Beiträge von flying-paws

    Kurzer Aufreger über den Begriff Bindung ...

    Spoiler anzeigen

    Mich triggert der Begriff Bindung im Hundetraining. Bindung hat mit dem Training nämlich nix zu tun. Der Begriff Bindung ist aus dem Humanbereich geklaut. Da geht es kurz gesagt darum, dass es ein Zeitfenster gibt, indem der kleine Mensch lernt, dass soziale Kontaktaufnahme beantwortet wird. Es ist ein Wechselspiel an Kommunikation. Dadurch entwickelt sich Bindung zu diesem Sozialpartner, mit dem das stattfindet. Da reden wir im Übrigen von Säuglingen. In dieser Phase muss das stattfinden, sind gibt es Entwicklungsstörungen.
    Wenn wir das auf den Hund übertragen, dann ist diese Phase schon lange vorbei, wenn der Hund zum neuen Besitzer zieht. Die Bindungsfähigkeit basiert auf genetischen Grundlagen (die beim Labrador Retriever sehr gut ausgebildet sind) und ist beim Hund so umgeformt, dass sie sich auf andere Caniden UND Menschen bezieht. Bei manchen Hunderassen steht der Mensch sogar noch über den Caniden, auch, wenn beide zur Verfügung stehen in dieser Phase. (Das ist quasi auch einzigartig - gibt es meines Wissen so bei keiner anderen Tierart.)

    Wovon hier die Rede ist: Vertrauen zu einer Person haben, weil sie einen gut durchs Leben leitet. Also so erzieht, dass der Hund sagt, dass dieser Mensch in dieser Hinsicht brauchbar ist.

    Wenn ein Labrador Retriever aufgrund der Bindung nicht mehr ins Gelände gehen würde, wäre er übrigens aus der Zucht geflogen, weil er jagdlich nicht einsetzbar wäre. Es wäre also mehr als komisch, wenn ein solcher Hunde bei auftretenden Außenreizen seinem Besitzer "einfach so" am Rockzipfel hängen würde.

    Ich habe auch echt ein Problem damit, dass Hunden abtrainiert werden soll ihre Umwelt wahrzunehmen. Ich mein ... dann kann man doch in einer sterilen Halle Gassi gehen?

    Das mit den Leckerlie hab ich auch immer gedacht.

    Aber seit dem Training für die BH und die Prüfung bin ich da entspannter. Im Training war ich ein wahrer Leckerlieautomat. Für alles was mir gefallen hat gab es einen Keks. Wurde dann immer mehr runtergeschraubt bis zur Prüfung, wo es keine geben darf. Nicht mal in der Tasche.

    Ging super und Bert macht Gehorsam absolut nicht von Leckerlie abhängig. Hätte ich auch nicht geglaubt.

    Ist zwar eigentlich nicht Thema aber mir ging es um das Thema mit Leckerlie arbeiten.

    Das ist eben der Unterschied, ob ich dem Hund Verhalten beibringe, das mit Futter belohnt wird oder, ob ich ihn "nur" durch die Gegend locke.

    Wobei Letzteres in meinen Augen immer noch besser ist, als gar nix zu tun. (Das ist jetzt ganz allgemein gesagt. Ich sehe immer mal Hunde, die da am Strick ihres Besitzer hängen und null Anleitung bekommen mit dem Leben drumherum klar zu kommen. Die könnten im Grunde auch an einem Gassi- Roboter hängen, der sie am Strick durch die Gegend fährt. Das wäre das Gleiche. Da wäre mal weglocken oder so was für den Hund schon eine Handlungsanleitung aus einer anderen Galaxie. Ist jetzt allgemein gesagt - alle hier im Thema sind ja so nicht unterwegs.)

    Als wir dann merkten, das er langsam drüber wurde und wir zurückgegangen sind, hab ich ihn auch mit Leckerli in der Hand neben mir geführt, da war das Schnüffeln uninteressant. Aber da würd ich mir gern wünschen, das er trotz schnüffeln den Fokus bei mir behält, bzw. noch ansprechbar ist. Das ist er nämlich dann nicht mehr und zieht im Halsband. Und das ist das was ich eigentlich mit Bindung meine, das er auch ohne Leckerli weiß, da ists besser als das was ich hier mache.

    Das ist meiner Erfahrung nach ein typischer Fehler, in den ich auch immer mal wieder reingerate: Es übertreiben. Also so lange bis der Hund es nicht mehr leisten kann. Und dann muss man aber den Heimweg noch hinbekommen. Mit einem Hund, dessen Kapazitäten komplett aufgebraucht sind.

    Ich vermute, dass Du noch nicht richtig einschätzen kannst, wann der Punkt erreicht ist und Dich damit immer wieder mit dem Hund in dieses unlösbare Situation manövrierst. Ein Hund in dem Alter hat nicht die Kapazitäten da noch was rauszuholen, was eben noch nicht da ist. Das kann man später, mit erwachsenen Hunden (so ab 3 Jahren) mal verlangen. Also, dass man denen sagt: "Ja, war zuviel, jetzt reiß Dich trotzdem mal zusammen."

    Aber bei einem so jungen Hund geht das nicht. Sei froh, dass Du ihn am Lecker lutschend zurück bekommst. Es gibt Hunde, da kann man nicht mal mehr auf so was zurückgreifen.

    Und als Fazit fürs nächste Mal: Nicht die Grenze ausreizen. Am besten nicht mal in die Nähe davon kommen in dem Alter.


    Und generell: Sich mit Umweltreizen auseinandersetzen und dabei entspannt bleiben, ist eigentlich DAS große Trainingsziel in dem Alter. Übt ihr dazu schon was? Wenn nein, leg los, denn wenn demnächst Sexualverhalten, Jagdverhalten und Territorialverhalten anspringen, wird Dein Hund seine Umwelt noch mal mit ganz anderen Augen sehen und sie noch mal komplett neu lernen.

    Das ist eigentlich die Technik den Alltag genau nicht zu üben.

    Bei der Formulierung "Aufmerksamkeit beim mir" bekomme ich mittlerweile grüne Flecken. Das ist im Grunde immer die Formulierung dafür, dass den Hunden beigebracht wird, eben genau sich nicht mit dem normalen Leben auseinander zu setzen.

    (Hundesport ist ein anderes Spielfeld. Da möchte ich auch diesen Modus.)


    Aber das meinte ich doch auch? :denker: den Unterschied zwischen Alltag und Hupla?

    Achso. Ich dachte, das auf dem Hundeplatz sollte auch ein Alltagserziehungskurs sein. Wenn es Training für den Sport war, ist ja logisch, dass es für die Alltagserziehung nichts bringt

    Ich habe bei Lucifer auf dem Hupla fast permanent seine Aufmerksamkeit bei mir. Leider sieht das beim Gassi ganz anders aus.

    Das ist eigentlich die Technik den Alltag genau nicht zu üben.

    Bei der Formulierung "Aufmerksamkeit beim mir" bekomme ich mittlerweile grüne Flecken. Das ist im Grunde immer die Formulierung dafür, dass den Hunden beigebracht wird, eben genau sich nicht mit dem normalen Leben auseinander zu setzen.

    (Hundesport ist ein anderes Spielfeld. Da möchte ich auch diesen Modus.)

    Zum Them Hundeschule, vlt. kann flying-paws dazu auch was sagen. Irgendwie sind wir da doch keinen Schritt weiter.
    Es wird überall im Grunde das Standardprogramm gefahren. Der Hund wird mit leckerlis vollgestopft. Wo wir gestern waren, die machen keinen Kurs, sondern es ist fortlaufend, wo dann schon erfahrene Welpen auf Neuankömmlinge treffen. Das war irgendwie ziemlich chaotisch. Am Ende das Gespräch mit dem Trainer war wiederum ganz gut.
    Scheinbar wollen die Leute Sitz, Platz und bleib und Lauf nen bisschen an der Leine. Aber es fühlt sich nach Konditionierung an und nicht nach echter Bindung vom Hund und das finde ich sehr schade.

    Mh, was soll ich sagen. Keine Ahnung - ich bin ja nicht dabei und, wenn Trainer Übungen machen, müsste ich letztendlich auch nachfragen, was das Ziel sein soll. Generell kann man sagen, dass Beziehung durch Erziehung entsteht. Das ist also schon das Fundament um Beziehung zu schaffen. Ich mache allerdings recht selten Sitz, Platz ... und bei Fuß gibt es in meiner Jugendgruppe gar nicht.

    Allerdings werden die Hunde bei mir auch mit sehr viel Futter belohnt. Was man sich dabei aber anschauen sollte, ist, ob wirklich Verhalten geformt wird, oder ob der Hund immer nur über locken gesteuert wird. Bei mir lernen die Hundehalter allerdings auch, wie man sinnvoll mit Strafe arbeitet. (Witzigerweise war das das Thema meiner heutigen Stunde mit den jungen Hunden.)

    Ich persönlich mache ja gar keinen Hundeplatztraining mehr, wenn es um Alltagserziehung geht, sondern halte mich in der echten Umwelt auf.

    Welpengruppe habe ich komplett eingestampft. Wen der Grund interessiert, der kann das auf meiner Homepage nachlesen.