Hi Chris,
vielen Dank für deine Antwort.
Ich werde in der Tat erst einmal sämtliches "Programm" einstellen und versuchen, ihr Vertrauen zu mir aufzubauen und zu festigen. WIe lang der Weg sein wird, habe ich gestern aufgezeigt bekommen.
SOOO lang muss der Weg gar nicht werden. Die ersten Anfänge sind zäh wie sonst was, aber irgendwann bald wird es einfach "Klick" machen, dann hat sie begriffen, dass jetzt alles anders ist als früher.
Da ich das Gefühl habe, dass sie weder über Stimme noch über Berührung Lob versteht, was ja auch gut möglich ist, weil beides 7 Jahre lang negativ konditioniert wurde, habe ich mir gedacht, dass ein neues, von mir eher unabhängiges Instrument zum Lob, ein neues Geräusch, also etwas was noch vollkommen neutral für sie sein dürfte, ein guter Einstieg wäre, ihr zu verdeutlichen, wann sie ihre Sache gut macht. Dazu gleich eine leichte Aufgabe, die Selbstvertrauen aufbauen soll.
Ich bin jemand, der nicht gern Hilfsmittel benutzt. Und letzten Endes ist auch der Clicker ein Hilfsmittel. ICH würde einfach die Zeit für mich arbeiten lassen. Stimmliche Motivation bei einem Hund, der das so gar nicht kennt, dauert einfach ein wenig. Aber begreifen tun sie es irgendwann alle. Ich habe den Eindruck, dass solche Hunde das verbale Lob zwar durchaus verstehen, sich aber in der Anfangszeit nicht sicher sind, ob sie es wirklich richtig interpretiert haben... Gerade, wenn Hunde sich schon öfter in menschlichem Verhalten "getäuscht" haben (weil diese widersprüchliche Signale ausgesandt haben), brauchen sie Zeit, um für sich die Frage zu klären "Meint sie, was sie ausdrückt?" und bis zum "Ja, meint sie. Sie spricht klar und deutlich, wie angenehm!!" ist es dann nur noch ein kleiner Schritt.
Wenn sie derzeit das KLICK so gar nicht einordnen kann und es sie eher noch mehr verunsichert - würd ich überlegen, ob meine Stimme nicht die bessere Wahl ist.
Meine Idee ist es, einen Kugelschreiber als Clicker zu benutzen, da das Geräusch so leise ist und den ersten Schritt der ZOS einzuüben. Pro Klick gibts mehrere Leckerlies.
Bin mit viel Enthusiasmus und Ruhe rangegangen. Habe sie vor mir absitzen lassen, habe mich vor ihr hingesetzt. Bei den ersten Klicks rannte sie unter den Tisch. Habe den Zusammenhang erkannt - ein Kuli ist länglich, er machte ihr Angst. Habe es dann noch ein paar mal weiter versucht, um ihr zu zeigen, dass nichts Schlimmes passiert, aber recht schnell machte sie alle Schotten dicht. Sie dreht dann den Kopf zur Seite und macht gar nichts mehr.
In solchen Momenten hilft wahrscheinlich nur eine "Bedenk-Pause" - wenn der Hund durch Unsicherheit "blockiert" ist und man noch keine Methode gefunden hat, dies wieder aufzulösen, hilft nur Abbruch, Pause und später ein neuer Versuch. Dabei selbst mit NOCH weniger Druck arbeiten. Unsere Angst-Hündin ist am Anfang panisch geworden, wenn sie nicht sofort kapiert hat, was ich von ihr wollte und in sich zusammengefallen wie ein Fallschirm bei der Landung.... Da half nur sofortiger Abbruch und Übergang in ein fröhliches Spiel - und selbst DAS hat einige Tage gedauert... Wir sind immer minimalistischer in unserer Körpersprache, unseren stimmlichen Äußerungen und auch in unserem Lob geworden - und haben extrem darauf geachtet, nicht körperlich ungewollt Druck zu machen, sondern Stimme, eigenen Körper zu synchronisieren, damit absolut klare Ansagen für den Hund dabei herauskamen..
Mit meiner Schwester habe ich ausprobiert, was ist, wenn ich besonders leise spreche, besonders motivierend, sie zu keiner Zeit direkt angucke, meine Hände auf den Boden lege....
Nachdem sie aber den Kopf weggedreht hatte, hatte alles keinen Sinn.
DAS würde ich einfach immer wieder von vorne ausprobieren. Leise, ruhig und ganz sachte. Wenn sie "dicht" macht, abbrechen und später entspannt wieder neu anfangen.
Nun frage ich mich, ob ich das beibehalten soll? Ob ich ihr heute Abend wieder den Kuli zeigen und sie belohnen soll?
Wenn, dann werde ich vom ZOS erst einmal wieder weg und zur normalen Clicker-Konditionierung umschwanken. Jedes Klick mit einem Leckerlie belohnen und das wahrscheinlich auch mindestens eine Woche lang festigen.
Was denkt ihr?
Im Grunde wird es egal sein, WAS Du machst, um ihr zu zeigen, dass sie etwas gut macht. Hauptsache, Du ziehst es durch.
Außerhalb der Wohnung ist sie übrigens ein ganz anderer Hund. Viel weniger zerbrechlich, eher dazu bereit auf mich zuzukommen, sich zu freuen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Wohnung bereits ein wenig "negativ" belegt ist - weil dort Eure Grundübungen stattfinden, die immer, wenn auch noch so wenig Druck auf den Hund ausüben. WIR haben fast von Anfang an unsere Wohnung als absolute "Entspannungs-Zone" erklärt. Mit Hundezonen, wo die Hunde auch absolut in Ruhe gelassen wurden/werden, wenn sie sich dorthin zurück ziehen. Das bedeutete dann auch, dass der Hund aufstehen und aktiv auf uns zukommen musste, wenn gekuschelt werden sollte.
Ich kann Dich gut verstehen, bei uns sind die Erinnerungen noch recht frisch - wie zermürbend es ist, wenn man sich soviel Mühe gibt und immer noch den Eindruck hat, zuviel Druck auf den Hund zu machen (wo jeder andere schon gar nichts mehr wahr nehmen konnte...) Wir haben phasenweise immer mal ein paar Tage komplette Ausbildungspause eingeschoben... und dann noch kleiner weitergemacht... mit jedem vergehenden Tag wird das Vertrauensverhältnis besser und die Grunderwartung des Hundes an uns Menschen realistischer und dann klappen plötzlich dinge, die vor 2 wochen noch unmöglich gewesen wären...
Sie liebt es ja, Bällchen zu spielen. Hinsichtlich ihres Jagdtriebs erscheint es mir aber sehr zweifelhaft, ob das Ballspielen förderlich ist, schließlich hetzt sie dem Ball nach (was sie auch beim Postboten tut). Allerdings ist es zur Zeit das einzige, worüber sie sich richtig freut. Das abgesehen mal von der Freue, wenn ich nach Hause komme. Sie bringt das Bällchen zu mir, gibt es aber nicht freiwillig her. Daher tausche ich gegen Leckerchen.
Sollte ich das Ballspielen einstellen?
Das ist ein kontrovers diskutiertes Thema. MEINE Meinung ist, dass ein Hund sehr wohl weiß, dass ein Ball kein Wild ist.... Mein Podenco, der sehr jagdlich veranlagt ist, darf auch Frisbee und Ball spielen und dies hat keine nachteiligen Konsequenzen auf die Abrufbarkeit bei Wildkontakt.
In DEINER Situation würde ich die Fröhlichkeit und die Entspannung, das gemeinsame Spaß haben erstmal höher bewerten, als später eventuell auftauchende Probleme wegen des Jagdtriebes. Und den Ball einfach schamlos ausnutzen - ein Hund der fröhlich spielen kann, mit mir, lernt mich doch am allerbesten kennen... Lernt, dass wir Menschen im Spiel manchmal eine "verworrene" Sprache sprechen, das alles aber nicht für voll zu nehmen ist... lernt, dass wir Menschen manchmal für Hunde bedrohliche Körperhaltungen einnehmen, dies aber einfach mal vorkommen kann, ohne dass wir es wirklich so meinen...also prima Voraussetzungen für einen Hund, uns Menschen besser kennen zu lernen...
Hier mal ein Link zu "kippeligen Spielfotos" unserer Doba..
http://wildbunchranch.wordpress.com/2009/11/09/seinen-hund-lesen/
Unserer größte Aufgabe wird jetzt erst einmal die Leinenführigkeit sein. Ich berichte, wie sie sich macht und frage, wenn es Unklarheiten gibt! 
Auch was die Leinenführigkeit angeht, habe ich recht eigene Ansichten. Meine Leinen werden immer so benutzt, als wären sie dünnste Fäden, die beim kleinsten Zug reißen. Das zwingt mich dazu, mir statt "festhalten" und dran ruckeln, andere Methoden auszudenken, wie ich dem Hund klar machen kann, was ich von ihm will....dafür ist dann der Schritt zum Freilauf wesentlich kleiner...
Aber auf jeden Fall denke ich, dass Du mit dem Training der Leinenführigkeit zunächst eine Vielzahl von weiteren Grundkommandos umgehen kannst - solange, bis das Lernen für Deinen Hund eine fröhliche Sache geworden ist.
Denn eigentlich macht Lernen ja Spaß, das muss Deine Hünding nur erst noch lernen dürfen.
Viel Erfolg!
Gruß
Anne