Beiträge von Brazzi

    Zitat


    In dem man ein absolutes Abbruchsignal etabliert und solange dieses nicht wirklich sitzt, Fehlverhalten vermeidet, indem man dem Hund gar nicht die Möglichkeit dazu gibt!

    Das allerdings kann im Alltag absolut schwierig sein. Ich zumindest lebe eben nicht unter Laborbedingungen, sondern in einer Welt voller Unabwägbarkeiten. So sehr ich mir auch einen Kopp im Vorfeld mache, es passieren immer wieder Dinge, die ich so einfach nicht auf dem Schirm hatte, und die mir, bevor sie das erste mal auftraten auch nie als Möglichkeit in den Sinn gekommen wären, weil mir schlicht die Erfahrungswerte fehlten.

    Außerdem kommt nicht jeder Hund als unbeschriebenes Blatt zu einem. Und bei manch einem haben sich gewisse unschöne Verhaltensweisen schon so etabliert, dass man schlicht nicht drum rum kommt, als ab und an mal körperlich durchzugreifen - und sei es nur als Management. Bei Welpen, da gebe ich den "positiv-Erzieher" recht, ist besonders positive Strafe fast immer völlig Fehl am Platz. Bei manchen Junghunden, die sich gerade ausprobieren sieht das in meinen Augen aber schon wieder ganz anders aus.

    Grenzen und Regel braucht jeder Hund. Ja, in der Erziehung, die rein auf der Beziehungsebene abläuft, wo es also um meine persönlichen Grenzen, um das Einhalten von mir aufgestellter Regeln geht, werde ich im Zweifel auch deutlicher. Ob das ein Blick, die Körperhaltung oder ein lauteres Wort ist, hängt vom Hund und der Situation ab. Und ein Hund, der im jugendlichen Leichtsinn versucht körperlich Grenzen auszutesten (und ich mein jetzt nicht durch Aggression, das ist ne andere Kiste), der bekommt eben auch ne körperliche Antwort. Das bedeutet natürlich nicht, das er Schläge oder Tritte kassiert, aber mit einem körperlichen - im Zweifel auch groben - Block und einer lauten Unmutsbekundung meinerseits muss er rechnen, wenn er beispielsweise ungebremst in mich reinzudonnern versucht.

    Zitat

    Ich habe gelesen, dass wenn zwei Welpen immer und immer wieder zu heftig sich in einander verkeilen und sich quasi in einen Rausch spielen/beißen, sie später ggü. anderen Hunden bissig und aggressiv werden.

    Haben die beiden den auch kontrollierten (!!!) Kontakt zu anderen Welpen gehabt bzw. haben sie ihn jetzt regelmäßig zu Junghunden?
    Terrier untereinander spielen nun mal sehr rau mit einander, da fände ich jetzt nichts bedenkliches dran. Aber es ist halt wichtig, dass sie lernen, dass nicht jeder Hund diese Art von Spielen toll findet, dass man sich zurück nehmen kann und vor allem, dass du jeder Zeit entscheiden kannst, wann Schluss ist.
    Wenn die beiden jetzt tatsächlich immer nur mit einander spielen, lernen sie eben nie, dass man auch anders spielen kann. Wenn sie sich von dir nicht unterbrechen lassen, kann es sein, dass sie anderen Hunden irgendwann gehörig auf die Naht gehen bzw. dass andere Hunde von ihnen regelrecht niedergespielt werden, und ja, dann kann es passieren, dass sie mit anderen Hunden aus einem Spiel heraus auch heftiger aneinander geraten.
    Von daher würde ich vor allem daran arbeiten, dass sie sich auch aus dem heftigsten Spiel heraus noch abrufen lassen.

    Zitat

    Aus der Beschreibung heraus das Beissen als Spielaufforderung zu deuten, finde ich, nun ja...gewagt.
    Es kann das sein, aber auch von Unsicherheit/Angst über territoriales Verhalten (immerhin kann jedesmal jemand in sein "Reich" - Hof/Zimmer) über Ressourcenverteilung bis zum eingeschränkten Sehvermögen etc. etc. eigentlich alles. Und dann noch die Vorgeschichte des Hundes...

    Da hilft wohl nur ein guter Trainer vor Ort

    Danke. Exakt diese Einwände wollte ich auch gerade äußern.
    Gerade bei Aggressionen (erstmal egal ob als distanzloses Spielverhalten ausgeführt oder im "Ernst"), bei einer so unklaren Vorgeschichte und bei so wenig beschriebenen Details (@TS: ist kein Vorwurf an dich, Verhalten aussagekräftig zu beschreiben ist extrem schwierig) finde ich es immer etwas kritisch Ferndiagnosen zu stellen. Vermutungen zu äußern ist das eine, aber diese quasi als sichere Tatsachen darzustellen das andere....
    Auch ich würde dir raten einen guten, erfahrenen Trainer vor Ort zu suchen, der die Sache einschätzt. Wenn es tatsächlich nur grobes Spiel ist, um so besser. Wenn nicht, wird man dir auch vor Ort besser erklären können, was zu tun ist.

    Hast du mal vrsucht gar nicht über Leckerlie zu belohnen, sondern über ein Spiel mit dir? Oder eine freundliche Berührung? Belohnung ist immer eine individuelle Sache... was für den einen Hund belohnend ist, muss es nicht unbedingt für den anderen auch sein. Wenn meine Hündin z.B. apportieren darf, spuckt sie mir Leckerlie vor die Füße. Die will lieber weiter arbeiten, als son blödes Futterbröckchen zu kauen. Die Arbeit und das daraus resultierende Lob ist ihr so viel mehr wert.
    Wir Menschen halten manchmal viel zu starr am Futtermodell fest. Wenn's funktioniert - gut. Wenn nicht, nach Alternativen suchen ;)

    Ich habe Perdita im März im Zuge meiner Ausbildung kennen gelernt, und war echt ziemlich begeistert. Zusätzlich zu dem Stoff (ging um Hundeverhaltensbeobachtung) der im Lehrplan vorgesehen war, hatte ich noch ein Seminar im Anschluss, dass sich mit der Einschätzung von Mensch-Hund-Teams, Erstgesprächen und Trainingsansätzen beschäftigt hat. Fand ich für mich sehr, sehr wertvoll, und ich hab viel da raus gezogen.
    Ich mag Perditas offene und bodenständige Einstellung zu Hund und Mensch und den sehr kundenorientierten Arbeitsansatz. Wenn das genrell so gehandhabt wird in der Akademie könnte ich das nur befürworten. Wie das in der Ausbildung aber aussieht, kann ich dir allerdings nicht sagen....

    Ja, ich denek auch, sie hat mit der Leine nur verknüpft: "Spaß vor bei!"
    Ich würde sie im Freilauf mit einer dünnen Schleppleine sichern, und das ran rufen erstmal komplett ohne anleinen üben. Also ran rufen. Keks geben oder kurz mit ihr spielen, mit einem Kommando (bei uns "Ok" ) wieder frei geben. Wenn sie zuverlässig kommt, um sich ein Leckerlie/Spiel etc. abzuholen, kannst du auch mal kurz anleinen, dabei Lecker füttern, wieder ableinen. Generell gäbe es bei mir während so einem Training immer eine Menge Spaß an der Leine und möglichst nichts unangenehmes. Außerdem sollte das ran nrufen nicht wieder mit der Leine verknüpft werden. Lass sie bevor du sie nach dem Abrufen anleinst noch wechselnde kleine Aufgaben lösen, z.B. ein paar Schritte bei Fuß gehen, ein Sitz, Platz, Pfote geben. Männchen machen etc. Wichtig ist eben, dass es immer was anderes ist, damit nicht z.B. Bei Fuß laufen wieder verknüpft wird, und dass es nnur in ca. 50 % der Fälle nach dem Trick zu einem Anleinen kommt. :smile:

    Der Herr spricht mir aus der Seele. Nicht unbedingt nur, was unseren Umgang mit Hunden angeht, sondern, wie Ulixes schon schrieb, vor allem, was die Tendenz in unserer Gesellschaft angeht.
    Wenn ich mir anschaue, was die Leute in meinem Umfeld alle für Termine haben, wo sie überall meinen es allen recht machen zu müssen, wegen was für einem - sorry - Scheiß sie sich einen Kopp machen, dann kann ich mich nur wundern. Und bei Hunden und Kindern fällt mir das besonders auf: Da wird hier frühgefördert, dort ein Kurs belegt, hier eine Aktivität dort ein Termin.... und für einfach mal nur in den tag hinein leben ist überhaupt kein Platz mehr. Vor diesem Hintergrund bin ich echt froh, in meiner Kindheit noch so unendlich viel unverplante Freizeit gehabt zu haben....

    Mit Hunden ist das natürlich so eine Sache.... vor den gesamten Hundeverordnungen war es eben auch deutlich leichter Hund Hund sein zu lassen. In meiner Kindheit liefen Hunde überwiegend frei und wenn da mal einer durch die Gegend streunte hat es keine gestört (und von denen, die es gestört hat, hat der Hund eins mit dem Schlappen oder Besen drüber gekriegt, was wiederum keinen Hundehalter gestört hat). Wenn sich mal zwei Hunde geprügelt haben, war das halt so, und es ist auch niemand auf die Idee gekommen wegen einer Macke im Ohr zum TA zu rennen bzw. dem anderen Hundehalter dafür ne Rechnung zu präsentieren.
    Ist natürlich jetzt etwas übertreiben vereinfacht, aber in der Tendenz war man da eben sehr relaxt.
    Und heute erwartet die Gesellschaft eben, dass Hunde bessere Plüschtiere sind.
    Von daher ist es nicht ganz verkehrt, wenn man sich heute ein wenig mehr Gedanken um die Erziehung macht.

    Nur, der Rattenschwanz an "Auslastung", der da inzwischen dran hängt ist natürlich absurd. Ich finde es absolut in Ordnung, wenn man mit seinem Hund etwas mehr macht, als nur Gassi zu gehen, und ja, ich bin auch der Meinung, dass es Hunde gibt, die auch "mehr" brauchen (bleibt dann die Frage, warum man als Privatmensch einen Hund hat, der sowas fordert, wenn man eigentlich keine Verwendung für diese Anlagen hat? aber das ist ein anderes Thema), aber die Frage ist doch: Was, und in welchem Maß?
    Boder und Terrier sind NICHT dafür gezüchtet über Hürden zu hopsen, sondern um Schafe zu hüten und Tiere zu jagen. Ich wette, ein Terrier, der auf einem Hof wohnt und dort den lieben langen tag rum stromern und Ratten jagen darf ist 1000 mal mehr ausgelastet, als ein Agility-Terrier, und dabei sicher ausgeglichener.
    Und ich geben dem Verfasser des Artikels absolut recht: Das, was speziell beim Agi (zumindest in der Leistungsorierntierten Form) geübt wird, ist unter dem Aspekt der "Gelassenheit" absolut das falsche für Hunderassen wie Border, Aussie und Jacky, die eh zum hochdrehen neigen.
    Wie schon gesagt auch das Maß der Beschäftigung ist für mich ein Aspekt: Kein Hütehund im echten Gebrauch muss das ganze Jahr über quasi jeden Tag Hochleitungen erbringen. Ein guter Hütehund muss vor allem eins können: Langeweile ertragen. Denn außer beim Umtrieb gibt's nicht so schrecklich viel zu tun... Speziell Hütehunde werden in Familien aber häufig regelrecht "Überfördert": Montags Agi, Dienstags Longieren, Mittwochs Frisbee, Donnerstags wieder Agi, Freitags eine lange Radtour, damit der Hund sich "mal richtig auspowern" kann, Samstags Gruppenunterricht, Sonntags Familienausflug... und zwischendrin noch ein paar Tricks und überall mit hin soll der Hund natürlich auch noch.... wo soll der Hund sich denn da bitte regenerieren? Und besonders bei Arbeitsrassen ist das ganze fatal, die fahren nämlich in einen Zustand, in dem sie immer noch mehr und noch mehr "fordern" und dabei psychisch völlig über drehen.

    Nicht falsch verstehen, ich bin durchaus dafür aktiv etwas mit seinem Hund zu tun. Gerne auch einen Sport. Als Hobby für Hund und Halter. Aber ich bin für rassegerechte Auslastung - und die Betonung liegt hier bei "rassegerecht". Und das bedeutet auch, mit Maß auszulasten und eine Beschäftigung zu finden, die den angelegten Trieb auch wirklich befriedigt.

    Man kann, und ich betone kann, einem Hund antrainiern, nichts vom Boden aufzunehmen, oder eben erst nach einem Ok von dir. Mit meine trainier ich in eine ähnliche Richtung, werfe z.B. Leckerlie um sie herrum, und sie dürfen sie erst nehmen, wenn ich es erlaube. Das kann sogar mein verfressener Aussie. Mit selbstgefundenem klappt das allerdings nicht, da bräuchte man einen anderen Ansatz. Je nach Hund, muss man so ein Training sehr sauber, konsequent und lange aufbauen.
    Da es bei euch aber aktuell so schlimm ist, würde ich einen Maulkorb auftrainieren (das geht recht schnell), und zeitweilig diesen benutzen.

    Zitat

    Scheinträchtigkeit würde ja auch vom Zeitpunkt her passen. Ihr Gesäuge ist aber nicht angeschwollen und sie verhält sich ganz normal. Kann es sein, dass sie trotzdem scheinträchtig ist? Die TÄ sagte letze Woche, dass da nix wäre.

    Scheinträchtig werden alle Hündinnen (ist noch ein Relikt aus den Zeiten als alle weiblichen Rudelmitglieder gleichzeitig läufig wurden, um im Notfall als Amme für die Welpen anderer Muttertiere einspringen zu können), mal mit mehr, mal mit weniger Symptomen. Bei vielen merkt man es gar nicht. Einige fahren das volle Programm, mit Milchproduktion etc, manche riechen auch einfach nur gut, oder sind vom Verhalten her etwas anders. Das sollte dein TA eigentlich wissen... aber vielleicht wollte er einfach nicht genauer erklären, und hat nur gemeint, dass es keine behandelnswerten Symptome gibt.