Sodele. Ich bin ausgeschlafen 
Geordy ist ein KHC aus ordentlicher VDH-Zucht. Kann sein, dass irgendwo vor Generationen mal ein Amerikaner durchgehopst ist, hab ich nicht mehr im Kopf. Seine Ahnentafel zeigt nur Briten und Skandinavier.
Ich schicke mal vorweg, dass er ein sehr aktiver, bewegungsfreudiger Hund ist, der im Normalfall sehr leichtführig ist, eine hohe Motivation mitbringt, auch mit bald 9 Jahren manchmal total albern ist, schnell lernt, bezüglich Leinenführigkeit und Jagdtrieb ein totaler Selbstläufer ist und wahrscheinlich noch ein Dutzend andere gute Eigenschaften hat, die ich so selbstverständlich finde, dass ich immer vergesse, sie zu erwähnen.
Er hat allerdings auch deutlich in die Mistekiste gegriffen und das ist nach den rosaroten Züchterseiten ja mal gefragt.
Als Junghund mußte Geordy Ruhe lernen, machbar und erfolgreich, aber mit Zeit und Aufwand verbunden.
Er hatte Probleme mit verschiedenen Untergründen, Engstellen (Brücken, Fahrstuhl), Brücken, wo man runter gucken kann, vielleicht noch das ein oder andere, was ich jetzt vergessen habe. Das sind alles Dinge, die er gemeistert hat und wo er heute auch keine Probleme mehr mit hat. Aber das war noch etwas aufwendiger als Ruhelernen
und wenn man vorher nie einen Hund hatte, der wie ein Esel vor einer Brücke stand und sich keinen Millimeter bewegt, dann guckt man auch ziemlich doof aus der Wäsche.
Auch Geordy ist extrem außenfokussiert. Ich sage immer, der hat 95.000 Antennen für die Umgebung und nutzt die allesamt. Zu Junghundzeiten hat das dazu geführt, dass er mit der ganz normalen Umgebung völlig überfordert war und diese Überforderung hat er dann stimmgewaltig kundgetan. Auch das hat er aber zum größten Teil lernen können. Er ist heute noch manchmal gestreßt, wenn es um größere Veranstaltungen geht. Seine Stimme hat er dabei jetzt im Griff und er schafft es auch sich zwischendurch entspannt abzulegen. Ebenfalls kann er sich dann zeitlich begrenzt auf seine Aufgabe konzentrieren und Leistung bringen. Aber das war ein wirklich langer Weg.
Was an diesen Dingen, die er so mühsam geschafft hat, ganz besonders positiv für mich ist, ist seine offensichtliche Freude darüber. Der strahlt wie ein Honigkuchenpferd und man hat den Eindruck er würde ganze Zentimeter wachsen.
Kommen wir zu den Dingen, die uns erhalten geblieben sind und die er wohl auch nicht mehr ablegen wird.
Er ist extrem sensibel. Er ist kein eingeschüchtertes Mäuschen, das darf man nicht verwechseln. Er ist schon frech und hat eigene Ideen und will sich auch gern mal über eine bekannte Regel hinwegsetzen. Aber er reagiert extrem auf meine Stimmung oder sonstige Ungemach.
Mit einem Ballspiel kann man Geordy z.B. sehr schnell hochdrehen und so kam es, dass er mir als Junghund dabei mal voll Schmackes in den Arm gehapst hat. Ich hab aus dem Bauch heraus losgebrüllt, hat halt echt weh getan. Geordy hat mir dann für 3 Wochen keinen Ball mehr gebracht. Das Hochdrehen liegt natürlich in meiner Verantwortung. Aber grundsätzlich ist es bei Geordy so, dass ich mich immer unter Kontrolle haben muß und kein Fitzelchen einer negativen Emotion blitzen lassen darf. Der macht sonst dicht und ist nur mühsam wieder zu überreden. Das betrifft übrigens auch den ganz normalen Alltag. In der Küche brüllen, weil was runtergefallen ist oder angebrannt oder sonst ne Lapalie... alles gestrichen.
Ganz aktuell hatte Eddie ein akutes Wirbelsäulenproblem und hat vor Schmerzen geschrien. Mein Mann und ich waren natürlich in Sorge mit den dazugehörigen Emotionen. Geordy war total haltlos und hat nur noch zitternd dagestanden. Letztendlich ging es ihm schlechter als Eddie.
Und Geordy ist einer der Collies mit hoher Geräuschempfindlichkeit, die zu Sylvester oder ähnlichen Geschichten (Fußballweltmeisterschaft! ganz böse!) ohne Medikamente nicht durchstehbar ist. Er bekommt dafür seit 2 Jahren (natürlich nicht durchgängig) Alprazolam, was es endlich auch etwas trainierbar macht. Das diesjährige Schützenfest haben wir ohne Medikament schaffen können. Allerdings wird er das in diesem Leben nicht mehr schaffen, ganz ohne auszukommen. Da bin ich ganz realistisch. Vergesellschaftet ist damit natürlich auch Gewitter und Sturm. Ich brauch eigentlich keine Unwetterzentrale, ich brauch nur den Hund angucken.
Ich gucke jetzt mal, ob ich den Roman noch abschicken kann und dann schreib ich noch was zu Fin.