Kevin Wilson – Hier gibt's nix zu sehen / Nothing to see here
"Lillian und Madison waren ungleiche und doch unzertrennliche Freundinnen im Elite-Internat Iron Mountain – bis Lillian nach einem Skandal unerwartet die Schule verlassen musste. Seitdem haben sie kaum voneinander gehört. Doch jetzt braucht Madison Hilfe: Ihre Zwillingsstiefkinder sollen bei der Familie einziehen, und Madison möchte, dass Lillian sich um die beiden kümmert. Der Haken: Die Kinder gehen spontan in Flammen auf, wenn sie aufgeregt sind. Im Laufe eines schwülen, anstrengenden Sommers lernen Lillian und die Zwillinge, einander zu vertrauen – und cool zu bleiben. Überrascht von den eigenen intensiven Gefühlen und ihrem erwachenden Beschützerinstinkt bemerkt Lillian, dass sie die seltsamen Kinder genauso dringend braucht, wie diese sie brauchen."
Das Buch wird beschrieben als "mit scharfzüngigem Witz, viel Herz und bestechender Zartheit erzählt Kevin Wilson eine höchst ungewöhnliche Geschichte über elterliche Liebe und Kinder mit bemerkenswerten Fähigkeiten", dem ich nur teilweise zustimmen kann. Die Sprache, das mag evtl. auch an der deutschen Übersetzung liegen, klingt wirklich seeehr nach Jugendliteratur, obwohl die Protagonistin Anfang 30 ist. Der "Witz" findet sich eher in der Wahl von, meist unpassend übertriebenen, rauen Worten, das "viel Herz" beschränkt sich auf die wenigen Sätze, die das Wort Liebe im Kontext der Kinder enthalten. Im Großen und ganzen bleibt das Buch oberflächlich mit einigen ausgesuchten, vom Ton her wesentlich düsteren, aber nicht weiter ausgearbeiteten, Themen. Lillian ist ein interessanter, skurriler, oft wütender Charakter, aber sehr verzeihend gegenüber den Ungerechtigkeiten, die ihr zustoßen und mMn demnach etwas unglaubwürdig, was wohl unterstreichen soll, dass sie ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden hat. Dennoch werden ihr zwei 10-jährige aufgehalst, die einen schweren Start hatten und alle finden das gut, weil jemand anderes die Verantwortung übernimmt, jemand der dem aber noch nicht gewachsen ist.