Beiträge von terriers4me

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    Ich find Terrier ja gerade deswegen auch so klasse, weil sie so hart im Nehmen sind und so draufgängerisch. Ich kenn die komplett angstbefreit,

    Das dachte ich nach der Freundschaft mit dem DJT auch. Aber sowohl meine eigene Airedale-Hündin als auch die beiden Russells, die danach kamen, waren/sind Hypersensibelchen der Spitzenklasse. Und eigentlich war's der Jagdi ja auch, im Privatleben kam er wimmernd, zitternd und dreibeinig an, wenn er sich ein Steinchen in die Pfote getreten hatte., und wehe, man sah ihn schief an. Aber sobald sie auf Jagen oder Streiten umschalten, werden's dann wirklich ganz andere Hunde....

    Wenn es nur darum ginge, wärst du ironischerweise mit einem Jagdterrier ziemlich gut bedient: Die Rasse entstand ja ursprünglich aus einem fehlarbenen Wurf importierter Foxterrier. Spitzenmäßige Jagdhunde, die aber wg black & tan nicht anerkannt wurden. Woraufhin man sie dann kurzerhand in DJT umtaufte, einen eigenen Klub gründete und später noch einige eher urige britische Terrier einkreuzte.

    Auf jeden Fall eigentlich sehr, sehr altes und urtümliches britisches Terrierblut. In etwa diesem Typ:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Old_Engli…elsh%20Terriers.

    Der Ursprung liegt vermutlich in der Tatsache, dass Jagdterrier tatsächlich extreme Draufgänger sein können, und damit das Verletzungs- Todesrisiko tatsächlich viel höher ist als bei vorsichtigeren, vernünftigeren Terriern. Soweit stimmt es.

    Aber dass man so einen Hund von vornherein gezielt als "Einmal-", also sozusagen Wegwerftier einsetzt, ist echt Schwachsinn. Mal abgesehen von allem anderen - wer kann und will sich das denn bitte leisten, für jeden Jagdtag einen neuen erwachsenen Terrier parat zu haben, Jahr für Jahr?

    Wenn du ein umzäuntes Revier und den einen oder anderen unvorsichtigen Nager zu bieten hast, und, wie es immer so schön heißt, "die Herausforderung liebst", kann der Zwerg sicher auch bei dir ein prima Leben führen. Das ist ja nun kein asoziales Monster, nur ein toller Hund mit einem etwas eigenwilligen Begriff von Eigentum und beruflichen Aufgaben.

    Unser alter Freund überstand die Jahre als Großstadt-Familienhund jedenfalls problemlos (was man von einem Teil seiner Umgebung nicht so sagen kann) und fand sein totales Glück, als seine Besitzerin extra für ihn weit aufs Land zog und ihre Pferde ans Haus holte. Von da an hatte er den Stall nagerfrei zu halten und täglich zwei Hektar Revier gegen die vorbeigetriebenen Kühe zu verteidigen, die zu seinem großen Kummer leider bald nicht mehr doof genug waren, ihm die Nase zugriffsbereit durch SEINEN Zaun zu stecken.

    Ansonsten ging er ganz normal, friedlich und leinenfrei spazieren, solange die Dorfhunde nicht auf blöde Gedanken kamen. Die hatten aber alle einen Höllenrespekt vor ihm, und dann war er herablassend freundlich zu allen und jedem. Und da es noch andere Zeiten waren, akzeptierte auch die menschliche Umgebung, dass er eben so war, wie er war. Ansonsten lag er zufrieden auf dem Sofa und wurde fast 20 Jahre alt.

    Das ganz große, gezielte Bespassungsprogramm hat er, glaube ich, nie vermißt - es gab ja notfalls immer noch den Briefträger....

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    Da muss die genetische Programmierung derart ausgeprägt sind, dass bei solchen Hohlbirnen-Eigentümern ein Hund einigermassen seinen Job machen kann.

    Ich glaube, es gibt kaum einen Hund mit ausgeprägterem genetischen Programm als einen DJT. Zigmal erzählt: Meine Freunde bekamen ihren als etwa sechswöchigen "netten Pudelmischling für die Kinder" aus dem Großstadttierheim. Gefunden in einem Pappkarton auf den Mülltonnen in der Kölner City.

    Dieser Hund lebte also einen Teil seinen Lebens sozusagen unter falscher Flagge mitten in der Großstadt, auch wenn sich seine Besitzer zunehmend über ihren "Pudelmischling" wunderten - und er wurde ein Jagdterrier, wie man ihn sich jagdterrieriger nicht hätte ausmalen können.

    Raus kam das Ganze übrigens, als sie auf Sonntagsspaziergang mit ihrem marodierenden "Pudelmix" (heute Doodle?) einen entsetzten Förster trafen: "Wie kommen SIE denn an einen Jagdterrier - die werden doch nie in Privathand abgegeben?!" Tja....

    In anderen Terrier-Kreisen wird das Morgenspaziergangs-Problem eher damit gelöst, dass das Bett einfach gar nicht erst verlassen wird. Kümmel war bei Spaziergangs-Verdacht blitzschnell tief unter der Bettdecke und bombardierte einen mit "Ich ruf gleich meinen Anwalt an"-Blicken. Erbse hält das im höheren Alter jetzt ähnlich..

    Die liessen/lassen sich immerhin noch unter Protest abschleppen, unser Jagdterrier-Freund schnappte dann auch mal kurzerhand zu. Fairerweise: Das tat er erst, als er sehr alt war (er wurde fast zwanzig) - und da hatte er wohl auch das Recht auf ungestörte Bettruhe!

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    Was ich halt komisch finde - solche Kauknochen gibt's ja nicht erst seit gestern, also warum sollten die erst jetzt sowas verursachen?

    1999 wurde mein Hund vergiftet, und eine der erste Fragen in der Klinik war die, ob das Tier Zugang zu Trockenkauartikeln, vor allem zu gebleichten, gehabt hätte. Die hatten wohl damals gerade eine ganze Serie von Hunden mit schweren neurologischen Ausfällen gehabt, die sich am Ende auf solichen Kaukram zurückführen ließen. Der mir übrigens seitdem nie mehr ins Haus gekommen ist.

    Bei meinem quirligen, sprittigen Terrier war "laß sie in Ruhe" letztlich das beste Rezept. Damit kam sie im Haus ebensoschnell von selbst runter, wie sie draußen hochfuhr.

    Hätte ich angefangen, Ruhe gezielt zu verlangen, hätten wir uns beide garantiert nur immer weiter hochgedreht. So wußte sie: Spaziergang beendet, drinnen findet nichts statt, verlangt wird ebenfalls absolut nichts mehr - und ging dösen.