Beiträge von terriers4me

    A propos Landwirte: Ich hab eine Freundin im grenznahen Emsland, die öfter mal holländisches Radio hört. Da wurde gestern in einem Lokalsender berichtet, dass der Wolf den Bauern nicht in einer direkten Auseinandersetzung gebissen, also sich nicht gegen eine Mistgabel gewehrt hat.

    Der Mann stand wohl schon wieder außerhalb der Weide, mit mehreren Leuten am Zaun, und der Wolf innen ist aktiv auf sie zugelaufen, am Zaun hochgesprungen, hat ihn darüber/durch hart am Arm gepackt. Dabei kriegte er natürlich so eine geschossen, dass er abließ und sich vor Schreck unter diesen Sonnenkollektoren versteckte. Das soll dann wohl der Grund für den sofortigen Abschuß gewesen sein: Es war nicht "Notwehr" des Wolfes, sondern eine gezielte Attacke.

    Ich geb's mal so wieder, ohne Gewähr, da wird ja sicher noch mehr in den Zeitungen stehen, und einen Gerichtsprozeß gibt es bestimmt auch.

    Es ist ja auch ein superinteressantes Thema, und es ist ein faszinierendes Tier. Nur einige der Menschen, die es anzieht, sind schwer gestört. Deswegen war das gestern mal so toll, sich einen ganzen Nachmittag lang ruhig und sachlich mit zwei jungen Wissenschaftlern/Wildbiologen unterhalten zu können.

    Bei dem, was hier in Niedersachsen sonst abgeht, hat man wirklich das Gefühl, da ist jede Vernunft auf der Strecke geblieben.

    Das ist in puncto "Management" noch interessant, aus der Schweiz. Hier hat der Abschuß geklappt wie geplant: nachdem der Weidetierspezialist und zwei Jungtiere geschossen wurden, hat ein zurückhaltenderer Rüde das Rudel übernommen, und die Risse sind dramatisch zurückgegangen. Die Wölfe haben also sehr wohl gelernt.

    Zitat

    Beim besonders auffälligen Beverinrudel ist Ruhe eingekehrt, ehemaliger Leitrüde des Stagias-Rudels (Disentis/Sedrun) übernimmt das Rudel:

    Nachdem auf dem Gemeindegebiet von Rheinwald zwei subadulte Wölfe (M191, M272) und im Safiental der damalige Leitrüde (M92) des Beverinrudels durch die Wildhut erlegt gab es in diesem Sommer bis jetzt nur einen einzigen Riss an Nutztieren zu verzeichnen. Angriffe auf Grossvieh sind zudem bislang keine mehr stattgefunden. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt bereits rund 20 getötete Nutztiere im Gebiet des Beverinrudels. Somit haben sich die Ängste, dass es mit der Entnahme von Leittieren zu einem Zerfall der Rudel- und dadurch zu einer Häufung von Nutztuerrissen kommt erneut als unbegründet-, Abschüsse von Leittieren zudem als ausserordentlich wirksam erwiesen. Nach der Entnahme des besonders schadenstiftenden Leitwolfes des Beverinrudels (M92) konnte die mutmassliche Leitwölfin sowie mehrere Jungwölfe über Fotofallenbilder nachgewiesen werden. Bereits um die Jahreswende wurde erstmals auch der frühere Leitrüde des Stagiasrudels (M125) anhand von Fotofallenbildern im Beveringebiet nachgewiesen. Dieser trägt ein nicht mehr funktionierendes GPS-Halsband. Im März 2023 konnte seine Anwesenheit dann auch genetisch bestätigt werden. Nach dem hinzustossen des Rüden vom Stagias (M125) nahmen die Wolfsnachweise im Spätwinter im Gebiet ab und es wurden jeweils nur bis zu drei Wölfe gleichzeitig mittels Fotofallenbildern nachgewiesen. Das Weibchen F37 (Muttertier Beverinrudel) und ein weiteres Weibchen F149 (Jungtier Beverinrudel) konnten bis im Mai 2023 genetisch nachgewiesen werden. Daher ist auch im Gebiet des Beverinrudels eine Reproduktion möglich. Ob sich noch weitere Jungtiere des letzten Jahrgangs im Gebiet aufhalten, kann derzeit nicht klar beantwortet werden.

    https://www.facebook.com/groups/193295185070338/

    Zitat

    Zumindest gibt es noch Menschen, die das Thema vernünftig betrachten. Wenn man da noch was positices rausnehmen will.

    Das Gemeine ist wirklich: Es hätte doch nicht so kommen müssen. Wäre man da von Anfang an drangeblieben, mit einem wirklichen Management statt komplettem Laufenlassen, hätten wir nicht mal einen Bruchteil der Probleme. Der UNNÖTIGEN Probleme. Es ist wirklich nur noch zum Heulen.

    TanNoz: Vollkommen normal. Sie nutzen halt gerne menschliche Wege, dafür wurde ja diese spezielle autoleere Wolfsspur auf allen Autobahnen geschaffen, auf der er am Ende läuft. Wir müssen halt wieder lernen, mit diesen Tieren zusammenzuleben!

    Und, Sakasmus off: Ich hoffe, der arme Kerl ist da heil rausgekommen. Besonders alarmiert wirkt er ja nicht.

    Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit einer jungen Wildbiologin und Tierärztin, die zwar gerade anderweitig forscht, aber das Wolfsthema natürlich auch sehr verfolgt. Die sagte, die Kollegen der Forschung fassen sich nur noch kollektiv an den Kopf angesichts der Blödheit, mit der das hier vermanagt wird, und die am Ende wohl zu einem großangelegten Abschuß führen muß. Völlig unnötig.

    Und, nebenher: Sie sagte, was da mittlerweile in den hochelektrifizierten Netzen/Zäunen verreckt, könnte einem Wildbiologen die Tränen in die Augen treiben. Dieser fatale Kreislauf: gerade auf den Weiden hat bisher besonders viel mitgelebt, und...

    Wölfe sind nun mal "mehr wert als Schlachtvieh", er hätte ihn also auf jeden Fall die Schafe als Proviant mitnehmen lassen müssen.

    Aber im Ernst: Was für eine irre Situation, wenn der Zaun am Ende dann zu gut ist, und schon wieder ist der Tierhalter schuld - das kann man sich kaum noch ausdenken.

    Danke, ich kann mir auch einfach nicht vorstellen, anders zu reagieren als mit vollem Einsatz gesetzwidrig. Sicher kann man sich vornehmen, da vernünftig und nicht selbstgefährdend zu sein ,aber ich würde es einfach nicht schaffen.

    Passend dazu ging ja letzte Woche durch die Zeitung, dass ein Wolfsberater (ich glaube, in Hessen?) den Betroffenen erklärt hat, sie dürften ihre Tiere im Fall des Falles keineswegs schützen, Wölfe zu "stören" sei verboten - ich möchte mal jemanden sehen ,der sich da dran hält...

    Den Bildern nach war's diesmal übrigens ein kleines, hausnahes Koppelstück mit einem geradezu sagenhaften und hohen Zaun. Das der Wolf da im Stress nicht wieder rauskam, ist nachzuvollziehen.

    Mit Spekulieren würde ich erstmal warten ,bis da Neues kommt, der Zaun sieht aber wirklich sehr professionell aus.

    Mich beschäftigt im Moment einfach die Frage: Was würde ich tun? Szenarien wie diese, die ja eigentlich generell ausgeschlossen sein sollten ,wird es zunehmend geben. Gab es ja auch schon auf deutschen Weiden ,nur hatten die Betroffenen Auto/Trecker dabei, und selbst da gaben die Wölfe erst auf, als sie fast schon plattgefahren waren. Auch der Wolf an der Bispinger Herde wich erst vor einem Auto, nicht etwa vor dem steinewerfenden und brüllenden Schäfer.

    Es ist also nüchtern betrachtet wirklich eher gefährlicher Unsinn, da mit Schaufel und Mistgabel dazwischenzugehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, in so einer Lage einfach zuzusehen. Wie schafft man, was da von uns verlangt wird?

    Kurz: Was würdet ihr tun, wenn es, am hellichten Morgen übrigens, eure Tiere wären?