Ich habe einige Jahre im Tierheim mitgearbeitet und gelebt.
Wir hatten da definitiv nicht die Zeit, die Hunde ständig zu bürsten, zu waschen, etc. Rasta an den Ohren etc wurden weg geschnitten, zum Fellwechsel wurde gebürstet, Schneidefell wurde kurz gehalten.
In all den Jahren hatten wir genau einen (von einer hohen 4-stelligen Zahl) Hund, einen Samojeden, den wir runter geschoren haben, weil er eine einzige Filzplatte war und dadurch Maden in der Haut hatte.
Und auch nach dem Scheren ist der Hund nicht automatisch erleichtert und glücklich. Die Haut, die vorher unter Dauerspannung und Druck stand, beginnt in der Regel stark an zu jucken, manchmal sogar deswegen, weil vorher die Blutzufuhr in der Haut gestört war. Auf einmal kommt Luft an Stellen, die lang keine Luft gesehen haben. Je nach psychischem Zustand kann das zu massiven Verhaltensauffälligkeiten führen.
Es gibt Hunde, die ihren eigenen Körper plötzlich nicht mehr kennen, die Angst vor Wind bekommen oder vor jeder kleinsten Berührung zurückschrecken. Manche geraten regelrecht in Angstzustände und trauen sich tagelang nicht mehr vor die Tür.
Dazu sind auch noch die Ohren super gefährdet. Das neue Körpergefühl dort ist oft so unangenehm, dass die Hunde ununterbrochen den Kopf schütteln. Dadurch fließt Blut in die Ohrspitzen, wird durch die Schwerkraft nach außen gedrückt und innerhalb von Minuten kann ein Blutohr entstehen. Und viele Hunde, besonders die Rüden, lecken sich nach so einer Schur die Genitalien und/oder den After wund bis blutig, weil die Haut plötzlich extrem empfindlich ist.
Und ja, das alles klingt, als wäre es selten oder übertrieben, aber das passiert leider viel öfter, als man glauben möchte.
Das ganze gilt übrigens auch für kleine Filzstellen wie in den Achseln, nur an den Ohren oder nur an den Genitalien, aber das kann der Körper in der Regel gut kompensieren.
Solche Dramen hatten wir kein einziges Mal, auch wenn wir Ohren und Genitalien oft frei geschnitten haben.
Ich bezweifel auch stark, daß alle unsere Hunde bis kurz vor Tierheim-Einzug regelmäßige Körperpflege erhalten haben. Und trotzdem war eine komplette Schur im Promillebereich nötig.
Ich sage gar nicht, daß das nicht passiert, aber ich habe aus eigener Erfahrung große Vorbehalte dagegen, wenn das als "in der Regel", "oft", "super gefährdet", etc dargestellt wird.
Für mich klingt das alles nach übertriebener Darstellung, oder nach Qualzucht.
Blutohr hatten wir in den Jahren genau eines, das war bei einem uralten Kettenhund, DSH, der nicht gebürstet wurde, erst recht keinen Haarschnitt an den Ohren bekommen hat