Das sind alles Sachen, die ich eigentlich in der Theorie auch weiß. Aber live und in Farbe ein Gefühl dafür kriegen, ist echt noch mal was anderes.
Bisher hatte ich Hunde (eine davon auch im Obe geführt) bei denen ich sagen konnte "langsam werden die noch schnell genug". Die musste ich zum arbeiten animieren. Das wollte ich nicht mehr und deshalb wurde es der Schäferhund.
Jetzt die Balance hinkriegen, keine Scheu vorm ausbremsen zu haben, wird dann meine ganz persönliche Challenge.
Vielen Dank für Eure Einschätzungen Hummel und QueenyQ .
Das hilft mir wirklich, denn es fällt mir noch recht schwer, einzuschätzen, ob es jetzt zu viel oder zu wenig war, oder ob es einfach nur der ganz normale Schäfer-Junghund-Wahn ist, der sie wie eine Boden-Lenkrakete durchs Leben führt.
Fürs Köpfchen mache ich mir tatsächlich wenig Sorgen, das ist auf jeden Fall genug Programm, das merke ich auch.
Ich kenn es halt nur von mir selber, daß wenn ich viel Konzentrationsarbeit hatte, ich zwar platt bin, aber das ist so ein unzufriedenes platt sein.
Und da war ich unsicher, ob es evtl noch irgendwo Dampf ablassen muß.
Die Bouviers, obwohl ja eigentlich auch Gebrauchshunde, hatten nicht ansatzweise so viel Power. Ich weiß nicht, wie oft wir sagen, "wir müssen mal den Espresso weglassen bei ihr". Aber im Grunde war das auch genau das, was wir haben wollten. Es muß jetzt nur noch in vernünftige Bahnen gelenkt werden und die sollen auf Dauer nicht über Tische und Bänke oder Runde um Runde an der Hecke lang sein.
Mit all Euren Antworten fühle ich mich jetzt schon auf dem richtigen Weg.
Ideen, wie ich sie gefahrlos auch körperlich auspowern kann?
Du könntest sie mit 11 Monaten langsam an das Fahrrad gewöhnen. Ich fang Radfahren mit meinen Hunden ab 12 Monaten an, gewöhne sie aber vorher schon langsam daran.
Wie sieht denn aus mit Fährten? Da hat sie auch was für den Kopf und die Jahreszeit ist günstig, weil die meisten Landwirte mit der Bewirtschaftung durch sind. Da bekommt man leichter die Erlaubnis. Fährten Deine Vereinskollegen? Da könntest Du dich vllt anschließen.
Ein, zwei Runden a so etwa 10 Minuten haben wir schon gedreht, tatsächlich, um ihr zu erklären, wie das später funktionieren soll. Trau ich mich ehrlich gesagt aber auch nur im hellen.
Fährten würde ich liiebend gern. Sie ist super mit der Nase unterwegs und wenn sie was sucht, hat sie von selber schon die Nase fein unten. Habs aber selber noch nie gemacht und in meinem Verein fährtet niemand. Und auch das... im dunklen?
Aber da bringst Du mich auf was. Ich habe mit unserer Bouvierhündin eine Zeit lang Mantrailing gemacht. Und so spaßmässig könnte sich ja auch mein Mann verstecken. Das soll ja nicht unsere Wettkampfsportart werden.
Ihr Lieben, ich würde mich über Input aus dem Schäfi-Alltag freuen.
Mit unserer 11 Monate alten Alva haben wir hier ein lustig aktives Pubertier sitzen.
Und meine Frage zielt auf die Auslastung mit dem zusätzlichen Problem der dunklen Jahreszeit ab.
Wir sind beide Vollzeit berufstätig, allerdings ist immer einer von uns im Home-Office zu Hause. Aaaber da müssen wir halt arbeiten. Ausgiebiges Beschäftigungsprogramm kann erst ab 17:00 starten.
Freilauf ist aufgrund von ausgeprägtem Jagdtrieb, der altersbedingt noch nicht unter Kontrolle ist, derzeit leider speziell im Dunklen nicht möglich.
Im normalen Alltagsgeschehen gehe ich morgens 45 Minuten an der Schlepp und trainiere da situationsbedingt die Leinenführigkeit und den Rückruf, einfach "locker im Vorbeifliegen" - ich denke mal, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Nachmittags geht dann mein Mann mit ihr im Schnitt 30 bis 45 Minuten im wilden Mix, das heißt mal durchs Dorf an der 2m Leine mit Alltagstraining, mal an der Schlepp durchs Feld wie es halt so auskommt.
Mal richtig fetzen und rennen ist an solchen Tagen nur im Garten möglich, was sie auch ausgiebig nutzt.
Dazu bin ich Donnertags mit ihr auf dem Hundeplatz zur Unterordnung (Ziel soll dann später Obedience sein) und samstags mittags beim "Junioren-Agility" und zwei Stunden später im Junghundekurs. Das wird jetzt aber nur noch so zwei, drei Wochen so gehen, dann sind wir aus dem Junghundekurs raus.
In unregelmässigen Abständen = so ca. einmal in 3 Wochen gehen wir eine große Runde mit befreundeten Hunden im Freilauf spazieren. Öfter klappt leider nicht, weil eben berufstätig und früh dunkel.
Das liest sich jetzt vielleicht viel, ist es ja aber eigentlich nicht.
Sich richtig körperlich auslasten kommt da ja kaum vor. Das geistige vielleicht noch eher, weil Alltagsgehorsam jetzt in der Pubertät enorm viel Kapazität vom kleinen Köpfchen verschlingt.
Und jetzt, nach 3km Text noch mal zurück zu meiner Frage: habt Ihr kreative Ideen, wie ich sie gefahrlos auch körperlich auspowern kann?
Joggen könnte ich auch im Dunkeln mit ihr, allerdings entspricht mein Jogging-Tempo in etwa gemütlichem traben beim Hund und endet bei mir bei ca. 3km.
Nach 20 Jahren Hundehaltung mit Second-Hand-Hunden (Neufundländer, 2 Bouviers aus Show-Linie) bin ich jetzt mit Schäferhund als Welpe bekommen gefühlt kompletter Newbie und sehe wahrscheinlich den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Und selbst wenn die Balance zwischen Unter- und Überforderung perfekt gelingt, toben sie trotzdem immer wieder wie tasmanische Teufel durch die Welt. Das soll so.
Die Methode hatte ich mal beiläufig bei einem Longier-Seminar von Sami El Ayachi mitbekommen.
Seine Theorie dahinter war, dass wir es für unangenehm und unhöflich empfinden, wenn der Hund uns anspringt. Ergo machen wir dem Hund im Gegenzug diese Situation ebenfalls unangenehm, sodass er es recht schnell gar nicht mehr versucht. ...
Unangenehm fand unsere das auch, es führte dann aber nur dazu, daß sie in die sie haltenden Hände gebissen hat, noch höher gekümmelt war und gleich wieder Anlauf genommen hat.
Ja, das kennen wir auch. Vor allem in Begrüßungssituationen in irgendwelche Körperteile knappsen und beim Hochspringen Kinnhaken verteilen (auch an Fremde ) würde unsere jetzt 11monatige Schäferhündin gerne tun.
Das knappsen haben wir umgelenkt auf ein Spieli. Bei uns liegen immer zwei unkaputtbare Kongs rum. Sobald der Ansatz zum knappsen kam, haben wir mit "nimm das Spieli" auf den Kong gezeigt. Mit dem in der Schnute wuselt sie dann um uns rum, beißt nicht und kann ihre Aufregung trotzdem los werden. Mittlerweile müssen wir auch nichts mehr dazu sagen, sie geht aktiv den Kong suchen und wuselt dann um uns rum.
Das anspringen ist leider noch nicht ganz weg, weil mein Mann und ich auf jeweils unterschiedliche Weise falsch dran gegangen sind. Ist eine wahre Freude bei 35kg Schwungmasse. Ich war eher aufbrausend und habe sehr geschimpft, weil ich sowas einfach massiv respektlos finde, war dabei aber auch echt angefressen und kam nicht wirklich souverän rüber. Zeterndes Frauchen führte zu noch mehr Aufgedrehtheit. Deshalb wollte mein Mann es mit ruhigem Ignorieren abstellen. Hat genauso gut funktioniert... nicht...
Was jetzt allerdings gut geht, ist sich körperlich groß machen "Brust raus, Bauch rein" und kommentarlos energisch auf Frau Hund zugehen, notfalls auch in den Sprung rein. Ja, kann weh tun, gibt aber höchstens blaue Flecken bei Hund und Mensch und einen zweiten Versuch gibts in der Regel schon gar nicht mehr.
Bei uns gab es ein paar Kilo vom gewohnten Trockenfutter und eine Decke mit dem aufgestickten Zwingernamen.
Halsband hätte ich haben können, aber bei zwei bereits vorhandenen Hunden hatten wir so viel Kram in doppelter Ausführung hier, daß ich darauf verzichtet habe.