Deutschlands Wölfe werden aggressiver. Deutschlands Wölfen ist es egal, ob Menschen in der Nähe sind. Deutschlands Wölfe mögen Hunde.
Am heutigen Abend habe ich lange mit einer jungen Frau gesprochen. Schäferin, unter dreißig, schwanger. Sie erzählt folgendes:
„Ich hatte meine kleine Schafherde noch im Stall. Es ist ein alter Stall mit einem bis fast zum Boden reichenden Reetdach. Bevor ich die Schafe aus dem Stall lassen wollte, ging ich noch eine kleine Runde mit meinen Hütehunden. Dies sind zwei Collies und ein Schäferhund. Zwei der Hunde führte ich an einem Schäfer Bandelier, den dritten, die Hündin, an einer handelsüblichen Leine, die längenverstellbar ist.
Ich bemerkte nach wenigen Metern, das meine Hunde sehr unruhig wurden und entdeckte in einiger Entfernung vom Weg einen Wolf, der neben einem Baum lag.
Ich verhielt mich ruhig, machte zwei Fotos mit meinem Smartphone, hielt meine Hunde kurz am Körper und trat – so wie es ja überall empfohlen wird – den Rückzug an.
Während ich in Richtung des Stalles ging, bemerkte ich, das sich meine Hunde immer angespannter und komisch verhielten. Die an der Leine laufende Hündin geriet in absolute Panik. Ich drehte mich daher um und der Wolf stand direkt hinter mir. Hätte ich meinen Arm ausgestreckt – ich hätte ihn berühren können.
In diesem Moment riss meine Hündin sich aus ihrem Halsband, gleichzeitig schoss der Wolf los – ob er an mich wollte, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls schnappte einer meiner Rüden nach ihm doch darauf reagierte der Wolf nicht und verfolgte stattdessen meine Hündin.
Diese schaffte es jedoch, sich in einem Kellerfensterschacht des Stalles zu verkriechen, wo der Wolf nicht an sie herankam. Er zog dann weiter. Meine Hündin trug eine leichte Verletzung davon, ich weiß nicht, ob sie gebissen oder gekratzt wurde oder ob sie sich auf ihrer Flucht verletzt hat.“
Soviel zur Schilderung der Betroffenen. Die telefonisch informierte Landwirtschaftskammer erschien zeitnah mit einem dreiköpfigen Expertengremium. Man hörte sich die Aussage an, lies sich die Fotos übermitteln – und rückte wieder ab.
Wenige Stunden später erhielt die Frau, die kurz zuvor ein zutiefst traumatisches Erlebnis hinter sich hatte einen Anruf aus dem Büro der Landwirtschaftskammer in dem folgendes unterstellt wurde:
- die Fotos seien in einem Wolfsgehege entstanden, dies sei durch eine Tierärztin festgestellt worden
- in dem Wald stünden keine Eichen
- die Geschichte sei frei erfunden
- ob sie das nicht alles zurück nehmen wolle.
Doch da hatte man die Rechnung ohne unsere Schäferin gemacht, die standhaft blieb und sich nicht einschüchtern lies. Obwohl sie sich, wie sie mir gegenüber zugab, sich doch sehr eingeschüchtert gefühlt habe. Den geschilderten Inhalt des Telefonats kann ihr Mann bezeugen, der bei dem Gespräch zugegen war – die Echtheit der Bilder bestätigt die in den Bilddateien hinterlegte Signatur.
Für den 21.04.2023 ist daher ein erneuter Ortstermin angesetzt, den unsere Schäferin wahrnehmen wird, aber – und wie ich finde zu Recht – in Begleitung mehrerer Zeugen.
Pikant an der Geschichte ist im Weiteren noch folgendes: Im engen räumlichen Umkreis entstand das legendäre Video des Mathias Koch, der sich steineschmeißend vor seine Schafe stellen musste, um einen Wolfsangriff abzuwehren und der Stall des angegriffenen Trakehner Großpferdes ist auch nicht fern.
Fragen wir uns daher doch alle einmal, wieso versucht wurde derart auf diese junge Frau einzuwirken!
In diesem Sinne.