ZitatIch tendiere eher dazu, vieles den Hunden zu überlassen als mich zu sehr einzumischen. Allerdings ist es sehr vom Hund abhängig.......
Viele HH sind für mich zu ängstlich, kennen sich viel zu wenig mit der Natur aus und haben schon Panik in den Augen, wenn es laut wird, geschweige denn wenn ein Hund vom anderen mal auf den Rücken gedreht wird. Der schlimmste Fall ist es für viele ja schon, wenn nen Kratzer passiert, da wird gedroht ohne Ende. In meinen Augen völlig Banane und hysterisch.
In der Natur liegt es eben nicht, ohne Verstand zu verletzten, in den meisten Fällen sind es Unfälle, die auch nicht wirklich dramatisch sind. Es gibt zig Warn- und Deeskalationstufen, die muss man aber als solche sehen wollen und nicht schon gleich als Drama bewerten.
Der Hund wird häufig nicht mehr als Raubtier gesehen sondern als Kind- und Partnerersatz, das tut ihm nicht gut. Das Verhätscheln und Vertätscheln tut ihm nicht gut. Wir sollten alle wieder dazu übergehen, den Hund als Hund wahrzunehmen und dazu gehört auch, dass er gewisse Fähigkeiten mitbringt aber auch dass er ein Raubtier ist und immer sein wird, egal welches Stofftier sich manche wünschen mögen.
Soo ähnlich sehe ich das auch - wobei es m.M.n. egal ist, ob Raubtier oder nicht - bei einer Zusammenführung in der Papageiengruppe halte ich das nicht anders....
Und auch da sind es oft die Exemplare, die von klein auf beim menschen waren (bzw. im ungünstigsten Fall von Hand aufgezogen sind, weil sie ja dann soooo viel zahmer werden), die dann Probleme mit Artgenossen zeigen.
Und da dreht sich m.M.n. der Kontroll-Wahn und die Ängstlichkeit vor den anderen, nicht "gut sozialisierten" Hunden im Kreis.
Warum sind sie es denn ? Weil wir viel zu oft Panik schieben und sie halt nicht selber machen und lernen lassen (mit vielen positiven, aber auch mit negativen Folgen, das gehört nunmal dazu und muss ja nicht immer mit Löchern enden - ich kann/muss aber eben auch damit leben können, dass mein Hund mal unten liegt bzw. sich unterwürfig verzieht - na und?).
Ich bin kein Fan von "das machen die schon selbst" in allen Lebenslagen - aber lässt man sie mal, stellt man fest, das machen die ja wirklich....
Viel zu viele haben halt nur ein Problem damit, wenn ihr Hund nicht als "Gewinner" aus einer Situation hervorgeht - was ist daran aber schlimm, wenn der Hund auch deeskalierende Verhaltensweisen lernt und sich zurückzieht bzw. auch mal unterwirft? Wenn wir ihn das nicht machen und lernen lassen, sondern immer "schützen" und blocken müssen wir uns nicht wundern, dass so viele Begegnungen zu ernst werden.
Die Hunde haben es schlicht und einfach nicht gelernt, dass sie auch mal als "Verlierer" abtreten können und müssen.... - es geht schienbar immer nur um das präsentieren von "wir sind stärker und verjagen dich" und dann wundert man sich über Proll's im Freilauf und an der Leine....
An der Leine bzw. zu Hunden an der Leine sind bei uns übrigens keine Kontakte erlaubt - da ist "ignorieren" angesagt - alles, was nun folgt, bezieht sich auf Hunde im "Freilauf":
Meine Hündin war früher eher unsicher und hat sich lieber einmal zu viel hingeworfen - mit unterschiedlichen Folgen - manchmal (meist) wurde sie dann in Ruhe gelassen, einmal leider auch gebissen - ja, das kann passieren....
Dann wurde halt aufgestanden und weitergegangen und bewusst beim nächsten Mal mit genauso einem Hund, von dem man wusste, er ist verträglich der Kontakt gesucht - daher hat sie jetzt keine Ridgeback-Phobie..... - und nein, ich habe die anderen nicht weggescheucht aus Angst, es könnte wieder was passieren oder weil ich sie von Vornherein vor allem schützen muss....
Sie wurde im Laufe des Erwachsenwerdens dann selbstbewusster und schnappte auch mal andere von ihrem Hinterteil weg - anfangs habe ich da auch noch gedacht, ojeh - und ob sie nicht "überreagiert" oder ich den anderen Hund wegblocken müsste. Das habe ich ab und an mal probiert und dann aber gemerkt, dass sie immer energischer wurde mit meiner "Rückendeckung" - so nach dem Motto " klasse, Frau'chen macht mit, dann erst recht....."
Dann habe ich probiert, das einfach laufen zu lassen (also ohne meine Unterstützung - und weil ich wusste, sie löchert nicht) und festgestellt: Ohaah !!! - in ca. 10 % der Fälle fing sie trotz anfänglichem Wegschnappen auf einmal an, mit dem anderen Hund zu spielen und ich konnte nicht festmachen, was diesen "Umschwung" ausgelöst hatte.
Ich halte mich für einigermaßen gut im "Hunde lesen" und trotzdem kann ich bis heute nicht zu 100 % bei allen Begegnungen sagen, ob das Ggü. sich für sie zum Spielen eignet, oder nicht.
Wenn ich früher bei den anderen Malen weiter immer eingegriffen hätte, wüsste ich bis heute nicht, dass darunter überhaupt Spielkumpane sein können - ich hätte vermutlich selbst meine Hündin in eine falsche Richtung gelenkt (Abbruch/Blocken anderer Hunde) und jetzt einen sozial viel inkompetenteren Hund.
Ich lass sie daher viele Dinge selber regeln und fahre gut damit.
Kommt ein Hund, der ihr von Anfang an nicht geheuer ist, sträubt sie die Nackenhaare und/oder geht gleich zu mir zurück - dann gebe ich ihr "Schützenhilfe". Ansonsten macht sie dem Ggü. schon selber klar, was sie will oder nicht.
Und wenn andere Besitzer beim Wegschnappen dann sagen: "die ist aber zickig" - na und?
(Ich lass mich ja auch nicht von jedem an den Hintern tatschen... )
Einzige Situation, in der ich eingreifen würde: wenn der andere zum Angriff übergeht oder ständig aufreiten will - da ziehe ich den runter....
Zweithund Sam ist eher unsicher - daher lasse ich Fortuna viel "vor-abchecken" - alles was sie für gut befindet - ist auch okay für ihn.
Merke ich, dass sie den anderen doof und zu aufdringlich findet, gehen wir einfach weiter, Sam braucht dann gar nicht dort hin.
Zu zweit lasse ich sie wegen der Gruppendynamik eh nicht auf andere, einzelne zulaufen, ich halte Sam dann bei mir, er darf später dazu, wenn Fortuna die Lage gecheckt hat.
Auf mehrere Hund im Freilauf würde ich sie auch gemeinsam "loslassen" - gemeinsam ist man stärker.... - und ich merke, dass Sam aus diesen gut gelaufenen Begegnungen mittlerweile auch viel Selbstvertrauen rauszieht und selbstbewusster wird und selbst aus einer Sitaution, die in einer unblutigen Klopperei endete, hat er eher Selbstbewusstsein bzw. besseren Umgang mit Fremdhunden gezogen (obwohl meine beiden unterlagen)....
Und ich halte Kontakt zu Fremdhunden für extrem wichtig, weil:
- ich mich in diesem Land, in dem es viele andere Hunde, auch an Orten, an denen ich mich mit Hunden aufhalten und bewegen will, nunmal andere Hunde gibt...
- es "übt"
- ich in den Urlaub und Freunde besuchen fahren will, die auch Hunde haben bzw. wo es auch Hunde gibt und da können/dürfen sie sich ruhig anständig benehmen - wie sollen sie das Lernen ohne Kontakt zu "fremden" Hunden
- ich im Sommer am Strand liegen will ohne tobende Bestien neben mir, die mich, das Handtuch oder den Strandkorb verteidigen
- ich zu vielen Seminaren fahre, wo andere Hunde anwesend sind - da sollen sie nicht draußen im Auto sitzen müssen, weil sie sich nicht mit anderen Hunden arrangieren können
.... die Liste liesse sich beliebig fortsetzen
- ich kann im Umkehrschluss nur nicht verstehen, wie manche denken, das sei verzichtbar.
Ich habe doch auch Kontakt mit anderen, fremden Menschen...
Find ich sie nett, plauscht man..... find Ich sie doof heißt es "Guten Tag und Guten Weg" und zumindest das sollte doch drin sein - ich mach doch keinen Bogen um andere und schrei auch nicht schon von Weitem "bleiben sie weg, ich will keinen Kontakt" - nur weil mir vielleicht einer doof kommen oder die Handtasche klauen könnte.....
Und um zu einem Fazit zur Eingangsfrage zu kommen:
Ich glaube: Nein, es tut unseren Hunden nicht gut, dass wir ihnen alles abnehmen und alles für sie klären wollen, m.M.n. geht der Zug da völlig in die verkehrte Richtung und die vielen Situationen und Probleme mit zankenden Hunden (und Haltern) zeigen es m.E. ja auch sehr deutlich....