Hallo rather_ripped,
ich bin jetzt nicht staffy, antworte aber trotzdem mal...
Ich denke, in der Situation "Hund lernt ein Komando" arbeiten die meisten von uns ähnlich wie Du jetzt - im Großen und Ganzen aufgebaut auf positive Verstärkung. Das macht es den Hunden leicht und ist sicher auch gut und richtig so.
Bei mir ist es ab einem gewissen Punkt in der Ausbildung so, dass ich ja merke "OK, dieses Kommando sitzt jetzt - auch unter großer Ablenkung".
Ab diesem Moment erwarte ich dann auch völlig selbstverständlich, dass der jeweilige Hund auf dieses Kommando prompt reagiert. Dafür wird die positive Verstärkung mit Hilfe von Lekkerlis allmählich abgebaut und durch verbale Belobigung (je nach Hund auch mal ein ihm angenehmes Streicheln oder irgendetwas adäquates für diesen speziellen Hund) ersetzt.
Aber ich lobe auch nicht den ganzen Tag vor mich hin - irgendwann wird das Miteinander zwischen HUnd und Mensch eine Selbstverständlichkeit...
Ab dem Punkt, an dem ich weiß, der Hund hat das Kommando verstanden und weiß, was in diesem Moment von ihm erwartet wird (in meinem Fall der HIer-Abruf vom Mäusebuddeln) und der Hund befolgt dieses Kommando nicht - ist für mich der Moment gekommen, in dem hund dann auch mal merken muss, dass ein Nicht-Befolgen "unangenehm" sein kann... Damit meine ich jetzt keine Strafen im Sinne von Rumschimpfen oder körperlicher Züchtigung, sondern einfach das Unangenehm-Machen dessen, was der Hund gerade lieber tut, als zu mir zu kommen...
Und dazu dient dann die "negative Verstärkung" durch den kurzen Schreckmoment des Leinenwerfens (neben den Hund!) - unter der Voraussetzung, dass die Situation vom Timing und von der Intensität der negativen Vestärkung her stimmt.
Die menschliche Variante von Strafe verstehen Hunde nicht, da geb ich Dir völlig recht.
Aber Hunde verstehen die negative Verstärkung - sie wenden sie untereinander (und - so wir sie lassen - auch uns gegenüber) an - ein Beispiel ist z. B. das Abschnappen nach vom anderen Hund mißachteten Warnknurren - im Grunde genau der "HUCH"-Effekt, den ich im genannten Beispiel durch das Leine-neben-Hund-Werfen erreiche... Das Abschnappen erschreckt den zu nahe kommenden Hund für einen Moment und er kann sich eines Besseren besinnen...
Ich werfe nicht von morgens bis abends mit Leinen um mich - sondern das ist EINE Möglichkeit, einem Hund mal klar zu machen, dass er Kommandos befolgen muss. Immer vorausgesetzt, ich verhalte mich vorher, dabei und nachher richtig, damit meine ich, dass die Intensität des negativen Verstärkers auf den Hund abgestimmt sein muss und vor allem das Timing richtig sein muss und nicht zuletzt, dass der Hund tatsächlich begriffen hat, was das Kommando bedeutet.
Negative Verstärkung ist nicht automatisch mit Strafe gleichzusetzen.
Meine Intention jeglicher Hundererziehung ist immer die, dass ich meinen Hunden umso mehr Freiheiten einräumen kann, je besser sie hören.
Nun kann und soll jeder für sich entscheiden, wie er seinen Hund erziehen möchte - aber zwischen rein positiver Verstärkung und der Strafe, die Du ansprichst, gibt es noch "negative Verstärker", die einsetzbar sind, vom Hund verstanden werden und die - individuell auf jeden Hund angepaßt - durchaus tiergerecht und auch "human" im sinne von Vermeidung körperlicher Schmerzen oder psychischen Streßes sind.
LG, Chris