Leider ist dieses "Schutzhunde sind böse Hunde" gar nicht so weit hergeholt bzw ist ja nicht ohne Grund so in den Köpfen verankert.
Ich weiß noch...1998 habe ich mit Hundesport angefangen. Sind in nen Hundesportverein und da fand man sie:
Die "ganzen Männer", die so breitbeinig gingen, als hätten sie Bullenklöten zwischen den Beinen hängen. An der Leine einen Rottweiler oder nen DSH. Und dann wurde jedem erstmal erzählt, was für ein Prachttier das doch sei..."DER lässt sich nix gefallen"..."Da darf abends keiner meine Frau ansprechen, wenn die mit dem unterwegs ist"...
Naja...ich denk mal: Keine Kohle für nen 3er BMW, also schafft man sich nen "gefährlichen" Hund an...
Nur das die Hunde meist gar nicht so gefährlich waren, sondern arme Seelen. (Der eine Rotti-Rüde, der ja SOO dominant war hat sich von unserer damals 5Monate-alten Sally verdreschen lassen, weil er sie bedrängt hat...ja...gaaaanz böser Hund
)
Ich habe eine zeitlang mit einem dieser DSH im Schutzdienst gearbeitet als unsere damalige Hündin gestorben ist.
Der Hund war wirklich ne arme Seele. Ein herzensgutes Tier...ein wunderschöner grauer DSH-Rüde. Nur leider konnte er mit Stress überhaupt nicht umgehen. Sein Herrchen ein Macho-Arsch, der seinem Besuch immer erstmal gezeigt hat, wie toll sein Hund doch seinen Fressnapf verweigert, wenn man ihn anbölkt....
Man hat richtig gemerkt wieviel Spaß er mit dem 13-jährigen Mädchen hatte, dass mit ihm Schutzdienst und Fährte gemacht hat. Herrchen kam zum Platz gefahren, machte den Kofferraum auf, Arko sah mich und rannte zu mir. Herrchen konnte bölken wie er wollte, und wenn es danach Dräsche gab...Arko nahm es in Kauf.
Nur leider, wie schon gesagt, hat dieser Hund nie gelernt mit Stress umzugehen.
Es war regnerisch, ich holte Arko aus dem Auto und wir warteten darauf das wir auf den Platz können zum Schutzdienst machen. Ich rutschte aus, Arko drehte sich um, fletschte die Zähne und stand plötzlich über mir.
So schnell er dieser aggressive Verhalten gezeigt hatte, so schnell war es auch wieder verflogen, als nämlich Herrchen schreiend auf uns zu kam und Arko sich umdrehte und niemanden an mich ran ließ.
Als wäre nix gewesen stellte er sich vor mich, ließ mich aufstehen, aber ließ niemanden an mich ran. Nicht mal sein Herrchen (das plötzlich ganz schön Schiss hatte ^^)
Ich muss sagen, das war damals erstmal ein tierischer Schock. Er hatte mich nicht gebissen. Hätte er es gewollt, hätte er es getan. Er hatte mich lediglich beim mich "Ankläffen" mit nem Eckzahn an der Stirn erwischt.
Aber meine Eltern wollten damals dann nicht mehr, dass ich mit dem Hund weiterarbeite. Heute verstehe ich es, damals aber hätte ich sogern Arko weiterhin wenigstens diese wenigen Stunden in der Woche auf dem Hundeplatz gegönnt, in denen er einfach mal ein normaler Hund sein konnte.
Naja, und Herrchen hat seit dem jedem groß erzählt, dass Arko ein Mädchen gebissen habe....da war sein Ego wieder befriedigt, er war im Gespräch und konnte jedem erklären, dass man mit so einem gefährlichen Hund natürlich auch sehr hart umgehen muss....
Worauf ich eigentlich hinauswill: Genau solche Leute sind es einfach, die die meisten noch als "Schutzhundler" sehen. Scharf muss der Hund sein....
Und Negativbeispiele fallen bekanntlich immer als erstes auf.
Dass es genausolche A*löcher auch im Agi, THS, Obidience & Co gibt, wird leider meist übersehen. Sicherlich werden die Hunde da nicht scharf gemacht, aber viele Hunde sind genauso psychische Wracks wie eben diese "gefürchteten" Schutzhunde....da kann der Border schon mit 8 Monaten eine komplette Unterordnung laufen, am Sozialverhalten wurde aber gespart, denn hauptsache er bringt es im Sport...
Es gibt in jedem Sport schwarze Schafe und zum Glück werden es im Schutzdienstbereich immer weniger. Die "Alten" sterben zum Glück langsam aus.
Ich hab sogar schonmal nen Bullterrier, die ja als leicht reizbar gelten, im Schutzhundesport gesehen. Ein toller ausgeglichener Hund, der verträglich mit Menschen und Tieren ist.
Auch Ari, der Berner Sennenhund, mit dem ich später VPG gemacht hab....ein toller wesensfester Hund der mit jedem Hund und Menschen verträglich war.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass man gerade in diesem Sport ganz stark das Wesen des Hundes abwägen muss.
Jemand, der vielleicht schon zahlreiche Hunde im VPG geführt hat, mag einen Hund ohne Probleme über Wehrtrieb ausbilden können. Aber jemand, der neu anfängt oder wie ich, wenig Erfahrung damit hat...nein...denn wenn der Schuss nach hinten los geht ist es passiert. Und ich traue mir nicht zu zu erkennen, wann es damit beginnt, ohne dass es schon zu spät ist. Und ob der jeweilige Helfer/Trainer das rechtzeitig erkennt...darauf kann, nein DARF ich mich einfach nicht verlassen.
Das Problem ist einfach: Wenn im Schutzdienst etwas falsch läuft, sind die Schäden gesellschaftlich gravierender als beim Obi, THS & Co....wenn mein Hund mit 3 Jahren kaputte Knochen hat, weil er zu früh angefangen hat zu springen ist das ganz allein das Problem von mir und meinem Hund.
Wird ein Schutzhund falsch geführt bzw ausgebildet, kann er eine Gefahr für andere darstellen. Muss nicht, aber KANN.
Und aus genau diesem Grund mache ich mit meinen Hunden keinen Schutzdienst. Es MÜSSTE über den Wehrtrieb gehen. Und einen unberechenbaren Hund wie unsere Schäferhündin damals, sowie auch Arko, kann ich mir in meinem Rudel nicht leisten. Dann wähle ich doch lieber einen Sport, den meine Hunde von vornherein mit Freude machen, anstatt sie zum Ärmelbeissen zu zwingen.