichts. Die Hand mit dem Futter öffnet sich, wenn der Hund die leere Hand berührt. Um die Ecke denken ist also gefragt. Meine Erfahrung ist, es ist leichter für den Hund, wenn man ihm vorher zeigt, in welcher Hand das Futter ist. Die Steigerung ist dann, er muss das Futter erschnüffeln und trotzdem dann die andere Hand berühren. Ist witzlos, wenn der Hund es erstmal verstanden hat, aber ein nettes kleines Denkspiel.
Noch ein Denkspiel: Dummy, Ball, Spielzeug, was immer der Hund gerne haben möchte, an einer Leine oder ähnlichem befestigen. Dann das Spielzeug/Dummy erhöht legen, so dass der Hund an die Leine kommt, nicht aber an das Objekt der Begierde. Der Hund muss also an der Leine ziehen, um dran zu kommen. War für meine Beiden nicht so einfach, bis sie drauf gekommen sind.
Nasenspiel: ein Tannenzapfen kurz berühren und den Hund den berührten unter anderen Tannenzapfen suchen lassen. Da war ich schon recht erstaunt, was Hunde für eine Nasenleistung haben.
Wir bauen gerade auf, dass der Hund sich mit den Vorderpfoten auf meine Füße stellt und mitläuft.
Was auch nett ist: Schubladen öffnen. Eine Schnur an der Schublade befestigen und Hund ziehen lassen.
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@Schopenhauer: ja, das wär meine Wunschvorstellung: hey, sieh doch, alles halb so wild
Irgendwie haben wir versagt an dem Punkt
. Ich habe es etwa 1,5 Jahre so gemacht, dass ich Lucy quasi zu jedem Hund hin geschubst habe. Resultat war, dass sie trotz kaum negativer Erfahrungen immer unsicherer wurde. Dann entdeckte sie nach 1,5 Jahren, dass sie Eindruck schinden kann, indem sie Zähne zeigt. Blöd nur, dass sie eine große schwarze Berner-Mix-Hündin ist und andere HH hier meist einen halben Herzinfarkt bekommen, wenn Lucy zeigt, sie will nicht.
Liegt vielleicht auch an der Wohnsituation: sehr ländlich, kaum Hunde auf Spaziergängen, Kontakte ohne Absprache absolut unüblich... Aber bei Lucy bin ich auch mit meinem Latein am Ende... Und unser Zweithund, Grisu, ist super verträglich und verspielt. Das hat auf Lucy auch keinen Einfluss...Ich träum auch davon, dass Lucy einfach neutral reagiert. Sie muss ja niemanden mögen, nur neutral... Bei Hofhunden klappt es gut: ich geh Hund begrüßen (zur Not fixiere ich ihn mit Futter auf mich
), und wenn Lucy anfangs grummelt, gibt es da keinen fremden Menschen, der die Situation nur schlimmer macht... Meist hat es sich dann nach einer Weile oder aber spätestens beim 2. oder 3. Treffen...
Lucy pöbelt nicht, sucht von sich aus keinen Kontakt, hört in Anwesenheit fremder Hunde super, ich finde einfach keinen Ansatzpunkt?!
Ich bin auch für Tips dankbar :^^: