Hey Julia 
Du bist sehr verzweifelt und angespannt, das kann ich verstehen.
Ich bin kein Hundetrainer und kann dir keine Tips geben, was du mit deinem Hund machen sollst. Aber ich kann dir erzaehlen, was bei mir geholfen hat.
Ich war bis vor kurzem in einer aehnlichen Lage, dass die Erziehungsprobleme mit meinem pubertierenden Bengel immer schlimmer wurden und ich darueber immer verzweifelter wurde. Es hat mich unheimlich belastet, dass ich mit meinem Hund nicht klarkam, er mich staendig kontrolliert hat (auch meine Gedanken), ich mir das alles ganz anders vorgestellt hatte. Und von wegen Hand ausrutschen und dann heulen, weil man genau das nicht wollte... kenn ich auch 
Ach ja, und mir wurde in einer HuSchu auch schon gesagt, dass mein Hund keine Bindung zu mir haette, und dass dies schon ungewoehnlich waere bei einem Hund, der von Welpe an bei einem ist. Das hat mich uebelst schwer getroffen.
Inzwischen haben wir auch zwei Hundeschulen und zwei private Trainer "durch". Dabei haben sich drei fuer mich sehr hilfreiche Wahrheiten herauskristallisiert:
1. Das Verhalten meines Hundes ist ein Spiegelbild dessen, wie es in mir drin aussieht. Je angespannter ich bin und je mehr Druck ich mir selber mache, desto explosiver ist mein Hund. Wenn ich meinen Hund ruhiger bekommen will, muss ich zuerst selber ruhig werden. Seltsamerweise kann er naemlich gaaaanz ruhig sein, wenn ich selber entspannt bin.
2. Jeder Trainer gibt gute Ratschlaege, aber eine Patentloesung gibt es nicht. Ich arbeite mit zwei Trainerinnen zusammen, die teilweise unterschiedliche Methoden haben. Beide wissen voneinander, und ich bespreche mit der einen (Gruppentraining Hundeplatz), was ich bei der anderen (Einzeltraining, Verhaltensanalyse) mache, und umgekehrt. Gemeinsam probieren wir verschiedene Sachen aus, und es hat sich herausgestellt, dass eine Mischung aus beiden Ansaetzen (Hundeplatz: Auslastung, Unterordnung, Desensibilisierung - Einzeltraining: Ruhe ueben, Bindungstraining) fuer uns optimal ist. Jeder Hund ist anders, und nicht jeder Trainer kann die volle Palette fuer jeden Hund bereitstellen. Das musst du selber machen, indem du dich informierst, auf dein Bauchgefuehl hoerst und dir aus all den ganzen Tips das herauspickst, was fuer dich und deinen Wuffi funktioniert. Ein guter Trainer wird dich darin unterstuetzen.
3. Distanz schafft Bindung (frech zitiert aus dem Buch "Ich lauf schon mal vor", welches ich uebrigens super finde). Du musst nicht staendig mit deinem Hund zusammen sein, damit er sich an dich bindet. Wenn du immer nur ein schlechtes Gewissen hast und verzweifelt irgendwelche Bindungsspielchen machst, wie soll sich der Kerl denn bei dir wohlfuehlen? Denk doch mal wieder an dich und "trenn" dich mal bewusst fuer ein Weilchen von deinem Hund, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Meiner geht neuerdings ein- bis zweimal die Woche in eine Hunde-Tagesbetreuung, und das tut uns beiden gut. Er kann sich mit anderen Hunden austoben, und ich kann mich auf meine Arbeit an der Uni konzentrieren. Er ist mein Hund, aber ich hab ja auch noch ein Leben nebenher.
Bei uns laeuft es zwar immer noch nicht optimal (weil die Umstellung auch erst 6 Wochen her ist), aber inzwischen seeeeehr viel entspannter. Mir ist seither nie wieder die Hand ausgerutscht, ich kann ihn gerecht und angemessen massregeln bzw sein Kontrolletti-Gehabe ignorieren, und merke, wie positiv das bei ihm ankommt. Es macht mir wieder Spass, mit ihm zu arbeiten, und das merkt ein Hund doch. Was uebrigens auch half: erst mal alle ueberzogenen Erwartungen ueber Bord werfen - dann dauert es bei uns eben ein paar Jahre laenger, bis wir die BH machen (oder nie), na und?
Ich wuensch dir viel Erfolg, und vor allem Kopf hoch! Meine Trainerin sagt immer: "Seien Sie froh, dass Sie einen Hund haben, bei dem Sie so viel lernen koennen"...
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Alles Gute!
Alexandra