dass es schade ist, dass es heute so dargestellt wird, als sei das nur bei einem geringen Prozentsatz problemlos möglich.
Ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Überall wurde immer nur erzählt, dass JEDE Frau stillen kann. Ich bin echt kein Mensch, der sich leicht von der Meinung Anderer beeinflussen lässt. Aber das wurde nunmal überall so gesagt. Also hab ichs geglaubt. Und ich muss ehrlich sagen.. Das war das Schlimmste, was man mir vor der Geburt einreden konnte. Mich hat das dermaßen unter Druck gesetzt, das kann man sich nicht vorstellen. So sehr, dass ich 10 Wochen lang jeden einzelnen Tag (und jede einzelne Nacht) alle 2 Stunden angelegt (Milchproduktion), abgepumpt, dann doch die Flasche gegeben, Milchpumpe gereinigt und dann, wenn man fertig war, alles von vorn. Nicht zu vergessen dazwischen noch 2x am Tag Power-Pump. Eine Stunde am Stück...
Uns selbst unter diesem Stress hat es nichtmal für ein Viertel des geschätzen Bedarfs des Babys gereicht. Nebenbei noch zur Stillberaterin, zur Stillgruppe, zum Frauenarzt, die Hebamme kommt... Und das alles noch im Wochenbett. Nach einem Notkaiserschnitt.
Ich hatte sogar eine Stillberaterin, die mir vorgeworfen hat, ich würde mich nur nicht ausreichend bemühen, es könnte ja schließlich jede Frau stillen und wenns bei mir nicht geht, läge das wohl daran, dass ich nichts dafür mache.
Ja, ich gebe dir Recht, dass es viele sicher zu früh aufgeben. Aber meine Erfahrung ist eben die, dass man gesellschaftlich EXTREM unter Druck gesetzt wird, dass man unbedingt stillen soll. Überall steht drauf, dass Stillen das Beste für das Kind ist (als wenn man sich nicht eh schon schlecht genug fühlen würde, wenn man sich eingesteht, dass es nicht geht und man das Milchpulver kaufen geht).
Da geht man mit ner Freundin und Baby ins Café und alle lachen die 2 jungen Frauen mit Baby an.. Bis beide die Milchflaschen auspacken (kein Witz).. Dann gibts böse Blicke. In so vielen Situationen musste ich mich dafür rechtfertigen, warum ich nicht Stille. Und nein, das waren definitiv keine interessierten Nachfragen.
Ich hätte mir im Nachhinein gewünscht, dass jemand mir früher gesagt hätte, dass es definitiv Gründe geben kann, dass Stillen eben nicht funktioniert und dass man seinem Kind nicht sonstwas Schlechtes antut mit Flaschennahrung.
Und dass es vollkommen okay ist, wenn das Stillen nicht klappt. Oder man nicht stillen möchte, aus welchen Gründen auch immer. Auch das ist vollkommen in Ordnung.
Bindung hat ganz vielen Facetten und wird durch ganz viele Dinge gestärkt. Es wurde schon häufig von Fachleuten (Pekip Leiterin, Kinderärztin, Kinderpsychologin, Erzieherinnen, etc.) eine sehr gute Bindung zwischen mir und meiner Tochter gelobt.
Sorry.. Man merkt wohl, emotionales Thema.. Naja, das WAR es für mich mal. Inzwischen bin ich damit vollkommen fein. In dem Moment, wo ich das Stillen ad acta gelegt habe, war unsere Situation dermaßen entstresst.. Mein Kind ist inzwischen 20 Monate alt und gesund, hat eine tolle Bindung zu mir und zum Papa. Und kann heute ohne Probleme sagen: Nein, ich hab nicht gestillt. Und das war für uns richtig.