Beiträge von Estandia

    Lest ihr Bücher mehrmals?

    Nein. Habe ich auch gar nicht die Zeit für, wenn ich sehe, was ich noch so alles lesen will. E-Books lösche ich Tatsache nach dem Lesen und physische Bücher hebe ich eh nicht auf.


    Was macht ihr mit den "besonderen" Büchern?

    Besondere Bücher sind für mich eigentlich nur Gebundene Bücher, die ich zum vollen Preis gekauft habe und die auch noch fantastisch aussehen. Aber auch davon kann ich mich leicht trennen, da ich kein Bedürfnis habe, irgendetwas zu sammeln oder im Regal "auszustellen".

    Wie habt ihr eure Bücher sortiert? Habt ihr eure Bücher sortiert? Warum so, was sind eure Vorteile und Nachteile dafür?

    Ich sortiere nicht. Die Bücher stehen wie sie ins Regal passen. Hier mal beispielhaft




    Wenn überhaupt versuche ich Sachbücher beisammen zu lassen.


    Bücher, die ich aktuell/im Monat lese/lesen will wandern auf meinen Schreibtisch.


    Die gelesenen Bücher liegen in einem Karton fernab des Regals, da ich keine Bücher aufhebe. Entweder werden sie weiterverkauft oder verschenkt. Ansonsten bin ich Excel-Fan und hab meine Bücherbibliothek online angelegt, so weiß ich welche Bücher ich nur als Hörbuch oder nur als E-Book habe, auch meine Fortschritte vermerke ich da und weiß wie viele Seiten ich pro Tag lesen müsste, um zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe.

    Margarite García Robayo – The Delivery / Das Paket


    "Eine junge Kolumbianerin versucht, Klarheit in ihr Leben zu bringen, in dem ein unzuverlässiger Geliebter, ein launischer Arbeitgeber, eine überforderte Freundin, misstrauische Nachbarn und eine diebische Katze kommen und gehen. Sie schreibt Texte für eine Werbeagentur und hofft auf ein Stipendium. Doch nichts ist sicher. Da fehlte gerade noch, dass ihre Mutter aus einem Paket springt und andauernd gute Ratschläge gibt. Ein hintergründiges Spiel beginnt: Ist die Mutter wirklich da oder ist sie nur eine Halluzination?"


    Unsere namenlose Erzählerin ist neu in einer Stadt, die anders und weit weg ist, von dem was sie als ihre Heimat bezeichnet aber sich nicht so anfühlt. Da ist der Hausmeister, der sauer ist, dass die Couch beim Einzug nicht durch die Tür gepasst hat und dass das nun ein großes Paket seit zwei Tagen im Hausflur steht und nicht in der entsprechenden Wohnung, so benimmt man sich hier schließlich nicht. Da ist die eigene Schwester, die das Paket geschickt hat, wie so viele andere davor, aber über dieses kein Wort in dem Zoom-Meetings verloren hat. Und da ist dann plötzlich die Mutter in dem kleinen Zwei-Zimmer-Apartment zu Gast, eine Mutter die in der Kindheit abwesend war, nicht tun konnte, was Mütter sonst so tun und nun ist sie da und kocht und geht spazieren und bestückt den Kühlschrank. Es ist als hätte man einen Gast, den man nicht eingeladen hat, der aber schon immer da war.


    Tolle Prosa, schöner trockner (dunkler) Humor. Thematisch geht es um die Themen Einwanderung und Verdrängung, Identität und Zugehörigkeit, Familiendynamik, Culture Shock, Nostalgie und Erinnerung, Widerstandsfähigkeit und Anpassung. Ich fand es war ein großartiges, nuanciertes Porträt der persönlichen und emotionalen Aspekte der eingewanderten Protagonistin, mit einer komplexen Geschichte über ihre Herkunft, Erwartungen und Ängste.


    Ashley Audrain – The Push / Der Verdacht


    "Blythe Connor ist fest entschlossen, ihrem neuen Baby Violet die warme, tröstende Mutter zu sein, die sie selbst nie hatte.

    Doch mitten in den anstrengenden ersten Tagen der Mutterschaft ist Blythe davon überzeugt, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt – sie verhält sich nicht wie die meisten Kinder. Oder ist das alles nur in Blythes Kopf? Ihr Mann Fox meint, sie bilde sich alles nur ein. Je mehr Fox ihre Ängste zurückweist, desto mehr beginnt Blythe an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Dann wird ihr Sohn Sam geboren – und mit ihm hat Blythe die glückliche Verbindung, die sie sich immer mit ihrem Kind vorgestellt hat. Selbst Violet scheint ihren kleinen Bruder zu lieben. Doch als sich das Leben, wie sie es kennen, in einem Augenblick verändert, zwingen die verheerenden Folgen Blythe dazu, sich der Wahrheit zu stellen."


    Ein ungeschöntes und raues psychologisches Thriller-Drama, das sich mit der Komplexität der Mutterschaft, dem Trauma zwischen den Generationen und den dunklen Seiten des Familienlebens auseinandersetzt. Erzählt aus Blythe's Perspektive mehr oder weniger an ihren Mann gerichtet, die sich mit ihren Erfahrungen als Mutter und der damit verbundenen Belastung für ihre psychische Gesundheit und ihre Ehe auseinandersetzt. Strukturiert ist das Buch als eine Reihe von Erzählungen, einmal Blythe's aktuelles Leben und dann Reflexionen über das Leben ihrer eigenen Mutter und Großmutter. Hier gibt es dann diese ungeschönten Einblicke in die zyklische Natur familiärer Traumata und die ererbten Verhaltensmuster, die Blythes Einstellung zur Mutterschaft beeinflussen. Die wenigen Seiten über die Mutter und Großmutter (mit ihren jeweiligen Kindern) waren teils echt unangenehm. Sehr interessant aber auch die Rolle der Väter/Männer in diesen Beziehungen. Glaube das größte Thema ist einfach "Nature vs. Nurture", wie viel bekommen wir in die Wiege gelegt und wie viel Macht haben wir bei der Erziehung unserer Kinder.

    Ich bin daheim und stecke auf dem Bauch liegend im Vorratskabuff fest, in das ich krauchen musste, um an meine Lieblingspuppe zu kommen.

    Ich stecke fest, bekomme kaum Luft, es ist feucht und dunkel und meine Mutter hat die Tür hinter mir zugehauen und ist Fernsehgucken gegangen.

    Laura Purcell – The Silent Companions / Die stillen Gefährten


    England, 1865.

    Elsie ist frisch verheiratet, aber auch frisch verwitwet. Im Begriff ihr Jahr der Trauer zu beginnen, zieht sie mit Sarah, der Cousine ihres verstorbenen Mannes, in das alte Herrenhaus seiner Ahnen ein, will sie hier doch ihren Mann zur Ruhe betten und ihre Schwangerschaft durchstehen. Die wenigen Bediensteten sind argwöhnisch und wortkarg, die Leute der Umgebung feindlich gesinnt. Elsie hat große Not sich an das desolate Haus und die unerfahrenen Beschäftigen zu gewöhnen, da findet sie eines Nachts auf dem Dachboden ein 200 Jahre altes Tagebuch, nebst einer lebensgroßen Holzfigur, wie sie im 17. Jahrhundert vielfach als Dekorationen verwendet wurden. Diese Holzfigur sieht Elsie allerdings erstaunlich ähnlich ...


    In drei Zeitebenen wird hier eine recht spannende und komplexe Gothic Horror/Mystery-Geschichte erzählt, die stilsicher mit einem guten Tempo und so einigen Twists daherkommt. Man fängt an niemandem zu trauen und verdächtigt irgendwann jeden. Das Ende fand ich zufriedenstellender als bei "Der Schattenriss", da hier die lange Entwicklung der Geschehnisse besser herausgearbeitet war.

    Nachdem mir meine Social-Algorithmen jenes unten genannte Buch immer wieder vorgeschlagen haben, habe ich mir gestern das Hörbuch gegönnt, fantastisch gesprochen von Robert Stadlober.


    Stefanie vor Schulte – Junge mit schwarzem Hahn


    "Der elfjährige Martin besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist. Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine Begabungen anzuerkennen. Als Martin die Chance ergreift und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er."


    Ein Märchen... hier und da slapstick-komisch, überwiegend aber unglaublich böse und dunkel. Irgendwie in einer dystopischen mittelalterlichen Welt angesiedelt, oft hoffnungslos, am Ende sehr hoffnungsvoll. Ein komplexer, nachdenklich machender Gesellschaftskommentar. Das Büchlein kann sich problemlos bei den besten Büchern meines bisherigen Lesejahres einreihen.