Ich würde Dir da auch gerne Mut machen: 7 Monate ist keine lange Zeit also es kann zukünftig noch viele Weiterentwicklungen geben. Zudem sieht man selbst, die kleinen Schritte häufig nicht, die der eigene Hund schon geschafft hat. Wenn man dann aber zurückschaut, wie die Anfänge waren, erkennt man erst, wie weit man bereits gekommen ist.
Und ja, das können Trippelschrittchen sein. Es ist aber eben kein Stillstand.
Viel viel Zeit, noch mehr Geduld, nur ganz ganz wenig arbeiten, damit genug Löffelchen für draußen da sind, wenig laufen und viel gucken und auch immer mal wieder gezielt fordern. Das ist zumindest unser Weg und für uns richtig.
Kann ich so vollumfänglich unterschreiben. Insbesondere der Faktor Zeit, gucken lassen und sich die Löffelchen für draußen aufbewahren.
Genau so klappt es bei uns gerade auch zufriedenstellend.
Und den Alltag vorhersehbar gestalten... Es ist und bleibt natürlich ein Balanceakt. Etwas fordern muss man definitiv. Sonst bleibt der Hund auf der Stelle stehen und bewegt sich niemals aus seiner Komfortzone. Das muss aber natürlich sehr reguliert passieren und wenn der Hund gerade überhaupt Kapazitäten für hat.
Wenn dein Hund zuhause und im Garten entspannen kann, denke ich schon dass es möglich ist, das langfristig auszuweiten. Besteht denn die Chance, einfach (ohne den Gedanken "Wir gehen jetzt spazieren") vor die Tür zu gehen (ich meine nicht den Garten) und einfach rumzustehen oder rumzusitzen. Quasi zur Desensibilisierung? Das evtl. nachts wenn gar nichts los ist.
Und das wirklich OHNE Zeitplan im Hinterkopf: "Nächste Woche gehen wir dann ein paar Meter". Einfach nur sein und nichts tun. Und das aber verlässlich, immer gleich über einen langen Zeitraum. Und irgendwann, wenn sie sich an der Stelle entspannt oder neugierig wird, ein paar Meter weitergehen und dort einfach sein und gar nichts tun.
In meinem Kopf müsste sie ja nur kurz innehalten und überlegen, bevor sie in Panik verfällt, damit ich irgendwas positives in sie verbal oder essbarer Natur in sie reinstopfen kann. aber das ist natürlich leichter gesagt als getan 
Nachdem ich deinen Eingangsbeitrag gelesen habe, war mein erster Gedanke: Mein HUnd ist zum Glück nicht sooo schlimm dran. Aber nun fallen mir doch Parallelen auf:
Das kopflose in Panik verfallen, ohne innezuhalten. Ohne das man überhaupt eine Chance hat, einen Fuß in die Tür zu kriegen. Quasi ein Automatismus.... Das hatte Yoshi die erste Zeit bei jeglicher Fremdhundesichtung. Egal wie weit weg der HUnd war.
Yoshi wurde sein erstes Lebensjahr an der Kette gehalten und war dann weitere vier Jahre in einem Einzelzwinger in einem ungarischen Tierheim.
Ich hab ihn nun 1 Jahr und wir machen Fortschritte. Wir sind noch laaaange nicht bei einem "normalen" Verhalten. Es ist ein extrem zäher und anstrengender Prozess... aber wir machen, langsam aber sicher, kleine Fortschritte. Definitiv.
Früher mussten wir bei Hundesichtung den Spaziergang abbrechen, weil er vor Stress gar nicht wusste, wohin mit sich. Für ihn war aber generell einfach jeder Spaziergang ein Gang durchs Kriegsgebiet. Das ist z.B. auch nicht mehr so. Solange wir seine bekannten Wege gehen, ich ihn entschleunige und wir neue Wege langsam einführen, hat er da sogar Spaß dran und ist richtig locker.
Die Verhaltenstrainerin die ich habe, hatte mir da Ansätze nahe gebracht, die tatsäclich für uns die größten Erfolge brachten. U.a. eben auch, seine Erwartungshaltung zu ändern und an Reizpunkten herumzustehen und gar nichts zu tun, damit der Hund Zeit hat seine Umgebung wahrzunehmen und einzuordnen. (Da tagsüber das Risiko zu groß war, das dort plötzlich ein fremder HUnd auftaucht, haben wir das nachts gemacht und sind tagsüber nur zum pinkeln weiter rausgefahren)
Eine weitere Parallele die mir, zu deinem Hund, auffällt: In seinem getakteten Alltag wirkt Yoshi wie ein ganz normaler HUnd. Ist frech und witzig. Er hat z.B. auch keine Angst vor Feuerwerk, das draußen knallt. Oder vor einer großen Plastiktüte dich ich auspacke.
Und dann nehme ich eine knisternde, kleine Papiertüte vom Tisch und er flüchtet plötzlich in Panik und traut sich nicht mehr zu mir. Er traut sich plötzlich nicht durch eine Tür, durch die er schon X mal gelaufen ist, weil sie einen Ticken weiter zu ist, als sonst. Oder weil die Flurtür bei meinen Eltern nicht aus Holz, sondern aus Glas, ist, will er nicht hindurch laufen. In fremde Kofferräume springt er nicht. Nur in SEINEN Kofferraum. Den mag er sogar und springt sehr gerne rein.
Kleine Veränderungen können ihn schon verunsichern. Es funktioniert wunderbar, solange die Situation für ihn kalkulierbar und bekannt ist.
in reizarmer Umgebung (mitten im Wald, einsam)
Nur als Anmerkung: Ich finde Wald ist eine sehr anspruchsvolle Umgebung was Reize angeht. Sehr, sehr viele Gerüche, die aufgrund des dichten Bewuchses, auch noch lange am Boden bleiben. Viele Geräusche (von Tieren, den Bäumen usw.) Der Hund kann, wegen der beschränkten Sicht, "Gefahren" nicht frühzeitig sehen.
Wald ist für meinen Hund z.B. sehr schwer. Ich taste mich da gerade heran aber richtig spazieren kann ich mit ihm da auch (noch) nicht. Am einfachsten fällt ihm tatsächlich Feld. Da kann er weit sehen und hat nicht das Gefühl, er könnte hinterrücks überrascht werden.