Beiträge von terriers4me

    Bei mir würde wohl etwas ganz anderes erste Priorität haben: Euer Nils klingt wie ein richtiger kleiner Herzenshund, und ich kann mir nicht vorstellen ,dass ihr es leicht nehmen würdet, wenn er absichtlich oder unabsichtlich durch einen Zweithund Schaden nähme. Damit wären für mich schon mal alle Hundetypen raus ,die gern von rennenden Zwergen zum Jagen getriggert werden, bei denen also ein nettes Spiel in Sekundenbruchteilen tödlich kippen kann. Windhundeartige Jäger wie der IW wären damit raus. Außerdem alle zu schweren/grobmotorischen Kandidaten: ein noch so netter jugendlich-unerfahrener CC könnte den kleinen Kerl mit einem einzigen freundschaftlichen Pfotenpatscher oder einem unabsichtlichen Drauftreten schwerst verletzen oder töten. Das ist ja kein Muskelpaket von Terrier, sondern ein wirklich zarter kleiner Hund.


    Dann: Euer Hund ist schon älter, gehört einer sehr menschenbezogenen Rasse an und hängt sicher entsprechend an euch, an eurer Nähe und eurer Zuwendung. Da würde ich ihm im Alter nicht zumuten mögen, sich auf sichere Plätze - also weg aus eurer Nähe, die er gewohnt ist - zurückziehen zu müssen, nur weil der riesige Jungspund nervt.


    Ich würd's andersrum anfassen und mich fragen: welchen Hundetyp mag Nils am liebsten, welchen garnicht, mit welchem kommt er besonders gut klar - und könnten wir uns mit seinen Präferenzen anfreunden?


    Meine Wahl würde ziemlich sicher auf eine freundliche mittelgroße Begleithündin fallen, und wenn der Kleine mal nicht mehr da ist, würde ich auf einen Riesen als Zweithund "aufstocken", wenn ich mir den immer noch wünschte. Ein mittelgroßer Hund ist ja mit einem Riesenjugendlichen nicht so körperlich gefährdet wie euer Zwerg es leider nun mal wäre- egal, wie nett der Große auch ist.

    Unsere Pferdetierärztin hatte vor ein paar Jahren einen jungen IW. Ein auf den ersten Blick herrliches Tier, den sie auf flehentliches Bitten von einer jungen Frau übernommen hatte, der die Tierarztkosten für den Riesen einfach über den Kopf wuchsen, und die nicht ebenerdig wohnte, was viel schnelelr nötig war als geplant.


    Der Hund war die Schönheit und Würde in Person, aber mit seinen drei Jahren schon ein absoluter Pflegefall. Herz, Epilepsie und ein so kaputtes Knochengerüst, dass er nicht mehr frei laufen durfte. Ein jammervoller Anblick, wenn er unseren Hunden mit diesen wunderschönen Augen sehnsüchtig beim Rennen zusah, und ausgerechnet er, der junge Windhund konnte körperlich nicht....


    Ob er wirklich nur sechs geworden wäre, weiß ich nicht. Er starb mit knapp vier an einem Magendreher.

    Und die Daheimgebleibenen haben auch immer tolle Geschichten geliefert. King Charles' Russells sind zum Beispiel lange nicht die ersten in der königlichen Familie.


    Hier ist, für alle, die sowas auch so cool finden, die Geschichte von Caesar, dem Terrier des Königs. Der lief damals wahlweise als Drahaarfox oderJack Russel oder Norfolk hätte aber auch ein weißer DJT sein können. Damals nahm man 's nochnicht soo genau mit der Rasse. Auf jeden Fall ein Terrier, wie er eben im Buche steht - und wahrscheinlich der privilegierteste ever, verewigt in Windsor Castle bei seinem Herrchen:


    https://www.vam.ac.uk/articles…h=-474%2C-5%2C5928%2C3986

    Sehe ich genau wie du, die ganze Terrier-Familiengeschichte ist superspannend.


    Ich habe beim tieferen Nachlesen auch erst gelernt, dass der Foxterrier der am weitesten verbreitete Hund auf Erden ist. Foxterrier nicht streng als Rasse im heutigen Sinne, sondern als Hundetyp. Den haben die Briten im 19. Jahrhundert wirklich überallhin mitgenommen, quer durchs Empite und in die Handelshäfen der Welt. Und fast überall hat er Nachkommen hinterlassen: Bodeguero in Spanien, Rat Terrier in den USA, Japanischer Terrier, Brasilianischer Terrier, DJT hier, und...und...und - alle gehören genetisch zu dieser Familie. Also der Allrounder schlechthin. Weltweit.

    Ja, seine erste Hündin hieß Trump, und Legende lautet, dass er sie als Student in Oxford spontan einem Milchmann abkaufte, weil sie ihm so gefiel. Der kleine rotweiße Terrier hat ihn dann wohl auch weiter so beeindruckt, dass er die Hündin nicht nur Trump, also Trumpf, taufte, sondern auch seine Foxterrierzucht auf ihr aufbaute. Was immer dran ist, auf jeden Fall eine schöne Geschichte!

    Zitat

    Was hat der Pfarrer Russell da nur zusammengezüchtet??!(ironisch-rhetorisch)

    Du hat recht, es ist eine total faszinierende Geschichte _ Russel hat ja eigentlich vor allem versucht, den altmodischen, arbeitstauglichen Foxterrier zu erhalten, weil ein großer Teil der Zucht in Richtung der neu aufkommenden Schönheitsschauen ging. Folglich wurden diese Hunde größer, felliger, stylisher und eben weniger arbeitstauglich - und genau das sollten "Jack Russel's Terriers" eben unbedingt bleiben.


    Genaugenommen sind also Foxterrier, DJT und die Russel-Varianten eigentlich immer noch ein Hundetyp - fox terrier - in verschiedenen Farbe und Größen. Die für Foxterrier ursprünglich normal waren, weil sie in verschiedenen Bauten arbeiten mußten.


    Was ich da besonders faszinierend finde: Carlisle Tack, der berühmte gemeinsame Stammvater von Foxterrier & Jack Russel, also auch vom DJT ,sieht ziemlich genau aus wie meine Hündin kupiert. Oder wie ein weißer DJT. Im Gegensatz zu vielen anderen Rassen sind zumindestens Parson Russels und DJT durchs Arbeiten, durchs "form follws function", noch sehr dicht am Ursprung geblieben. Während viele andere Rassen kaum wiederzuerkennen wären, wenn man einen 140 Jahre alten Stammvater danebenstellen würde:


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Carlisle_Tack.jpg

    Zitat

    Ich find Terrier ja gerade deswegen auch so klasse, weil sie so hart im Nehmen sind und so draufgängerisch. Ich kenn die komplett angstbefreit,

    Das dachte ich nach der Freundschaft mit dem DJT auch. Aber sowohl meine eigene Airedale-Hündin als auch die beiden Russells, die danach kamen, waren/sind Hypersensibelchen der Spitzenklasse. Und eigentlich war's der Jagdi ja auch, im Privatleben kam er wimmernd, zitternd und dreibeinig an, wenn er sich ein Steinchen in die Pfote getreten hatte., und wehe, man sah ihn schief an. Aber sobald sie auf Jagen oder Streiten umschalten, werden's dann wirklich ganz andere Hunde....

    Wenn es nur darum ginge, wärst du ironischerweise mit einem Jagdterrier ziemlich gut bedient: Die Rasse entstand ja ursprünglich aus einem fehlarbenen Wurf importierter Foxterrier. Spitzenmäßige Jagdhunde, die aber wg black & tan nicht anerkannt wurden. Woraufhin man sie dann kurzerhand in DJT umtaufte, einen eigenen Klub gründete und später noch einige eher urige britische Terrier einkreuzte.


    Auf jeden Fall eigentlich sehr, sehr altes und urtümliches britisches Terrierblut. In etwa diesem Typ:


    https://de.wikipedia.org/wiki/…%20des%20Welsh%20Terriers.

    Der Ursprung liegt vermutlich in der Tatsache, dass Jagdterrier tatsächlich extreme Draufgänger sein können, und damit das Verletzungs- Todesrisiko tatsächlich viel höher ist als bei vorsichtigeren, vernünftigeren Terriern. Soweit stimmt es.


    Aber dass man so einen Hund von vornherein gezielt als "Einmal-", also sozusagen Wegwerftier einsetzt, ist echt Schwachsinn. Mal abgesehen von allem anderen - wer kann und will sich das denn bitte leisten, für jeden Jagdtag einen neuen erwachsenen Terrier parat zu haben, Jahr für Jahr?