Beiträge von terriers4me

    Wenn du jetzt zwischen den Festen schlecht an Rivanol kommst, geht auch lauwarme Schmierseifenlösung, zwei- bis dreimal täglich.

    Das haben wir bis jetzt bei eitrigen Zwischenzehenzysten und einer gesplitterten, gezogenen Kralle samt beschädigtem Bett benutzt - und beide Male half es wirklich erstaunlich gut: Die Entzündung ging schnell zurück bzw. bei der Kralle gab es überhaupt keine, obwohl die Pfote immer offen blieb - drinnen wg. Sauerstoffzufuhr, draußen, weil absolut nichts hielt.

    Wenn allerdings das ständige Lecken - also der Schmerz - nicht aufhört, würde ich ganz schnell nochmal zum TA gehen, egal, ob Festtag oder nicht. Auf diese Weise - unzureichend behandelte, von einer Scherbe angeschnittene Kralle - hat der alte Hund meines Vaters einen Zeh verloren.

    Also lieber einmal zuviel - und auf jeden Fall gute Besserung!

    Die wichtigste Eigenschaft, die du für so einen Hund als Mensch mitbringen mußt, ist übrigens die Fähigkeit, über dein eigenes pädagogisches Totelversagen herzhaft zu lachen. Diese "Gangster im Clownskostüm" werden dich nämlich in regelmäßigen Abständen ziemlich dämlich aussehen lassen, und wer dann apoplektisch über Starkzwang nachdenkt, hat den falschen Hund.

    Ganz leicht ist das nicht immer mit einem Tier, das einerseits unerbittlich eigensinnig sein kann, andererseits aber sehr weich und zugewandt ist. Ist's zu lasch, kann ein Terrier schnell sehr unangenehm werden, zuviel Härte macht ihn total kaputt. Das ist wirklich ein ewiger, lebenslanger Balanceakt, den man vorher leicht unterschätzen kann und bei dem man oft verliert - aber die Viecher bringen glücklicherweise selbst den größten Mist noch mit so viel Charme, daß man meist einfach lachen MUSS!

    Hat schon viel vom Zusammenleben mit einer lebendigen Comicfigur - schlag nach bei Tim & Struppi!

    Stimmt - den ausgeprägten Größenwahn haben wir ja noch vergessen, obwohl das eine so typische JR-Eigenschaft ist.

    Das kann manchmal echt Nerven kosten, wenn der Hund überzeugt ist, daß er JEDE Höhe springen, JEDE Beute zur Stecke bringen und JEDEN Rivalen umdrehen kann!

    Hatten wir gestern erst, als meine Halberwachsene allen Ernstes versucht hat, ihre gleichalte Riesenschnauzer-Lieblingsfreundin kräftig zu maßregeln, weil's dem Schauz nicht paßte, daß der Terrier ihr ständig knurrend den Stock wegreißen wollte. Daß gab dann ein heftig brüllendes Knäuel, das wir auseinanderpflücken mußten, bevor's ernst wurde - und fünf Minuten später waren sie wieder beste Freundinnen.

    Aber zu sehen, daß ein Siebenkilo-Zwerg in so einer Situation partout nicht nachgeben will, kann schon heftig sein - zumal das, vor allem bei Rüden, ja auch nicht immer bloß harmlose "viel Gebrüll und kein Kratzer"-Holzereien sein müssen.

    Da muß man tatsächlich ein paar Extra-Nerven einkalkulieren und oft deutlich mehr aufpassen als bei vielen anderen Hundetypen. Woher das stammt, ist auf diesem finnischen Video gut zu sehen, zusammen mit dem nervigen "Arbeitsbellen", mit dem die ihre Gegner zum Verzweifeln treiben können - und schlecht erzogen auch ihre menschliche Umgebung.

    http://www.youtube.com/watch?v=cCq9oOPUpZ0

    Am Ende sieht man da ja sehr schön, wie der Terrier davon überzeugt ist, daß die beiden Dachse ALLEIN seiner Furchtbarkeit zum Opfer gefallen sind - Größenwahn pur.

    Same here. Unser Hufschmied hatte seinem alten Russell sogar beigebracht, Pferde, die sowas mitmachten, am Strick vorzutraben. Das fand der Terrier-Assistent sowas von toll, und die Kunden auch.

    Und ins Auto hatten der Terrier und seine Begleit-Dogge hinten extra ein Riesen-Hundesofa eingebaut bekommen, falls sie länger warten mußten - die sind schon sehr gerne mit zur Arbeit gefahren!

    "Hauptsache dabei" ist bei Russells wirklich so etwas wie das Lebensmotto, und das schließt bei den meisten auch Gern-Autofahren ein - allerdings besser angeschnallt auf dem Rücksitz!

    Bellen kann ein echtes Problem werden, das man nicht unterschätzen sollte. Die Hunde sollen ja im Fuchsbau vor allem mit der Stimme arbeiten (hier also, als einzige Terrier, NICHT töten!) - entsprechend bellfreudig sind viele von ihnen. Wenn dazu noch schlechte Nerven und/oder schlechte Erziehung kommen - aber solche Exemplare kennst du ja offenbar....

    Hier hast du noch eine Auflistung aller Knackpunkte. Nichts davon muß zwangsläufig Probleme machen - aber wenn's welche gibt, sind's fast immer diese:

    http://www.therealjackrussell.com/breed/baddog.php

    Und eins noch: Diese Hunde sind unglaublich anhänglich, was man bei so einem kernigen, selbständigen Jäger eigentlich erst nicht erwartet. Ist aber so: Sobald der Job getan ist, mutiert der Terrier zum Schoßhündchen - und beides scheinen sie gleichermaßen zu genießen.

    Russells schließen sich ihren Menschen sehr, sehr eng an, vertragen "Weggesperrtwerden" absolut nicht, und viele sind auch nur schwer ans Alleinsein zu gewöhnen. Bei stundenlangem Frust demolieren sie da gern mal die Bude, und zwar Arbeitshunde-gründlich. Dauerkläffen können sie dann auch sehr gut...

    Das sollte man auch unbedingt berücksichtigen: Wenn ein Hund verhältnismäßig viel allein bleiben muß und nicht eng bei seinen Menschen leben darf, ist das eher der falsche.

    Ich habe auch gerade nochmal überlegt, was an diesem wahrlich nicht unproblematischen Hund eigentlich soooo unwiderstehlich ist, daß diese schrägen Viecher regelrecht süchtig machen: Neben diesem besonderen schrägen Humor (es gibt einfach kein anderes Wort dafür) ist das vor allem diese unverdrossene, unermüdliche und ansteckende Fröhlichkeit und Lebensfreude.

    Sehr schwer in Worte zu fassen, aber hier ist eine Fotografin, die diesen "spirit" wunderbar in Bildern festhält. Wenn du die mal ein bißchen durchstöbern magst - ich glaube, das erklärt sehr viel von der "Russell-Magie":

    http://www.schuermann.net/chilli/

    Unser Alltag (und der Alltag mit dem vorherigen Russell) sieht soweit völlig normal aus: der Hund tobt draußen & pennt drinnen.

    Den Jagdtrieb habe ich gezielt haben wollen, weil es ausgesprochen praktisch ist, einen Hund zu haben, der gleich noch Katzen-Arbeit macht, sprich: Garten und Stall (in den er oft mitdarf) mäuse- und rattenfrei zu halten. Ist bei uns in der Innenstadt leider ein ewiges Thema. Da kommen die Viecher ständig aus dem Kanal und der Fußgängerzone, und ein guter Terrier ist einfach eine humanere Methode als Gift oder Katze - das ist wirklich Sekundentod auf Pfoten.

    Da hat meine vorherige Russell-Hündin beste Arbeit geleistet, und damit, daß sie mehrmals täglich Garten-Kontrolle ging (das nahm sie SEHR ernst!) und beim Laufen draußen in den Feldern Mäuse jagte, war der Jagdtrieb gut ausgelastet - "Großwild" konnte ich ihr problemlos verbieten. Das letzte, was sie draußen an dem Tag tat, an dem sie eingeschläfert werden mußte, war die Rattenkontrolle. Völlig egal, wie blind sie war und wie mies es ihr ging - da war sie wirklich "working terrier" bis zuletzt.

    Die junge Nachfolgerin ist da anders gestrickt: Die hat ein derart überschäumendes Temperament, daß sie bis heute noch keine Maus erwischt hat - nicht, weil sie kein Interesse hätte, sondern weil sie sich so wild auf jedes Geraschel stürzt, daß sie prompt auf dem Bauch landet - und dann ist die Beute längst weg.

    Ist ihr relativ egal, sie steht ohnehin am meisten aufs RENNEN und tobt sich im Moment lieber mit jeder Menge Hundefreunde aus, am liebsten mit den ganz schnellen Jagdhunden. Jagdtrieb hat sie gigantisch, ist dabei aber erstaunlich leicht kontrollierbar für einen jungen Terrier, weil sie sehr gefällig ist - das ist aber nicht die Regel. Wenn sie richtig erwachsen ist, also so in zwei Jahren, soll sie am Pferd laufen, das müßte ihr sehr liegen. Im Moment tobt sie ihr Rakentemperament lieber mit anderen Hunden ab - was genaugenommen ja Jagd ist!

    Im Haus ist sie total unproblematisch, aber sehr wachsam, sprich: schlägt bei jedem Mucks an. Ist hier erwünscht, wäre aber nichts für ein Mietshaus. Die große Schattenseite will ich allerdings nicht verschweigen: Ich glaube, das wird der erste Hund in Jahrzehnten, den ich schlicht nicht leinenführig kriege: Sie weiß zwar genau, was verlangt ist, aber eine Ablenkung und PENG!

    Aber nobody (oder - dog) is perfect, und damit und mit der Aufregungspinkelei kann ich leben, weil's insgesamt ein soo bezaubernd fröhlicher, freundlicher junger Hund ist. Das typische Terrier-Paradoxon übrigens: ein rüpeliges Weichei....aber so sind sie fast alle!

    Das Schöne an Russells ( Jack & Parson sind dieselben Hunde, nur in unterschiedlichen Beinlängen, und der Russell ist eigentlich der Arbeits-Foxterrier des 19. Jahrhunderts) ist, daß sie normalerweise so aufgeschlossen und fröhlich sind, daß sie sich auch im höherem Alter noch sehr gut auf ein neues Zuhause umstellen können - sehr viel leichter als viele andere Hundetypen.

    Jung sind sie mit ihrem Temperament, Witz und Charme natürlich bezaubernd, aber auch unglaublich anstrengend, weil sie eben keine Gesellschafts-, sondern solitär arbeitende Hochleistungs-Jagdhunde sind. Natürlich liegen sie begeistert auf dem Sofa - aber eben erst, wenn sie ihr Pensum gehabt haben. Sind zwar sehr anpassungsfähig, aber der Jagdtrieb ist bei den meisten wirklich ganz, ganz heftig - vor allem bei den kurzbeinigen Jack Russell-Typen ,die mehr in die Stallhunde-Richtung gehen.

    Das heißt, die Hunde sind auf dies hier spezialisiert (Achtung, da gibt's Tote - aber das gehört wirklich UNBEDINGT zum Grundwissen, wenn man sich so einen Hund zulegt - sonst versteht man ihn nicht!)

    http://www.youtube.com/watch?v=vjNdwha_ct0&feature=related

    Jack Russells sind grandiose Hunde, wenn man ihr Temperament mag und damit umgehen kann - wenn nicht, gibt's die Flexileinen-Katastrophen, die wir alle kennen.

    Wenn ich mir einen Erwachsenen als Begleiter aussuchen würde, würde ich sehr darauf achten, daß der Hund 1. gute Nerven hat 2. nicht übermäßig aggressiv ist, und 2. bei allem Temperament auch zur Ruhe kommen kann - daß ihm also nicht vor lauter Modehund-Vermehren sozusagen die Mitte abhanden gekommen ist.