Beiträge von terriers4me

    Das totale Austoben am Anfang findet NUR auf UNGEFÄHRLICHEM Gelände statt - und, ja, das haben wir hier.

    Und mein Hund pusht sich da nicht stundenlang immer weiter hoch, sondern darf zwischendurch kurz Dampf ablassen und ist danach wesentlich besser ansprechbar. Die schlichte biologische Grundtatsache, daß Bewegung Spannung abbaut und dann das Lernen leichter fällt - übrigens auch die Ursache, aus der menschliche Schulkinder regelmäßig Pausen bekommen.

    Daß du die (Schlepp)leine eben genau NICHT in dem Moment losmachen sollst, in dem der Hund hibbelt, versteht sich ja wohl von selbst. Du sollst ein geborenes Bewegungstier aber ebensowenig mit permanentem Gängeln in eine Lage bringen, in der es irgendwann schlicht hibbeln MUSS. Du schreibst es ja selbst: Der zappende Hund ist gefrustet - und im Dauerfrust lernt man bekanntlich nicht gerade willig oder erfolgreich.

    Mit der unbestreitbaren Tatsache, daß Ruhe-Lernen für einen lebhaften Hund sehr wichtig ist, hat das Austoben-dürfen draußen übrigens absolut nichts zu tun. Es gibt einfach eine Zeit für alles, und das lernt auch ein Hund sehr schnell.

    Und daß Freiheit Narrenfreiheit bedeuten muß, ist schlicht Blödsinn, wenn du's richtig machst. Mein jetzt anderthalbjähriger Terrier darf sich regelmäßig wild ausrennen und ist sogar dabei gut abrufbar, weil er's von Tag 1 an gelernt hat. Trotz reichlich Wildsichtungen ist er mir bisher komischerweise auch noch nicht ein einziges Mal durchgebrannt - obwohl er das bei all dem Freilaufen ja unweigerlich gelernt haben müßte?

    Bei uns stellt sich die Frage, ob wir sowas mögen oder nicht, schlicht nicht - in unserem kleinen Auslaufgebiet kann man diesen Hunde-Clustern zu keiner Tageszeit völlig aus dem Weg gehen.

    Glücklicherweise ist mein jetziger junger Hund gesellig, fröhlich und robust genug, um diese Anhäufung verschiedenster Artgenossen einfach nur toll zu finden. Insofern suchen wir uns aus dem großen Klumpen entweder die Hunde/Besitzer aus, mit denen es harmoniert und gehen unsere Runden dann gern gemeinsam.

    Oder, wenn mir die Gesellschaft nicht paßt nutze ich's als prima Trainingssituation: Kommt uns der Haufen entgegen, üben wir "frei absitzen bis zur Freigabe", dann darf sie kurz spielen, und dann üben wir "Abruf und weitergehen" - und auf der nächsten Runde dasselbe.

    Insgesamt also freie Auswahl- und Übungsmöglichkeit, wie sie mir kaum eine Hundeschule bieten könnte, der Terrier ist begeistert, und wenn die richtigen Hunde spielen, seh ich ebenso begeistert zu. "Fest" zu so einer Gruppe gehören möchte ich ganz sicher nicht, aber so wie es ist, finde ich es für uns ideal. Ich gönn dem Hunde-Teenie das Sozialleben, und wenn wir ganz ohne Ablenkung trainieren wollen, fahren wir eh woandershin.

    Meine gefräßige Terrierhündin ist als kleiner Welpe auch schon beim Anblick des Napfes regelrecht explodiert, allerdings ohne jede Spur von Aggressivität, eher wie eine strahlend begeisterte Mischung aus Flummi und Knallfrosch. Futterneidisch oder - verteidigend war sie nie, einfach vor Vorfreude übergeschnappt. Und beim Frisch-Zubereiten dauert die Vorfreude ja auch etwas länger, und entsprechend wuchs der Welpen-Enthusiasmus.

    Bei einem jungen Welpen dieser Temperamentsklasse zwar eher normal, aber in Bahnen gelenkt haben wir das natürlich: Jeden Versuch, Herd oder Arbeitsplatte anzufliegen, hab ich mit einem energischen "runter" abgeblockt, Übersprungs-Scharren auf den Bodenfliesen durfte sie dafür erstmal, soviel sie wollte. Sobald der Napf am Boden stand, hab ich den zappelnden Zwerg mit "Warte" ruhig festgehalten und freigegeben, sobald sie stillstand.

    Dieses Prinzip - Futter gegen Ruhegeben - haben wir dann langsam, dem wachsenden Verstand angemessen, ausgebaut, bis hin zu dem Punkt, wo für braves "Platz" während der Wartezeit auch schon mal eher ein Brocken abfiel. Da der Hund enorm verfressen ist, ging das ziemlich fix, und das Gezappel war Geschichte - die Vorfreude-Position war (und ist) ein erwartungsvolles Platz.

    Ich würde den Kleinen also einzeln füttern, mir dafür Zeit nehmen und mit kleinen Schritten nach und nach immer mehr Ruhe in die ganze Situation bringen - ihm also zeigen, daß sich gutes Benehmen buchstäblich auszahlt, während Gezappel absolut nichts bringt.

    Hab Geduld dabei, er ist noch sehr jung, hat bisher offenbar keinerlei Manieren gelernt, und Futter ist für ihn die größte Verlockung von allem - also rundum ein Riesenstreß in der Situation, den du ruhig und schrittweise nehmen solltest

    DIE Definition würde mich auch sehr interessieren, aus aktuellem Anlaß:

    Vor längerer Zeit war ich täglich mit einem Dreierrudel unterwegs: Mutter und Tochter, dazu ein kerniger, sehr souveräner DSH-Boxermischling, der mit der älteren Hündin zusammenlebte und die jüngere mit aufgezogen hatte. Dieser Rüde mochte es ü-ber-haupt nicht, wenn sich ein Rivale seinen Damen näherte, und so gab es trotz Aufpassens über die Jahre hinweg einige Kloppereien. Nie mehr passiert als ein paar Kratzer - und nie hat einer der beteiligten Besitzer darin irgendwas anderes gesehen als normales Hundeverhalten.

    Letzte Woche dann waren wir ebenfalls in einer vertrauten Gruppe unterwegs, ebenfalls Hündinnen unter dem Protektorat eines erwachsenen, souveränen großen Rüden. Ein Cairnterrierrüde lief zwischen unsere Hunde und hing sofort einer der Hündinnen am Hintern. Der Große wollte ihn mit aufgesteller Bürste abdrängen, wurde prompt in den Bauch gezwickt, drehte den Kleinen draufhin mit lautstarkem Getöse um und ging sofort beiseite, als er Ruhe gab. Kein Kratzer, beide Rüden staksten zum Beinheben an entfernte Bäume - und das war's.

    Cairn-Frauchens lautstarker Kommentar: Unerhört, daß so ein "aggressiver Problemhund" hier einfach frei herumliefe - sowas Gefahrliches gehöre ja auf der Stelle zum "Problemhundetrainer"!

    Wir haben natürlich gegrinst - aber seitdem grübele ich schon mal, was heutzutage eigentlich alles ein"Problemhund" sein soll....?

    Toula

    für dich mag das ein Trugschluß sein - ich habe in vielen Jahren mit temperamentvollen (und problemlos freilaufenden) Hunden schlicht die Erfahrung gemacht, daß sie wesentlich konzentrierter, kooperativer und nicht zuletzt schneller lernend bei jeder Arbeit sind, wenn sie erstmal ihre körperliche Energie rauslassen dürfen. Sprich: Wenn sie Spannung in Bewegung umsetzen können. Ein Grundbedürfnis, das ich vor allem einem jungen Hund gern zugestehe. Ich seh das ähnlich wie das Aufwärmen und Lockern eines Pferdes, ohne das man vernünftigerweise keine gute Arbeit erwarten kann.

    Natürlich muß der Hund seine Impulse später auch beherrschen lernen - aber für mich hat das Zeit, bis das gegenseitige Basis-Vertrauen da ist. Und mit der Beherrschung läuft es dann deutlich besser, wenn der Hund weiß, daß er auch immer wieder freie Phasen bekommt - siehe oben.

    Daß der Hund gleich "manipulieren" will, wenn er rumhopst und in die Leine beißt, halte ich hinwiederum für einen Trugschluß: der hat da gar keine Zeit für die Weltherrschaft, sondern weiß erstmal schlicht nicht, wohin mit all seiner aufgestauten Energie. Wie auch, wenn er sie nie wirklich austoben darf - und das weiß?

    Daß sowas ein unerwünschtes Verhalten ist, steht auf einem anderen Blatt, aber dafür gibt es normalerweise ja Abbruchkommandos. Manipulationsversuchen kann man übrigens von Anfang an bestens entgegenwirken, indem der Freilauf IMMER erst nach einem ruhigen "Sitz" gewährt wird, also als Lohn für erfolgreiche Impulskontrolle, und du nicht etwa als Reaktion aufs Zappeln genervt ableinst - das wäre in der Tat ein verheerend falsches Signal.

    Und im Grundsatz schließ ich mich Corinna an: Ich hab generell Vertrauen zu meinem Hund, laß ihm also in sicherer Umgebung gern mal seine "fünf Minuten" - er ist schließlich kein Konditionierungs-Automat. Im Gegenzug klappt der Rückruf tatsächlich im gleichen Raktentempo - und dafür haben wir nie eine Schleppleine gebraucht.

    Ich hab sehr gute Reitbegleithund (und auch sonst)-erfahrungen mit einem Airedale gemacht: ein temperamentvoller, fröhlicher, freundlicher und trotzdem wachsamer Allround-Hund, der wirklich alles lernen kann und mag. Zusätzliches Plus: gut getrimmt haart er kaum und ist nach Matsch-Ausritten schnell sauber und trocken zu kriegen.

    Der Haken dabei: Er hat, wie alle Terrier, viel Power und gut Jadgtrieb, den du handhaben mußt. Was aber relativ einfach ist, WENN der Hund gut gezogen wurde, weil ein guter Airedale ein Gebrauchshund ist, also im Grundwesen sehr kooperativ. Terrier-Clown bleibt er natürlich trotzdem!

    Mit einem guten Airedale kriegst du einen körperlich und seelisch stabilen Hund ohne alle Modehunde-Übertreibungen und -krankheiten, körperlich jeder Aufgabe gewachsen und ein immer enthusiastischer Begleiter bei allem, was du unternehmen willst.

    ABER: Dafür mußt du dir wirklich unbedingt einen Hund von einem guten Züchter suchen, der auf Gesundheit und Gebrauchshunde-Eigenschaften achtet - das lohnt sich dann aber auch!

    Wenn ich das Gefühl hätte, daß die Grund-Bindung sitzt, würde ich morgen damit anfangen, den Hund in einem sicheren, möglichst reizarmen Gebiet und zu einer möglichst langweiligen Zeit (also nicht gerade Wildwechsel oder Haupt-Hunderunde) frei laufen zu lassen.

    Genau damit er sich auch mal richtig rücksichtslos austoben kann - du siehst ja an seinen Übersprungshandlungen an der Schlepp, wie sehr er genau das möchte und sicher auch braucht. Ich würde ihn also erstmal diese "fünf Minuten" in geeigneter Umgebung abtoben lassen und ihn dabei nicht stören - da hört er sowieso nicht.

    Hat er sich abreagiert, kann er sich entspannt auf dich konzentrieren, und dann würde ich offline weitertrainieren wie bisher, ganz selbstverständlich und ohne ihm das Gefühl zu geben, daß da irgendwas Besonderes los ist. Dann macht es nur noch die Übung, und klappt es, kannst du die Ablenkung steigern.

    Corinna,

    du sagst es - das denk ich auch ständig, wenn ich höre, was hier im Hunde-Umkreis inzwischen als "Problem" und "Problemhunde-Trainer-bedürftig" bezeichnet wird.

    Ich schätze, das ist schlicht ein Wirtschaftsfaktor. Guru-mäßig hat die Hunde- die Pferdeszene ja offenbar inzwischen eingeholt, ebenso, was Besitzer-Leichtgläubigkeit angeht - und sehr viele dieser Trainer/Gurus lachen sicher den ganzen Weg zur Bank...