Beiträge von Estandia

    Edgar Allen Poe – Horrorgeschichten


    Etwas für die dunkle Jahreszeit :ugly:

    Enthalten sind die Geschichten

    • Der Fall des Hauses Ascher
    • Das verräterische Herz
    • Ligeia
    • Die Maske des roten Todes
    • Manuskriptfund in einer Flasche
    • Berenice
    • Grube und Pendel
    • Das Gebinde Amontillado
    • Der schwarze Kater
    • Das vorzeitige Begräbnis
    • Das ovale Porträt

    Die Geschichten sind an sich alle nicht sehr lang und wenn man mehrere hintereinander liest, so erkennt man schnell, dass sich (Spannungs)Aufbau und Themen ähneln und wiederholen. Überraschend aber fand ich, da ich noch nie irgendwas von Poe gelesen habe, die wirklich sehr dunklen und teils echt fiesen Themen, die erforscht werden. Oft geht es um den Tod, mentale und körperliche Gebrechen, Obsessionen, Gewalt, Rache und den mannigfaltig beschriebenen Niedergang der eigenen Psyche.

    Rebecca Wait – I'm sorry you feel that way / Meine bessere Schwester


    "Als Erwachsene müssen die Schwestern Alice und Hanna mit vielem fertigwerden – nicht nur mit Enttäuschungen in der Arbeit und in der Liebe, sondern auch mit immer komplizierteren Spannungen und Unausgesprochenem in der Familie. Ihr Leben sieht dem, das sie sich immer vorgestellt hatten, erschreckend unähnlich. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, ihre zerrüttete Beziehung zueinander zu reparieren und einen Weg zu finden, mit ihrer dominanten Mutter umzugehen. Sie müssen herausfinden, ob das Leben wirklich mehr ist als eine Tragödie mit ein paar lustigen Momenten – wie Hanna es ausdrücken würde."


    Thalia beschreibt das Buch als "fesselnden und psychologisch packenden Roman über komplexe Familienverhältnisse und die Tücken von Geschwisterbeziehungen", was wirklich gut hinkommt. Hier wird eine Familie in wechselnden Sichtweisen seziert, die versucht einen schwierigen, sehr steinigen Weg zu meistern. Das Buch behandelt Themen wie Familienloyalität, psychische Gesundheit, Generationentraumata und die Komplexität der Selbstidentität. Es befasst sich mit der Schwierigkeit, familiären Mustern zu entkommen, insbesondere angesichts der elterlichen Manipulation und unbehandelter psychischer Probleme. Durch die gegensätzlichen Perspektiven von Alice und Hanna untersucht der Roman, wie zwei Menschen dasselbe Trauma erleben und dennoch mit völlig unterschiedlichen Perspektiven daraus hervorgehen können.

    Darüber hinaus ist der Roman eine fesselnde Erkundung der menschlichen Widerstandsfähigkeit. Er schildert den Schmerz und manchmal auch den (schwarzen) Humor, wenn es darum geht, sich aus toxischen Kreisläufen zu befreien, und untersucht gleichzeitig die Bande, die Menschen an ihre Familien binden, selbst wenn diese Bande Leid mit sich bringen.


    Ich war von allen Charakteren fasziniert, gerade von der manipulativen, toxischen Mutter und ihrer Geschichte. Das Aufwachsen der Geschwister ist super komplex und interessant, die sozialen Interaktionen miteinander und der Mutter sind oft angespannt und unangenehm, die Schulzeit schwierig durch Defizite aus der Kindheit. Die Nebencharaktere wie der Bruder, der Vater oder romantische Beziehungen der Geschwister sind facettenreich und spannend.

    Lucy Barker – The Other Side of Mrs Wood


    "Mrs. Violet Wood ist Londons führendes Medium, eine Frau von höchstem Ehrgeiz, deren einzigartige Fähigkeiten ihr die Bewunderung und das Vertrauen der Londoner Elite eingebracht haben. Mrs. Wood ist in der Tat eine kluge und begabte Seherin, die wie keine andere vorhersagen kann, was ihre wohlhabenden Gönner aus dem Jenseits hören wollen.

    Doch die Zeiten ändern sich. Erstens hat ein neugieriger Zeitungsmann damit begonnen, falsche Medien in ganz London zu entlarven. Viele von Mrs. Woods Freunden sind seinen gnadenlosen Anschuldigungen zum Opfer gefallen. Schlimmer noch, obwohl Mrs. Woods monatliche Séancen immer noch gut besucht sind, hat sie festgestellt, dass es schwieriger geworden ist, neue Kunden zu gewinnen. Es gibt Gerüchte aus Amerika über Medien, die Vollgeister materialisieren. . . . Wie lange wird sich ihr Publikum noch mit wackelnden Tischen und Kerzentheatralik zufrieden geben?

    Dann, bei einer von Mrs. Woods routinemäßigen Versammlungen, hört sie das schrecklichste aller Geräusche - ein Gähnen. Als ein süßes Mädchen mit einem unheimlichen Talent für das Handwerk vor ihrer Tür auftaucht, beschließt Mrs. Wood, dass ein Schützling genau das Richtige wäre, um ihre Marke aufzupeppen. Aber ist Emmie Finch wirklich das naive Mädchen, das sie zu sein scheint? Oder hat Mrs. Woods eigener Untergang endlich an die Tür geklopft?"


    Wunderbare, mit schwarzem Humor durchzogene, viktorianische Gothic Fiction. Eine sehr konsequente, ganz bei sich bleibende Charakterstudie. Mrs. Wood ist fantastisch, für alles was sie verkörpert, die Nebencharaktere sind komplex und interessant, die Dialoge teils saukomisch und sehr herzlich. Ich fand auch die vielen Hunde und Katzen, die vorkamen, super. Da haben Mrs. Woods Besucher Pullis mit Katzenhaaren an oder zu Hause wartet eine Schar Terrier, mir war das total sympathisch.


    Das Buch erforscht die Themen Ehrgeiz, Authentizität und Täuschung, Glaube und Skepsis, vor allem aber die weibliche Handlungsfähigkeit in einer von Männern dominierten Gesellschaft, in der Mrs. Wood und Emmie Finch ihre Fähigkeiten nutzen, um in einer Welt, die sie oft unterdrückt, unabhängig zu werden. Ganz stark fand ich die Darstellung von Freundschaften unter den Frauen und die Unterschiede zum Klientel. Das Ende war sehr herzerwärmend.

    Habt ihr schon mal eine Euthanasie zuhause erlebt oder Berichte gehört, wie es abgelaufen ist?

    Wir haben Böki zu Hause gehen lassen. Hier in der Hauptstadt gibt es Felmo. Den Service hab ich praktisch für alles Notwendige die letzten zwei Jahre genutzt. Eingeschläfert wurde wie viele es schon beschrieben haben, wir haben eine ganz tolle TÄ gehabt, die alles erklärt hat und alles lief ganz ruhig ab. Die Bestattungsfirma kam relativ zeitnah danach, auch ganz liebe, angenehme Leute.

    Die großen Themen des Buches sind: Glaube und Religion, Kultureller Austausch und Missverständnisse,

    Eine Frage: wie gut kann man das Missionsthema abstrahieren? Besteht die Gefahr, dass ein Leser sich überwiegend über dieses Thema aufregt und die Geschichte deshalb nicht offen genug lesen kann?

    Ansonsten klingt das nämlich interessant...

    Peters Mission ist sehr nuanciert und beschränkt sich vollends auf die Außerirdischen, die ihn aktiv (er)suchen. Dadurch, dass deren Sprache komplett anders ist, das sieht man auch im Buch selbst durch andere Zeichen, ist auch die Kommunikation zwischen Peter und den Aliens sehr reduziert und Peter fängt an Psalme zu vereinfachen, er abstrahiert selber sehr stark, damit die Aliens ihn in der Wortwahl sowie in der Konzepterklärung verstehen können. Die Aliens kommen von sich aus zu ihm, haben sogar von sich aus nach einem Pastor gefragt, weil sie gern mehr über das "Buch der seltsamen neuen Dinge" erfahren möchten. Peter ist auch nicht der erste Geistliche auf dem Planeten. Seine Mission unter den Aliens ist ganz ruhig und verständnisvoll, sehr introspektiv, überhaupt nicht unverschämt oder überheblich. Er hinterfragt die ganze Zeit wie man die eigene Weltanschauung jemandem näherbringt, der diese Weltanschauung körperlich (durch Aussehen und Sprachfähigkeit) wie mental gar nicht erfassen kann. Z.B. gibt es auf dem Alienplaneten keine Schafe, auch das Konzept eines Hirten ist den Aliens unbekannt. Peter hat somit sehr wenig "Substanz" zum Ausführen seiner Mission.

    Die anderen (menschlichen) Mitarbeiter auf dem Planeten folgen entweder anderen Religionen/Glaubensbekenntnissen oder sind Atheisten o.ä. Peter missioniert dort niemanden, die Leute wissen nur, dass er der Pastor ist. Die Auswahl dieser Mitarbeiter ist ebenso ein interessantes Konzept, es gibt keine zwischenmenschlichen Dramen, keine Waffen, keine Gewalt, die Menschen finden Erfüllung in ihren wechselnden Tätigkeiten, sind aber ansonsten wenig daran interessiert wirklich enge Bindungen einzugehen und haben auch sonst keine familiären Verbindungen, nur Peter hat eine Ehefrau auf der Erde, was viele überrascht.

    Und dann gibt es halt noch Peters persönliche Reise, er reflektiert durchweg, er zweifelt, er tauscht sich permanent mit seiner Frau aus, die ebenso in der Kirche tätig ist, Wohltätigkeitsarbeit leistet, sich um andere kümmert und dann selbst schwere Zeiten durchmacht und eigentlich davon ausgeht, Peter würde sofort zur Erde zurückkommen, wenn etwas nicht stimmt.

    Ein sehr menschliches Buch, ich habe mich weder bevormundet noch überfordert gefühlt.

    Rumaan Alam – Leave the world behind / Inmitten der Nacht


    "Amanda und Clay wollen mit ihren beiden Kindern eine unbeschwerte Ferienwoche auf Long Island verbringen. In einem Haus am Ende der Welt, weit weg von allem. Doch mitten in der Nacht steht dort plötzlich ein älteres, schwarzes Ehepaar vor der Tür. Die beiden behaupten, das Haus gehöre ihnen. Sie berichten, dass ganz New York im Dunkeln liege, das Leben an der Ostküste komplett lahmgelegt sei. Hier draußen jedoch, an diesem abgeschiedenen Ort, ohne Internet, Handy- oder Fernsehempfang, wissen Amanda und Clay nicht, was sie davon halten sollen. Stimmt das, was die beiden behaupten? Können sie ihnen trauen? Was passiert da gerade in der Welt?"


    Solider, dichter, recht ruhiger Mystery-Thriller mit Horror-Elementen. Ich mochte es sehr, um Längen besser als Tremblays "Cabin at the End of the World", das ja auch mit einem ähnlichen Home-Invasion-Szenario beginnt. Ich habe Leave the World behind unter dem Aspekt des "allwissenden Erzählers" gelesen und fand die Art und Weise faszinierend, gerade in Anbetracht der Dinge, die nebenher passieren, von denen die Hauptcharaktere keine Ahnung haben. Die Diskussion um Rasse, Klasse, Status, etc. empfand ich als gut eingewoben, stand aber mMn nicht im Vordergrund. Ein paar Szenen fand ich echt beunruhigend, da hatte ich echt Spaß beim Lesen.

    Michel Faber – The Book of Strange New Things / Das Buch der seltsamen neuen Dinge


    "Der junge Pastor Peter Leigh wird auf die Reise seines Lebens geschickt: Er soll den Einwohnern eines fernen Planeten seinen Glauben näherbringen. Die Mission verlangt von Peter ein enormes Opfer, denn seine Frau Bea muss auf der Erde zurückbleiben und durchlebt dort eine schwierige Zeit. Noch nie in der Geschichte der Menschheit musste eine Liebe eine derart große Distanz überbrücken. Wird es gelingen?"


    Ich beschreibe es mal grob als ein Buch, das tiefgreifende Fragen über Liebe, Glauben, Kommunikation und den Platz der Menschheit im Universum erforscht und dabei Science-Fiction mit einem introspektiven menschlichen Drama verbindet...


    Es gibt drei grundsätzliche Settings in der Geschichte, die nicht unterschiedlicher voneinander sein könnten: unsere Erde, von deren Zustand Peter durch die Nachrichten seiner Frau erfährt, die USIC-Basis auf dem Planeten, die Peter eigentlich nur für die menschliche Interaktion, duschen, essen und schlafen nutzt und zuletzt seinen Platz in der Alien-Siedlung, wo er das Wort Gottes verbreitet und mithilfe der Einwohner eine Kirche errichtet.


    Die großen Themen des Buches sind: Glaube und Religion, Kultureller Austausch und Missverständnisse, Die Natur der Kommunikation, Liebe, Distanz und Entfremdung, Menschliche Verbundenheit im Angesicht der Krise, Kolonialismus und ethische Ausbeutung


    Ich mochte vor allem die Diskussion um das Thema Religion in einer komplett anderen Umgebung. Wo es (noch) nicht mal ausreichend Worte gibt, um Passagen aus der Bibel zu erklären, da sie Konzepte enthalten, die es in der Alien-Welt einfach nicht gibt. Ebenso fand ich das Thema Entfremdung aufgrund der Distanz zwischen Peter und Bea interessant. Während sie ihm von Zerfall und Niedergang schreibt, hat Peter mehr und mehr Probleme sich, auch als Geistlicher, in Bea's Situation zu versetzen und sich um die gleichen Dinge zu sorgen.

    Mit Ehemann und den zwei Kindern in einem schicken AirBnB-Ferienhäuschen irgendwo auf Long Island in tiefster Einöde. Keine Nachbarn und der nächste Supermarkt weit weit weg. Bestes Wetter, bester Pool im Garten, bestes Ferienfeeling.... und natürlich gaaanz schlechter Handyempfang ...