Zitat
In uneinsehbarem Gelände ist das sicherlich der Fall. Wir laufen jedoch bevorzugt nicht durch den Wald, sondern auf offenem Terrain und da ist es wurscht wie forsch ich unterwegs bin. Wenn Schara z.B. ein Mauseloch erbuddelt reicht es ihr, wenn sie mich aus dem Augenwinkel heraus in 300m Entfernung sieht.
Unterbindet ihr die Mäuebuddelei komplett? Fängt es da schon an?
Irgendwie deprimiert mich der Thread grad ziemlich, denn alles was ihr so beschreibt setzt die Kommunikation der Sprache voraus. Schara reagiert nicht auf Rufen, Klatschen, Pfeifen, nix.
Die einzige Möglichkeit ihre Aufmerksamkleit zu bekommen (wenn sie weit weg ist) ist, dass ich in die andere Richtung laufe.
Also darf sie rein theoretisch einfach nicht von mir weg. Das heisst dann immer an die Schleppleine. Ob sie jetzt im Umkreis von 10m an der Schlepp oder frei ist, ist ja auch egal. Rennen kann sie in dem Umkreis so oder so nicht.
Dann bleibt nur noch das Fahhrad. 
Ich schreib jetzt noch mal - bis ich mit meinem Podenco-Tier soweit war wie jetzt, hat es zwei Jahre gedauert - 2 Jahre des kontinuierlichen Aufbaus der Kommandos hier und nein unter immer schwierigeren Bedingungen und des kontinuierlichen Verbesserns des Miteinander. Das ist nichts, was von heute auf morgen geht und die 2 Jahre mit einem sehr eigenständigen Hund, dessen Mitarbeit ich mir auch erst mühsam erarbeiten musste, waren unter immerhin dahingehend optimalen Bedingungen, dass der Hund noch keine Erfolgserlebnisse in Sachen Jagd hatte. Was die relativ späte Aufnahme eines 12-wöchigen Hundes, der bis dahin mit Menschen nix am Hut hatte angeht, ist noch ein anderes Kapitel gewesen.
Sei nicht deprimiert - mach Dir den ollen Spruch "Der Weg ist das Ziel" zu eigen.
Leute mit perfekten Hunden - die haben nichts, woran sie arbeiten müssten.
Wie grottenlangweilig!
Kommunikation zwischen Hund und Mensch muss ja erstmal von beiden gelernt werden. Wir Menschen neigen aus Hundesicht zu Unklarheiten und Nuscheln.
Fang damit an, ganz präzise Kommandos zu nutzen.
Nicht - jetzt komm aber mal weiter, ich muss zum Dienst, hab Hunger, muss aufs Klo, sondern einfach "XY - weiter".
Das macht es dem Hund schon mal um Klassen leichter.
Mein, was Du sagst und setz es, wenn Du es gesagt hast, auch durch.
Hast Du z. B. "XY weiter" gesagt und der Hund hat Bohnen in den Ohren - gehst Du hin - nicht böse oder genervt, der Hund muss es ja erst noch lernen dürfen - und holst den Hund am Mauseloch ab. Dazu kannst Du Deinen Fuss auf das Mauseloch stellen, anleinen, noch ein einziges mal fröhlich "XY, weiter" sagen und los.
Mäusebuddeln ist und bleibt eine zeitraubende Angelegenheit.
Wenn Du es nicht möchtest, ist es für Deinen Hund völlig ok, wenn Du ihm das klar machst.
Wenn Du alle Zeit der Welt hast - kann Dein Hund natürlich nach Mäusen buddeln. Da kann man dem Hund das genauso klar signalisieren, dass er jetzt darf.
Bei uns hat sich z. B. wenn wir draussen sind, das Wort Pause eingebürgert. Chris raucht dann eine - die Hunde können buddeln. Genauso, wie die Hunde drinnen am Abstellen der Kaffeetasse erkennen, dass es jetzt raus geht, erkennen sie am Ausdrücken der Zigarette im Gras, dass die Pause jetzt vorbei ist. DAs sind einfach klare Signale für die Hunde, die immer gleich bleiben. Und es ist dem Hund völlig egal, ob es bestimmte Handlungsabläufe von Dir sind oder bestimmte Worte.
Kommunikation mit einem Hund, der das erst noch lernen muss, ist in Deiner Nähe für den Hund deutlich leichter, als weiter entfernt.
Betrachte die Ansprechbarkeit des Hundes einfach als einen ganz normalen Ausbildungsschritt. Beim Sitz übt man auch erst nur für einige Sekunden. die Steigerung kommt nach und nach, sowohl, was die Dauer, als auch was die Ablenkung angeht.
Die Aufmerksamkeit Deines Hundes kannst Du ganz gezielt erarbeiten.
Bei unserem Neuzugang hab ich die ersten Wochen dafür genutzt, den Hundenamen als "Schau mich an" aufzubauen.
Hund trappselt vor mir auf der Wiese, sieht sich nach mir um, großes Lob. "XY, fein". Man kann das "Sich umsehen" provozieren, indem man merkwürdige Geräusche von sich gibt, ich habe ab und an einen anderen Hund zu mir gerufen, das zieht den Neuen mit - und immer wieder großes Lob. Jedes sich zu mir umsehen und jedes von sich aus ankommen wird konsequent mit "XY fein" gelobt und beim Kommen von sich aus gibt es sogar noch was Leckeres.
WEnn der Hund allmählich weiss, dass ER XY ist, kann man anfangen, den Namen einzusetzen. Schaut der Hund einen dann an - großes Lob. Das kann man auf ein paar Meter Entfernung machen - dann ist das Lob verbal, das kann man machen, wenn der Hund bei einem ist, auch drinnen, und dann gibts auch wieder was Leckeres.
Da lernt der Hund in allerkürzester Zeit, dass es was Gutes ist, zu seinem Menschen zu schauen. Er wird es immer öfter tun und er wird auch öfter mal einfach nur so kommen - denn da kann hund auch mal was Leckeres abstauben. Damit legt man den Grundstein dafür, dass der Hund sich allmählich immer mehr an einem orientiert. Die Fütterei kann man im Laufe der Zeit wieder abbauen oder nur noch sporadisch was geben.
Damit hast Du die Grundlage für Eure Kommunikation geschaffen, nämlich einen Hund, der gern von sich aus Kontakt zu Dir aufnimmt und einen Hund, der weiss, dass er Blick-Kontakt zu Dir aufnehmen soll, wenn Du seinen Namen sagst.
Und dann bekommst Du auch ganz allmählich einen Hund, der auch draussen gern in Deiner Nähe ist - weil er gelobt wird, wenn er von sich aus kommt und weil er sogar gelobt wird, wenn er Dich anschaut.
Und spätestens dann empfindet kein Hund es als "schlimm" wenn er beim Spaziergang in Deinem direkten Einflussbereich bleibt. Dann macht er es sogar freiwillig. Die Schleppleine ist ja nix Schlimmes, die Schleppleine ist nur eine Sicherung zugunsten des Hundes.
Das Dich-Ansehen des Hundes, wenn Du seinen Namen sagst, kannst Du an der Schleppleine für eine weitere Intensivierung des Aufmerksamkeits-Trainings nutzen. Du sagst den Namen, der Hund sieht sich nach Dir um und Du änderst die Richtung, in die Ihr geht. Ich lasse keinen meiner Hunde beim Trainieren der Leinenführigkeit in die Leine rennen, sondern ich gebe ihnen immer ein wenig Hilfestellung, indem ich sie dazu bringe, mich anzusehen. Und gerade die Schleppleine soll ja auch nur eine Sicherung sein, von der der Hund möglichst wenig merkt.
Dann kann der Hund mir völlig problemlos auch beim Haken-Schlagen folgen und ich habe wieder die großartige Möglichkeit, ihn zu loben wie blöd.
Mach es Deinem Hund bei etwas Neuem am Anfang immer so leicht wie möglich - dadurch kommst Du zum Loben, Dir und dem Hund macht es Spaß, weil es kaum eine Fehlerquote gibt und glaub mir, nichts ist motivierender, als wenn Hund einen begeistert anschaut und für kleine Mini-Schritte ehrlich gelobt werden kann.
Wenn man in eine blöde Situation kommt, in der die bisherige Ausbildung noch nicht ausreicht - grad am Anfang - wenn der Hund noch nicht viel kann, mach ich es so, dass ich die "kommandolos" irgendwie umschiffe. Finde ich nur den allerkleinsten Ansatz eines gewünschten Verhaltens, wird gelobt. Benimmt der Hund sich völlig daneben, weil er es noch nicht besser weiss, gibts ein automatisch leicht schärferes, aber nicht böse ausgesprochenes "Lasss dassss", wichtig ist nur, dass er sein Verhalten bewertet bekommt. Zeigt der Hund sich handlungsunsicher, wird ihm mit irgendwas geholfen, mit dem er schon was anfangen kann. Und wenn ich nur den Namen sage und der Hund schaut mich an - hab ich schon wieder ein Verhalten, das ich belohnen kann.
Gelobt wird wirklich alles, was ich so oder so ähnlich haben will, mit "lassss dasss" belegt wird nur absolutes Fehlverhalten - als Beispiel, unser Neuzugang ist bereits auf niedrigem Level leinenführig, sein persönliches Level 10 sind Katzen. Geht er an der Leine manierlich an Katzen vorbei, wird gelobt, springt er in die Leine Richtung Katze, gibts ein Lasss dasss, sobald die Leine locker ist, wird wieder gelobt. Das "Lasss dasss" hilft mir, das Nein nicht zu "versauen", ich muss kein Nein in einem Moment sagen, von dem ich weiss, dass der Hund das noch nicht kann.
In der Anfangszeit habe ich um Klassen mehr Aufmerksamkeit meinerseits bei meinem Hund - eben, damit ich alle möglichen Verhaltensweisen von ihm für ihn "bewerten" kann. Das relativiert sich im Laufe der Zeit wieder, weil der Hund irgendwann immer besser weiss, was wann von ihm erwartet wird und innerhalb welchen Rahmens er sich doch dann frei bewegen kann.
Das braucht Geduld - aber man kommt dabei auch in kleinen Schritten immer weiter, so dass auch man selbst immer wieder kleine Erfolgserlebnisse hat, die einen motivieren. Und dann macht es wieder beiden Spass.
Unser Neuzugang wusste nach etwa drei Wochen den ungefähren Aktionsradius um mich rum, innerhalb dessen er sich frei bewegen darf, ohne abgerufen zu werden. Das geht ja auch an der Schleppleine, ist sie 10 Meter, ist der Aktionsradius des Hundes 9 Meter. Dann kommt Ihr nicht in die Bredouille, die Schleppleine voll ausnutzen zu müssen oder den Hund einfach nur per Leine an irgendwas zu hindern. Einfach, weil er ab einer bestimmten Entfernung immer angesprochen und zurückgerufen wurde. Ab dann hat er sich in einer bestimmten Entfernung von mir jeweils zu mir umgedreht - und da geht es dann auch prompt weiter mit der Ausbildung, denn dann kommen weitere Möglichkeiten an Kommandos ins Spiel - ein Kopfnicken, eine vorausschickende Handbewegung, ein Wort. Aber im Unterschied zum Anfang, hat der Hund nachgefragt, hat sich an mir orientiert.
Versuchs einfach mal - da ist nichts deprimierendes dran. Es macht sogar Spass. Und die Belohnung irgendwann in weiterer Ferne, ist ein Hund, der sich auch in doofen Momenten zu Dir umdreht, ansprechbar bleibt und "nachfragt", was er jetzt tun soll/darf und dem das sogar einen Riesen-Spaß macht, weil er nämlich dafür immer wieder verbal bestätigt wird.
Ehe mir die Finger abfallen, hör ich jetzt mal auf.
Aber MIR macht gerade die Anfangszeit mit einem neuen Hund sehr viel Spass - jeder ist den entscheidenden Hauch anders oder bringt andere Baustellen mit. Zusammen mit dem Hund was zu erarbeiten und immer mehr zusammenzuwachsen und eine immer feinere Kommunikation aufzubauen, ist einfach was Tolles.
Dein Hund macht momentan draussen, was er will, weil er keine Ahnung hat, dass Du es gern anders hättest.
LG, Chris