1. Wann zeigt ein Hund für euch schlechtes Sozialverhalten bzw. Unverträglichkeit? Was ist da euer persönlicher Anspruch im Sozialverhalten?
Schlechtes Sozialverhalten ist für mich, wenn ein Hund unangemessen reagiert und andere Hunde nicht deuten kann. Unangemessen ist natürlich immer so eine Frage. Wenn ein heranstürmender rüpeliger Junghund zurechtgewiesen wird, ist das für mich nicht unangemessen. Wenn ein spielverrückter Hund überhaupt nicht peilt, dass der andere Hund keinerlei Interesse hat und ihm gleich der Kragen platzt, ist das unangemessen (vom spielverrückten Hund), bzw. zeigt, dass ersterer kein besonders gutes Sozialverhalten hat. Ein gutes Sozialverhalten bedeutet für mich, dass ein Hund nicht überreagiert und andere Hunde lesen kann. Aber auch das ist schwierig. Ein Hund mit niedriger Reizschwelle + kein Bock auf aufdringliche Artgenossen mag dann heftigere Reaktionen zeigen, wenn vom Halter keinerlei Anleitung oder Eingreifen erfolgt. Da "versagt" meiner Meinung der Halter, nicht der Hund (und gerade von dem Punkt kann ich mich selber leider auch nicht freisprechen...). Oder angenommen, ein anderer Hund provoziert, pöbelt, ist vielleicht noch dazu vom gleichen Geschlecht, wie der eigene. Dass da ein Hund drauf einsteigt, halte ich nicht per se für schlechtes Sozialverhalten. Aus Hundesicht ist es absolut nachvollziehbar. Dennoch würde ich (tue ich) da bei meinem Hund gegenarbeiten. Ich finde es auch völlig normal, dass ein territorial veranlagter Hund es nicht toll findet, wenn da ein fremder Hund in sein Heim spaziert und auf seinem Knochen rumkaut, so als Beispiel. Oder dass der Althund dem Neuzugang erstmal sehr deutlich macht, was er unter respektvollem Verhalten versteht. Vieles muss mein Hund gelassen hinnehmen, akzeptieren, weil es mein Leben arg erleichtert, es in Deutschland eine hohe Hundedichte gibt und ich auch nicht will, dass mein Hund vorzeitig vor lauter Stress an einem Herzinfarkt verstirbt... Mein persönlicher Anspruch (mein Ziel
) an gutes Sozialverhalten ist, dass meine Hunde mir und meiner Einschätzung vertrauen und akzeptieren, dass ich entscheide, wer niedergemacht wird
. Na ja, und dass sie andere Hunde "lesen" und kommunizieren können.
2. Wenn ihr einen Hund habt, der eurer Meinung nach eine schlechte Verhalten zeigt oder gar eine absolute Unverträglichkeit: Warum ist das so? Könnt ihr euch hinter der Ausrede 'verstecken', dass ihr nicht die ersten Besitzer seid? Dass der Züchter miserabel war? Oder, Hand aufs Herz, ob ihr aus Unerfahrenheit oder Nachlässigkeit etwas versäumt oder in falsche Bahnen gelenkt habt?
Grisu hat ein gutes Sozialverhalten, denke ich. Über Lucy könnte ich einen halben Roman zu der Frage schreiben
. Bei ihr kommt verschiedenes zusammen, denke ich. Zum einen, dass ich sie sehr lange im Regen hab stehen lassen, zum anderen dass sie tatsächlich herzlich wenig Interesse an anderen Hunden hat. Und das Wissen, dass sie groß und kräftig genug ist, die meisten anderen Hunde auf Distanz zu halten, wenn sie das will.
3. Arbeitet ihr daran es zu verbessern oder akzeptiert ihr es einfach, dass euer Hund eben nicht Everybodys-Darling ist und ihr zum Teil euren Alltag anpassen müsst?
Meinen Alltag anpassen muss ich eigentlich nicht. Ich kann mit Lucy (angeleint) auch mitten über eine Hundewiese spazieren gehen, ohne dass es nennenswerte Probleme gäbe. Genauso kann ich sie frei oder angeleint in sonstiger belebter Umgebung recht problemlos führen.
Ich habe mich lange wahnsinnig schwer getan, Lucys Einstellung anderen Hunden gegenüber zu akzeptieren. So langsam wird es bei mir
. Ich arbeite insofern daran, dass sie mir und meiner Einschätzung mehr vertrauen lernt, dass sie langsam zu der Sichtweise kommt, dass andere Hunde nicht alleine ihr Problem sind, sondern ich mich kümmere.
4. Denkt ihr, dass gewisse Unverträglichkeiten bei einigen Hunden 'einfach so' kommen ohne euer Zutun? Zbs Rüdenunverträglichkeit?
Schwierig... Grisu lässt sich von anderen Rüden deutlich leichter provozieren, als von Hündinnen. Oder anders: Hündinnen dürfen bei ihm ungefähr alles, bei Rüden kommt bei genug Provokation irgendwann der Moment, wo ich regulierend eingreifen muss. Und wie anfangs schon geschrieben, Territorialverhalten, Schützen des eigenen Nachwuchses, Kampf ums läufige Weibchen..., so die Richtung sehe ich als normal an, wenn es da Aggressionen gibt. Und ich denke auch, es gibt tatsächlich Hunde, die einfach keinen Bock auf Fremdkontakt haben. Damit daraus Aggressionen werden, dürfte aber in aller Regel noch mehr passieren.