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Was hast du denn als Tip aus dieser Abhängigkeit heraus zu kommen?? Das ist mir noch nicht ganz klar wie ich das machen soll?! Würde mich freuen wenn du mir noch mal mehr dazu schreiben kannst.
Ihr macht das ja schon auf der einen Schiene sehr gut - das Weggehen bestätigen. Nur ist das Weggehen im Moment für Euch noch synonym mit "hinter meinen Menschen verstecken", dabei würde es ja oft schon reichen, ein paar Meter zur Seite zu gehen. Bis ein Angsthund DAS aber alleine schafft, das dauert einfach seine Zeit.
Ähnlich hatten wir es bei uns im vergangenen Jahr mit der dementen alten, tauben Hündin, die die anderen Hunde durch ihr Wandern "genervt" hat, die ihnen manchmal zu nahe gekommen ist und die ja dummerweise das warnende Knurren weder hören, noch demenz-bedingt überhaupt hätte umsetzen können.
Da ist aus dem warnenden Knurren der anderen situativ der Auslöser geworden, dann einfach aufzustehen und sich woanders hinzulegen. Das haben wir bei vier völlig verschiedenen Hunden einfach dadurch hinbekommen, dass wir beim warnenden Knurren eines der anderen Hunde diesen woanders hingeschickt und dafür dann ganz toll gelobt haben. Nach einer Weile (bei uns waren es wenige Wochen) "ritualisiert" sich das und die Hunde führen dieses Verhalten eigenständig aus - Ömchen hat genervt, es wurde gebrummelt/geknurrt, Hund steht auf, geht woanders hin. Das war ja auch so ein Moment, wo ein Schnappen aus Hundesicht zwar völlig "normal" gewesen wäre, aber wir konnten und wollten das Ömchen nicht noch zusätzlich verwirren, indem wir sie von den anderen trennen und in anderen Räumlichkeiten unterbringen. (In der Anfangszeit hatten wir zur Sicherheit noch Holzbalken vor den Liegeplätzen der Großen ausgelegt - Holz riecht sehr intensiv und war auch für die alte, sinnesgetrübte Hündin noch erschnupperbar, diese Balken haben sie ein wenig auf Abstand gehalten, konnten aber irgendwann dann auch wieder weg)
Und die andere Schiene ist einfach die, dem Hund immer wieder neue Aufgaben zu stellen, ihm immer wieder was neues beizubringen, mit ihm zusammen Situationen bewältigen und ihn Situationen mit unserer Hilfestellung allein bewältigen zu lassen. Die Tellington-Arbeit ist gerade für ängstliche Hunde sehr hilfreich - denn Selbstbewußtsein ist nicht nur eine "psychische" Frage, sondern tatsächlich auch eine körperliche. Viele Angsthunde sind sich ihres eigenen Körpers nicht bewußt (im Angsthund-Thread hab ich da mal was längeres zu geschrieben - Körperarbeit, Bodenübungen für Angsthunde und wie das wirkt) und "sich selbst nicht bewußt sein" HAT auch was mit Selbstbewußtsein zu tun.
Das Buch "Tellington-Training für Hunde" ist da ganz nützlich.
Ihr seid da auf jeden Fall auf dem rechten Weg - nur man unterschätzt manchmal den Faktor Zeit, die es braucht, um weiterzukommen. Ein Hund, der Zeit seines Lebens ein hilfloses, ausgeliefertes Geschöpf war, dem womöglich noch seine Kommunikation "ausgetrieben" worden ist, der braucht seine Zeit, bis er leidlich "normal" sein kann - das ist ja fast eine Gehirnwäsche, die wir da unternehmen, da ändert sich die ganze Persönlichkeit eines Lebewesens.
LG, Chris