Beiträge von DSH Bauer

    [quote="WELSH-AUSSIE"]Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, dass du dich daran erinnerst?[quote]
    Das ist mein Ernst und das ist auch normal. Die erste Erinnerung an was auch immer liegt beim Menschen im Alter von 2 Jahren. Siehe Hoimar von Ditfurth "Innenansichten eines Artgenossen". Bin diesbezüglich ein ganz normaler Durchschnittsmensch.

    Nochmal zum Leben im Hier und jetzt:
    Am Urdbrunnen leben drei Nornen, Urd (Gewesene, Vergangenheit), Werdandi (Werdende, Gegenwart) und Skuld (Zukunft). Es sei einmal dahingestellt, ob diese das Schicksal weben, aber unbestritten ist, dass sich aus Vergangenheit und Gegenwart die Zukunft ergibt. Das ist ein ganz einfacher Zeitpfeil, der gilt für Götter und Menschen, für Hunde und Katzen, für alles was ist.

    Wenn ein Hund nun in der Gegenwart etwas tut (oder lässt), damit etwas in der Zukunft eintritt, dann umfasst sein Bewusstsein schon einmal Gegenwart und Zukunft. Wenn seine Handlung jedoch auf einer vergangenen Erfahrung beruht, was wir zweifellos alle oft beobachten und uns ja auch in der Ausbildung der Hunde zunutze machen, dann spielt die Vergangenheit in seinem Zeitempfinden ebenfalls eine Rolle.

    Leben im Hier und Jetzt ist ein Leben ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, einzig die Gegenwart existiert. Das funktioniert nicht einmal bei den Bienen, denn die teilen ihren Stockgenossinen mit, dass es soundso lange Flugzeit in dieunddie Richtung bedarf, um denundden Nektar sammeln zu können.

    In der Ausbildung meiner Hunde habe ich in der Welpen-/Junghundezeit die "Befehle" (waren eigentlich keine Befehle sondern ... sowas ähnliches eben) Falsches Rudel und Falsches Revier benutzt, um sie von fremden Menschen (z.B. Radfahrern) und Grundstücken fernzuhalten. Diese "Befehle" habe ich ihnen nicht erklärt, ich habe nur die ersten Male das Wort Nein vorangestellt. Was ich genau wollte, musste der Hund sich selbst erschließen. Und alle meine Hunde haben sofort begriffen was mit Falsches Rudel bzw. Falsches Revier gemeint war. Und sie haben auch ganz schnell gelernt, dass sie sich für manche Dinge nicht zu interessieren brauchen, deshalb auch nur zeitlich befristet diese "Befehle". Ohne Denkprozess wäre das für mich nicht erklärbar.

    Einen Hund, der auf den Teppich gemacht hat, weiß tatsächlich nicht mehr, warum er Stunden später dafür beschimpft wird. Das wüsste ich allerdings auch nicht, wenn man mir in einer Sprache, die ich nicht verstehe, Ewigkeiten nach einem Fehlverhalten Vorwürfe machen würde. Da würde ich vermutlich das gleiche denken wie der Hund: "Die haben doch ein Rad ab." Da bin ich dann auch nur ein Hund.

    Der unmittelbare zeitliche Zusammenhang ist aber im Moment der Rückkehr von einer Missetat durchaus noch gegeben. Ich will aber mal ein positives Beispiel nehmen. Wenn die Schüssel leer ist, tragen meine Hunde sie zum Geschirrspüler. Ich nehme die Schüssel, lege sie in den Geschirrspüler und tue manchmal noch anderes Geschirr von den Kindern hinein ehe es die Belohnung für das Schüsseltragen gibt. Dennoch ist klar wofür es die Belohnung gibt, denn der zeitliche und sachliche Zusammenhang besteht noch.

    Wenn ein Hund einen Befehl missachtet, kann das viele Ursachen haben:
    Keinen Bock
    Habe gerade was besseres vor
    Du hast mir gar nichts zu sagen, ich kenne dich doch gar nicht
    Unmögliches muss ich nicht machen
    Mag sein, dass ich jetzt ein, zwei Gründe vergessen habe, aber auch diesbezüglich sind Hunde auch nur Menschen und Menschen nur Hunde.

    Wie du richtig feststellst, dienen die Lautäußerungen der Hunde und Wölfe der Kommunikation untereinander (und auch mit dem Menschen). Gedankenlose Kommunikation gibt es zwar auch beim Menschen, sie ist jedoch die Ausnahme, weil sinnleer (manchmal aber auch erheiternd ;) ). Daraus schließt du ebenso wie ich: "Denken, wenn man das in unserer Sprache als solches definieren darf, tun sie dann schon. Zumindest können sie unterscheiden und das hat doch mit unserem Wort "Denken" zu tun."

    Das Verweigern wegen "Keinen Bock" ist doch immer mit der Frage verbunden "Warum soll ich das jetzt tun?". Für mich ist das Hinterfragen. Aber auch im positiven Sinne, sagen wir bei "Bring den Korb in die Küche" muss der Hund doch die Handlungsanweisung (Befehl ist kürzer ;) ) hinterfragen:
    Was soll ich tun?
    Wie soll ich es tun?
    Welchen Weg soll ich wählen?
    Was ist Ziel der Aufgabe?

    Meine Hunde liegen meistens in der Stube im Down wenn es Futter gibt. Die Schüsseln stelle ich vor die Hauseingangstür. Je nach Lust und Laune lasse ich eine Tür nach draußen offen und gebe das Futter frei. Auch hier muss der Hund, wenn er zu seinem Futter gelangen will, erst einmal Fragen beantworten, nämlich die, auf welchem Wege er am schnellsten zu seiner Schüssel gelangt.
    Welche Tür ist offen?
    Ist der Weg links oder rechts um das Haus kürzer?
    Selbst diese leichte Aufgabe verlangt ein Mindestmaß an gedanklicher Auseinandersetzung.

    Klar sind Denken und Verstand des Menschen und des Hundes qualitativ zwei völlig unterschiedliche Dinge, eben "Denken 9.3.1" und "Denken 3.0". Wenn ich mir aber vor Augen führe wie gottergeben gedankenlos mein Rechner jeden Unsinn macht, den ich hineintippe :gott: , dann steht mir der Hund mit "Denken 3.0" doch wesentlich näher.

    Erinnern können sich Hunde hervorragend, auch an das, was schief gelaufen ist.

    Wir machen ja immer Urlaub auf dem gleichen Zeltplatz in Masuren. Dieses Jahr, gerade angekommen, gehe ich mit den Hunden los und sage zum Großen, dass er zum See gehen soll. Er kannte den Weg auch nach einem Jahr noch genau. Soo blöd sind Hunde also nicht.

    Down kann Strafe sein, kann aber auch bedeuten, dass gleich etwas gaaanz tolles folgt. So dumm bin ich nicht, dass ich hier eine unangenehme Verknüpfung aufbaue.

    Nee, das funktioniert, man darf nur nicht ewig warten und auch nicht nachtragend sein. Eben Tasche auf, Anschiss rein, Tasche zu.

    Wenn meine zu Hause nerven, gibt es nach entsprechenden Ermahnungen eine Auszeit an der Kette. Nicht lange, so 5 Minuten. Aber diese Zeit zum Nachdenken, was denn nun dumm gelaufen ist, reicht völlig aus, um wieder einen ganz vernünftigen Hund zu haben. Alternativ geht auch Aussperren (anderer Raum oder raus aus dem Haus). Und um Kritikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Wir kommen insgesamt so auf 30 Minuten im Jahr für beide Hunde. Wann das letzte Mal war, weiß ich schon gar nicht mehr.

    Zitat

    Ist er vielleicht ein kleines, verzogenes Einzelkind??? =)

    So ein Gedanke kam mir als ich von seinen Privilegien las. Es gibt Dinge, die er darf und Dinge, die er nicht darf. Sofa gehört sicher nicht zu den Dingen, die ein Hund darf, ein angehendes "Kalb" schon gar nicht. Ich gebe zu, ich habe meine beiden als Welpen schon mal hochgenommen. Aber da waren sie nie auf dem Sofa (das war tabu) sondern auf meinem Schoß.

    Du/ihr musst ihm zeigen, wer Häuptling ist. Die Privilegien hat der Häuptling, nicht die Indianer.

    Dass er sitzen muss, wenn es Futter gibt, ist ok. Ich lasse meine liegen, spielt aber nicht die Rolle. Wichtig ist, dass du die Schüssel hinstellst und ihn noch eine Weile warten lässt ehe du das Futter freigibst. Wie gesagt, du bist Häuptling und er Indianer. Zeige ihm das immer mal so zwischendurch.

    Mit dem Gassiverweigern: Kannst du ihn austricksen, indem du euch irgendwo hinfahren lässt, von wo ihr nach Hause lauft? Dann hätte er nämlich keine Alternative und müsste laufen.

    Sei Häuptling, sei kreativ und lasse dir die Dinge einfallen, mit denen du ihn austrickst. Zeige ihm, dass er keine Chance gegen dich hat.

    Was meine für ein Medikament bekommen, weiß ich nicht. Es wirkt aber gut und ist nicht das halbwegs wirkungslose aber billige 08/15-Mittel, das viele Züchter einsetzen.

    Wir wohnen auf dem Lande. Da haben die Hunde relativ selten Kontakt mit Hundekot und können sich entsprechend selten Würmer "einfangen". Deshalb entwurmen wir alle 6 Monate (im ersten Jahr alle 3 Monate). In der Stadt, wo es häufiger "Kotkontakte" gibt, würde ich generell alle 3 Monate entwurmen.

    Mag auch so gehen, mit dem Super-Leckerlie. Ich mache das mit dem Teller immer am ersten Tag und nach 1 Minute ist das Thema durch. Und das ohne "böses" Nein, einfach nur mit einem normalen Nein.

    Das mit dem Leckerlie hat nämlich den Nachteil, dass der Hund es bekommt und das Nein damit die Bedeutung von Später bekommt. Mit dem Teller bleibt das Nein aber ein unbedingtes Nein. Nein ist Nein und das war es.

    Für Fußgänger, Jogger, Radfahrer usw. habe ich in der Welpen/Junghundausbildung den indirekten Befehl "Falsches Rudel". Das sitzt ganz schnell und diese Personen werden dann für den Hund ganz schnell völlig uninteressant. Ebenso verfahre ich bei fremden Grundstücken, wo ich "Falsches Revier" sage. Bei den ersten Malen kombiniere ich das mit Nein, also "Nein, falsches Rudel (Revier)", damit der Hund sich erschließen kann was ich meine.

    Wenn wir unterwegs sind und es kommt ein Fahrzeug oder auf dem Radweg ein Radfahrer, gibt es den Befehl Rechte (Linke) Seite. Passiert aber auch oft, dass die Hunde, wenn sie angeleint sind, mir den Befehl geben und mich zur Seite ziehen ;) , weil sie das Fahrzeug schon vor mir bemerkt haben oder eben einfach eher einen Handlungsbedarf sehen als ich.

    Kommt mit nehme ich, wenn ich die Hunde einsammele um z.B. Gassi zu gehen oder, wenn sie schon bei mir sind, um mit ihnen irgendwo hinzugehen ohne Bei Fuß zu befehlen. Ist also sowas ähnliches wie ein bedingtes Bei Fuß.

    Meine Güte, damit bekommst du jede Kompanie in der Formalausbildung total aus den Tritt :headbash: .

    Nee, ist in deinem Falle sinnvoll, aber normal für die Arbeit braucht man das nicht so differenziert. Ich gebe aber auch zu, dass ich neben Hier und Komm auch noch Zu mir und Hierher, sofort benutze, wobei die letzten beiden nur Alternativen zum Hier sind, also gleichbedeutende unbedingte Befehle. Es lebe halt auch mal die "konsequente Inkonsequenz" :lol: .

    Dann probiere mal das Nein, das er befolgen muss ohne eine Belohnung zu bekommen. Ist ganz einfach:

    Nimm einen Teller mit belegten Broten, vielleicht noch ein Würstchen dazu und stelle ihn auf den Boden. Lege dich neben den Teller und schieben deinen selbstverständlich neugierigen Hund so lange mit dem Unterarm weg (immer gleichzeitig sagen "Nein! Meins!" ) bis du in Ruhe und ungestört mit dem Hund neben dir essen kannst.

    Und dann schleiche die Leckerlie-Belohnungen aus. Meine bekommen jeden Tag ihr Leckerlie, eine Hand voll Futter, das ich aus ihrer Ration auf dem Geschirrspüler deponiert habe, und das sie bekommen, wenn sie mir ihre leere Futterschüssel am Geschirrspüler übergeben. In allen andern Fällen gibt es Lob und Streicheleinheiten.

    Der Weg von Schnauzermädel ist bestens geeignet, wenn ich nur mit einem Befehl arbeite, der dann aber ein unbedingter ist. Habe ich aber die Wahl zwischen bedingtem (Komm) und unbedingtem Befehl (Hier), dann nehme ich im Zweifel den bedingten Befehl. Kommt der Hund dem nicht nach und geht durch, dann bleibt nichts als abwarten und Tee trinken. Ist der Hund dann aber zurück, Down und Anschiss. Hier ist er wieder in meiner unmittelbaren Nähe und kann sich dem unbedingten Befehl auch nicht entziehen. Der Hund bleibt also so lange liegen, wie ich es für richtig befinde und er bleibt auch liegen.

    Klar, das ist Strafe, gewissermaßen negatives Lob. Da sehe ich aber keine Schwierigkeit solange das Lob überwiegt. Wir bekommen im täglichen Leben auch oft genug ein "Das war Schei.." zu hören ohne deshalb seelisch oder sonstwie zu Grunde zu gehen.