Mit Clicker habe ich es nie probiert. Bei Grisu kann ich aber so in etwa mit beiden Methoden eine Rückmeldung geben: als er ein knappes Jahr alt war und voll im pubertären Wahn(-sinn), hat er auch probiert, zurück zu pöbeln. Hat er andere pöbelnde Hunde an der Leine angemacht, bekam er eine strenge Ansage von mir und tatsächlich hat er das pöbeln sehr schnell wieder gelassen. Es kam gar nicht erst zu einem ernsthaften Problem. Meine Gedanken gingen dabei sehr in die Richtung, wie Silja schrieb: Grisu führt sich größenwahnsinnig auf, es gibt keinen Grund, sich so zu verhalten, das habe ich ihm auch so mitgeteilt. Wobei ich bei Grisu nie dahte: oh je, der ist unsicher oder oh je, der findet Hunde ganz allgemein doof. Das hat es für mich sehr leicht gemacht, klare Grenzen zu setzen.
Grisu hat allerdings auch zurück gepöbelt, wenn Hunde hinter Gartenzäunen angefangen haben. Und da habe ich es ganz anders gemacht: Ich habe kein Abbruchkommando gegeben, sondern es mehr oder weniger ausgesessen, ruhiges Verhalten gelobt, mit Grisu in der Nähe des Zauns Übungen gemacht, gespielt... Waren ja quasi "Laborbedingungen
. Zusätzlich gab es in dem Moment, wo so ein Pöbler angeschossen gab, ein Stück Futter für Grisu.
Nun sieht es bei uns heute so aus: wenn ein anderer Hund an der Leine pöbelnd an uns vorbei geht, reißt Grisu sich zusammen und läuft ruhig dran vorbei, aber man merkt ihm an, dass ihm das eigentlich nicht passt. Kommt ein Hund am Gartenzaun angeschossen, freut Grisu sich, wendet sich mir zu und findet die Situation insgesamt prima.
Vom Grundsatz her gefällt mir die Idee ganz allgemein durchaus, die Gefühle des Hundes ändern zu können. Klar, auf der einen Seite sollte der Hund ein „Nein“ von mir akzeptieren und wenn ich vermittel, es gibt keinen Grund sich aufzuregen, hat er sich nicht aufzuregen. Und bei 98% aller Hundebegegnungen gibt es ja tatsächlich schlicht keinen Grund, sich aufzuregen. Es passiert nichts schlimmes. Alleine dass da ein Hund am Horizont auftaucht, reicht ja bei vielen Leinenaggressiven Hunden schon als Auslöser aus, da muss der andere Hund nicht erst 20 Zentimeter neben einem fletschend in der Leine hängen... Und letztlich sind da ja dann doch die Gefühle das Problem, nicht eine objektiv betrachtet "bedrohliche" Situation. Wenn der Hund Angstaggressiv ist, andere Hunde doof findet, was auch immer, sind da extrem starke Gefühle im Spiel. Dem Hund vorzugeben, nichts Leckeres vom Boden zu fressen, auf seinem Platz zu bleiben, nicht an der Leine zu ziehen, sich hinzulegen wenn ich das sage u.s.w., ist für mich etwas völlig anderes. Daher ist für mein Empfinden auch der Satz nicht ganz schlüssig, dass schon im Alltag so einiges schief laufen muss, da der Hund an der Leine pöbelt und auf mein „Nein“ hin nicht sofort aufhört.
Klar, das:
Zitat
Ich will ja darauf hinaus, daß Hundebegegnungen normal sind, daß weder der Hund noch ich in irgendeiner Weise reagieren.
wäre das Optimum. Es gibt ja wie gesagt nur sehr selten wirklich einen Grund, sich aufzuregen. Nun regt sich der eigene Hund aber auf. Wenn ich Panik vor Spinnen habe und mich herrscht jemand an „jetzt hab dich mal nicht so!“ oder knufft mich bei jeder Reaktion, die ich zeige, bemühe ich mich vielleicht, die Angst nicht mehr zu zeigen. Aber besser wird es ja erst mal nicht. Ich denke, es funktioniert dann letztlich so in der Art: ich (der Hund) mache die Erfahrung, der Mensch, der mich da anblufft, hat in anderen Situationen eigentlich immer Recht mit seiner Einschätzung und außerdem komme ich mit Auflehnung eh nicht weiter. Und dann merke ich (der Hund): ok, ich reiße mich zusammen, niemand regt sich auf, es passiert tatsächlich nichts. Problem gelöst :P. Letztlich ändert sich wohl erst das Verhalten, dann die Gefühle des Hundes. Und bei der Clicker-Methode wird es wohl eher umgekehrt angestrebt?!: man versucht die Gefühle zu ändern, in der Hoffnung, dann ändert sich auch das Verhalten?!