In diesem tragischen Fall ist der Tierschutz/vermeintliche Tierschutz meiner Ansicht nach eher nicht verantwortlich zu machen. Wenn eine verhaltensverändernde Krankheit vermutet wird, hätte die bei jedem Hund auftreten können - wenn der Hund ansonsten gut sozialisiert war und dann aus heiterem Himmel zupackt, kann man eigentlich keine Tierschutzdiskussion draus machen.
Nichtsdestotrotz stehe auch ich (absolut pro Tierschutz!) skeptisch der Auslandsvermittlung gegenüber. Nicht nur wegen schwarzer Schafe, die Hunde produzieren und gutgläubigen Gutmenschen als arme Fundhunde verkaufen, nicht nur wegen häufiger Schwierigkeiten, Junghunde mit ungeklärter Vorgeschichte in deutsche Haushalte zu integrieren. Sondern auch, weil sich vor Ort nichts ändert: Ab und an werden ein paar junge, hübsche Hunde vermittelt, der Rest vermehrt sich weiter, vegetiert dahin und wird schließlich entsorgt.
Als "Vertuschung durch die Tierschutzlobby" würde ich das so trotzdem nicht bezeichnen. Wenn wir die schwarzen Schafe mal rauslassen, würde ich es eher "Verblendung" nennen. Auf beiden Seiten - der des Vermittlers und der der Endstelle.
Es ist ja nun kein Geheimnis und wird sogar auf den Orga-Seiten kommuniziert, dass die Hund oft "ängstlich sind und nichts kennen", "gut behandelbare Mittelmehrkrankheiten" oder gar "alte Verletzungen von Misshandlungen" haben. Da lesen viele potentielle Interessenten einfach drüber weg. Die verlieben sich in ein Foto und verlassen sich auf den Rest des Textes, in dem dann steht "hübsche Maus, die sich einfach nur ein liebevolles Zuhause wünscht." Und dass das nicht immer reicht, um aus so einem Hund einem glücklichen und freundlichen Begleiter zu machen, wird ausgeblendet, schön geredet oder einfach nicht thematisiert.
Und um noch so halbwegs die Kurve zu der Argumentation des Tierarztes zu kriegen: Mit einem kleinen angstaggressiven Hund kann man noch einigermaßen leben, mit einem großen kriegt man massive Probleme. Auch wenn ich wie gesagt nicht glaube, dass dieser furchtbare Fall so klassisch begründet war.