Ich würde es eher im gesamten Alltag einbauen, als nur an der Stelle zu üben, an der der Hund eh sehr aufgedreht und wenig konzentriert ist. Der Hund muss allgemein lernen, sich zurück nehmen zu können und nicht dem ersten Impuls nachzugeben.
Das kann man z.B. üben, indem der Hund nach dem ableinen nicht sofort lostürmen darf, sondern sich erst noch einen Moment auf den Besitzer konzentrieren muss. Oder Begrüßung von anderen Hunden oder Menschen nur nach Erlaubnis. Oder absitzen vor der Haustür und erst nach Erlaubnis raus. Genauso beim aussteigen aus dem Kofferraum.
Oder so eine klassische Hundeschulübung: Man lässt den Hund sitzen und legt das Spielzeug oder Futter 10 Meter weiter auf den Boden. Nun läuft man mit dem angeleinten Hund auf das Objekt der Begierde zu. Wann immer die Leine dabei straff wird, dreht man kommentarlos um und geht zurück zum Ausgangspunkt. Nur wenn das Ziel mit lockerer Leine erreicht wird, darf der Hund es haben.
Auch in der Richtung: Gehorsam bei Verlockungen: der Hund sitzt oder liegt, während man selbst verteilt Futter oder Spielzeug weiträumig um ihn herum auf dem Boden. Im ersten Schritt geht es nur darum, dass der Hund trotzdem an Ort und Stelle bleibt. Nun geht man zurück zum Hund und läuft Slalom um die Verlockungen herum. Wie weit muss der Abstand sein, damit der Hund noch ansprechbar ist? Wie kann man den Hund dennoch auf sich konzentrieren? Schafft man es, Blickkontakt mit dem Hund zu halten?
Eine kleine Übung, um das „erst denken, dann handeln“ zu fördern: Man nimmt ein Stück Trockenfutter in die Hand, zeigt es dem Hund und schließt die Hand dann zur Faust. Anschließend hält man dem Hund beide Hände als Faust hin. Also eine leere Faust und die, von der der Hund weiß, dass Futter darin ist. Vermutlich wird der Hund sich mit der Futterfaust beschäftigen. Man selbst lässt ihn machen. Berührt der Hund zufällig mal die leere Faust, geht die Faust mit dem Futter auf und der Hund darf es fressen. Das wiederholt man, bis der Hund verstanden hat, dass er die leere Faust berühren muss, um an das Futter zu kommen. Klappt das, zeigt man dem Hund nicht mehr vorher, in welcher Hand das Futter ist. Vor allem mit schwach riechendem Futter muss der Hund nun erst eine Nasenleistung erbringen. Hat er die richtige Hand dann aber endlich erschnüffelt, muss er sich trotzdem der anderen zuwenden und diese anzeigen.
Auch ganz nett, um Bleib zu üben: Der Hund sitzt oder liegt, man wirft ein Futterstück. Der Hund sollte dabei abgesichert sein. Erst auf Kommando darf er suchen. Als Zugabe: der Hund darf erst suchen, wenn er Blickkontakt mit seinem Menschen aufgenommen hat beim Sitzen oder Liegen. Das hat der Hund meist erstaunlich schnell drin. Er blickt verzweifelt zu seinem Menschen ("Was soll das, warum darf ich nicht fressen??“), in dem Moment kommt das Auflösungskommando. So wird auch das Rücksprache halten bei Verlockungen geübt.
Da du den Park genannt hast: es hat ja einen Grund, dass der Hund denkt, die ganze Welt ist seine Spielwiese und mit fremden Hunden zu toben interessanter, als der Besitzer. Das geht jetzt ein wenig in eine andere Richtung. Ich persönlich würde beim nächsten Hund sehr viel mehr Wert darauf legen, dass wir von Anfang an interessante Spiele und Übungen machen, wenn andere Hund in der Nähe sind. Und dass nicht jeder freundliche fremde Hund begrüßt werden darf, erst recht nicht ohne meine Erlaubnis. Aber dieser Punkt hängt sicherlich auch sehr von den eigenen Vorstellungen, dem Wesen seines Hundes und der Wohnlage ab. Mir hat es jedenfalls damals viel gebracht, mit Grisu neben einer Hundeschule auf der Wiese zu spielen. Zu Anfang riesen Theater: die anderen Hunde haben gelockt und schienen viel spaß zu haben. Aber er hat sich dann relativ schnell auf mich eingelassen und gemerkt, es kann auch toll mit Frauchen sein, selbst wenn da andere Hunde sind. Im Park hat man da eher das Problem, dass immer mal wieder andere Hunde angerannt kommen, was teils zum Üben etwas kontraproduktiv ist. Zumal, wenn man sich als „böser“ Hundebesitzer rechtfertigen muss, warum das arme Welpi nicht sofort mit dem anderen Hund spielen darf.
Eine Abschaltübung wäre: man geht in den Park, setzt sich ruhig hin, wartet, bis der Hund völlig entspannt ist und geht wieder. Sprich: Park ist nicht gleich Aufregung und Party, sondern kann auch Ruhe bedeuten.
Was mir jetzt beim Nachdenken noch einfällt: Grisu war als Welpe/Junghund immer sehr aufmerksam und konzentriert, wenn ich Spiele in der Wohnung vorbereitet habe. Z.B. ein Futter-Auspackspiel, Wohnzimmer-Agility aufgebaut habe, das Flaschen-Dreh-Spiel, was auch immer. „Machen“ konnte er ja noch nichts, also hat er konzentriert beobachtet. Und die Belohnung für das ruhige Warten (das von mir noch nicht mal gefordert war), war ja dann das eigentliche Spiel.
Wobei sich viele Spiele an sich auch gut eignen, um ruhiges „arbeiten“ zu trainieren. Jede Art von Denkspiel, aber auch Suchspiele. Was ich mit meinen Hunden als Junghund z.B. recht gut fand in der Richtung war das Post-It Suchspiel: Hund wartet, man pappt ein Post-It irgendwo hin, Hund darf suchen, es berühren und bekommt Futter dafür. Aufbau: Ich habe einen Post-It auf Nasenhöhe an die Terassentür gepappt, hingucken: Click, hingehen: Click, berühren: Click. Das haben wir dann immer mal wieder geübt, bis sie dann sicher jeden Post-It sofort mit der Schnauze berühren wollte. Dann habe ich Lucy Sitz machen lassen und den Post-It etwas entfernt von ihr angebracht, aber so, dass sie ihn noch gesehen hat. Auf Kommando lief sie dann los, ihn zu berühren. Als sie das Prinzip verstanden hatte, habe ich die Post-Its dann einen Raum weiter irgendwo angeklebt, so dass sie nicht gesehen hat wo. Aber da habe ich mich dann zu Anfang noch demonstrativ in die Nähe des Post-Its gestellt, um es nicht zu schwer zu machen. So trainiert man nebenbei auch „Bleib“.
Auch longieren finde ich empfehlenswert, um die Aufmerksamkeit des Hundes konzentriert auf den Besitzer zu lenken.