Man kann ja nur von sich selbst und seinen eigenen Erfahrungen ausgehen (es sei denn, man ist Hundetrainer). Da ist der Hund, da ist man selbst, da sind die Probleme und wie man sie gelöst hat oder auch nicht. So die "schöne" Geschichte: mein Welpe wurde nicht stubenrein, aber nachdem ich ihn 3x mit der Nase reingetunkt habe, konnte er es dann. Lag das an der Methode? Lag es am Alter des Hundes? Lag es anderen Begleitumständen? Hätte es mit anderen Methoden vielleicht deutlich besser oder schneller funktioniert? Egal, man selber hat ja gesehen, es hat funktioniert. Von dem Beispiel wird sich hier wohl (hoffentlich) keiner angesprochen fühlen, aber ich denke mir das bei vielem, was ich im DF so lese. Man geht einen Weg, kommt mehr oder weniger damit klar, erreicht auch die ein oder andere erwünschte Verhaltensänderung beim Hund... Und denkt für sich, so muss das richtig sein. Der Hund könnte freudig hören ohne Leckerlie? Der Hund könnte zuverlässig hören ohne Kronkorken? Der Hund nimmt mich ernst ohne Couch-Verbot und durch ihn durch laufen? Bitte, bitte niemand angegriffen fühlen, ich bin da ja auch nicht besser
. Und viele mögen ja auch tatsächlich den besten Weg für sich und diesen einen Hund gefunden haben?! Ich kann das von mir nicht behaupten. Ich wollte immer Hunde, die "freudig" hören. Bei Lucy klappte die Erziehung mit durchdachtem Aufbau, Konsequenz und Leckerlie zu sicherlich 98% ganz phantastisch. Also rein positiv mit freudig hörendem Hund. Sie ist etwas dickschädelig, hohe Reizschwelle, wenig Umweltinteresse, sehr verfressen, von Natur aus recht "Baustellenfrei". Sie hat gut in mein erdachtes System gepasst. Irgendwann stellte ich dann aber doch fest, dass ein klares Ja-Nein-System uns in einigen Punkten weiter bringt, als das Kommando-Leckerlie-System. Und dann stellte ich fest, sie hört auch nicht schlechter (und immer noch freudig), wenn ich keine Leckerchen in der Tasche habe...
Tja, und außerdem trat Grisu in mein Leben. Niedrige Reizschwelle, sehr hohes Interesse an allem um ihn herum, sehr bedacht auf Ressourcen, territorial, lautstark, sehr begierig Aufgaben zu übernehmen, Wachtrieb, Schutztrieb, sehr sensibel auf meine Stimmungen reagierend. Leckerchen sind ihm schnurzpiepegal, wenn er etwas anderes wirklich wichtig findet. Ball und Co ebenfalls. Er meint, jemand muss sich kümmern (um alles mögliche) und im Zweifelsfall tut er das halt. Nicht weil er so extrem selbstbewusst oder dominant wäre, beides ist er nicht, sondern weil er überzeugt ist, ein sich kümmern ist zwingend nötig. In dem Prozess sind wir immer noch. Ich, die ich versuche, ihm die Führung zu geben, die ihn zu einem völlig entspannten Hund macht (
) und er, der mir in Echtzeit anzeigt, wie erfolgreich ich gerade bin... Bewegungseinschränkung oder klare Ansagen können ihn durchaus beeindrucken und aufmerksam machen. Aber was für ihn letztlich zählt, ist das Ergebnis. Habe ich die Umwelt im Griff? Schätze ich alles richtig ein? Handel ich souverän?
Grisu ist viel leichter zu beeindrucken, als Lucy und er hat wirklich will to please, würde ich sagen. Er achtet sehr genau auf mich. Aber Lucy ist wirklich der um Längen einfachere Hund
. Bin mal gespannt, was ich beim nächsten Hund dazu lerne...